14 August 2008

Someone in the middle of nowhere

In Wall, South Dakota, habe ich gestern noch zu Abend gegessen in der Wall Drug, einer angeblich ganz berühmten Einkaufsmeile in diesem kleinen Städtchen. Kaffee soll hier noch immer 5 Cent kosten. Ich habe den Ausschank leider nicht gesehen, aber mir stand sowieso eher der Sinn nach etwas Abendessen.
Den Rest des Abends habe ich mir nebenbei den Ventilator vom Nebenzimmer-Bad angehört. Die Leute dort hatten ihn freundlicherweise laufen lassen und die Wände in den Hotels hier sind in der Regel so dünn, dass solche Geräusche mühelos durchdringen. Überhaupt die ganze Bauweise unterscheidet sich stark von der uns bekannten europäischen. Viele, oder besser, die meisten der Gebäude hier sind aus Holz errichtet und die Bauten sind sehr "leicht". Fenster sind immer Schiebefenster und jedes Zimmer hat eine Klimaanlage, dafür gibt es keine Zentralheizung, wie im europäischen Sinne, jedenfalls nicht in den Hotels. Im Vergleich zum Vorjahr hat sicher aber, was das Energieverbrauchen betrifft, die Lage schon sehr verändert. Vor einem Jahr lief noch grundsätzlich in jedem Hotel die Klimaanlage im Zimmer, wenn ich es betreten habe. Meine erste Handlung war dann immer: runterdrehen oder ganz abschalten. Heute erlebe ich es nur noch selten, dass die Anlagen schon laufen, wenn der Gast eincheckt. Auch Gaststätten, die Lobbies in den Hotels oder andere öffentliche Räume erscheinen mir gar nicht mehr so überklimatisiert. Wenn dieser Eindruck nicht täuscht, ist vielleicht auch hier angekommen, dass Energie nicht für umsonst zu haben ist. Das betrifft natürlich auch den Umgang mit Benzin, d.h. das Autofahren. Die Krise der Automobilbranche hat bestimmt jeder mitbekommen (Verlust bei General Motors im ersten Quartal: $ 15 Milliarden...). Die großen SUV's und Trucks verkaufen sich eben nicht mehr so gut und die Rücklaufwelle wird über die amerikanischen Autohändler erbarmungslos hereinbrechen (siehe verlinkten Spiegel-Artikel). Sehr oft sieht man hier übrigens den Toyota Prius. Der ist so stark gefragt, dass gebrauchte Fahrzeuge teuerer gehandelt werden, als neue.
Nach dem Frühstück im Hotel bin ich nochmal durch die Badlands gefahren. Der Park liegt direkt neben der Interstate und ich konnte das Ticket von gestern heute nochmals verwenden, also habe ich die gestrige Tour bei aufgehender Sonne in umgekehrter Richtung wiederholt.

Nochmal in den Badlands: heute mit Teleobjektiv und Polfilter

Danach wollte ich, um nicht nur Highway zu sehen, einen Abstecher über den Native Americans Scenic Byway machen. Ein Scenic Byway ist sowas wie eine Nebenstraße durch ein besonders interessantes Gebiet, hier eben ein Wohngebiet der Indianer (ich weiß nicht, ob es auch ein Reservat war). Der Umweg betrug etwa hundert Kilometer und führte nun tatsächlich ins Nirgendwo. Nach dem Abzeig gab es nichts weiter als grasbewachsene Hügel (The National Graslands...), links ließ sich dann und wann der Missouri River sehen und dann kam irgendwann eine Siedlung, das war es. Sicher habe ich mich nicht ausführlich bemüht um alle Sehenswürdigkeiten, die links und rechts der Straße zu erkunden gewesen wären, aber wenn vorhanden, führten da nur Schotterpisten hin und ausserdem: ich war heute scheinbar der einzige Tourist, der diesen Scenic Byway befahren hat. Auf der ganzen Strecke fuhr n i e m a n d mit in meine Richtung und es kamen mir vielleicht 5 Autos, davon 1 Polizeiauto entgegen, die alle verdammt einheimisch aussahen. Im Ergebnis war das also eine Fahrt ins Nirgendwo. In ganz Amerika, dass ich bis jetzt gesehen habe, in Montana und Idaho, beides Staaten, die nicht gerade an der Spitze der bevölkerungsreichsten Staaten der USA stehen, habe ich keine so einsame Gegend erlebt, wie heute in South Dakota.

Gewitterwolken über dem Missouri River

Und dann bin ich auf der Rückfahrt Richtung Interstate noch auf so eine Gewitterwolke zugefahren, wie es sie nur hier geben kann: ein riesiger dunkelgrauer Amboß am Horizont und man fährt genau drauf zu, bis er den ganzen Himmel füllt. Blitze zucken und die seltsam grau-weißen Schleier verheißen auch keine angenehmen Niederschlags-Arten. Glücklicherweise wies TomTom mich an, scharf nach links abzubiegen und während ich die Interstate 90 Richtung Osten nahm, ging hinter mir die Welt unter...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du bist ja jetzt schon ganz schön weit gen Osten gekommen, die Fähnchen zeigen es. Ich lese jeden Tag mit Spannung Deine Berichte. Den Leuten in den Bergen geht es gut. Es grüsst Dich ganz lieb, Vati

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich gucke "neidisch" auf das Foto von den Badlands und werde ein bisschen an Kappadokien erinnert. Freue mich, demnächst noch mehr Fotos ansehen zu können. Weiterhin gute Reise!
Gabi