28 Dezember 2009

Weihnachten in Amerika

Für alle, die keine oder falsche Vorstellungen über amerikanische Weihnachtsbäume haben, möchte ich einen solchen hier kurz vorstellen:


Wie ihr seht, gibt es kein Lametta und auch sonst ist noch einiges vom Grün zu erkennen, ganz im Gegensatz zu bestimmten Vorstellungen über amerikanische Weihnachtsbäume. Auch sind die Lichter einfarbig, blinken nicht und es gibt keine elektronische Musik. Die Kerzen sind alle elektrisch.
In die Socken, die am Kamin hängen, steckt Santa Claus in der Christnacht Süßigkeiten für die Kinder, Eltern und Gäste. Geschenke werden am Christmas Day, also am 25. Dezember verteilt. Am Heiligabend gibt es Dinner für friends and family. Der in Deutschland gesetztliche Feiertag des 26. 12. gibt es hier nicht, die Leute fahren stattdessen zu Hunderten Tausenden zum Einkaufen: umsetzen der Geschenkgutscheine und umtauschen von nicht passenden Kleidungsstücken. Ich bin mir aber sicher, in Deutschland ist es das gleiche...
Viele Grüße und noch wunderbare Festtage!

20 Dezember 2009

Jahreswechsel in Amerika - und was so an wichtigen Vorbereitungen nötig ist

Ich hatte ja geschrieben, dass die nächste USA-Reise ansteht und nun ist es soweit: Weihnachten und Jahreswechsel in Connecticut und New York City. Die Zeit seit dem Sommer ist wahnsinnig schnell vergangen und es gab wenig Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht gelingt das ja nun abseits des mir bekannten Trubels einer deutschen Weihnacht. Am 22.12. also setze ich mich in das Flugzeug nach New York und bleibe dort bis 3.1.2010. Vorher gab es noch einiges zu regeln und zu arbeiten, vor allem an diesem Wochenende des 4. Advents. Dazu gehörte - passend zur Jahreszeit - eine Feuerzangenbowle bei Freunden, quasi als letzter Tagesordnungspunkt. Nach einer Anlaufschwierigkeit mit nicht ausreichend hochprozentigem Rum gab es dann aber ein feines Getränk, lecker Abendessen und ein paar Filme übers ECW aus DDR-Zeiten. Für mich als Zugezogener immer wieder nett anzuschauen. Meine Kenntnisse darüber beschränken sich auf die Abrisszeit...
Somit sind nun alle Punkte auf der To-Do-Liste abgehakt. Morgen nachmittag gehts los, zuerst nach Berlin ins Hotel und am Dienstag dann auf in die Welthauptstadt. Ich wünsche allen ein wunderbares Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr 2010!


Feuerzangenbowle auf einer größeren Karte anzeigen
Hier gabs Feuerzangenbowle!

04 November 2009

Wie soll man ...

... im Alltagsstreß noch Urlaubsblog-Einträge nachholen??? Heute ist der 4. November, fast drei Monate sind vergangen und es fehlen noch eine ganze Reihe Erlebnisse, die eigentlich hier reingehören sollten. Zum Beispiel die Fahrt nach Portland/Maine, die Speedboat-Tour über den Hudson River, Besuch in Little Italy und Besuch in McSourley's Old Ale House, wo es Biere nur immer als Paar gibt und wo der Barkeeper Sebastian und mich eingeladen hat, mal mit Servier-Schürze hinterm Tresen zu stehen. Ganz bestimmt müßte auch noch Sebastians Wunsch und dessen Erfüllung erwähnt werden, im Central Park zu joggen. Ich müßte noch davon berichten, wie wir den Apple Store besucht haben und wie es möglich war, mit Metallgegenständen durch den Detektor im Rockefeller Center zu kommen, um auf dessen Aussichtsplattform zu gelangen. Ach ja, und dann war da noch die Autofahrt zum John F. Kennedy Airport, die mit einer Stunde Verspätung begann und uns direkt in den New Yorker Nachmittagsverkehrsstau führte. Dass Sebastian und ich dann den Check In nur kurz vor knapp erreichten und die allerletzten Fluggäste waren, die sich für den Flug nach Düsseldorf meldeten, ist sicher nur eine kleine Randepisode, die keiner großen Erwähnung wert ist, weil wir ja letztlich doch noch pünktlich abfliegen konnten (die Nervosität, die mit der Inaussichtnahme eines verpaßten Fliegers einhergeht, kann sicher niemand verstehen...).
Naja, jedenfalls fehlen alle diese Dinge hier in diesem Blog und ich kann auch irgendwie das alles nicht mehr nachholen. Für mich bleibt jetzt, fast drei Monate später wieder mal nur die Feststellung, dass Amerika mehrere Reisen lohnt und die zurückliegende Tour von Los Angeles nach Denver und New York, zusammen mit zwei meiner Brüder eine wieder einmal tolle Erfahrung war. Und weils dort so schön war, ist die nächste Reise auch schon gebucht, diesmal über Weihnachten und Neujahr in New York/Connecticut.
Wer sich weiter interessiert und gerne noch mehr Bilder anschauen möchte, dem empfehle ich diese Fotoseite. Hier wird es auch in Zukunft immer mehr Bilder aus dem Archiv geben.

05 Oktober 2009

Neuer Tag, neues Touristen(-er-)leben

Okay, Tag 1 - für Sebastian - war warm (34°), feucht (irgendwo zwischen 60 und 80 % rel. Luftfeuchtigkeit) und anstrengend (dafür gibts noch keine Skala). Aber den nach oben strebenden New-York-Besucher (wiederum nur Sebastian) hindert dies nicht, das volle Programm auch am zweiten Tag zu fahren. Also ging es wieder hinein in den Big Apple, wiederum mit der Pendlerbahn, mit der man wunderbar aus Connecticut direkt ins Herz von Manhattan fährt. Für die Eisenbahner ist das der Grand Central Terminal, einer unterirdischer Kopfbahnhof, dessen Gleise aus allen Richtungen auf das riesige Bahnhofsgebäude zulaufen. Im Gleisbereich selbst ist die Temperatur bestimmt zehn Grad höher als draussen (34°+10°=44°) und erinnerte mich eine wenig an die vorher besuchten Wüsten, mit dem Unterschied, dass letztere sehr viel weitläufiger sind und erheblich dünner besiedelt. Der Schwung Menschenmasse, der aus dem Zug quillt, muss über einen engen Bahnsteig geleitet werden, bevor er sich in der großen Halle oder in der "Fressmeile" verläuft - abgesehen von den Schlagen vor den WC's. Von hier aus ging es für uns dann zu Fuß in irgendeine Richtung. In Europa würde man sagen "Richtung Zentrum" aber das ist in Manhattan etwas schwierig: hier ist alles Zentrum. Jedenfalls ging es erstmal auf der 42nd Street Richtung Westen bis zur Public Library. Ein Katzensprung von ca 500 Metern. Die Bibliothek ist in doppelter Hinsicht in Nutzung: durch Leser und durch schauende Besucher. Nach einem kurzen Taschen-Check stehen fast alle Räume offen. Die Atlantensammlung (war sie es wirklich?), die Sammlung der Bücher mit den Namen der Einwanderer (???), der große Lesesaal. Und hier gibt es ein echtes Highlight zu bewundern, eine der erhalten gebliebenen Gutenberg-Bibeln (B42), die, hinter dicken Glasscheiben, aber ansonsten völlig frei, zu bewundern ist. Als Fan der Buchdruckkunst und deren Verehrer - das muss in der Familie liegen - war das für mich natürlich ein Höhepunkt, obwohl ich gar nicht wußte, dass ein solches Stück hier ausgestellt wird. Sebastian hat sich noch protzig an einen der Lesetische gesetzt, aber ohne Bücher war das nur wenig glaubwürdig, aber immerhin: wenigstens mal hier gesessen.
Von den Tiefen der Bibliothek zum nächsten Himmelsstürmer ist es wiederum nur ein kleiner Hüpfer, den man zu Fuß erledigen kann. Das Empire State Building befindet sich zehn Straßenblöcke südwärts und magisch noch mehr Touristen an. Die Warteschlangen an den Aufzügen sind lang und die Eintrittsgelder so hoch wie das Gebäude selbst. Für uns hieß das: von unten nach oben schauen und mal im Inneren die Architektur bewundern, aber hohe Hochhäuser gibts auch noch andere und auch an anderen Tagen. Das ESB läuft nicht weg. Das Foto zeigt, wie der Tourist von unten bewundert...

Touristen aus dem Flachland

Grimaldis Pizza - in Brooklyn, unter der Brooklyn Bridge - sollte unser nächstes Ziel sein, aber in Amerika haben sich die Leute im Gegensatz zu uns Ostdeutschen an das Schlangestehen gewöhnt. Vor dem Restaurant standen die potentiellen Pizza-Esser in einer 100 Meter langen Schlange und begehrten Einlass. Das war uns auch wiederrum zu viel, zu lang und zu sonnig, so dass wir mit dem Taxi zur Brooklyn Brewery fuhren, um unseren Hunger in Bier zu ertränken. Die Brooklyn Brewery ist der dafür geeignete Or: in angenehm kühlen Hallen, zu deren Zutritt man token's erwirbt, die gegen Bier getauscht werden, trinkt man selbiges aus und begibt sich hernach in die brennende Sonne zurück. Glücklicherweise sind die Straßen hier nicht so stark befahren. Ein abschließender Spaziergang über die Bedford Ave und deren Läden, Kneipen und Gaststätten hilft ebenfalls, die verschiedenen Bestandteile des Brooklyner Biers abzubauen.
Fazit des Tages: für Brooklyn müßte man sich viel mehr Zeit und Muße nehmen. Für die Public Library viel mehr Zeit. Und für das Empire State Building viel mehr Geld.
Zurück in Trumbull gab es an diesem Abend noch ein wunderbares Grillfest mit Marks Nachbarn, einer Familie aus Vietnam. Die Leute waren zwar etwas reserviert, am späteren Abend und nach dem gemeinsamen Essen und Spielen mit den Kindern gab es noch viel zu hören aus dem Leben der Einwanderer, die von Vietnam aus per Boot "vor den Kommunisten" geflohen sind. Echt krass, was diese Leute erlebt haben, während wir ganz gemütlich vor 20 Jahren zur Demo gegangen sind... Das ist das Schöne an Amerika: die Leute kommen von überall her und fast jeder kann eine Lebensgeschichte erzählen, die den Zuhörer in ihren Bann schlägt. Leider leider habe ich von diesem wunderbaren Abend überhaupt kein einziges Foto gemacht...

26 September 2009

New York, New York

Manchmal hilft nur ein Neustart, Reset, Neuinstallation des Betriebssystems, neu einloggen - wie auch immer. Wir, das heißt, Bruder Sebastian und ich und Mark hatten uns das so schön ausgedacht: Ankunft in New York, JFK, dann Fahrt nach Connecticut, abends auf der patio grillen, amerikanisches Bier trinken und dann schlafen. Sebastian wollte dann am frühen Morgen aufstehen und uns gleich damit beginnen lassen, mit ihm alle Touristenattraktionen gleichzeitig zu erforschen. Ich dagegen hatte die Rechnung nicht mit dem amerikanischen Bier gemacht und fühlte mich am Morgen danach ziemlich schlecht. Essen und Trinken lagen schwer im Magen und dieser Umstand wiederum lag schwer auf dem allgemeinen Wohlbefinden. So konnte es nicht losgehen, aber eine Diskussion darüber auf Deutsch und Englisch hielt ich jetzt auch nicht für angebracht oder ausführbar. Also regelte ich die Angelegenheit allein und tatsächlich wirkte der ganze Vorgang befreiend, eben wie ein Neustart. Von einer Viertelstunde auf die nächste war ich fit, konnte Bastis Drängen nach Attraktionen in der Welthauptstadt mitfühlen. Los ging es mit einem kleinen Frühstück in einem breakfast restaurant und dann weiter mit der Bahn von Bridgeport zum Grand Central Terminal, mitten in Manhattan, großer Bahnhof, Startpunkt für uns "Zu-Fuß-und-Taxi-Touristen".
New York ist ohne Probleme ohne Auto erforschbar: die Subway bringt die Menschen zu den wichtigsten Knotenpunkten, den Rest erledigen die unzähligen gelben cabs, die von ebenso unzähligen wahnsinnigen (dazu später mehr) Fahrern durch den Straßendschungel gejagt werden. Igendwo stand mal, dass Taxis die zweithäufigste Spezies in New York sind. Nach Aliens und noch vor Menschen...

Ground Zero, Manhattan, August 2009

Als erstes haben wir uns an diesem Mittwoch auf den Besuch Südmanhattans verständigt: Ground Zero, dann eine Bootsfahrt zur Freiheitsstatue und dann mal weitersehen. Am Ground Zero ist immer noch im wesentlichen nur der ground zu sehen. Ein paar Betonetagen sind unter Straßenniveau entstanden aber sonst ist der Platz erschreckend leer. Sicher für Leute, die die Bebauung vor dem 11. September 2001 nicht gesehen haben, ziemlich unspektakulär. Durch das World Financial Center, dessen Wintergarten ging es dann für uns zu Fuß weiter zum Fährhafen. Diese gute Idee hatten viele Leute, das Wetter war hervorragend und die Warteschlange am Eingang zur Staten Island Ferry, die die Leute zur Freiheitsstatue bringt, war gut und gerne 300 Meter lang. Bestens versorgt durch Wasserverkäufer und Straßenkünstler. Das konnte uns allerdings nicht dazu verleiten, uns hier auch anzustellen. Also: Umstellung der Pläne. Danach ein kurzer Zu-Fuß-Abstecher zur Wall Street. Da Freitag und heller Tag war, herrschte hier ein reges Treiben. Ich kenne den Ort nicht vom Abend oder Wochenende, aber Bekannte haben mir erzählt, es sei beängstigend einsam hier, wenn die Börse und die Banken geschlossen haben. Die Straßenschluchten sind dann menschenleer, höchsten zwielichtige Gestalten treiben sich noch herum. Das Viertel ist eben hauptsächlich ein Viertel, in dem gearbeitet wird und in dem ein wesentlicher Teil der Arbeit ruht, wenn die NYSE, die New York Stock Exchange oder eben Wall Street geschlossen ist. Wenn allerdings gearbeitet wird, gehen von dem Ort die Schockwellen - positiv oder negativ - aus, die die ganze Welt zu erschüttern vermögen. Ängstlich beäugt man den Dow Jones, wenn mal wieder irgendwelche Daten veröffentlicht werden. Dieser amerikanische Aktienindex ist, wenn man so will, die Spitze der Pyramide des Weltweiten Finanzsystems, an dem jede Veränderung mehr oder weniger stark ankommt, indexiert und wieder nach unten zurückgeleitet wird. Antenne und Sender zugleich mit Unterstationen in aller Welt, zB. Frankfurt, London, Tokyo und wie sie alle heißen. Ob das ein gutes System ist? Keine Ahnung.

New York Stock Exchange - NYSE; hat jeder schonmal im Fernsehen gesehen.

Den Rest des inzwischen anegbrochenen Nachmittags verbrachten wir am Times Square und damit, zum Grand Central Terminal zurückzulaufen. Obwohl Manhattan doch recht groß ist, ist es nicht ganz unmöglich, einige Wege auch zu Fuß zu erledigen. Dann bekommt man auch mit, das der Glanz und die Glitzerwelt ziemlich konzentriert zusammenliegen, in den Parallelstraßen sieht es dagegen so öde aus, wie man es von einer Millionenmetropole nicht anders erwartet. Dennoch: New York - die Welthauptstadt.

Erlebt am 14.08.2009, gepostet am 26.09.2009 - die Arbeit ...

25 August 2009

Was du heut nicht kannst besorgen...

... verschiebe ruhig auf übermorgen. So ungefähr ist es mir mit dem Rest meines Reisereports gegangen. Erstmal in New York angekommen und das Touristen-Programm gestartet, blieb einfach keine Zeit mehr zum Schreiben. Also muss ich jetzt die ganzen fehlenden Tage nachholen, angefangen mit meiner Abreise in Denver am 13. August 2009. Ich hatte ja schon geschrieben, dass sich mein Hotel in Flughafennähe befand, also etwa 10 Meilen entfernt. Auch die Autovermietung hatte dort ihre Station, so dass ich das Auto direkt dort abstellen konnte. Es hätte auch noch andere Wege gegeben: ich habe mich schon gewundert, warum die Fahrzeuge auf dem Hotelparkplatz Zettel hinter der Windschutzscheibe hatten auf denen was von "Parkerlaubnis" stand. Meine Nachfrage an der Rezeption ergab, dass dies die Wagen sind, die von der Autovermietung direkt am Hotel abgeholt werden. Das heißt also, die Leute können hier übernachten und lassen sich morgens mit dem Shuttle-Bus zum Airport fahren, das Auto bleibt einfach auf dem Platz stehen. Irgendwann wird es sich der Eigentümer schon abholen - verrückte Welt. Ich habe das Auto brav zu Alamo gefahren, die Übergabe erfolgte problemlos und auch von dort ging es mit dem Shuttle zum Terminal. Einchecken, Sicherheitskontrolle, Monorail zum Abfluggate und dort wieder warten. Pünktlich ist dann das Flugzeug in Richtung New York gestartet und dort auch gelandet. Beim Flug über den Kontinent konnte ich noch schön die Landaufteilung bewundern: in der flachen Mitte der USA verlaufen die Landstraßen fast komplett parallel zueinander, die entstehenden Quadrate sind aufgefüllt mit runden Feldern: hunderte, tausende...
Im Osten dagegen überwiegen Waldflächen und von New York selbst habe ich beim Anflug gar nichts gesehen, es lag unter einer dicken grauen Wolkendecke. Als das Flugzeug darunter kam, schwebte es schon über dem Atlantik im Landeanflug auf JFK.
Dort habe ich erstmal auf mein Gepäck warten müssen, was dann aber irgendwann doch auf dem Karussell herangeschafft wurde, während Mark und seine Frau draussen mit dem Auto Runden drehen mussten. Die Kurzzeitparkzone vor dem Terminal ist eben nur zum Einsteigen gedacht. Nachdem das alles abgeschlossen war, ging es noch darum, meinen Bruder Sebastian abzuholen, der irgendwo in diesem Gewirr von Straßen und Terminals wartete, inzwischen entlassen von der Einreisebehörde. Aber auch das lief relativ problemlos ab, weil die Ausschilderung auch so großer Flughäfen wie JFK zuverlässig ist und das Straßensystem trotz der verwirrend verlaufen Fahr-Spuren sicher zum Ziel führt; in diesem Fall Terminal 8. Sebastian hat dort schon gewartet, so dass wir von dort direkt nach Connecticut starten konnten. Queens, Whitestone Bridge, Bronx, raus aus NYC, rein nach Connecticut. Trotzdem dauert die Fahrt lang, weil alle nach Hause wollen und ein verrückter Truck-Fahrer unbedingt den Merritt Parkway nehmen mußte, was im einen Totalschaden an seinem Anhänger einbrachte. Die Brücken sind einfach nicht hoch genug für diese Fahrzeuge...
Müde, aber zufrieden sind wir dann in Trumbull/Connecticut angekommen. Abendessen, ein paar amerikanische Bier - für mich war das alles etwas viel, so dass es mir am Morgen erst später besser ging...

Welcome to Bridgeport & Trumbull

20 August 2009

Wieder zu Hause - und ein wenig Vertröstung

Ich bin wieder zu Hause in Deutschland. Die letzte Woche in New York, mit Ausflügen in und um Connecticut, war sehr intensiv, so dass ich keinen Blogbeitrag mehr zustandebringen konnte. Ich will deshalb ein wenig vertrösten. Es steht ja ein oder mehr Wochenenden bevor und da kann ich dann die Berichte sozusagen nachreichen. Bis dahin muß ich aber noch ein wenig schlafen...

18 August 2009

Unterwegs

Ich habe zwar seit einigen Tagen nichts geschrieben, aber ich war trotzdem nicht untätigt: Zweimal New York und portland in Maine standen auf einem umfangreichen Touristenprogramm. Ich werde die nötige Reiseberichte nachholen...

In Manhattan

13 August 2009

The Mile High City - Denver

Der Goldrausch ist lange vorbei, geblieben ist eine pulsierende Metropole, die über 560.000 Einwohner hat und in der Metropolregion 2,8 Millionen Menschen beherbergt und längst nicht mehr von Gold im Wortsinne abhängig ist: Denver, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado mit einer Downtown, deren Wolkenkratzer sich vor die Front Range der Rocky Mountains stellen und diesen Anblick deshalb so einmalig machen. Drunten, im Straßengewimmel der Innenstadt kann der Reisende jedoch bequem sein Auto abstellen auf einem der Bezahlparkplätze in unmittelbarer Downtown-Nähe, und die Stadt zu Fuß erkunden. Ich bin zuerst zum Colorado State Capitol gelaufen, eine verkleinerte Kopie des Kapitols in Washington D.C. Dessen vergoldete Kuppel leuchtete so schön in der Sonne und wie sich herausstellte, war das ganze Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich. Kurzer Sicherheits-Check und schon war ich drin. Vielleicht lag es an der Quilt-Ausstellung. Von allen Balustraden und Emporen im Inneren hingen diese herunter und waren nummeriert, es gab auch einen Katalog und eine ganze Menge Leute, die offenbar nur deswegen gekommen waren. Ich interessierte mich mehr für das prachtvolle Innere dieses Parlamentsgebäudes. Dort gab es den Sitzungssaal des Repräsentantenhauses, den Saal des Senates, den Raum für öffentliche Anhörungen und die ganzen offenen Flure und Gänge unter der Kuppel und in den Seitenflügeln. Die Bürotüren zu den Mitarbeitern des Gouverneurs standen offen und man hätte fast mit ihnen an ihren Schreibtischen reden können. Das Gebäude, ich habe es schon geschrieben, ist eine verkleinerte Kopie des Washingtoner Kapitols und das macht auch Sinn, denn das politische System der Bundesstaaten ist genauso aufgebaut wie das der Nation: es gibt einen Regierungschef, den Govenor, ein Zwei-Kammer-Parlament mit Repräsentantenhaus und Senat und einen Obersten Gerichtshof, genauso wie in Washington, bloß ist alles etwas kleiner.

Das Repräsentantenhaus des US-Bundesstaates Colorado. Warum sind die Sitze abgedeckt? Weil die Sitzungperiode vorüber ist und die nächste erst im Januar 2010 beginnt. Die Parlamente der US-Bundesstaaten sind sogenannte Feierabendparlamente, d.h. die Abgeordneten sind nebenamtlich tätig und tagen nur kurze Zeit im Jahr.

Zum Abschluß meines Besuches bin ich noch auf die Kuppel hinaufgestiegen, von der aus sich ein wunderbarer Blick auf die Downtown und die anderen umliegenden Stadtgebiete mit den Bergen im Hintergrund bietet. Ein paar andere deutsche Touristen waren auch da und haben sich über diese dekadente vergoldete Kuppel aufgeregt, natürlich in Deutsch, damit es keiner merkt... denkste, ich habe es gehört.

Das Kapitol in Denver mit seiner vergoldeten Kuppel, die so viel Empörung bei
den deutschen Mittouristen ausgelöst hat.
Dabei brauchen die sich bloss mal in hiesigen Landen umschauen,
da gibts nämlich auch so einige güldene Kuppeln...

Auf der 15. Stufe der Treppe hinauf zum Kapitol befindet sich noch der Höhen-Markierungspunkt für Denver. Die Stadt liegt ziemlich genau auf 1.600 Meter über dem Meer und damit eine Meile hoch above sea level. Daher kommt auch der Spitzname der Stadt: The Mile High City...
Nach dem Kapitol ging es dann in die 16th Street Mall, eine lange Einkaufsstraße als Fußgängerzonen, die um die Mittagszeit mit all den Büroarbeitern bevölkert wurde, und die die Starbuck's-Cafés und andere Lokale füllten oder an den Ecken standen und rauchten, weil es kein Drinnen mehr gibt, wo das gestattet ist... Ich habe mir um diese Zeit auch einen Eiskaffee gegönnt. Diese Sorte Kaffee habe ich in Los Angeles schätzen gelernt und werde das zu Hause auch mal ausprobieren, es ist nämlich offenbar einfach nur gekochter und danach abgekühlter Kaffee mit Eiswürfeln. Gesüßt wird mit Sirup, den es in verschiedenen Sorten gibt.

Downtown Denver

Nach Starbuck's bin ich dann die Mall rauf und runter gelaufen, aber ohne bestimmtes Ziel sieht diese eben aus wie alle Einkaufsstraßen und ich hatte auch keine Lust mehr auf Museen oder sonstige Attraktionen, die Denver zweifelsohne zu bieten hat. So bin ich dann recht bald ins Hotel zurückgefahren, d.h. so gegen 17.00 Uhr. Dabei habe ich mich permanent den Anweisungen von TomTom widersetzt, der mich regelmäßig auf die Interstate lenken wollte. Ich wußte aber, dass ich von der Downtown auf der Colfax Avenue eigentlich nur geradeaus in Richtung Osten fahren brauchte, dann einmal links abbiegen und so komme ich ohne Autobahn zum Hotel. Genauso hat es auch funktioniert, wahrscheinlich aber etwas länger gedauert. Die Colfax Avenue hat eben viele Ampeln, führt aber schnurgerade 37 km quer durch Denver und Aurora und alle anderen westlichen und östlichen Vororte. Das ist der Vorteil eines schachbrettartigen Stadtaufbaus. Man braucht im Prinzip nur zwei Straßennamen zu kennen. Im Prinzip.
Soweit also aus Denver und damit auch aus dem Gebiet, das gemeinhin als der Wilde Westen bezeichnet wurde. Morgen geht es an die Ostküste. Dazu mußte ich mir heute noch von der JetBlue-Hotline meine Reservierung bestätigen lassen und habe gleich noch einen Sitzplatz am Fenster gebucht. Der Flughafen liegt in Sichtweite meines Hotels, also amerikanisch, d.h. es sind 10 Meilen Fahrt nötig.



Abschied vom Wilden Westen...

12 August 2009

Ganz nach oben

Leadville lag ja schon, wie ich gestern berichtet habe, auf ca. 3.000 Metern über dem Meeresspiegel, doch die umliegenden Berge gehen weit über die Viertausender-Marke und sind für Touristen, zumindest in diesem Teil der Rocky Mountains, gut erreichbar, nämlich mit dem Auto! Vor Abreise habe ich mich noch am Frühstück im Super-8-Motel versucht, aber es hat keinen Zweck: Super 8 hat im Vergleich zum vorigen Jahr ganz schön nachgelassen. Das Personal ist nett, okay, aber warum muß man den Frühstücksraum in einem fensterlosen Kellerraum unterbringen, warum sollen drei Tischlein für das ganze Hotel ausreichen und warum sind die Becher mit dem Waffelteig nur halb voll und die Waffel deshalb nicht vollständig. Alles Fragen, die man vor Ort beantwortet bekommt, aber die meisten Hotelketten hier in Amerika machen Umfragen unter den Besuchern, online natürlich. So wird mir auch Super 8 wieder emails senden und dann werde ich die entsprechende Bewertung abgeben. Gut machen sich auch die Hotelbeurteilungen, die man über Google abgeben kann und die dann anderen Leuten helfen können, ihre Entscheidungen zu treffen.
Also gab es eine unvollständige Waffel heute und dann bin ich abgefahren Richtung Mount Evans, einer der Viertausender-Berge Amerikas westlich von Denver. Erst ging es ein Stück über die Interstate 70, dann hinein in den Wald und auf etlichen Serpentinen nach oben. Nach Bezahlung einer Gebühr von $10 ging es dann immer weiter hinauf in die Bergwelt der Rocky Mountains. Der Park-Führer informiert, dass je 1000 Fuß Höhenunterschied vergleichbar eine Strecke von 600 Meilen nach Norden Richtung Arktis zurückgelegt wird, also man kommt in immer weiter arktisch geprägte Landschaften. Recht bald ist auch die Baumgrenze überschritten und es gibt nur noch Felsen und Gräser, dazwischen kristallklare Bergseen und vereinzelt noch einige Schneefelder an den Hängen. Die Straße wird schmaler auf beiden Seiten immer abenteuerlicher: auf der Bergseite ziemlich bröckelig aussehende Felswände, Überhänge, abgestürzte Steine, auf der Talseite geht es steil abwärts, Leitplanken gibt es schon lange nicht mehr und die Straße ist so schmal, dass das an der Abgrundseite fahrende Fahrzeug ganz vorsichtig balanciert. Eigentlich kann ja überhaupt nichts passieren, aber mir wurde doch etwas komisch in diesen Situationen.


Strasse zum Mount Evans

Oben öffnet sich plötzlich die Landschaft in einen großen Parkplatz (überfüllt) und das Hochplateau des Gipfels auf ca. 4.300 Metern Höhe. Auf den eigentlichen Gipfel kann man auch hochkraxeln, aber mir fehlt wie üblich die notwendige Ausrüstung und ausserdem war es doch schon recht frisch hier. Der Ausblick dagegen fantastisch. In Richtung Osten glitzern weit unten die Wolkenkratzer von Denver, zwischen den Bergen windet sich die Straße hoch. Im Westen liegen die Bergseen und die Rückseite der Rockies mit den anderen Viertausendern. Und das alles kann man sehen, ohne einen Schritt zu Fuß gehen zu müssen, einfach nur mit dem Auto fahren. Oder mit dem Fahrrad, denn natürlich gibt es auch hier die Extremsportler, die hochstrampeln und abwärts in abenteuerlichem Tempo zwischen den Autos durchkurven.


Knapp unter dem Gipfel liegt der Parkplatz, auf ca. 4.300m Höhe über NN.

Die Abreise gestaltete sich für mich ebenso unproblematisch wie die Anreise, nur die Entscheidung, was mit dem Rest des Tages zu tun sei, machte mir noch Gedanken. Ich entschied mich dann doch für das Hotel, denn nach den Erlebnissen der letzten anderthalb Wochen macht sich jetzt doch eine gewisse Müdigkeit bemerkbar und das Interesse an weiteren Nationalparks ist erstmal gedeckt und die Wüste liegt ja nun sowieso hinter den sieben Bergen. Also runter nach und durch Denver hindurch. Mein Hotel für die letzten zwei Nächte liegt in Aurora, nahem dem Airport, von dem es am Donnerstag für die letzte Woche nach New York geht.

11 August 2009

Der Fahrer auf dem Dach

Heute habe ich Wüste verlassen. In östlicher Richtung geht es von deren Hochplateau noch weiter hinauf in die Rocky Mountains im Bundesstaat Colorado. Mein Hotel hatte ich wie gewohnt anhand der Entfernung (und meiner inzwischen zuverlässigeren Fähigkeit) bereits vorab gesucht und über Internet gebucht. So konnte ich mich in aller Ruhe auf den Weg machen. Inmitten der Bergwelt habe ich dann die Interstate verlassen und bin Richtung Aspen auf dem US-Highway, so etwas wie einer vierspurigen Bundesstrasse in Deutschland, weitergefahren. Aspen ist der Ski-Urlaubsort der reichen Amerikaner und russischen Oligarchen. Häuser sind hier ab 1,5 Mio Dollar zu haben und die Stadt ist im Durchschnitt die reichste Stadt der Welt, was man ihr auch äußerlich ansieht. Ich hatte nicht vor, hier länger zu bleiben, weil mir dieses ganze Getue nicht so recht gefällt, aber auf jeden Fall musste ich ja durchfahren. Und das habe ich sehr vorsichtig gemacht. In derartigen Städten in Amerika haben Fußgänger ziemlich viele Vorfahrtsrechte und es gibt eine große Zahl von Zebrastreifen und Fussgängerüberwegen und ich wollte ja unbedingt vermeiden, so einen reichen Ölmilliardär zu überfahren. Hinter Aspen ging es dann die Bergstraße hinauf auf den Independence Pass, benannt nach einer kleinen Goldgräber-Siedlung. Der Pass liegt auf einer Höhe von ungefähr 3.600 Metern und knapp über der hiesigen Baumgrenze. Wenn ich mich an meine Brockenwanderungen erinnere, standen dort schon auf 1.100 Metern keine Bäume mehr, hier reichen die Gehölze bis über 3.000 Meter! Der Pass ist aber kahl, windig und kühl. Auf der anderen Seite ging es dann hinab zu meinem Ziel Leadville, wo mein Hotel gebucht war. Leadville ist ebenfalls auf eine Minenarbeiter-Siedlung zurückzuführen und trägt den Beinamen The Two Mile High City. Es ist die am höchsten gelegene Stadt Amerikas, auf sage und schreibe 3.000 Metern über dem Meer! Als Flachlandeuropäer, der Höhe nicht gewohnt ist, machen dann ein paar schnelle Schritte schon Probleme. Trotz der dünnen Luft gibt es aber auch Hartgesottene, die die Berge mit Fahrrädern rauf- und runterbrettern. Das sind bestimmt die Tour-de-France-Fahrer, die jetzt wieder richtig ran müssen, seit die Dopingkontrollen so streng sind... In Leadville also übernachte ich heute.

Am Pass verläuft auch die kontinentale Wasserscheide:
alles, was vor dem Schild ausläuft, landet im Pazifik,
alles dahinter im Atlantik...

Wenn der Himalaya als Dach der Welt bezeichnet wird, so können die Rocky Mountains getrost als Dach Amerikas bezeichnet werden. Zwar gibt es auch noch anderswo höhere Berge (in Kalifornien zum Beispiel), aber die Bergwelt hier ist ausgedehnt und z.B. rund um den Independence Pass befinden sich eine ganze Reihe veritabler Viertausender. Man ist also tatsächlich sowas wie der Fahrer auf dem Dach.
Auf dieser Fahrt heute habe ich heute ausgiebig uns fasziniert Radio gehört. In Amerika dreht sich zur Zeit alles um die Gesundheitsreform und im Radio haben (anders als z.B. in den Printmedien) die Konservativen eine laute Stimme, die gegen die Regierungsvorhaben wettert. Verrückt, was da an Argumenten, Vergleichen, absurden Unterstellungen und Blödsinn verbreitet wird. Im Spiegel Online habe ich dazu diesen Artikel gefunden, der Stimmung gut wiedergibt. Ich persönlich glaube, dass das Vorhaben Gesundheitsreform in den USA schon gescheitert ist, wie bei einer Reihe von Präsidenten vor Obama. Es würde wohl hier jetzt zu weit führen, auf die Argumente und Positionen einzugehen und um die Sache richtig, d.h. auch aus amerikanischer Sicht zu verstehen, müßte man ganz am Anfang, bei den Einwanderern und deren Vorstellungen von Freiheit und Individualität anfangen. Das alles spielt hier eine enorme Rolle und wird vermischt mit Propaganda, Unterstellungen und Zerreden. Schade, aber die Amis, die wollen es so...

10 August 2009

Ein Ruhetag

Die vielen phantastischen Landschaften der letzten Tage haben mir ganz schön zugesetzt, dazu kommt das Wüstenklima, die trockene Luft und die Klimaanlage im Auto. Das alles kann ordentliche erschöpfen und so habe ich mich entschlossen, erstmal sowas wie einen Ruhetag einzulegen, d.h. zwei Übernachtungen hier in Green River und am heutigen Sonntag wenig zielgerichetes zu unternehmen. Die Stadt eignet sich dazu hervorragend, denn hier gibt es gar nichts, ausser Melonenfelder, ein paar Tankstellen und die Interstate 70. Selbst das Pizza-Restaurant, dessen Besuch ich gestern noch in Erwägung zog, und mangels Straßennamenschilder nicht gefunden habe, wäre keine Möglichkeit gewesen. Der Laden ist seit mindestens 10 Jahren stillgelegt, komisch, dass er immer noch in den Yellow Pages auftaucht. Die Downtown von Green River ist eine traurige Ansammlung von Ruinen, einzig Ray's Tavern, die Dorfkneipe, scheint zu florieren und von aussen sieht sie fast so aus, wie Homer Simpsons Stammkneipe.


Frank's Pizza im Geschäftsviertel von Green River - Im Internet
immer noch als "in Betrieb" ausgewiesen...

Ein kleines Naturschauspiel befindet sich inmitten des ehemaligen Raketentestgelände der US Army (stillgelegt in den 70er Jahren) am Ufer des Green River: ein Crystal Geysir, ein Kaltwassergeysir, bei dem durch aufsteigendes Kohlendioxid aus vulkanischen Aktivitäten Grundwasser nach oben geschleudert wird. Um diesen zu erreichen, war eine kurze Fahrt durch die Felsen-Wüste nötig, was immerhin eine Reihe neuer Fotos ergeben hat. Wieder hat mir mein kleines SUV die Fahrt ermöglich. Mit dem Toyota Prius kommst du einfach nicht an solche Orte...

Crystal Geysir - ein Kaltwassergeysir

Der Geysir selbst hat heute morgen ziemlich regelmäßig Wasser nach oben gepustet. Ein klein wenig hat es mich an den Yellowstone Park erinnert, aber nach einer Weile hat es denn auch gereicht. Den Rest des Tages habe ich genutzt, um ein wenig nach Richtung Westen zur San Rafael Swell zu fahren, ein Gebirge, dass durch tektonische Aktivitäten entsteht und heute riesige Felsgebilde auftürmt, die, wie alles hier, der ständigen Erosion ausgesetzt sind. Wieder einmal sind tolle Canyons zu bewundern. Ich bin dann einfach mal von der Autobahn runter in die Einsamkeit der Wüste gefahren, wo es praktisch gar nichts mehr gibt ausser Felsen und ein paar Büsche. Nach 20 Meilen kam ich nach Moore, ein elendes kleines Kaff mit 2 bewohnten (?) Häusern, einem Autofriedhof, etlichen aufgelassenen Farmhäusern und einer Schlange, die in aller Ruhe die Straße überquert hat. Wegen der gefühlten Schlangengefahr bin ich gar nicht erst ausgestiegen, sondern habe meine Fotos vom Auto aus gemacht. Irgendwo auf der Straße nach Moore gab es auch Felsenmalereien der Ureinwohner zu besichtigen, aber das habe ich ist nacher mitbekommen, als ich wieder im Hotel war. Ich bin also dran vorbeigefahren ohne es gesehen zu haben. Vielleicht ärgere ich mich später mal drüber, heute war es mir ziemlich unwichtig.
Irgendwann reicht es auch aus mit den Wüsten. Morgen werde ich Richtung Osten, nach Denver, aufbrechen.

Die I-70 durchschneidet die San Rafael Swell

Impressionen:


Gas Station - Tankstelle


???

Natürlich sieht es in Green River nicht überall so aus, aber man kann in den USA solche Stellen sehr häufig antreffen. Das ist eines, was die unheimlichen großen Kontraste ausmacht: einerseits 1. Welt, zwei Seitenstraßen fühlt man sich wie auf ganz anderen Erdteilen.

09 August 2009

Nochmehr zum Staunen

Irgendwie klappt das in den Super 8 Motels dieses Jahr nicht. Nachdem ich gestern den Frühstücksraum wegen Überfüllung gemieden habe, hatte das heutige Hotel ein Frühstück gar nicht erst im Angebot. Nur Kaffee. Und bei dem Vorhaben, etwas länger zu schlafen, habe ich ebenfalls nicht mit den im Hotel lebenden Zeitgenossen gerechnet: ein paar übergewichtige Althippies, die ihre aufgemotzten Motorräder spazieren fahren und diese vor Abfahrt gegen 7.00 erstmal eine halbe Stunde warmlaufen lassen, was auch immer das nützen soll. Also bin ich recht zeitig aufgebrochen und habe stattdessen unterwegs in einem kleinen Familien-Restaurant gefrüchstückt, das halb Gaststätte und halb Kunstgalerie war. Hier gab es das typische amerikanische Frühstück mit Sandwich, Bratkartoffeln (habe die Übersetzung mal wieder nicht parat gehabt, sonst hätte ich letztere nicht genommen) und Kaffee. Alles nett gemacht von der ganzen Familie (Mama kocht, Töchter servieren und kassieren und die Oma schenkt Kaffee nach - so ungefähr muss man sich es vorstellen).
Nun hatte ich den ganzen Tag und immer noch das ausgedehnte Canyon-Land des Colorado River vor mir. Die Wüste hat sich zwischenzeitlich verabschiedet und ist Getreidefeldern gewichen. Mitten in diesen stehen gelegentlich sonderbare Türme aus Felsen, die noch nicht wegerodiert wurden und je näher man wieder in Richtung Canyon fährt, desto bizarrer werden wieder die Felsen. Irgendwo bin ich dann nach links auf eine Schotterpiste abgebogen, weil es hinter dem Horizont einen Aussichtspunkt in den Canyon geben sollte. So war es dann auch, direkt von der Kante hinter gab es wieder einmal einen fantastischen Blick auf den Fluß und die Felsen, hier noch zusätzlich Salzseen und Berge aus Salz. Dazwischen, ganz unten, fahren die Touristen mit Quads Rennen...

Auch eine Fahrt durchs Hinterlang bietet erstaunliche Motive...

Nach dieser Zwischenstation bin ich weitergefahren in Richtung Norden zum Arches National Park. Jeder kennt sicher diese natürlichen Brücken, Felsbögen, die sich über den Kopf des Betrachters spannen. Im Arches NP gibt es davon 2.000 Stück und einige der bekanntesten, die immer wieder auftauchen, wenn Bilder aus Amerikas Landschaft gezeigt werden. Aber das ist ja mittlerweile auch nichts Neues mehr. Im Park jedenfalls gibt es wieder einen Rundweg für den gemeinen Tourist, mit dem er alle bekannten Bögen abklappern kann. Ambitionierte und vor allem ausgerüstete Reisende könnten die vielfältigen Wanderpfade benutzen und so zu einer Reihe weiterer Highlights gelangen, aber ich habe ja nicht mal festes Schuhwerk mit. Also bleibe ich im Wesentlichen auf der Fahrstraße. Doch auch auf dieser bekomme ich wieder einmal die beeindruckende Landschaft in zu sehen. Verrückte Felsformationen, die eigentlich gar nicht mehr aufrecht stehen dürften, Brücken aus Felsen, Canyons usw. Die ganze Bandbreite der unglaublichen Natur müßte doch eigentlich mal erschöpft sein, doch dann fährt man um zwei Straßenbiegungen und steht sogleich vor einem noch anderen, nicht weniger beeindruckenden Schauspiel. Z.B. dem Balanced Rock, einem Felsklumpen, der ziemlich schief auf einem ziemlich dünnen Stiel steht und offenbar sich gerade so ausblanciert hat. Seine 3.000 Tonnen stehen gewiß schon etliche Tausend Jahre so aufrecht, aber hier und auch im ganzen Park bleibt die Erosion nicht stehen und so bröckelt und bricht es an allen Ecken und Enden und am Fusse der Felsen liegt des ganze abgefallene Material: mal Berge von Schotter, mal Klumpen so groß wie Einfamilienhäuser und oben kann man noch ganz genau sehen, wo das mal dran war. Ich persönlich gebe z.B. dem Balanced Rock noch maximal 10 Jahre da oben. Ich möchte aber nicht in der Nähe sein, wenn sich seine 3.000 Tonnen in Bewegung setzen.

Ich gebe dem Felsen noch maximal 10 Jahre.
Nach sogenanntem menschlichem Ermessen müsste er ja
eigentlich schon tausende von Jahren unten liegen.

Rundfahrten durch derartige Parks sind aber auch anstrengend: Rein ins Auto, raus aus dem Auto, rein, raus usw. Nach dazu das Wüstenklima, das ständiges Trinken anraten läßt. Ich habe das heute eine Zeitlang nicht ausreichend getan und gleich die Quittung dafür bekommen: Unwohlsein und so eine komisch-schlappes Gefühl. Dabei hatte ich wohlweislich ausreichend Wasser im Auto. Nach dessen Konsumierung ging es wieder normal, aber es zeigt mir, dass mit den Hinweisen der Parkverwaltung nicht zu scherzen ist. Diese Leute haben sicher was anderes zu tun, als Kranke abzutransportieren und deswegen stehen vor allem an den Eingängen zu den Wanderpfaden und Fußwegen Schilder, wie man sich in der Wüste zu verhalten hat, auch wenn der geplante Fußmarsch nur 10 Minuten lang ist. Also: mehr trinken - Wasser natürlich.
Nach dem Arches National Park wollte ich nur noch in mein Hotel, ins 60 Meilen entfernte Green River. Das Städtchen hat, wie ich mittlerweile weiß, nichts zu bieten ausser Wassermelonen: die nationale Wassermelonenhauptstadt. Aber die verkaufen die Dinger, die dreimal so groß sind, also die, die es in Deutschland zu kaufen gibt, nur im Ganzen, und was soll ich mit einer 20 kg schweren Melone? Dabei ess ich die Dinger doch zu gerne... es ist zum Heulen.
Green River hat doch noch ein paar Attraktionen, vor allem im Umland. Das werde ich morgen erkunden und den Tag als einen Erholungstag verwenden. Das Hotel habe ich für zwei Nächte gebucht.
Internet geht hier auch, allerdings erst nach einem Anruf meinerseits beim zuständigen Servicedienst...

Grosses "Nordfenster"

08 August 2009

Noch mehr Beton, rote Felsen und Schwierigkeiten beim Essenkaufen

Meistens läuft ja alles problemlos mit den Hotels und deren Ausstattung. Irgendwie ist aber gelegentlich der Wurm drin, so auch im gestrigen Hotel Super 8 in Page, Arizona. Der Internet-Zugang funktionierte nicht richtig, so dass ich keine Fotos in den Blogbeitrag laen konnte. Das habe ich heute mal als erstes nachgeholt, nachdem ich in Blanding, Utah im Hotel (wieder ein Super 8) mein Notebook aufgeklappt habe. Dovor lagen jedoch 12 Stunden echt gigantische, beeindruckende Landschaften.
Leider hat auch das Frühstück in Page nicht geklappt. Das Buffet war schon fast leergeräumt von anderen hungrigen Gästen und alle Tische waren belegt. Manche Leute hatten ihre eigenen Notebooks mit, weil sie offenbar auch in ihren Zimmer nicht so richtig zurechtkamen. Also habe ich mir nur einen Orangensaft abgezapft und bin dann sehr schnell abgereist, so dass ich gegen 8.00 Uhr auf der Straße war. Frühstück gabs dafür in einem Schnellrestaurant. Dann habe ich nachgeholt, was ich am Tag zuvor verpaßt habe. Ein paar Kilometer südlich lag ja noch der unbesuchte Horseshoe Bend - Hufeisenbiegung des Colorado River. Der Fluß hat sich hier in langer harter Arbeit tief in den Fels gegraben und fließt nun von Westen nach Osten in einen riesigen Bogen und wieder in Richtung Westen. Warum er sich nicht gleich geradeaus vorgegraben hat? Keine Ahnung. Zum Scheitelpunkt dieses Bogens führt ein wahrer Wüstenwanderweg durch Sanddünen, über Geröllfelder, über Gestein, das in Platten übereinandergeschoben zu sein scheint. Darüber heute ein strahlend blauer Morgenhimmel. Der Flußbogen ist so groß, dass er nicht mehr durch mein Kamera-Objektiv paßt, obwohl dies mit 18mm schon ein wenig mehr weitwinklig ist. Ganz unten fahren schon Leute mit ihren Booten auf dem Fluß spazieren (ich weiß jetzt auch, warum in der Wüste ständig Leute mit Bootsanhängern unterwegs sind...).

Der Horseshoe Bend - das muss eine ganze Weile gedauert haben,
bis der Fluss hier durch war...

Ein paar andere Besucher sind jetzt auch hier, aber sonst hört man nur den Wind rauschen und ein paar Vögel rufen. Viele Bilder machen und weiterfahren, war dann allerdings mein Plan, denn ganz in der Nähe gibt es wieder einen Staudamm, den wollte ich mir gerne auch noch anschauen: den Glen Canyon Dam. Dieser ist nicht ganz so hoch wie der Hoover Dam, aber durch die gute Sicht vom Scenic Overview in den Canyon mit seinen steilen und glatten Wänden ist der Ort nicht weniger beeindruckend. Vor dem Damm führt eine Straßenbrücke mit Fußwegen zur anderen Seite. Hinter dem Betonwall erstreckt sich der Lake Powell Stausee, der heute ein ausgedehntes Erholungsgebiet inmitten der Wüste ist. Daher auch die Boote. Errichtet wurde die Staumauer in den Jahren 1956-1966. Erst Mitte des Jahres 1980 war der Stausee zum ersten Mal komplett gefüllt. Heute fehlen dem See ungefähr 18 Meter Wasser, um als voll zu gelten, allerdings wurde in den zurückliegenden Jahren auch gelegentlich Wasser abgelassen, um auftretenden Hochwassern vorzubeugen und zuletzt um Flutwellen zu erzeugen, die vor der Errichtung der Staumauer regelmäßig das Leben im Grand Canyon unterhalb der Staumauer beeinflußten.

Glen Canyon Dam mit Strassenbrücke

Nach dem Staudamm bin ich dann weitergefahren, zuerst in südliche, dann wieder in nördliche Richtung, zum Monument Valley. Wenn es irgendetwas gibt, was die nordamerikanische Landschaft berühmt macht, dann sind es wohl die Bilder dieser gewaltigen Felsformationen, die "einfach so" in der Landschaft stehen. Überreste eines Jahrmillionen andauernden Erosionsprozesses, bei dem nur stehenblieb, was härter war und auch das ist am bröckeln, wenn man sich es aus der Nähe betrachtet. Dafür gibt es den Rundfahrtweg durch den Park, eine unbefestigte Felsen-Sand-Schotter-Staub-Piste. Es gab Leute, die haben das mit ihrem Ford Mustang gemacht, aber ich möchte nicht wissen, wie viele von denen morgen einen Werkstattbesuch anmelden... Ich weiß schon, warum ich ein kleines SUV gemietet habe, mit dem nämlich gibts keine Probleme. Über diese Straße also geht es mittendurch durch die eindrucksvolle Landschaft. Ein wenig störend ist der Wüstenwind, dem nichts entgeht und der Wolken von rotem Staub über die Ebend treibt und in alles rein, was nicht ganz dicht ist. Der Rundkurs geht vorbei an den berühmten Felsnadeln, die in jedem Reiseführer und jedem Lucky-Luke-Heft dargestellt sind. Und an jedem Scenic View versuchen die Einheimischen, Navajos, ihren original-indianischen Schmuck zu verkaufen: Traumfänger, Glücksketten usw. Die Navajo leben tatsächlich noch hier im Monument Valley und sie verwalten dieses auch selbst. Dafür ist der Eintritt mit 5 Dollar pro Fahzeug sehr günstig im Vergleich damit, was der Besucher zu sehen bekommt. Ich habe nun also die ganzen Felsen mit eigenen Augen gesehen, die so oft im Fernsehen und Zeitschriften gezeigt werden. Und ich denke, dass ein Besuch hier eigentlich verpflichtend ist, wenn man über Amerikas Landschaft mitreden will, auch wenn das Tal hundertausende von Touristen anzieht, die alle hier mit ihren Autos durchkurven, vor allem die Mamis, die mit ihren Jungs und dem Familien-SUV Marke Hummer vorsichtig die Schotterpiste hochschleicht, damit ja nichts am Auto kaputtgeht. Mannomann, Mami, diese Autos wurden für solche Straßen gebaut...

Wenn das nicht ein Klassiker ist...

Völlig ausgelaugt und fertig bin ich dann in Blanding, Utah angekommen, wo ich mir erstmal den roten Staub von überallher weggewaschen habe. Die Handtücher waren danach trotzdem noch rot. Nach dem Duschen mußte noch was zu Essen her, denn über alle Naturwunder hinweg habe ich ganz vergessen, dass ich nur ein kleines McDonalds-Frühstück hatte. Also nochmal los, heute zu Subway, einer Schnellimbiss-Kette, die - kurz gesagt - belegte Brötchen anbietet. Im Lokal kam ich dann mit zwei Deutschen ins Gespräch, die das System Subway genauso wenig verstanden wie ich: man muß zwischen allem wählen: Brotsorte. Käsesorten, Beläge, Soßen, toasten oder nicht usw. usw. Dann hat der Kassierer auch noch gedacht, wir gehörten zusammen und hat alles auf eine Rechnung gesetzt... diese Art von Restaurant funktioniert auf Dauer nicht...
In Blanding gilt übrigens Mountain Time, d.h. hier geht die Uhr eine Stunde vor als in Kalifornien und nur noch 8 Stunden nach mitteleuropäischer Zeit.

Und weil's so schön war, ein weiterer Klassiker

07 August 2009

... a big hole in the ground ...

Etwa 60 Meilen nördlich von Flagstaff, meinem letzten Quartier, liegt nun einer der größten Nationalparks und mit Sicherheit auch eines der bekanntesten Naturschauspiele. Wenn immer von Amerikas Naturwundern die Rede ist, wird er genannt: der Grand Canyon. Vor der Abfahrt habe ich mich beim Frühstück im Hotel noch mit Leuten unterhalten, die meinten, der Grand Canyon ist ja eigentlich gar nichts besonderes, "wir sind diesmal dran vorbeigefahren". "It is just a big hole in the ground"... naja, die Einheimischen, die haben leicht reden. Aber tatsächlich wurde der Grand Canyon in der Zeit der Besiedelung des Westens durch die Neuankömmlinge als Hindernis gesehen: er ist riesengroß, so groß, dass man sich das gar nicht vorstellen kann als Mitteleuropäer. Seine Wände fallen steil ab in die Tiefe und bis zum Grundgestein, über den der Colorado Ricer fließt, sind es mitunter 1.600 Meter Höhenunterschied. Von oben nach unten sind durch die Millionen Jahre harter Erosionsarbeit des Flusses und von Wind und Wetter alle geologischen Schichten zu bestaunen, die hier in den letzten 1,8 Milliarden Jahren abgelagert wurden. Die ältesten sind natürlich nur ganz unten zu finden, der Tourist müßte sich schon die Mühe machen, in den Canyon hinabzusteigen - oder sich hinfliegen zu lassen. Das ist heute alles möglich. Bevor jedoch die Touristen kamen, waren die Siedler aus Europa da und trafen auf die hier schon wesentlich länger beheimateten amerikanischen Ureinwohner - native Americans, oder wie ich sagen würde: Indianer. Die touristische Nutzung begann erst mit Errichtung des National Monuments im Jahre 1908 bzw. der Erhebung in den Status eines Nationalparks 1919. Seit 1979 ist der Grand Canyon auch noch UNESCO-Weltnaturerbe. (Das alles steht im Wikipedia-Artikel.)
Der heutige Tourist - also so einer wie ich - hat es wirklich einfach. Wenn er sich erstmal zwischen den beiden Optionen South Rim oder North Rim entschieden hat, braucht er nur noch der Straßenausschilderung zu folgen. Der South Rim ist das bevorzugte Ziel der Mehrheit und auch besser erschlossen, dafür auch umso mehr überlaufen. Immerhin gibt es unzählige Aussichtsspunkte, einen befestigten Rim Trail (Wanderweg) und alles, was der Mensch heute noch braucht (angefangen von Netzverbindung fürs iPhone bis hin zur Toilette...). Geboten werden ihm dafür aber auch fantastische Blicke über die Canyon-Landschaft, die sich unendlich weit in den Horizont erstreckt und nach unten gelegentlich die Sicht auf den Colorado River freigibt. Natürlich hört man diesen hier oben nicht rauschen - für alle, die sich die Frage gerade stellten. Überhaupt ist es schwer vorstellbar, am Canyon-Rand zu stehen und die 1.500 Meter bis zum Grund runterzuschauen. Das ist ein Erlebnis, dass jeder Amerika-Reisende aufsuchen sollte. Und dazu braucht es auch keinen Skywalk. Der Blick aus den Fenstern des Yavapai Observatory geht zwar nicht durch den Fußboden, dafür ist er sicher genauso spektakulär, genau wie die unzähligen anderen Möglichkeiten, sich ohne Geländer direkt über den Abgrund zu begeben. Und da gibt es tatsächlich Leute, die sich daraus einen Fotospaß machen. Mir wird dabei heiß und kalt: ein Windstoß und es ginge abwärts. Also für mich ist das nichts, deshalb bin ich immer schön am Weg geblieben bzw. dort am Rand, wo auch ein Geländer dran war.

So sieht der Rim aus: es geht ziemlich steil abwärts.

Für den Grand Canyon habe ich einen ganzen Tag genutzt, aber bei dessen gewaltiger Größe reicht das nicht aus. Empfohlen werden zusätzlich noch Rafting-Touren: mit Schlauchbooten auf dem Fluß ganz unten, Hubschrauberrundflüge oder das Wandern auf einem der zahlreichen trails von ganz oben nach ganz unten. Vorausgesetzt, man hat gerade die richtige Ausrüstung dabei, denn mit Badeschlappen (ja, sowas haben die Leute hier an bei ihrem Besuch) geht das nicht gut. Ich merke mir das fürs nächste Mal vor, vielleicht den Rundflug...

Ohne Geländer klettern Wahnsinnige bis an den äußersten Rand...

Nach dem Canyon ging es für mich auf dem South Rim Highway ab in Richtung Page, Arizona, unterbrochen von unzähligen Stopps an den Aussichtspunkten, dann wieder rein in die Wüste, die heute tatsächlich so etwas wie einen kleinen, ganz kleinen, Sandsturm zu bieten hatte. Jeder kennt das vielleicht aus dem mitteleuropäischen Winter, wenn der Wind die Schneewehen vor sich hertreiben. So war es heute auch in der Wüste, bloß dass der Sand noch kräftig am Lack des Mietwagens geschmiergelt hat.
Bereits in der Nähe von Page ging es dann nochmal hinauf ins Gebirge und durch eine märchenhaft sonnenbeleuchtete rote Felslandschaft unter strahlendem blau-blauweißem Himmel. Mit diesem Wetter wollte ich auch noch zum Horseshoe Bend, dem berühmten Mäander des Colorado River, aber dann habe ich die Wegkreuzung verpaßt und überhaupt ist es von der Beleuchtung her wohl eher besser, diesen Ort am Morgen zu besuchen. Also dann...

Felsen im Weg? Einfach ein Stück rausschneiden... So wird das gemacht.
Und, ach ja: ich habe während der Fahrt fotografiert...

06 August 2009

Wald und Wüste

Oder besser umgekehrt, wenn ich es von der Reihung der heute besuchten Orte sehe. Da war zunächst die Fahrt hinaus in die Wüste Arizonas (ist ja nichts neues) in Richtung Osten. Die Interstate 40 verläuft hier gemeinsam mit dem US Highway 180 und dem Highway 99. Paralell dazu oder auch gemeinsam findet sich hier immer noch die Route 66. Kurz vor Winslow, d.h. ca. 20 Meilen vorher führt eine Stichstraße 6 Meilen nach Süden zum Barringer Crater. Entstanden ist dieser durch einen Meteoriteneinschlag vor ca. 50.000 Jahren und es war der erste Krater, der als Einschlagkrater bestimmt werden konnte, obwohl mittlerweile viele ähnliche Krater lokalisiert wurden. Der Barringer Crater ist von allen der am besten erhaltene, da die Erosion hier in der Wüste nur langsam voranschreitet. Inzwischen weiß man ziemlich genau Bescheid über das Ereignis vor 50.000 Jahren. Zuerst stellte der Bergbauingenieur Daniel Moreau Barringer im Jahre 1902 die Einschlagthese auf, nachdem seit der Kraterentdeckung von Vulkanismus ausgangen worden war. Barringer kaufte das Land und machte sich auf die Suche nach dem Kern des Meteoriten, den er irgendwo im Untergrund vermutete. Er führte Bohrungen, und Grabungen durch, konnte aber ausser zu Tage geförderten Bruchstücken keine großen Erfolge vorweisen. Schließlich ging im das Geld aus und zu guter Letzt starb er enttäuscht und erfolglos. Mit den heutigen modernen Methoden wurden seine Forschungen fortgesetzt und danach hätte er noch lange weitergraben können ohne jemals den Restmeteoriten zu finden. Von den 300.000 Tonnen Masse finden sich tatsächlich nur noch die verstreuten Bruchstücke, der Rest verdampfte beim Einschlag. Man muß sich den Rumms mal bildlich vorstellen, wenn 300.000 Tonnen Eisen mit einer Geschwindigkeit von 70.000 km/h auf die Erdoberfläche treffen.... Wegen der Geologie und der Wüstenlage hatte dieses Ereignis aber keine globalen Auswirkungen. Hundert Jahre später hatten sich Pflanzen und Tiere das Areal zurückerobert. Der Krater war jedoch Grundlage für ein völlig neues Forschungsgebiet, der Astrogeologie. Es konnte z.B. untersucht werden, wie die Apollo-Astronauten an Mondgestein aus unteren Schichten gelangen, ohne Bohrungen vornehmen zu müssen, weil dieses Gestein an den Kraterrändern leicht zu finden ist. Alle Apollo-Astronauten haben am Barringer Crater ausgedehnte Übungen durchführt.

Barringer Crater: ganz unten sind noch die Reste der Bohrstation zu sehen (eingezäuntes Areal)

Nach diesem Besuch ging es für mich zurück über die I-40, mit zwei kleinen Abstechern in Two Guns ("Zwei Revolver") und Twin Arrows ("Doppelpfeile"). Ja, so heißen hier die Orte. Beides sind jedoch echte Ghost Towns. Nicht so hergerichtet wie Rhyolite in Nevada. Diese hier wurden sich selbst überlassen, seit die Interstate die Route 66 abgelöst hat. Die Tankstellen zerfallen, die Restaurants sind zugebrettert und von den Twin Arrows wurden die Pfeilspitzen geklaut. Das Schild "2 Guns Welcome" haben Witzbolde um das Wort "not" ergänzt... ich habe das ernstgenommen. Ein paar Fotos aus dem Autofenster und schnell weiter nach Sedona im Red Rock Country.

Two Guns - ja, so heißen hier die Orte...

Hier gibt es die wirklichen Klischee-Kulissen für den nordamerikanischen Kontinent. Wenn es nicht Grand Canyon oder Monument Valley ist, dann sind es die skurril-fantastischen roten Felsen, die dieser Landschaft Namen und Berühmtheit geben. Von den höher gelegenen Vista Points hat man wunderbare Aussichten auf die roten Felsen, die aus grünen Pinienwäldern in den Himmel stoßen, die Reste einer fortdauernden Erosion, die in der Nachmittagssonne warm leuchten. Dazwischen windet sich der Loop des State Parks durch die Pinienwälder, um die Touristen an die angesagtesten Aussichtsorte leiten. Seit geraumer Zeit sind es aber nicht mehr nur die Touristen und Camper, auf die die Berge magische Anziehungskräfte ausüben.

Ist das nicht DIE amerikanische Landschaft???

Seitdem den Bergen auch eine wie auch immer geartete energetische Eigenschaft zugeschrieben wird, finden sich hier mehr und mehr Wunderheiler und deren Klienten ein. Das führt dazu, dass im Visitors Information Center ein ganzes Regal aufgebaut ist, in dem nur Werbeprospekte für "energetische Medizin" feilgeboten werden. Kein Wort davon nehme ich ernst. Mir reicht es, wenn ich mich an den wunderbaren Aussichten erfreuen kann, aber vielleicht fehlt mir auch die entsprechende Antenne für Erdstrahlen.
Mit diesen Eindrücken und weiteren etlichen Anhalten an den Fotografier-Parkplätzen habe ich mich dann auf den Rückweg nach Flagstaff gemacht, meinem Nachtquartier. Morgen gehts weiter Richtung Norden. Und was gibt es da???

Weil es so schön war, nochmal: Der Himmel Arizonas über den Red Rocks.

05 August 2009

Beton in der Wüste

Gleich hinter Las Vegas beginnt das Canyon Land in der Grenzregion zwischen den US-Staaten Nevada und Arizona. Letzterer trägt auch den Beinamen Canyon State und als offizielles Staatsmotto "Ditat Deus" - "Gott bereichert". Und der hat in den Landschaften hier wahrlich sein kreatives Füllhorn ausgeschüttet. Irgendwie hat es den Menschen nicht ganz gereicht oder sie hatten noch andere Wünsche, die sie sich selbst erfüllt haben, zum Beispiel mehr Elektrizität, Trinkwasser und Wasserflächen für das Segelboot. Um das alles zu erfüllen, wird in der Nähe von Las Vegas der Colorado River durch den Hoover Dam aufgestaut und das habe ich mir heute angesehen. Los gings also von Las Vegas (unter Auslassung eines Casinobesuches...) in Richtung Boulder. Die Straße windet sich durch zerklüftete Gebirge und Baustellen, denn die bisherige Zufahrt über eine zweispurige Fahrbahn reicht einfach nicht aus. Deshalb hat man begonnen, den Highway 93 völlig neu und vierspurig durch die Canyons zu ziehen. Aber noch sind nicht alle Abschnitte fertiggestellt und so führt die Straße direkt am praktischen Parkhaus in unmittelbarer Nähe des Damms vorbei. Ich habe das natürlich genutzt und das Auto für 7 Dollar dort abgestellt. Vom Parkhaus gings dann zu Fuß zum und über den Hoover Dam, der mit Recht als eines der Technik-Weltwunder bezeichnet wird. Die Staumauer ist 221 Meter hoch und sperrt den Durchlauf des Colorado River durch die senkrecht aufgestellten Felswände.

Zwischen die senkrechten Felswände wurde die 221 Meter hohe
Betonmauer des Hoover Dam gestellt.

Ganz unten, am Boden des Canyons steht ein Wasserkraftwerk mit 2000 MW Leistung, das Strom nach ganz Südkalifornien liefert, aber nicht ins nahegelegene Las Vegas. In der Flußmitte und somit auf halber Mauerstrecke verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona sowie die Grenze zwischen den kontinentalen Zeitzonen. Das könnte man schön an den installierten Uhren ablesen, aber das Arizona im Gegensatz zu Nevada eine Stunde Sommerzeit hat, war heute kein Zeitunterschied festzustellen.
Das Wasser für das Kraftwerk wird durch vier Intake Towers eingelassen, die an der Mauerrückseite stehen und - so vermute ich - auch bis zum eigentlichen Flußbett reichen. Die Türme sind also über 220 Meter hoch: respektable Wolkenkratzer...
Doch warum bezieht nun Las Vegas keinen Strom vom Hoover-Dam-Kraftwerk? Als die Stromvergabe aus dem Kraftwerk verhandelt wurde, wurde ein Bezug von Strom vom Bürgermeister abgelehnt mit den Worten "Las Vegas wird nie mehr als 5.000 Einwohner haben". Heute leben dort über 550.000 Menschen und der Strom wird nach Los Angeles geleitet.

Eine Strasse muss her...

Auch der neue Highway 93 braucht einen Übergang über den Canyon, aber die Mauer des Dammes reicht nur für zwei Fahrspuren. Also muß eine Brücke her oder besser gesagt: rüber. Jetzt, im August 2009 ist stehen die Brückenpfleiler und der fast geschlossene Brückenbogen hängt an einer gewaltigen Tragseilkonstruktion, bis er - geschlossen - sich selbst tragen wird. Dann wird darüber die Fahrspur gebaut, die auf dem Bogen und den Pfeilern ruhen wird. 2010 soll wohl alles fertig sein, aber heute sah es nicht danach aus. Auf jeden Fall habe ich selten eine so gigantische Baustelle gesehen. Noch mehr Beton muß in die Wüste und in die Canyons, obwohl der Damm alleine schon ca. 2,6 Millionen Kubikmeter gebraucht hat.
Nach dem Hoover Dam wollte ich in den Valley of Fire State Park fahren, aber ich habe mich mal wieder mit den Entfernungen verschätzt. Auf etwas mehr als der halben Strecke bin ich umgekehrt. Immerhin ging die Fahrt entlang des Mead Lake, des Stausees bzw. das, was von ihm zur Zeit zu sehen ist. Entsprechend der Farben an den Felswänden denke ich, dass dem Stausee zur Zeit mindestens 50 Höhenmeter Wasser fehlen und wenn man sich die Fläche der Seenlandschaft anschaut, kann man erahnen, um welche Mengen Wasser es da geht. Es ist halt blöd, wenn mehr Wasser rausgeht, als reinkommt.
Mein nächstes Hotel war in Flagstaff gebucht und das liegt dummerweise 230 Meilen von Boulder, am Stausee, entfernt. Das habe ich zwar vorher nicht so richtig gewußt, aber nachher nützte es nichts mehr. Also ging die Fahrt los über den Highway 93. Glücklicherweise kam irgendwann (in Kingman) ein Abzweig auf die historische Route 66 über Peach Springs und Seligman und da habe ich die kluge Entscheidung getroffen, statt der Interstate-Autobahn diesen alte Highway zu nutzen, über den so viel geschrieben steht. Den Anfang haben Ben und ich schon in Los Angeles gesehen, dort, wo der Santa Monica Boulevard am Ozean endet. Von hier ging die Straße als erste durchgehende Route bis nach Chicago und war eine wichtige Verbindung der Westküste mit der Mitte der USA. Mit den Interstate Highways ging die Bedeutung der Route 66 verloren. Geblieben ist die Geschichte, die Erinnerung an "große Zeiten", ein irgendwie geartetes Gefühl von Freiheit, das etwas zu tun haben könnte mit den Klischees, die über die Jahre entstanden sind. Neu hinzugekommen sind unzählige Devotionalienhändler, die mit diesem allen ihr heutiges Geschäft betreiben. Viele sogenannte Attraktionen entlang der Route sind denn auch gar nicht mehr original, sondern bloßer Abklatsch. Schade, dass das Teilstück heute so kurz war. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Interesse an der Route 66 so geweckt wird. Vielleicht ist später mal eine komplette Befahrung möglich, angefangen in Chicago, endend am Pazifik. Das ist die traditionelle Reiserichtung: "Go West"


Aufgegebene Tankstelle in Peach Springs an der Route 66

In Flagstaff angekommen habe ich erstmal die Übernachtung geändert, von ein auf zwei Tage. Die desk agent hat sich gefreut.

04 August 2009

Amerika - ganz unten

Immer noch bin ich in der Wüste unterwegs. Da ich ja gestern nach Barstow zurückmusste, bin ich heute die ganze Strecke in Richtung Osten nochmal gefahren. Aber zuerst habe ich ordentlich geschlafen in einem ganz ordentlichen HolidayInn-Hotel an der Route 66. Irgendwann ab 4.30 Uhr allerdings wurde in Barstow das Geschäft betrieben, dem die Ortschaft seine Existenz verdankt: Eisenbahnbetrieb. Hinter dem Hotel liegt ein großer Rangierbahnhof, auf dem die Züge der Union Pacific Railroad zusammengestellt werden (nicht Amtrak, wie ich im vorigen Blogeintrag geschrieben habe). Wer in der Nähe eines Rangierbahnhofes wohnt, oder sich vielleicht erinnert, wie sowas abgeht, dem fällt bestimmt auch ein, dass dieses ganze Hin und Her mit den Waggons nicht ohne Geräuschentwicklung abgewickelt wird. Und das kann sehr unerfreulich sein, wenn man nebenan im Hotel nächtigt... Glücklicherweise habe ich zwei Schachteln Ohropax im Reisegepäck, so dass ich mir ganz schnell wieder Ruhe verschaffen konnte.
Nach dem Frühstück ging es dann wie gesagt los in Richtung Osten. Kurz vor Baker gibt es noch ein kleines Sight, das Desert Studies Center in Zzyzx. Ja, genaus so wird der Ort geschrieben. Der Name ist ein Kunstwort und der Erfinder wollte den Namen möglichst am Ende jeder alphabetischen Liste wissen und auch der Ort selbst liegt quasi am Ende der Welt, mitten in der Mojave-Wüste. Curtis Howe Springer, ein Hochstapler aus Los Angeles errichtete hier einen Heilbad-Komplex. Da diese Nutzung auf staatlichem Land nicht erlaubt war, wurde in den 70er Jahren alles dichtgemacht. Heute beherbergen die restlichen Gebäude ein Institut zur Erforschung der Wüstenökologie. Geblieben ist aber der Name, der seit dem in vielen Anspielungen, Songs und Filmen auftaucht.


So lang sind die Strassen in Amerika: zwischen Baker und Shoshone

Nach Zzyzx ging es dann weiter Richtung Baker, ein Kaff mit 600 Einwohnern, ein paar Tankstellen und - wie ich dachte - dem Eingang zum Death Valley National Park. Weit gefehlt, entfernungsmäßig. Eigentlich gibt es keinen richtigen Parkeingang, aber wenn man so will, könnte der kurz hinter der Ortschaft Shoshone liegen und diese wiederum liegt 56 Meilen von Baker entfernt. Von Shoshone bis zur ersten großen Attraktion des Parks sind es dann nochmals etwas über 50 Meilen. Das Death Valley ist so groß wie es tot ist. Bei der Fahrt in das Tal hinab wird die Vegetation immer spärlicher und die Sonner brennt immer gnadenloser herab. Der Ort oder zumindest die Örtlichkeit mit dem Namen Badwater ist dann auch in mehrerlei Hinsicht der Tiefpunkt. Tiefer gehts in Amerika am Boden nicht, hier sind es ungefähr 86 Meter unter dem Meeresspiegel. Das Wasserbecken wird aus eine Quelle gespeist, ist aber aufgrund des Salzgehaltes nicht trinkbar. Der Sonne, die hier durch fast hundert Meter mehr Luftschicht scheint, macht dies aber nichts aus. Der bleiche, an nichts gewöhnte Mitteleuropäer ist gut beraten, sich dieser Sonne nur wenige Minuten und dann mit einer sorgfältig aufgetragenen Schicht Sonnenschutzcreme in diesen Ofen zu begeben. So heiß wie es hier im Death Valley war, habe ich es noch nirgendwo erlebt. Ein paar Schritte die Treppe rauf und runter und der Körper hat zu tun, noch etwas Luft zu bekommen. Der stramme Südwind ist auch keine Erfrischung, scheint er doch direkt von der Sonne zu kommen. Schatten? Gibts hier nicht. Der einzige Weg bleibt der zurück ins klimatisierte Auto, in der Hoffnung, die Karre macht diese Tortur noch mit. Der Motor und insbesondere der Zusatzlüfter vorne geben schon so Geräusche von sich... Aber ehrlich: hier in der Wüste mit Motorschaden liegenbleiben kann lebensgefährlich sein. Heutzutage fahren ja noch viele Leute rum, aber früher, mit Kutschen und großem Gepäck - ich möchte gar nicht dran denken. Warum ist das Death Valley nun so heiß und vor allem so niederschlagsarm, wo es doch relativ nah am Pazifik liegt? Mehrere Gebirgsketten, u.a. der Mt Withney lassen die wasserreichen Luftmassen einfach nicht vorbei. 25 mm Jahresniederschlag ist das Mittel und die Temperatur liegt im Juli/August im Durchschnitt bei 40° Celsius. Wenn das kein Sommer ist... Es gibt ein paar Verrückte, die an Marathonveranstaltungen durch das Tal teilnehmen.
Blöderweise liegen selbst für den Autofahrer viele Sehenswürdigkeiten dieser Hitzehölle sehr weit auseinander. Insbesondere der sogenannte Race Track, den ich gerne gesehen hätte, wäre nur durch mehrere Stunden Autofahrt, teilweise auf unbefestigten Straßen, erreichbar gewesen. Das mußte ich also absagen. Mir bleiben nur die Bilder im Internet...


Sieht eigentlich ganz idyllisch aus.
Wenn man nicht merkt, was 50° Celsius (oder mehr?) bedeuten...

Vom Death Valley zum nächsten Hotel für die Nacht in Las Vegas waren nochmals 125 Meilen Weg zu nehmen. Aber die Landschaft entschädigt. Ab und an gibt es auch noch etwas zu sehen, wie z.B. die Ghost Town Rhyolite. Die hatte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere Tausend Einwohner und für diese die entsprechenden Saloons, Banken, Opernhäuser usw. Als das Gold abgeschürft war, ging es sehr schnell sehr steil abwärts. Zuletzt hat der Postbeamte der Stadt das Licht ausgemacht. Heute gibt es nur noch Ruinen zu bestaunen. Von den Holzhäusern der Goldrausch-Zeit ist nichts mehr übrig. Ach ja, das Flaschenhaus ist auch noch da: ein Haus, gebaut aus 25.000 Bierflaschen.

Leben zwischen Flaschen - sind aber alle leer.

In Las Vegas wohne ich heute in einem Zimmer mit Blick auf die berühmt-berüchtigte Skyline. Ich versuche mal noch ein paar Fotos. Deshalb ist erstmal an dieser Stelle Schluß für heute.

PS: Ich habe keine Ahnung, warum die Bilder von Panoramio nicht richtig in diese Blogseiten eingebunden werden... ich werde das noch beobachten und dann sehen, wie es anders geht. Inzwischen können die Bilder hier angesehen werden. (Der Link ist ungültig, da Google den Dienst "Panoramio" eingestellt hat.)

03 August 2009

Die Wüste lebt

Heute, nachdem ich Benni am Flughafen abgesetzt hatte, ging es also Richtung Osten, durch das Los-Angeles-Becken hindurch Richtung San Bernardino und weiter hinaus in die Wüste bis nach Barstow und von dort noch weiter nach Baker. Durch die Wüste schlängelt sich die Interstate 15 nach Las Vegas: ein Wurm aus Blech, noch dazu am Sonntag. Auf beiden Seiten Autos ohne Ende und in Barstow ein ins Nirgendwo gestelltes Outlet Center, wohin die Leute mit Bussen geschafft werden, damit sie hier einkaufen können. In der Nähe von Baker wollte ich mir gerne für den Rest des Sonntages die Mojave National Preserve anschauen, ein großes Naturschutzgebiet in der Mojavewüste. Von Baker ging es also über den Wüstenhighway Richtung Visitors Center, von dem ich nur wußte, dass es an der Straße liegt. Tatsächlich waren bis dahin 35 Meilen zu fahren. Der Ort heißt Kelso und besteht heute im wesentlichen nur noch aus ebendiesem Visitors Center, welches im ehemaligen Bahnhof untergebracht ist. Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde in der Gegend Erz abgebaut. Als der Erzabbau endete, folgte rasch der Niedergang der Stadt. Eigentlich ist Kelso heute nur noch eine Geisterstadt, durch die allerdings regelmäßig die endlos langen Güterzüge von Amtrak durchrumpeln und schwitzende Touristen im renovierten Bahnhofsgebäude nach dem Weg fragen.

Glanz vergangener Zeiten - neu restaueriert: heute dient der Bahnhof als Visitors Information Center

Von Kelso aus ging es dann noch über eine unbefestigte Straße zu den Dünen, ich habe allerdings auf die Benutzung des Wanderpfades verzichtet. Zum einen hatte ich gar nicht die richtige Wüstenausrüstung mit. Andererseits brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Bei jedem Öffnen der Autotür war es so, als ob man eine Ofentür aufmacht. Sicher ist die Jahreszeit auch nicht günstig. Ich könnte mir vorstellen, dass es im Frühjahr hier sehr viel angenehmer und vielleicht auch etwas grüner ist.
Da mein heutiges Hotel in Barstow an der Kreuzung der Interstates 40 und 15 liegt, mußte ich die knapp 100 Meilen dahin wieder zurückfahren. Immerhin war ich dann gegen 18.00 Uhr im Hotel.

Dünen in der Mojave-Wüste im Südwesten Kaliforniens.

Los-Angeles-Rückschau

Und schon ist leider die Zeit in LA wieder vorbei, vor allem die gemeinsame Zeit mit Ben. Heute morgen habe ich ihn zum Flughafen gebracht, damit er von dort nach San Francisco fliegen konnte um am morgigen Montag wieder fleißig im Labor handwerken kann. Trotzdem verdient der Samstag noch ein wenig Aufmerksamkeit, denn er war ja so voll, dass ich am Abend nicht mehr so richtig in der Lage war, noch eine Zusammenfassung zustande zu bringen.
Da ich LA ja schon vom Vorjahr kannte, habe ich Ben vorgeschlagen, dass wir Samstag vormittag zum Getty Center rauffahren bzw. bis zu Tiefgarage und von dort in die museumseigene Monorail steigen und in die Berge von Brentwood hinaufahren. Der Jean Paul Getty hatte irgendwie zu viel Geld im Ölgeschäft verdient und wollte damit etwas Gutes tun. Eines, was dabei rauskam, war das Jean Paul Getty Museum, dass in einem Komplex hoch über Los Angeles thront und schon einerseits von weitem zu sehen ist, andererseits von der hektischen Welt da unten entrückt wurde. Deshalb kann man ja auch nicht mit dem Auto rauffahren, sondern muss sich selbst entrücken lassen (durch die Monorail) in eine Welt der Kunst und kunstvollen Architektur. Durch die Gebäude und Gärten könnte man den ganze Tag (Eintritt frei) streifen und endlos Fotos produzieren. Für uns kam das nicht in Frage, denn wir hatten uns noch anderes vorgenommen: das Hollywood Sign, der viel berühmtere Schriftzug in den Hügeln. Ein millionenfach abgelichtetes Motiv, von dem auch wir unsere eigenen Abzüge machen wollen.

Jean Paul Getty's Sonnenschirme.

Also runter von Getty's Bergmuseum und auf den Mulholland Drive, einer Straße, die immer entlang der Hügelketten führt, von denen der Großraum Los Angeles eingeschlossen ist. Irgendwann müßte die Straße ja auch mal an den Buchstaben vorbeiführen. So richtig informiert waren wir allerdings nicht, so dass es reiner Zufall war, dass wir an einem Scenic Overview vorbeikamen, von dem aus sich ein phantastischer Blick auf den Schriftzug bot. Vielleicht etwas weit entfernt, aber immerhin. Das Hollywood Sign wurde mal errichtet als Werbung für Landverkauf in den Hügeln, deshalb hieß es ursprünglich auch Hollywoodland. Film und Fernsehen haben dafür gesorgt, dass aus der bloßen Werbung eine Ikone wurde, besucht von Hunderttausenden. Und diese Leute müssen irgendwie zu den akzeptablen Aussichtspunkten geleitet werden, ehe sie auf eigene Faust durch die dem Sign nahegelegenen Wohngebiete fahren... Wir haben dann die Suche nach noch günstigeren Foto-Standorten ebenfalls eingestellt und sind ohne Zeitverzug in die Downtown von LA gefahren. Fototermin an der Disney Concert Hall. Das darf nicht fehlen. Dann durch das fast unbelebte Hochhausviertel in die historische Downtown, von der ich nicht wußte, dass es die überhaupt gibt. Hier allerdings ist ordentlich was los, wenn auch wir zwei als Mitteleuropäer ziemlich aufgefallen sind. Vorherrschende Sprache war hier spanische und die Leute sahen (bis auf uns beide) auch so aus. Mir war bei der ganzen Sache nicht ganz wohl, aber Ben blieb unbesorgt. Schön, er kann ja auch ganz nett mit den Leuten in Englisch und Spanisch sprechen...

Das Hollywood Sign

Am Abend wollten wir uns dann noch ein schönes Dinner gönnen, aber im Umkreis des Hotels gab es nur Systemgastronomie, um es mal vornehm auszudrücken. Also sind wir den ganzen Weg vom Hotel bis zum Ocean Frontwalk, 27 Straßenblöcke (!) runtergelaufen, um in das Geschäftszentrum von Santa Monica zu kommen, wo, so dachten wir, ja wohl irgendeine Gaststätte zu finden sein müsste. War es auch, allerdings waren nicht nur wir zwei auf diese gute Idee gekommen, sondern offenbar ganz Santa Monica und umliegende Kommunen. Rund um die 3. Straße tobte das Leben, Straßenkünstler, Krishna-Gruppen, offene Kneipen mit Freisitzen und tausende von Leuten waren unterwegs. Nach einigem Hin und Her haben wir uns dann für eine Sushi-Bar entschieden, das kannte Ben noch nicht. Essen wurde hier mit Stäbchen gereicht und das ist eine etwas knifflige Angelegenheit. Wir waren jedoch so fit, dass wir darauf verzichten konnten, die Sushirollen mit den Stäbchen aufzuspießen. Essen mit Stäbchen ist eine elegante Sache und Sushi ist ein wahnsinnig leckeres Essen, und so war der Abend ein schöner Abscluß für die Zeit in Los Angeles. Ein wenig unsicher war ich mir noch mit dem Flughafen, aber in einer Welt, die völlig auf den Individualverkehr ausgerichtet ist, ist auch dieses kein Problem. Wenn man erstmal die richtige Einfahrt zum Flughafen gefunden hat, dann muß man sich noch entscheiden, ob man zum Ankunfts-Terminal (Arrivals) oder zu den Abflugterminals (departures) will. In der Terminalstraße steht dann jeweils aufgeschrieben, welche Fluglinie an welcher Tür zu finden ist und am Ende der Runde geht es gleich wieder auf die Interstate-Autobahn. Einfacher gehts nicht.
Was ich mit dem Rest des Sonntags gemacht habe, steht dann im nächsten Beitrag.

Auch in Los Angeles schrauben sich die Wolkenkratzer in den Himmel...