14 Juli 2010

Von Kalifornien nach Arizona und weiter nach New Mexico - an 2 Tagen

Wer sich ein wenig auf der USA-Karte auskennt, weiss, dass nahe zusammenliegende Ort nicht gerade eine amerikanische Sache sind, mal abgesehen von den Ballungsräumen, wie z.B. Los Angeles, wo alles eins ist. Dies entspricht auch genau dem Wahlspruch der Vereinigten Staaten e pluribus unum - aus vielen Eins. Die ländlichen Gebiete und besonders viele der Touristen-Highlights halten sich daran nicht. Letztere liegen regelmäßig mehrere hundert Meilen voneinander entfernt und diese Entfernungen sind durch lange Autofahrten zu überbrücken. Ich hatte mir schon im Vorfeld der Reise in den Kopf gesetzt, unbedingt zwei Sehenswürdigkeiten noch einmal zu besuchen: die Mojave-Wüste mit dem Death Valley und das Monument Valley. Und alles, was daziwschen an Parks und so liegt, gleich mit abzuhaken. Den Joshua Tree National Park habe ich nun schon beschrieben. Von dort, besser gesagt, von dem Örtchen Blythe in Kalifornien bin ich dann Richtung Arizona aufgebrochen, und zwar nicht über die Interstate, sondern über Land, um etwas zu sehen. Dieses Etwas bestand im Wesentlichen aus kargen Wüstenbergen und bewässtern Feldern in Kalifornien und Steppe und noch mehr Feldern in Arizona. Dort ging es allerdings auch hinauf in die Berge, und das immer schön in Serpetinen auf- und abwärts. Angehalten habe ich unterwegs mal für das eine oder andere Foto. Im Wesentlichen kann man aber die Landschaft auch aus dem Auto heraus bewundern. Selbst im Red Rock State Park mit seiner Hauptstadt Sedona, die ich dann endlich erreicht habe, gab es wenig Anhalte-Stellen. Das lag hauptsächlich an dem Gewitter, das sich gerade über dem Tal entladen wollte (und dann auch tat). Besonders verlustreich war das nicht, denn diese wunderbare Landschaft kenne ich ja schon vom Vorjahr. Also weiter Richtung Flagstaff. Im Hotel einchecken, Abendbrot organisieren und dann Fotos hochladen, war mein Plan. Alles funktionierte, bloss das Internet wollte nicht so richtig mit mir zusammenarbeiten. Nun gut, dann schlafe ich erstmal eine halbe Stunde und versuche es später nochmal. Als ich nach der gefühlten halben Stunde wieder aufwachte, war es inzwischen weit nach Mitternacht, so dass sich ein nochmal aufstehen nicht lohnte. Also weiterschlafen bis fünf Uhr morgens, wo ich dann nicht mehr schlafen konnte - besser gesagt, wunderbar ausgeschlafen war. Die Quittung dafür bekam ich allerdings umgehend: in Page, meinem nächsten anvisierten Ziel, war kein Hotelbett mehr aufzutreiben. Also hieß es, schnell die Pläne umstellen. Und das, so ist meine Erfahrung, geht nicht ohne Missgriffe, die natürlich auch hier passiert sind und mich den ganzen Tag begleiten sollten... und alles nur, wegen falscher Versprechungen des Hotel (wireless Internet in jedem Zimmer). Bevor ich also zum Frühstück um 6 Uhr schreiten konnte, habe ich in Gallup, New Mexico, die nächste Übernachtung gebucht. Auch hier waren die günstigen Zimmer weg, also musste ich teuerer buchen. Und vor allem liegt Gallup gar nicht in meiner geplanten Richtung. Okay, dass es nicht am Weg liegt, war mir klar, aber so weit abgeschlagen... aber es sollte noch besser kommen, später am Tag.

Nach dem Frühstück ging es ziemlich früh los zum nächsten Nationalpark, dem Petrified Forest Park. Da, wo heute eine karge, trockene Wüstenlandschaft über alle Horizonte reicht, befand sich vor 215 Millionen Jahren ein feuchtes Schwemmland mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Die Bäume, die damals im Wasser versanken, wurden durch Sedimente überlagert und deren pflanzliche Gewebe nach und nach durch Mineralien ersetzt wurde, die die pflanzlichen Strukturen verblüffend nachbilden. Später verschwand das Wasser und die oberen Schichten wurden von Wind und Wetter wieder weggetragen. Dadurch kamen die versteinerten Baumstämme an die Oberfläche und liegen heute sehr zahlreich verstreut im ganzen südlichen Parkteil. Manchmal sieht es gerade so aus, als ob dort ein gerade mal paar Jahre alter Baumstamm rumliegt, mitten in der Wüste.

Versteinerter Baumstamm, fein säuberlich zerteilt. Mitnehmen von Steinen und Versteinertem ist übrigens strengstens verboten und am Parkausgang werden Fahrzeugkontrollen durchgeführt. Strafe ab 350 Doller plus Gefängnis möglich.

Aus diesem Material werden übrigens auch die schönsten geschliffenen Sachen hergestellt und verkauft. Allerdings stammt der Rohstoff nicht aus dem Park, sondern aus der Umgebung. Manche Geschäfte bieten diese Baumstamm-Segmente als Sitzgelegenheiten an... Am schönsten (und teuersten) sind diese aufgebrochenen Steine mit Kristallen innen drin.

Unzählige View Points später habe ich mich dann auf den weiteren Weg gemacht und dachte, das Canyon De Chelly National Monument wäre noch der richtige Tagesabschluss. Das liegt zwar 80 Meilen weiter nördlich, aber ich wollte über Land dorthin und dann noch die letzten 60 Meilen Richtung Gallup (nächste Übernachtung) über eine andere Straße weiterfahren. Unterwegs kamen mir allerdings erhebliche Zweifel wegen der Zeit und dem Weg, so dass ich mich entschloss, den Park auszulassen und gleich nach Gallup weiterzufahren. Auch war mir noch die große Nachfrage nach Hotelzimmern im Hinterkopf und ich wollte unbedingt abends noch für den nächsten Tag sorgen. Und dann musste ich feststellen, dass
  • der Weg zu meinem Hotel fast genau der gleiche Weg war, den ich jetzt 80 Meilen gefahren bin, bloss rückwärts;
  • in Arizona und New Mexico die Uhren eine Stunde vorgehen, weil es eine andere Zeitzone ist und somit der Nachmittag vorbei war
  • der Weg morgen ins Monument Valley genau wieder die gleiche Straße sein wird, die ich nun schon zweimal gefahren bin...
Entsprechend frustiert bin ich dann irgendwann in Gallup angekommen, schimpfend über das Hotel in Flagstaff und deren nicht funktionierendem Internet - irgendwer muss ja Schuld sein. Und dann schaue ich hier aus meinem Hotelfenster auf all die Low Budget Hotels im Umkreis und denke an die vielen Dollars, für die ich jetzt ein wunderhübsches Zimmer bewohne... naja, wenigsten etwas angenehmes.
Was bleibt ausserdem noch in Erinnerung? Das kleine Denkmal für die Route 66, die parallel der heutigen Interstate 40 verlief und zu deren Erinnerung im Petrified Forest National Park eine kleine Gedenkstätte errichtet wurde. An einer Stelle, wo niemand niemals vermuten würde, dass hier mal die Lebensader für Kalifornien verlief. Bis auf die Telefonleitungmasten, die keine Leitungen mehr tragen, errinnert nichts Originales mehr an den Streckenverlauf hier. Selbst die ganze Straße ist verschwunden, von der Steppe wieder überwuchert. Wer die Route mal abfahren will - es geht gar nicht mehr auf der ursprünglichen Strecke, weil es die nicht mehr gibt.

Von der Route 66 sind hier nur noch nutzelose Telefonleitungsmasten übrig. Links daneben verlief die Straße. Die Steppe hat sich alles wieder zurückgeholt. Im hintersten Hintergrund verläuft die ziemlich anonyme Interstate 40.

2 Kommentare:

Mirko hat gesagt…

Hallo Michael,
ich hoffe doch, du konntest einiges von dem versteinerten Zeugs im Petrified Forest Park auf den Speicherchip bannen, das klingt für mich wirklich wahnsinnig interessant.
Mich kann man schon mit einem Donnerkeil begeistern, aber dort gab es bestimmt weit spektakuläreres zu sehen.
Das mit der fehlenden/schlechten INet-Anbindung und vor allem die daraus resultierenden Folgen sind in der Tat ärgerlich, wirft aber einen erfahrenen USA-Reisenden sicher nicht um, oder?
Hast du eigentlich schon irgendwo die diesjährige Route kundgetan und ich habs bloß wieder nicht gerafft? Gehts wieder quer über den Kontinent?
Wie dem auch sei, komm gut weiter.
Gruß Mirko

Michael hat gesagt…

Welche Route??? Das weiss ich selber noch nicht. Naja, fast. Im Wesentlichen steht es fest, aber veröffentlich habe ich es nicht.