23 Juli 2014

Nochmal Las Vegas

Nun sind die Nachbeschwerden meines Grand-Canyon-Hikes so ziemlich auskuriert. Möglich gemacht hat es Las Vegas mit einem seiner vielen Hotels mit Rundum-Service, angefangen beim Restaurant in house über kostenloses Parkhaus, 42°C, bis hin zum Spielcasino im Erdgeschoss, welches ich aber nur als Spazierweg benutze. Es ist nun aber auch nicht so, dass ich 2 Tage lang nur im Hotelzimmer herumgesessen habe. Den wesentlichen Teil der Zeit habe ich aber dennoch zum Ausruhen, Entspannen und schön Essen genutzt. Ab und zu auch mal ein Besuch in einer der vielen Hotelbars und nebenbei den Zockern zusehen. Morgen geht es nochmal nach Kalifornien, aber ich merke jetzt gerade, dass so ein richtiger Entspannungseffekt gerade erst beginnt. So gesehen ist es schade, dass ich morgen abreise, aber vielleicht ergibt sich nochmal die Gelegenheit, ein paar Nächte an einem Ort zu verbringen.

Das ist der Blick aus meinem Hotelzimmer. Im Hintergrund,
Richtung Westen, die Wüste, die ich morgen nochmal besuche.

Viel wirklich Neues gibt es über Las Vegas auch nicht zu berichten. In den Casinos wird gespielt wie eh und je und die Hotels sind voll mit Feriengästen aus aller Welt. Was mir aufgefallen ist (und da weiss ich nicht, ob ich das jetzt erst wahrnehme, oder ob das schon länger so ist): die Rationalisierung schreitet voran. Wer z.B. im Casino spielt, verliert innerhalb ganz genau beschreibbarer - statistischer - Spannbreiten. Somit sind auch die Gewinne der Casinos festgelegt und die entstehen wohl durch die Spieleinsätze nach Abzug der Kosten. Hier dürften die Personalkosten der Dealer (das sind die Angestellten an den Roulette-Tischen usw.) zu Buche schlagen. Und jetzt setzt der Trend ein, dass diese personalintensiven Spiele, zum Beispiel Craps, mit 4 Angestellten pro Tisch, am Computer gespielt werden. Die Personen werden einfach auf Grossbildschirmen computergeneriert (oder ganz weggelassen, denn den Stickman braucht es nicht mehr), was zusätzlich noch den Vorteil hat, dass man sehr anmutig aussehende Damen erzeugen kann, gegenüber denen die realen Menschen an den Tischen recht alt aussehen - und auch sind. Die Computerfrau, knapp überm Spielermindestalter, braucht nicht angelernt oder gar ausbezahlt werden, zudem entfällt der ganze Umstand mit diesen Plastikchips (Jetons), denn gespielt wird mit Karte. Und die Spieler können ganz intim an ihren Monitoren (pro Platz einer) spielen, ohne dass jemand mitbekommt, ob und wieviel derjenige gerade gewinnt oder - meistens - verliert. Im Grunde genommen ist das wie im Online-Casino, bloss dass die Spieler real an einem Ort versammelt sind, unter den wachsamen Augen tausender Überwachungskameras. Und überhaupt ist das so auch viel besser, denn wer beschickt sein zu Hause schon mit reinem Sauerstoff gegen die Müdigkeit? Im Casino ist das Gang und Gäbe.
Was noch ganz nett ist, sind die Themen, nach denen einige Casino-Hotels aufgebaut sind. Vor zwei Jahren zum Beispiel war ich im Luxor, einer schwarzen Glaspyramide mit ursprünglich einem Alt-Ägypten-Thema. Heute war ich im "New York New York", welches der Ostküstenmetropole gewidmet ist. Im Erdgeschoss, rund um das Casino angeordnet sind einige "Strassenzüge" dem historischen New York nachempfunden, im Massstab etwas kleiner, aber sehr detailgetreu, bis hin zu den typischen Parkverbotsschildern ("Dieses Schild muss erst noch entziffert werden") oder dem abwechselnden Strassenbelag: Kopfsteinpflaster mit drübergekippten Asphalt. Echt, so habe ich NYC selbst schon erlebt und die Architekten scheinen sich das am Original ziemlich genau angeschaut zu haben.
Besonders krass ist es im "Paris Las Vegas", das sich ganz dem französischen Thema widmet. Oder dem, was die Amerikaner für französisch halten. Denn man kann leidlich davon ausgehen, das 95% der hier anwesenden US-Amerikaner noch nie im Ausland waren, geschweige den in einer französischen Kleinstadt. Um diesen Fehlbestand auszugleichen, kann man durch einige französisch anmutende Gassen laufen, französische Strassenschilder lesen, die natürlich keine grossen Hürden aufbauen, wenn es darum geht, die Richtung zum Casino zu weisen. Zum Glück sind die Wörter im Englischen ja so ähnlich und ein vorgesetztes "L" reicht schon aus. Blöd wird's nur bei Wörtern wie "Self Parking". Das bleibt besser im Englischen Original auf dem ansonsten französischen Wegweisern. Krank, oder? Schön ist auch der Abendhimmel mit den Lüftungsschächten im Firmament...

Self Parking auf Französisch? Ach nein, lieber doch nicht.

Eine abendliche französische Kleinstadt. Oder das,
was sich der Amerikaner darunter vorzustellen hat.
Man beachte den gut belüfteten Abendhimmel...

Nochmal die Kleinstadt.
(Sieht aus, als ob es gerade geregnet hatte)


Nein, nichts liegt mir ferner, als diese Themenhotels oder überhaupt Las Vegas als Touristenattraktion schlechtzumachen. Es macht nämlich wirklich Spass, hier durchzulaufen, die Atmosphäre zu geniessen und sich auch mal ein Glas Wein "in Frankreich" zu genehmigen. Ich würde jederzeit wieder herkommen.
Übrigens, das Wetter: ganz nach meinem Geschmack: heute waren 42° C, strahlender Sonnenschein. Wenn es zu warm wird (und das wird es irgendwann): einfach in das nächste Geschäft, Hotelcasino usw. reingehen zum Abkühlen. So funktioniert die Ferienfabrik Las Vegas, zu deutsch übrigens: die Auen.

Und noch etwas zum Spielen (gambling): kurz gesagt: die Bank gewinnt immer. Statistisch gesehen sowie von den Casinos optimiert, hat der gemeine Spieler keine Chance, auf Dauer zu gewinnen. Und wenn doch, dann verliert eben der nächste. Anders würden diese Betriebskonzepte Hotel-Casino ja auch gar nicht funktionieren, wie man leicht einsehen muss. Und wehe, wer sich nicht an die Regeln hält. Der fliegt kurzerhand raus, denn einen Gewinner kann sich keine Spielhölle auf Dauer leisten. Deswegen sind alle Spiel-Attraktionen untereinander, miteinander und über Kreuz verbunden und verkabelt, sogar landesweit. Jeder Querschläger wird da sogleich rausgefiltert, der Spieler auf dem Monitor herangezoomt (Stichwort Gesichtserkennung) und genauestens beobachtet. Anders kann ich's mir nicht vorstellen. Und selbst der Security-super trust an der Spitze, das wird in Zukunft der Computer sein, der dann nur noch die Kleiderschränke losschickt, die jeden Auffälligen hinauskomplimentieren. Schöne neue Welt.

Hier noch einige weiterführende Informationen zum Gambling. (Der Link ist leider nicht mehr gültig)

Diese Computertante, oder irgendein anderes Retortenerzeugnis
wird über kurz oder lang die menschlichen Dealer verdrängen...
Dabei kann sie - im Moment jedenfalls - nichts weiter, als immer
die gleichen dümmlichen Sprüche aufsagen.



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