11 Oktober 2016

Wie ich das Land von Kim Jong Un besuchte

Wie der geneigte Leser sicher schon bemerkt hat, bin ich mit dem Berichten hinterher und die Ausrede „lahmes Internet“ oder „chinesische Great Internet Fire Wall“ zählt in Wahrheit nicht ganz. Somit mache ich mich also auf, den Höhepunkt der letzten Tage zusammenzufassen.

Etwa seit Beginn der Planung dieser Reise nach China stand im Raum, einen grösseren Abstecher zu machen und für mich war ziemlich bald klar, wohin der zu gehen hat. Schon seit vielen Jahren bin ich fasziniert von der Situation der beiden Koreas, dem Konflikt zwischen Nord und Süd und dem absurden Getue, welches die Herrscher von Pjöngjang (Norden) zur Schau stellen. Ganz früher war es Kim Il Sung, den fleissige DDR-Schulkinder noch kennen und der den kommunistischen Staat im Norden gegründet hat. Und den ausufernden Personenkult. Gottgleich starb Kim im Jahre 1994 und wer mag sich nicht an die grotesken Szenen erinnern, die uns via Fernsehen über die Trauer des Volkes erreichten (auf Youtube kann man alles nochmal anschauen).

Nachdem also Gott tot war, kam der Sohn an die Macht: Kim Jong Il. Seines Zeichens Veranstalter immenser Militärparaden im Stechschritt und mit fetziger Marschmusik, auch alles bei Youtube zu sehen. Kim Jong Il schaffte es, den in den späten 80er Jahren begonnenen Tauwetterprozess zwischen Norden und Süden zu beenden und sein an Rohstoffen reiches Land an den Abgrund zu fahren und nebenher die grösste stehende Armee der Welt und ein Atomprogramm zu betreiben. Fast nebensächlich ist dabei seine angeblich weltgrösste Sammlung an XXX-VHS-Videokassettensammlung, welche er nach seinem Ableben seinem Nachfolger-Sohn, einem kleinen dicklichen Jungen von 30 Jahren mit Ausbildung in der Schweiz vermacht haben muss. Neben Fortführung des Atomprogramms, ärgern des Nachbarn im Süden und des treuen Verbündeten China musste Kim Jong Un wohl jetzt auch noch die letzten Restposten von Abspielgeräten für besagte VHS-Kassetten am Embargo vorbei auf Vorrat einkaufen, denn der einzige Hersteller hat seine Produktion 2016 auslaufen lassen. Schwierige Zeiten also für einen Diktator in einer neuen Welt, so ganz abgeschottet und ungeliebt vom Rest der Welt.

Was also lag näher, als Nordkorea da zu besuchen, wo es für „normale“ Menschen mit Hang zu etwas morbiden Vergnügungen noch möglich ist? Tun kann der Tourist dies in Panmunjeom, einer kleinen Militärsiedlung direkt auf der Grenze, der Militärischen Demarkationslinie. Diese zerschneidet Nord- und Südkorea und entstand, nachdem der bereits erwähnte „Grosse Führer Genosse Kim Il Sung“ die koreanische Halbinsel 1950 in den Koreakrieg stürzte, welcher nach 3 Jahren und 4 Millionen Toten zufällig fast auf der vorherigen Grenze mit einem Waffenstillstand endete. Dieser Waffenstillstand gilt bis heute fort (Nordkorea hat den entsprechenden Vertrag aber vor einiger Zeit gekündigt) und wird von Vertretern beider Seiten unter Aufsicht von Militärvertretern aus Schweden und der Schweiz überwacht. In Panmunjeom treffen sich gelegentlich Vertreter beider Seiten zu formellen Gesprächen, aber wohl eher selten. Das absurde dabei ist: die Vertreter beider Seiten sitzen an einem Tisch, durch dessen Mitte die Grenze verläuft. Somit braucht keiner die andere Seite zu betreten und formal bleibt jeder in seinem Land. Drumherum ist die ganze DMZ (Demilitarisierte Zone) abgeriegelt mit Stacheldraht, Wachtürmen, Fahrstreifen etc. Bei Leuten aus Deutschland Ost und West kommen da ganz komische Gefühle auf und die ganze Situation des geteilten Koreas ist auch für die Koreaner ein ewiger Schmerz.
Panmunjeom haben wir also besucht. Mit einem Vorlauf von drei Monaten hat mein Bruder die Tour gebucht, Ausweiskopien geschickt, nachgefragt und immer wieder den Status gecheckt. Nichts sollte dem Zufall oder einer Nachlässigkeit überlassen sein, denn die Kontrollen sind strikt und die Richtlinien absurd: keine legere Kleidung, geschlossene Schuhe, keine beschrifteten Kleidungsstücke, Winken verboten, Fotografieren sowieso, ausser  an genau drei Orten. Unser Guide, eine junge Koreanerin namens Frau Li würde uns laut und deutlich sagen, wann wir Fotos machen könnten. So präpariert fuhr unser Bus in die DMZ ein. Dann gab es noch ein kurzes Briefing und jeder musste einen Zettel von der UNO unterschreiben, wo alle Regeln nochmal draufstanden zuzüglich des Hinweises, dass man erschossen werden könnte und einer Beschreibung, wie südkoreanischen Soldaten aussehen und wie diejenigen von Norden aussehen. Auf der anschliessenden Fahrt im Militärbus dann wurden tatsächlich die Schuhe kontrolliert.
In Panmunjeom, der kleinen „Joint Security Area“ (JSA) dann Kommandoton: aussteigen und in Zweierreihen aufstellen, wie im Kindergarten, bloss ohne Händchenhalten. Rechte Reihe: Japaner – linke Reihe alle anderen, wegen der Dolmetscher. Schliesslich standen wir, das südkoreanische „Freedom House“ im Rücken - und ja nicht umdrehen und fotografieren! – vor den berühmten drei blauen Baracken mit dem nordkoreanischen Pavillon im Hintergrund. Oft gesehen im Fernsehen, Internet, Youtube und jetzt direkt davor. Ziemlich still und friedlich lag das ganze Areal vor uns und in greifbarer Nähe, ohne Zaun oder Mauer dazwischen liegt Nordkorea. Ein einzelner nordkoreanischer Soldat bewacht auf der anderen Seite den Eingang zu seinem Pavillon, sonst ist dort niemand zu sehen. Im Vordergrund ein paar Amerikaner in Uniform, die Touristen anraunzen und die die drei typischen Südkoreaner, zwei halbverdeckt an den Baracken und einer „in front of“ dazwischen. Tatsächlich gibt uns Frau Li jetzt auch die Erlaubnis zum fotografieren, aber nur Richtung Nord! Zwei Minuten lang rattern die Kameras, dann ist Schluss.

Die berühmten blauen Baracken der Waffenstillstandskommission

Im Inneren: auf der Tischmitte verläuft die Grenze zwischen Nord- und Südkorea

 In Zweierreihen Abmarsch zur mittleren Baracke, quasi dem Höhepunkt des Ganzen. Was vorher schon komisch war, verstärkt sich jetzt nochmal: die eine Hälfte der Gruppe steht schon im Norden, während wir noch im Süden sind. Frau Li gibt noch ein paar Erklärungen und sagt dann: Nun bitte, laufen Sie herum und gehen Sie nach Nordkorea, so eine Gelegenheit bekommen sie nie wieder. Aber gehen sie nicht hinter den Militärpolizisten zu der Tür, das ist verboten!


So war nun also auch ich in Nordkorea, wenn auch nur 2 Meter. Nach 2 Minuten wiederum war Schluss. Fotografieren einstellen und das Gebäude verlassen, zack zack. Der Waffenstillstand sieht vor, dass Besucher sich nur 10 Minuten in der JSA aufhalten dürfen. Zurück durch den Pavillon in den Bus und Abfahrt, das wars.

Einsamer Wächter. Was er wohl so denkt?

Ganz anders dagegen Seoul, die hypermoderne, sympathische 12-Millionen-Hauptstadt Südkoreas. Gerade fand dort ein Kulturfestival statt und viele Menschen waren in den Strassen, auch Demonstranten für alle möglichen erstrebenswerten Ziele. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es wohl zum gleichen Zeitpunkt in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang aussehen würde und was die Leute dort machen und denken. Aber das wird mir wohl verborgen bleiben bis vielleicht irgendwann dieses Gebilde doch noch zusammenbricht.

Sympathisches Seoul

Zur DMZ und der Grenze: Ich habe nun schon einige abgefahrene, seltsame Orte besucht, und dieser gehört mit Bestimmtheit dazu, auch wenn der Besuch nur etwa 10 Minuten gedauert hat.

06 Oktober 2016

Neues und Altes und neues Altes

Bevor ich nach China kam, habe ich mich gefragt, wer mir all die kommunistischen Parolen übersetzt, die man ja aus solchen Ländern kennt und die ich sogar noch persönlich gesehen habe zu seligen DDR-Zeit, bloss eben auf Deutsch. Mein Bruder musste mich enttäuschen: sowas wirst du in Shanghai wahrscheinlich überhaupt nicht mehr sehen, dafür ist die Stadt viel zu kapitalistisch orientiert. Was die in Peking machen, interessiert hier sowieso keinen… und so weiter.
Na gut, dann muss ich mir das eben in der Phantasie vorstellen: über vielen Einfahrten oder Eingängen Gold auf Rot: „Voran mit dem Vorsitzenden Mao zur Erreichung der Ziele des Fünfjahrplanes“ oder „Die Worte Maos als Leitpfad zum Kommunismus!“… Mein Bruder: das ist eine Einfahrt zu einem grossen Baumarkt, die verkaufen da schöne Sachen zum Selberbauen; das da ist die Werbung…

In der Tat, China und wohl insbesondere Shanghai ist nicht mehr so wirklich das Land des Grossen Vorsitzenden, stattdessen das des Turbokapitalismus. In den elitären Einkaufsstrassen reiht sich ein Uhrenladen an den anderen, schön eingerahmt von der chinesischen Variante des Sternenbanners. Und die Strassen sind so voll mit Konsumenten, dass man glaubt, es geht nur noch ums Geldausgeben. Übrigens: ein Smartphone hat hier jeder ab mindestens 12 Jahren bis hinauf ins Greisenalter. Und wenn man an einem ärmlichen Verkaufsstand vorbeikommt, dann schauen die ärmlichen Leute nicht andere Leute an, sondern zumeist ihr Telefon…



Der Zugang zum Internet ist allerdings fest in der Hand der Regierung. Bestimmte Webseiten wie zB. Google mit meiner Blogger-Seite sind praktisch gar nicht zu erreichen (weil Google sich vor einigen Jahren weigerte, bei der Zensur mitzuhelfen), und auch die VPN-Verbindungen werden regelmässig blockiert. Was gut geht ist Roaming mit meinem Swisscom-Abo, das wird wahrscheinlich direkt nach Europa durchgeleitet – harmloser Tourist. Somit kommt leider das Bloggen etwas kurz, denn es ist recht mühsam, das langsame VPN zu benutzen und über das Handy wird dann das gekaufte Datenpaket ziemlich schnell verbraucht.

Buddhistischer Tempel in Qibao - Mehr Gold als bei den Katholiken..

Andererseits waren wir in den letzten drei Tagen nicht ganz untätig. Wir haben das neue Shanghai besucht, den Shanghai Tower in Pudong, der zwischen all diesen neuen Hochhäusern steht und gerade erst eröffnet wurde. Vor dreissig Jahren gab es hier nur kleine Hütten, verwinkelte Quartiere und viel Armut. Davon sieht man heute nichts mehr. Wir wollten trotzdem einen Eindruck davon und sind am nächsten Tag in ein „historisches“ Viertel zum Frühstück gefahren: in die „Kommune“ (ich muss das Stadtviertel noch nachreichen…) Angeblich ist hier alles wie zur Revolution, allerdings kamen mir die Modeläden, Souvenierläden, Cafés und etc-Läden schwer touristisch vor. Die Krönung waren die ganz kommunistischen Kaffeebecher im Email-Look mit Beule, die aber an jedem Becher gleich geformt war, ganz davon abgesehen, dass dieser aus Keramik war… Das war ein schönes, auf Alt gemachtes Stück Shanghai, was ich umgehend bei meinem Bruder reklamiert habe.

Auf alt gemachte Kaffeebecher mit Beule - Aus Keramik

Also sind wir am gestrigen Mittwoch nach Qibao gefahren, gleich mit dem Stadtbus, ein paar Stationen vom Compound entfernt. Das ist zwar auch ein wenig touristisch, aber immerhin für chinesische Touristen. Hier gab es tatsächlich noch Läden, wo Sachen verkauft werden, die der Chinese zum Alltag benötigt, dazwischen unendliche Mengen von Garküchen und zwischen diesen zur Mittagszeit noch viel mehr unendliche Mengen von Menschen, die sich in einem irrsinnigen Gedränge von einer Bude zur nächsten schieben (oder schieben lassen). 

Stress zur Mittagszeit

DAS kommt meiner Vorstellung von China schon ziemlich nahe, aber andererseits ist Shanghai für solche Gegenden definitiv die „falsche“ Stadt. Hier trägt Mann und Frau gerne seinen Stolz zur Schau und das Geld in all die Läden, die wir von Europa her kennen und deren Namen ich jetzt hier nicht aufzähle, weil es einfach nur nervt.

Am nervigsten jedoch sind die auf Alt gemachten neuen Strassenzüge. Die Regierung drängt offenbar die historischen Viertel zurück und schafft besucherkonforme Einkaufsmeilen, die so gar nichts urwüchsiges mehr haben. Klar kann ich es auch aus Sicht der Bewohner verstehen: in den Seitenstrassen sieht es oft schlimm aus für uns Europäer und wir wollen da sicher auch nicht wohnen. Wenn man andererseits bedenkt, dass der Chinese, der hier vorher sein Haus hatte, die neuen Mieten/Kaufpreise niemals zahlen kann, dann frage ich mich schon, wer dann da wohnt und wohin die Alteingesessenen ausgewichen sind. Schöner Kommunismus…







03 Oktober 2016

Die Abrechnung mit Dubai und der Sprung in eine ganz andere Welt

Mit Dubai sind wir fertig - im positiv-zeitlichen Wortsinne: Am Samstag Morgen haben mein Vater und ich die Vereinigten Arabischen Emirate verlassen. Nach zwei höchst beeindruckenden Tagen in der Wüstenhauptstadt des gleichnamigen Emirates haben wir uns in unsere Business-Class-Sitze fallen lassen und auf den achteinhalbstündigen Flug nach Shanghai begeben.

Die zwei Tage im Morgenland waren insofern interessant, dass uns vor Staunen und vor Erschöpfung der Mund offen stand: bei 36 Grad Hitze haben wir zwei Touren gemacht und die ganze Pracht und den glitzernden Reichtum der Emirate bestaunt, waren am Creek in Bar Dubai, der alten Hafenstadt, sind mit einem Boot den Creek rauf und wieder runtergefahren und haben wieder und wieder gestaunt über die scheinbar unendlich langen Strassen in der Horizontalen und die fast unendlich hohen (und vielen) Wolkenkratzer in der Vertikalen, die erbaut wurden von Menschen aus ärmeren Ländern - also eigentlich allen anderen...
Leider sind zwei Tage kaum ausreichend, um noch lohnenswerte Ziele zu erreichen, das wird dann also warten müssen. Im Jahre 2020 findet in Dubai die EXPO statt, bis dahin sollten auch wieder ein paar mehr Hochhäuser fertiggestellt sein.
Unsere zwei Touren sowie die vielen kleinen Nebenbei-Beobachtungen werden mir aber lange in guter Erinnerung bleiben. Andererseits aber auch die grosse Widersprüchlichkeit Dubais: auf der einen Seite die scheinbare Weltoffenheit, europäisch-amerikanischer Luxus inkl. (im islamischen Sinne) freizügiger Werbespots, die ganze klassische Musik, die auch hier gespielt wird - andererseits ein sehr traditionelles Land mit traditioniellem Recht, Kleidung, Verhaltens-Kodex usw.
Ich hätte mir gerne auch noch mehr Zeit genommen für Geschichte, Kultur und Religion, aber vor allem braucht es dafür eine andere Jahreszeit. Ende September ist es hier einfach noch viel zu warm (ausser in den Malls, die auf gefühlte 10 Grad Celsius herabgekühlt werden...).

Am Samstag also dann auf nach Shanghai. Gleich im Flugzeug, noch auf dem Vorfeld von Dubai International, gibt es wieder Alkohol: Begrüssung an Bord mit Champagner... Eine Frage, die mich schon vorher beschäftigte: wird unser Fluglinien-Service in Shanghai den Fahrer bereitstellen, und was, wenn nicht?
In Shanghai Pudong, dem Flughafen, sah es dann auch alles ein bisschen anders aus, als am Persischen Golf. Alles etwas schäbiger, wenngleich genauso gross oder grösser. Lange Laufwege, viele Türen, Warteschlangen usw. Und dann die unvermeidliche Einreisekontrolle. Aber auch hier: korrekte Abfertigung, keine Fragen, ein roter Stempel im Pass. Ich habe mir sagen lassen, dass in China nur etwas gültig ist, wenn zwei rote Stempel drauf sind. Den anderen erhalten wir dann wohl bei der Ausreise... Tatsächlich stand am Ausgang dann unser Fahrer mit unseren Namen auf seinem Schild. Er konnte kein Wort Englisch, aber er hat uns auf kürzestem Wege (40 Minuten lang) nach Minhang, einem der Stadtteile Shanghais gebracht und sogar die Einfahrt zu dem Compound gefunden, wo mein Bruder mit seiner Familie lebt. Eine gated community mit Pförtner, der nur reinlässt, wer hierhergehört (und aufpasst, dass die Kinder nicht rauslaufen auf die sechsspurige Strasse vor dem Gelände...).

Bilder und mehr gibt es später noch. Wir sind gleich am ersten Tag voll durchgestartet und jetzt alle ein bisschen müde. Inzwischen waren wir nämlich im Stadtzentrum, auf dem Shanghai Tower, mit der U-Bahn unterwegs, einkaufen und bei einer Geburtstagsparty. Und gleich morgen früh geht's weiter...


30 September 2016

Dubai in zwei Tagen

Heute war der zweite und leider auch schon wieder letzte Tag in Dubai. Da man sich in so kurzer Zeit nicht alles vornehmen kann (zB. fällt "meine" Wüstensafari aus...), beschränkten wir uns neben der gestrigen Bustour auf den Besuch des Dubai Creek am heutigen Freitag, was auch noch eine Rolle spielen wird.
Der Creek ist Dubais historischer Hafen, von der Natur geschaffen und irgendwann mal ausgebaggert, damit er leistungsfähiger wird. Letztendlich ist das nur zeitlich gelungen, denn draussen, an der Küste gibt es inzwischen zwei Hochseehäfen, wo alle Schiffe über Dhau-Grösse festmachen und das tun, womit Dubai gross geworden ist: Waren annehmen und wegschaffen. Kurz gesagt: mit Handel. Im Creek geht es heute zum einen Teil touristisch zu, d.h. wir haben eine kleine Hafenrundfahrt gemacht, genau wie viele andere Menschen. Andererseits wird tatsächlich mit den Dhaus, diesen komischen grossen Holzschiffen, Handel betrieben, und zwar von Dubai aus über den Persischen Golf nach Pakistan, Indien, Afrika. Nur die Kühlschränke und Klimaanlagen von Samsung, LG usw, die in grossen Kartons und ebenso grossen Mengen auf den Kaimauern warten, die gehen auf direktem Wege über den Golf und unter Umgehung aller Embargos direkt in den Iran.

Dubai wird seiner Verantwortung als Handelsposten gerecht: Kühlschränke für Iran.
Den ganzen Tag lang kann man sich am Creek herumtreiben, in Cafés sitzen oder die Souks durchstreifen und überall, wirklich überall Gold, Gewürze und Touristen-Nippes anschauen, wenn nicht, wie heute, Freitag wäre. In einem so muslimischen Land wie die Emirate hatten heute Vormittag und bis zum frühen Nachmittag ca. 80 Prozent der Geschäfte geschlossen. Das machte die Gassen und Strassen ruhig und durchlässig, doch leider kam bei mir kein so richtig orientalisches Gefühl auf. Andererseits waren die Sitzbänke in den Souqs für uns frei und wettermässig war es wie gestern: 30+ Grad Celsius. Und die Händler waren sicher genauso aufdringlich wie sonst auch.
Am besten fand ich die Gewürzläden mit ihrem Angebot an Safran: riesige Mengen, in offenen Plastik-Behältern, tonnenweise aus Iran herangeschafft. Was mich bloss wunderte: in Europa kostet Safran im Supermarkt 3 Euro pro 0,1 Gramm, fast so viel wie Gold...

Im Gewürz-Souq: unten rechts, das soll Safran sein.
Zwischen zwölf und eins verrichteten die Gläubigen ihre Gebete, teils in den Moscheen, deren Prediger per Lautsprecher direkt auf die Strasse übertragen wurden (Mehrzahl...), teils in den Gassen direkt mit den Gebetsteppichen auf dem Strassenpflaster. Ich fand das sehr beeindruckend, habe mich aber nicht getraut, die Menschen dabei zu fotografieren.

Tradition, Religion, Moderne - in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein seltsamer Mix

Für uns ging es dann gegen 16 Uhr zurück in die Downtown Dubai zu unserem Hotel. Zwei Tage Orient sind damit vorüber, denn morgen früh gegen 10 Uhr starten wir in Richtung eines ganz anderen Kulturkreises: ins Reich der Mitte!
Wenn wir dann in China sind, und evtl. noch etwas Zeit ist, gibt es noch einen Bericht aus Dubai mit allem, was von heute und gestern übrig geblieben ist. Das könnte noch etliche Beiträge ergeben...


Dhaus im Creek. Damit die schönen Schiffe nicht kaputtgehen, muss man sie ordentlich mit alten Autoreifen polstern.

Nochmal im Souk: ein indonesischer Blumengirlanden-Laden. Heute geöffnet.

PS: Ich habe auf dem Notebook kein Bildbearbeitungsrogramm, daher sind fast alle Bilder hier so, wie sie aus der Kamera kommen (ausser die quadratischen, die sind für Instagram bearbeitet)

29 September 2016

Baustelle Dubai

Um es kurz zu sagen: Dubai ist eine riesengrosse Baustelle. Das war vor zehn Jahren so (glaube ich) und wird wohl auch in zehn Jahren immer noch so sein. Unser Hotel, das DAMAC Maison ist eingekreist mehreren Hochhäusern im Rohbau, an denen die Arbeit auch des Nachts nicht ruht. Hier im Hotel ist das nicht so schlimm, finde ich. Die Fenster sind gut schallgedämmt und ausserdem sind die Ventilator-Anlagen, die ständig in Betrieb sind, lauter. Ausserdem gibt es ja noch Ohropax.
Vom Balkon geht der Blick an den Baustellen vorbei hinüber zum Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt und wahrscheinlich auch dem grössten Bildschirm der Welt. Abends, wenn es dunkel wird, blitzen erst Laserlichter und dann wird plötzlich das ganze über 850 Meter hohe Gebäude zur bunten Werbe- und Animationsfilm-Fläche. Von unserem Zimmerbalkon im 40. Stock kann man das Schauspiel dann schön verfolgen. Wenn bloss die Aussentemperatur etwas weiter unten läge, nicht gerade 32 Grad...

Den heutigen Abend konnten wir geniessen, nachdem der gestrige wegen der späten Anreise ausgefallen war bzw. im Flugzeug über Iran stattfand, denn das war die Anflugroute auf Dubai. Von Frankfurt ging es erstmal in südöstlicher Richtung über Wien, Bukarest und das Schwarze Meer. Dann, über der Türkei gab es einen Knick in östliche Richtung und wir flogen ganz knapp an der irakischen Grenze vorbei über den Iran und von dort über den Persischen Golf bis nach Dubai. Leider war von der Landschaft nicht sehr viel zu sehen: erst Wolken, dann Nacht und Wolken und ausserdem sassen wir im A 380 im Oberdeck und knapp über den Flügeln, was die Sicht noch weiter einschränkt. Dafür gab es bei Emirates erstklassige Bedienung und gutes Essen und Trinken. Trotzdem lief gestern nicht viel mehr, als Ankommen und ins Bett fallen.

Scheich Zayed Road: Wieviele Spuren?

Der heutige erste Tag war dann zunächst der Orientierung und dann einem Ausflug gewidmet. Mein Vater wollte gerne zu der Palme, dem künstlich aufgeschütteten neuen Land vor der Küste. Günstigerweise fährt einer der Hop on - Hop off" - Rundkurs-Busse bis zur Spitze der Palme. Doch da muss man erstmal hinkommen. Zuerst geht es mit dem Hotel-Shuttle zur "Mall of Dubai" - wie könnte es anders sein: die grösste Mall der Welt. Die liegt gleich hier um die Ecke, aber über Baustellen will keiner laufen, also braucht man mit dem Shuttle 20-25 Minuten Zeit: einmal um den Block, rechts rum, links rum, U-Turn - und das alles mit sehr langen Rot-Phasen an den Ampeln. (klar, auch die Grün-Phasen sind lang, aber das merkt man ja nicht...). Dann beginnt unsere Tour, und die dauert sage und schreibe 1,5 Stunden bis zum Burj al-Arab, dem bekannten Hotel auf dem Meer und noch ein Stück weiter zur Palm. Ich wusste ja, dass Dubai recht ausgedehnt ist, aber dass das ganze Stadtgebiet sich so weit hinzieht, das hatte ich weder geahnt, noch vorher auf der Karte angeschaut. Etwas müde von der langen Fahrt und durchgeschwitzt kamen wir dann am Atlantis Hotel an und wurden dort erstmal wieder von der Hitze erdrückt. Draussen die Hitze und im Gebäude mit Läden und Vergnügung vielleicht 20 Grad Celsius, schöner krasser Wechsel...
Die lange Strasse raus auf die Palme kam mir übrigens seltsam bekannt vor... (siehe Foto).


Die Hauptstrasse der Palme: mein erster Gedanke: Stalin-Allee Berlin.
Die Leute im In- und Ausland zahlen ein Vermögen, um hier Wohnungen zu haben...

Leider tickte die Uhr unerbittlich und für 17 Uhr müssten wir zurück in der Mall sein. Ich hatte für diese Zeit ein Ticket für Burj Khalifa, 148. Etage gebucht. Am Ende haben wir es zur Zeit geschafft: nach einer etwas kürzeren Rückfahrt, mehrmaligem Verlaufen in der Mall, weil die einfach für meinen Geschmack schlecht beschildert ist und wir zu guter Letzt um den halben Riesenturm herumgelaufen sind. Es kam mir schon so komisch vor, weil uns niemand folgte und fast keiner entgegenkam. Bis ich endlich einen Sicherheitsmann gefragt habe, wo der Eingang ist. Jaaaa, da müsst ihr den ganzen Weg zurücklaufen (ca. 500 Meter unter Wüstensonne bei 40 Grad).... Gut, er sass auf so einem offenen Security-Auto mit zwei Sitzen hinten. Meine Frage, ob er uns zurückfahren könnte, konnte er uns nicht abschlagen (schliesslich war er EMAAR-Angestellter und EMAAR ist für die doofe Beschilderung zuständig). Zwei Japaner, die auf unserer Rückfahrt auch nach dem Weg fragten (und somit das gleiche Problem wie wir hatten), konnten leider nicht mehr mitfahren. Das Auto hatte nur drei freie Sitze...
Nach einer kleinen Vorzugsbehandlung, welche mit dem Preis unserer Eintrittskarten zu tun hatte, standen wir schliesslich und endlich pünktlich auf der 148. Etage in 556 Metern Höhe: höchste Aussichtsplattform der Welt. Dort wurden wir mit Saft und Snacks begrüsst und konnten über der sagenhaften Baustelle und Hochhausstadt Dubai den Sonnenuntergang über dem Persischen Golf bewundern.

Zum Thema Baustelle: Im Jahr 2020 findet in Dubai die Expo statt, und es wird soviel geschraubt, gehämmert, gebuddelt, dass es scheint, bis dahin soll die Stadt fertig sein. Doch andererseits gibt es, von oben betrachtet, noch so viele freie Flächen, auf denen Bagger gerade anfangen, Sand hin- und herzuschieben... das wird nie fertig, denke ich mir. Und ausserdem ist ja die Wüste gross und es gibt noch viel Platz für immer neue (und eigentlich immer gleich aussehende Wolkenkratzer).

Es gibt später noch mehr Bilder, aber ich muss jetzt erstmal in die Heia...

01 Mai 2016

Go East

Dieses Jahr gibt es keinen neuen Amerika-Report, keine Wüsten, keine Mormonen und kein Roadtrip. Jedenfalls nicht durch die USA. Dennoch soll dieser Post eine kleine Vorausschau sein. Denn obgleich im Sommer kein USA-Besuch auf dem Plan steht, gibt es Ferien und eine Reise: im Oktober werde ich zusammen mit meinem Vater China und dort meinen Bruder und dessen Familie in Shanghai besuchen. Auf der Hinreise gibt es noch einen Stoppover in Dubai, um die reichen Ölstaaten auch mal zu sehen. Und vielleicht gibt es auch noch einen kurzen Abstecher nach Südkorea. Das alles ist in Planung und im Entstehen und die Neugier wächst von Tag zu Tag, auch wenn es noch soooo lange Wartezeit bis dahin ist.

21 November 2015

Weihnachten in der Neuen Welt

Verschiedene familiäre, berufliche und persönliche Umstände machen es möglich, das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel 2015-2016 in den USA zu verbringen. Es wird das dritte Mal zu dieser Jahreszeit sein und ich freue mich sehr darauf.
Erfahrungsgemäss sind Reiseberichte von der Ostküste eher schwierig zu organisieren, dennoch hoffe ich, den ein oder anderen Post absetzen zu können - hier, in diesem Blog. Am 23. Dezember ist Abflug.

Vorfreude auf das: Weihnachtsbaum im Bryant Park, mitten in Manhattan.