Manchmal hilft nur ein Neustart, Reset, Neuinstallation des Betriebssystems, neu einloggen - wie auch immer. Wir, das heißt, Bruder Sebastian und ich und Mark hatten uns das so schön ausgedacht: Ankunft in New York, JFK, dann Fahrt nach Connecticut, abends auf der patio grillen, amerikanisches Bier trinken und dann schlafen. Sebastian wollte dann am frühen Morgen aufstehen und uns gleich damit beginnen lassen, mit ihm alle Touristenattraktionen gleichzeitig zu erforschen. Ich dagegen hatte die Rechnung nicht mit dem amerikanischen Bier gemacht und fühlte mich am Morgen danach ziemlich schlecht. Essen und Trinken lagen schwer im Magen und dieser Umstand wiederum lag schwer auf dem allgemeinen Wohlbefinden. So konnte es nicht losgehen, aber eine Diskussion darüber auf Deutsch und Englisch hielt ich jetzt auch nicht für angebracht oder ausführbar. Also regelte ich die Angelegenheit allein und tatsächlich wirkte der ganze Vorgang befreiend, eben wie ein Neustart. Von einer Viertelstunde auf die nächste war ich fit, konnte Bastis Drängen nach Attraktionen in der Welthauptstadt mitfühlen. Los ging es mit einem kleinen Frühstück in einem breakfast restaurant und dann weiter mit der Bahn von Bridgeport zum Grand Central Terminal, mitten in Manhattan, großer Bahnhof, Startpunkt für uns "Zu-Fuß-und-Taxi-Touristen".
New York ist ohne Probleme ohne Auto erforschbar: die Subway bringt die Menschen zu den wichtigsten Knotenpunkten, den Rest erledigen die unzähligen gelben cabs, die von ebenso unzähligen wahnsinnigen (dazu später mehr) Fahrern durch den Straßendschungel gejagt werden. Igendwo stand mal, dass Taxis die zweithäufigste Spezies in New York sind. Nach Aliens und noch vor Menschen...
Als erstes haben wir uns an diesem Mittwoch auf den Besuch Südmanhattans verständigt: Ground Zero, dann eine Bootsfahrt zur Freiheitsstatue und dann mal weitersehen. Am Ground Zero ist immer noch im wesentlichen nur der ground zu sehen. Ein paar Betonetagen sind unter Straßenniveau entstanden aber sonst ist der Platz erschreckend leer. Sicher für Leute, die die Bebauung vor dem 11. September 2001 nicht gesehen haben, ziemlich unspektakulär. Durch das World Financial Center, dessen Wintergarten ging es dann für uns zu Fuß weiter zum Fährhafen. Diese gute Idee hatten viele Leute, das Wetter war hervorragend und die Warteschlange am Eingang zur Staten Island Ferry, die die Leute zur Freiheitsstatue bringt, war gut und gerne 300 Meter lang. Bestens versorgt durch Wasserverkäufer und Straßenkünstler. Das konnte uns allerdings nicht dazu verleiten, uns hier auch anzustellen. Also: Umstellung der Pläne. Danach ein kurzer Zu-Fuß-Abstecher zur Wall Street. Da Freitag und heller Tag war, herrschte hier ein reges Treiben. Ich kenne den Ort nicht vom Abend oder Wochenende, aber Bekannte haben mir erzählt, es sei beängstigend einsam hier, wenn die Börse und die Banken geschlossen haben. Die Straßenschluchten sind dann menschenleer, höchsten zwielichtige Gestalten treiben sich noch herum. Das Viertel ist eben hauptsächlich ein Viertel, in dem gearbeitet wird und in dem ein wesentlicher Teil der Arbeit ruht, wenn die NYSE, die New York Stock Exchange oder eben Wall Street geschlossen ist. Wenn allerdings gearbeitet wird, gehen von dem Ort die Schockwellen - positiv oder negativ - aus, die die ganze Welt zu erschüttern vermögen. Ängstlich beäugt man den Dow Jones, wenn mal wieder irgendwelche Daten veröffentlicht werden. Dieser amerikanische Aktienindex ist, wenn man so will, die Spitze der Pyramide des Weltweiten Finanzsystems, an dem jede Veränderung mehr oder weniger stark ankommt, indexiert und wieder nach unten zurückgeleitet wird. Antenne und Sender zugleich mit Unterstationen in aller Welt, zB. Frankfurt, London, Tokyo und wie sie alle heißen. Ob das ein gutes System ist? Keine Ahnung.
Den Rest des inzwischen anegbrochenen Nachmittags verbrachten wir am Times Square und damit, zum Grand Central Terminal zurückzulaufen. Obwohl Manhattan doch recht groß ist, ist es nicht ganz unmöglich, einige Wege auch zu Fuß zu erledigen. Dann bekommt man auch mit, das der Glanz und die Glitzerwelt ziemlich konzentriert zusammenliegen, in den Parallelstraßen sieht es dagegen so öde aus, wie man es von einer Millionenmetropole nicht anders erwartet. Dennoch: New York - die Welthauptstadt.
Erlebt am 14.08.2009, gepostet am 26.09.2009 - die Arbeit ...