Oje... dass ich noch einen Blog zu betreuen habe, war mir zwar irgendwie immer klar, aber dass nun das Jahr fast um ist und die Tansania-Geschichten noch nicht vollständig sind und dass die nächste Reise schon gestartet ist, hat mich doch etwas überrascht. Die Zeit von Oktober bis jetzt, knapp vor Weihnachten 2010 ist so schnell vergangen. Und sie war so voll mit Dingen, die meine Aufmerksamkeit erforderten. So ist wurde das Blog-Schreiben etwas nach hinten geschoben.
Weihnachten und Neujahr werde ich wieder in den USA verbringen bzw. ich bin ja schon dort. Durch das deutsche Winterchaos hindurch bin ich am gestrigen 22. Dezember Richtung New York aufgebrochen und werde hier nun 13 Tage verbringen. Zeit und Lust vorausgesetzt, wird davon auch hier im Blog etwas auftauchen.
23 Dezember 2010
30 Oktober 2010
Medizinische Versorgung am Ende der Welt
Im Umkreis von Lugala, dem Standort unseres Hospitals, leben cirka 120.000 Menschen. Verstreut im Busch in winzigen Dörfern oder einfach in einzelnen Häusern mitten in der Wildnis. Obwohl die Gegend so abgelegen ist, glaubt man nicht wie zersiedelt die Natur hier ist. Überall führen Pfade durch den Busch zu einzelnen Häusern, ein verwirrendes Labyrinth, für das man einen ortskundigen Führer braucht, wenn man zum Beispiel mit dem Fahrrad eine Tour machen mächte. Die Grenze in Richtung Westen bildet der Fluß, über den keine Brücke führt - oder besser: keine richtige Brücke mehr. Es gab wohl mal eine, aber bei einem der letzten Regenzeit-Hochwasser ist sie weggeschwommen. Mutige Leute gehen in der Trockenzeit zu Fuss durchs Wasser, das dann etwa hüfthoch steht. Andere lassen sich mit einem Einbaum übersetzen. Dazu gehören die Schwestern des Hospitals, die mit dem pikipiki (Moped) unterwegs sind, um im outreach medizinische Versorgung zu gewährleisten oder Aufklärungsunterricht zu geben. Zwie Orte, die regelmäßig zu besuchen sind, sind Ngalimina und Tanganyika Masagati. In beiden Dörfern gibt es einen kleinen medizinischen Aussenposten, eine Dispensary: Poliklinik, Entbindungsstation, Apotheke und Nachrichtenverteiler in einem. Ein "Arzt" und eine "Schwester" und ein "Wachmann" sind hier ständig stationiert und halten Sprechstunden ab. Unser Ziel nach dem Besuch des Hospitals war Tanganyika Masagati. Wenn der Begriff "Ende der Welt" gesteigert werden könnte, müßte man Masagati sagen. Da der Weg durch den Fluß selbst für den Toyota Landcruiser mit oben angebrachtem Luftansaugrohr nicht möglich ist, fahren wir vier Stunden Richtung Nordosten, nach Ifakara, setzen dort mit der Fähre über und nehmen dann wieder südwestliche Richtung auf der anderen Seite des Kilombero. Eine anstregende 9-Stunden-Fahrt über unbefestigte Straßen und 13 Bahnübergänge der TAZARA, die von Dar es Salaam bis nach Sambia führt. Ein kurzes Stück in der Nähe des Kihansi-Damms ist asphaltiert und eine Wohltat für die durchgeschüttelten Reisenden. Irgendwann kommen wir in Taveta an, einem entlegenen Flecken. Hoch über dem Dorf thront eine ehemalige Schweizer Missionsstation der Kapuziner, mit Kirche, Dormitorium, Krankenstation und Schule. Es sieht tatsächlich aus wie in den Alpen, wenn die Bananenstauden und Palmen nicht wären. Die Missionare haben Anfang der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts alles, was für den Bau gebraucht wurdee, hier herangeschleppt: gelbe Backsteine, Kirchenbänke, Biberschwanz-Dachziegel, Schränke, Leuchter und was alles sonst noch gebraucht wurde. Das ganze ist ein Stück unwirkliche Welt inmitten des afrikanischen Urwaldes. Vom Badfenster hat man - früh genug aufgestanden vorausgesetzt - einen wunderbaren Blick auf die über dem Dschungel aufgehende Sonne... Die Station ist heute der katholische Pfarrsitz des Ortes mit Priester und zwei Nonnen, die für das große Areal verantwortlich sind. Dem Priester sieht man irgendwie an, dass er eigentlich nur weg will aus dieser Einsamkeit. Hier in Taveta übernachten wir im Dormitorium, werden vom Priester und seinem Gehilfen mit dem üblichen Essen versorgt: Reis mit Huhn zum Abendessen und Huhn mit Reis zum Frühstück. Nach dem Abendessen ist noch etwas Nachtleben angesagt. Wir besuchen die örtliche Kneipe, die ein typisches Produkt afrikanischer Planung ist: in einem Dorf mit vielleicht 50 Einwohnern gibt es eine Kneipe mit Platz für eine 150-köpfige Hochzeitsgesellschaft, beleuchtet von einer winzigen Glühbirne. Der Barkeeper muss erst noch geweckt werden und zaubert dann aus seinem Vorratsraum ungekühltes (wie auch?) tansanisches Bier hervor: Castle, Kilimandjaro usw. Kein schlechtes Bier übrigens. Dann gibt es noch "Double Punch", ein ungenießbares alkoholisches Gebräu aus Prima Sprit und Ananas-Aroma in Plastiktüten abgefpllt wie bei uns die Probierpackungen für Haarwaschmittel. Für den Weg von und zur Kneipe brauchen wir diesmal keine Taschenlampen. Der Vollmond scheint so hell, dass der ganze Weg gut beleuchtet ist.
Früh am nächsten Morgen brechen auf um nach Tanganyika Masagati zum kommen. Das liegt etwa 15 Kilometer und sieben abenteuerliche Brücken entfernt. Die Straße windet sich durch ein Tal und quert einige Flüsse und Bäche über Brücken, die aus Stämmen und Brettern bestehen, die wiederum mit Stricken zusammengebunden sind. Unten im Fluss warten die Krokodile auf's Essen. Kuandika, unser versierter Fahrer, schickt uns, wenn es ihm zu riskant erscheint, aus dem Auto, prüft mit skeptischen Blicken die Standfestigkeit, (während vor uns ein Lkw die Brücke nimmt) und bringt dann wirklich souverän unser Auto über jede Schwierigkeit, während wir draussen warten und uns aufs Schlimmste gefaßt machen... Also wirklich: diese Brücken waren ein bleibendes Erlebnis.
Nach kurzer Fahrt kommen wir nach Masagati. Während der Anreise haben wir schon gesehen, was wir hier auch feststellen: die Zivilisation ist tatsächlich vorgedrungen, allerdings im negaitven: der Urwald wurde vor nich allzu langer Zeit abgeholzt und hinterläßt eine recht kahle Hügelandschaft, auf der sich zwar wieder etwas tut, aber noch lange nicht die hohen Bäume stehen, deren Wurzeln das Wasser in der Regenzeit aufnehmen können. Deswegen fließt es die Hänge hinab und zum Beispiel in unsere Dispensary rein. Eine Aufgabe heute ist deswegen: einen Graben zu schachten und ein Drainage-Rohr verlegen. Jetzt kann der weiße Mann zeigen, wie er arbeiten kann... aber das lassen sich die Dorfmänner nicht nehmen und mit der Zeit sind so ziemlich alle am Schuften. Kuandika, der bereits als Fahrer einen guten Job macht, ist auch ein fleißiger Handwerker. Während des Tages hat er zwölf Fensterrahmen ausgebaut, gesäubert, gerichtet und mit neuen Mosquito-Netzen wieder eingebaut. Im Inneren haben die Frauen mehrere Räume neu gemalert und dann angefangen, die ganze Station zu säubern und aufzuräumen, unter den kritischen Augen des örtlichen Arztes und der Schwester. Man mag über den Sinn und die Wirkung derartiger Aktionen geteilter Meinung sein, aber wenn eine deutsche Krankenschwester erstmal angefangen hat mit Saubermachen, gibt es kein Halt mehr bis nicht alles pikobello sauber ist.
So hat unser Tag in Masagati auch vier Stunden länger gedauert als geplant. Er schließt ab mit einem großen Feuer hinter dem Haus, in dem alles verbrennt, was nicht mehr gebraucht wird und eigentlich schon lange auf den Müll gehört hätte. Und mit vielen Ideen, was unbedingt in der Zukunft besser gemacht werden könnte. Ich weiß nicht, wie viel davon umgesetzt wird.
Die Kinder, die den ganzen Tag ein wenig scheu aus sicherer Entfernung das Treiben beobachtet haben, verabschieden uns dann doch noch mit einigem Enthusiasmus, wahrscheinlich erzeugt durch die vielen kleinen Mitbringsel, die zum Schluß noch zur Verteilung kamen: unsere Entwicklungshelferinnen in Aktion...
Ziemlich müde und dreckig sind wir dann wieder in Taveta, zur Übernachtung angekommen.
Früh am nächsten Morgen brechen auf um nach Tanganyika Masagati zum kommen. Das liegt etwa 15 Kilometer und sieben abenteuerliche Brücken entfernt. Die Straße windet sich durch ein Tal und quert einige Flüsse und Bäche über Brücken, die aus Stämmen und Brettern bestehen, die wiederum mit Stricken zusammengebunden sind. Unten im Fluss warten die Krokodile auf's Essen. Kuandika, unser versierter Fahrer, schickt uns, wenn es ihm zu riskant erscheint, aus dem Auto, prüft mit skeptischen Blicken die Standfestigkeit, (während vor uns ein Lkw die Brücke nimmt) und bringt dann wirklich souverän unser Auto über jede Schwierigkeit, während wir draussen warten und uns aufs Schlimmste gefaßt machen... Also wirklich: diese Brücken waren ein bleibendes Erlebnis.
Das Dormitorium in Taveta, mitten im afrikanischen Dschungel. |
Nach kurzer Fahrt kommen wir nach Masagati. Während der Anreise haben wir schon gesehen, was wir hier auch feststellen: die Zivilisation ist tatsächlich vorgedrungen, allerdings im negaitven: der Urwald wurde vor nich allzu langer Zeit abgeholzt und hinterläßt eine recht kahle Hügelandschaft, auf der sich zwar wieder etwas tut, aber noch lange nicht die hohen Bäume stehen, deren Wurzeln das Wasser in der Regenzeit aufnehmen können. Deswegen fließt es die Hänge hinab und zum Beispiel in unsere Dispensary rein. Eine Aufgabe heute ist deswegen: einen Graben zu schachten und ein Drainage-Rohr verlegen. Jetzt kann der weiße Mann zeigen, wie er arbeiten kann... aber das lassen sich die Dorfmänner nicht nehmen und mit der Zeit sind so ziemlich alle am Schuften. Kuandika, der bereits als Fahrer einen guten Job macht, ist auch ein fleißiger Handwerker. Während des Tages hat er zwölf Fensterrahmen ausgebaut, gesäubert, gerichtet und mit neuen Mosquito-Netzen wieder eingebaut. Im Inneren haben die Frauen mehrere Räume neu gemalert und dann angefangen, die ganze Station zu säubern und aufzuräumen, unter den kritischen Augen des örtlichen Arztes und der Schwester. Man mag über den Sinn und die Wirkung derartiger Aktionen geteilter Meinung sein, aber wenn eine deutsche Krankenschwester erstmal angefangen hat mit Saubermachen, gibt es kein Halt mehr bis nicht alles pikobello sauber ist.
Großreinemachen... |
So hat unser Tag in Masagati auch vier Stunden länger gedauert als geplant. Er schließt ab mit einem großen Feuer hinter dem Haus, in dem alles verbrennt, was nicht mehr gebraucht wird und eigentlich schon lange auf den Müll gehört hätte. Und mit vielen Ideen, was unbedingt in der Zukunft besser gemacht werden könnte. Ich weiß nicht, wie viel davon umgesetzt wird.
Die Kinder, die den ganzen Tag ein wenig scheu aus sicherer Entfernung das Treiben beobachtet haben, verabschieden uns dann doch noch mit einigem Enthusiasmus, wahrscheinlich erzeugt durch die vielen kleinen Mitbringsel, die zum Schluß noch zur Verteilung kamen: unsere Entwicklungshelferinnen in Aktion...
Ziemlich müde und dreckig sind wir dann wieder in Taveta, zur Übernachtung angekommen.
"Die Wilden Kerle" - hier landen unsere gutgemeinten Kleiderspenden und ruinieren die einheimische Textilindustrie |
13 Oktober 2010
Kinder, Kinder!
Tansania - statistisch gesehen ein recht junges Land. 44% der Menschen sind unter 14 Jahre alt. Im Vergleich: in Deutschland sind es knapp 14%. Geburtenrate in Tansania:35 Geburten pro Tausend Menschen. damit steht das Land an 38. Stelle auf der Welt. In Deutschland beträgt die Rate knapp 9 pro Tausend und unser Platz im Ranking ist der viertletzte (218.) (Vor Tansania stehen ganz oben im Ranking Länder wie Niger, Uganda oder Afghanistan mit Geburtenraten um die 50 pro Tausend Einwohner.) Demgegenüber steht in Tansania eine Sterberate von 13 pro Tausend und man kann sich leicht vorstellen, wohin die Kurve der Gesamtbevölkerungszahl geht: steil nach oben. Vor 10 Jahren hatte das Land 35 Millionen Einwohner, jetzt hat es etwa 41 Millionen.
Wenn man sich in Lugala bewegt, oder im Nachbarort Malinyi oder über Land fährt: überall viele viele Kinder an den Straßen. Bei uns wäre das der Traum jedes Rentenstatistikers, aber in Tansania wollen alle diese Kinder Essen und Trinken wie jeder Mensch. So viele wie möglich sollen zumindest Lesen und Schreiben lernen. Und wir Gäste aus Europa emfinden, dass sie und ihre erwachsenen Mitmenschen ein Mindestmaß an medizinischer Grundversorgung erhalten sollten. Aber wo führt ein derartiges Bevölkerungswachstum hin? Fürs Kochen braucht man Feuer und für Feuer braucht man Holz = Bäume abhacken. Auch Steine für Wohnhäuser sollen her. Hier werden sie traditionell gebrannt. Noch mehr Holz wird benötigt, noch mehr Bäume. Und damit die Familie einigermassen mit Essen versorgt ist, muss sie sich auf den Mais- und Reis-Feldern abrackern und hoffen, dass es keine zu großen Ernteausfälle gibt. Oder das die Regierung nicht gerade in dem Moment, an dem die Ernte verkauft werden kann, mit Straßenreparaturen beginnt. Das heißt hier: Schotter wird in großen, regelmäßig verteilten Haufen auf die Straße gekippt und kein größerer Lkw (Lorry) kommt mehr vorbei. Die Leute bleiben sitzen auf ihren Reissäcken, die sie verkaufen könnten.
Ein von Armut geprägtes Land bringt auch die unzähligen Armutskrankheiten hervor, die am Lugala-Hospital zu anzutreffen sind. Krankheiten, die selbst unserem gestanden Reisegruppen-Begleitarzt unbekannt waren, da sie hier in Europa in keinem normalen Studium mehr vorkommen. Dort gibt es sie. Die Kinder, werden von diesen Krankheiten von Anfang an begleitet. Was ist da zu tun? Ich weiß es nicht genau. Ein Ansatz könnte die Kontrolle der Geburtenrate sein. Tatsächlich ist die in den letzten Jahren zurückgegangen, von etwa 40 im Jahr 2000 auf jetzt ca. 34 Geburten pro Tausend.
Die Kinder kümmert das, so scheint mir, im allgemeinen wenig. Sie toben und spielen genauso, wie an anderen Orten auf der Welt...
Die Daten zur Bevölkerungsstatistik sind dieser Webseite entnommen: http://www.indexmundi.com/ und diese bereitet die Daten aus dem CIA World Factbook auf.
Zwei Jungs in Kipingo |
Wie kann wohl Europa ihr am besten helfen? |
Kontakt mit der Technik. Vielleicht sind ein paar unter ihnen, die noch nie ihr eigenes Bild gesehen haben? |
Wenn man sich in Lugala bewegt, oder im Nachbarort Malinyi oder über Land fährt: überall viele viele Kinder an den Straßen. Bei uns wäre das der Traum jedes Rentenstatistikers, aber in Tansania wollen alle diese Kinder Essen und Trinken wie jeder Mensch. So viele wie möglich sollen zumindest Lesen und Schreiben lernen. Und wir Gäste aus Europa emfinden, dass sie und ihre erwachsenen Mitmenschen ein Mindestmaß an medizinischer Grundversorgung erhalten sollten. Aber wo führt ein derartiges Bevölkerungswachstum hin? Fürs Kochen braucht man Feuer und für Feuer braucht man Holz = Bäume abhacken. Auch Steine für Wohnhäuser sollen her. Hier werden sie traditionell gebrannt. Noch mehr Holz wird benötigt, noch mehr Bäume. Und damit die Familie einigermassen mit Essen versorgt ist, muss sie sich auf den Mais- und Reis-Feldern abrackern und hoffen, dass es keine zu großen Ernteausfälle gibt. Oder das die Regierung nicht gerade in dem Moment, an dem die Ernte verkauft werden kann, mit Straßenreparaturen beginnt. Das heißt hier: Schotter wird in großen, regelmäßig verteilten Haufen auf die Straße gekippt und kein größerer Lkw (Lorry) kommt mehr vorbei. Die Leute bleiben sitzen auf ihren Reissäcken, die sie verkaufen könnten.
Ein von Armut geprägtes Land bringt auch die unzähligen Armutskrankheiten hervor, die am Lugala-Hospital zu anzutreffen sind. Krankheiten, die selbst unserem gestanden Reisegruppen-Begleitarzt unbekannt waren, da sie hier in Europa in keinem normalen Studium mehr vorkommen. Dort gibt es sie. Die Kinder, werden von diesen Krankheiten von Anfang an begleitet. Was ist da zu tun? Ich weiß es nicht genau. Ein Ansatz könnte die Kontrolle der Geburtenrate sein. Tatsächlich ist die in den letzten Jahren zurückgegangen, von etwa 40 im Jahr 2000 auf jetzt ca. 34 Geburten pro Tausend.
Die Kinder kümmert das, so scheint mir, im allgemeinen wenig. Sie toben und spielen genauso, wie an anderen Orten auf der Welt...
Abschied: Wenn die wazungu auftauchen, ist immer etwas mehr los im Dorf |
Die Daten zur Bevölkerungsstatistik sind dieser Webseite entnommen: http://www.indexmundi.com/ und diese bereitet die Daten aus dem CIA World Factbook auf.
04 Oktober 2010
Das Lugala-Hospital
Irgendwo, tief im tansanischen Busch verborgen liegt das Lugala-Hospital der Lutherischen Kirche in Tansania. Ursprünglich errichtet wurde es in der Mitte des 20. Jahrhunderts und Anfang der 90er Jahre von einem dänischen Missionswerk erneuert und erweitert. Heute ist es sozusagen ein Distrikt-Krankenhaus, zuständig für über 100.000 Menschen, die überall verstreut in der Umgebung wohnen, getragen weiterhin von der Lutherischen Kirche, wesentlich finanziell unterstützt von SolidarMed und vom Lugala-Arbeitskreis der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Das Krankenhaus besteht aus dem eigentlichen Gebäude-Komplex, einer Reihe von Flachbauten, die durch überdachte Gänge miteinander verbunden sind. Weiterhin gibt es eine Häuseranlage für Angehörige, die hier wohnen, solange Verwandte im Krankenhaus untergebracht sind. Die Angehörigen sind dafür zuständig, für ihre Kranken zu kochen und einfache Pflegearbeiten zu übernehmen. Weiterhin gibt es einige Häuser für Krankenhausangestellte, eine kleine Kirche und eine Cafeteria, letztere besteht aus einem ausrangierten Schiffscontainer, um den herum Tische und Stühle gruppiert sind... Ausserdem hat das Krankenhaus noch zwei Gästehäuser für Besucher und eine große Satelliten-Antenne als Verbindung nach aussen. Über diese Schüssel läuft das Internet. Platz ist hier für ca. 130 Patienten, die mit allen möglichen Krankheiten herkommen. Man könnte meinen, dass dies die sogenannten Tropen-Krankheiten sind, aber eigentlich sind es Erkrankungen, die vor allem aufgrund der hier herrschenden Armut auftreten: Malaria, HIV, Infektionskrankheiten usw. Dann gibt es viele Entbindungen und auch Unfälle werden behandelt. Das Krankenhaus hat verschiedene Operationssäle und auch moderne Geräte wie z.B. ein Röntgengerät im Einsatz. Geleitet wird es von einem deutschen Arzt mit viel Afrika-Erfahrung und einem deutschen Verwalter, der seit etwa einem halben Jahr hier ist. Planmäßiges Vorgehen ist es nicht, was die Landbevölkerung hier auszeichnet. Der Afrikaner sagt pole pole - langsam, langsam und meint aber damit neben langsam auch noch irgendwas anderes, etwa in Richtung: so genau brauchen wir es nicht. Ein wunderbares Lebensgefühl, aber für das Führen eines Krankenhauses eher ungeeignet und total uneuropäisch. Überhaupt muss der mzungu, wenn er hier ankommt, alles über Bord werfen, was er aus Europa mitbringt: in Afrika ist alles anders.
Mzungu ist auch so ein Kisuahili-Wort. Gemeint sind damit die Weißen, besser vielleicht die europäischen Besucher, aber das Wort bedeutet darüber hinaus auch Verrückter und/oder Reicher - also alles, was auf Europäer aus afrikanischer Sicht zutreffen mag. Welcher Afrikaner würde auch tatsächlich schon um 9.50 Uhr beim Meeting erscheinen, das um 10.00 Uhr beginnen soll? Üblicherweise fängt es doch sowieso erst 10.45 Uhr an, wenn die Letzten dann endich da sind. Und so wird das Wort mzungu den Betroffenen vor allem durch die vielen Kinder hinterhergerufen und an der Art und dem Tonfall kann man sich dann seine persönliche Bedeutung heraussuchen.
Daneben gibt es auch noch höfliche Begrüßungen. Zum Beispiel sagen die Kinder im Vorbeigehen zu Älteren: shikamoo und das heißt soviel wie "ich halte deine Füße". Darauf muss der Begrüßte antworten: marahaba; ich habe bis heute nicht genau erfahren, was das bedeutet. Aber wenn man es nicht antwortet, kommen die Kinder und fordern auf, es zu sagen. Es scheint also irgendwie wichtig zu sein.
Das Dorf Lugala, an dessen Rand das Hospital steht, besteht im wesentlichen aus einer Mischung aus Steinhäusern und Lehmhütten, wobei letztere - ganz wichtig - als Häuser zu bezeichnen sind. Man kann sich als verwöhnter Europäer nicht so richtig vorstellen, wie und in welchen Umständen die Menschen hier leben, aber sie tun es. Der Besitz eines Hauses ist einerseits wichtig, andererseits spielt sich das Leben im wesentlichen vor dem Haus ab, wo gekocht, gespielt, gearbeitet und geschnattert wird. Im Haus wird (auf dem Boden) geschlafen. In Lugala gibt es weiterhin noch eine "Bar", einen Fernseh-Saal und ein Restaurant, das Embassy, bestehend aus einem Tisch mit 4 Stühlen. Letzteres habe ich leider nicht besucht, dafür aber die Bar und den Fernseh-Saal. Dafür hat sich jemand von den Bewohnern einen Diesel-Generator gekauft, um Strom für Empfang und kalte Getränke zu erzeugen. Jetzt kann man für 200 Schillinge (ca. Cent) am Abend irrwitzige Kung-Fu-Filme aus Asien anschauen und Bier und Soda trinken.
Soweit mal für heute eine kurze Umfeld-Beschreibung.
Chefarztvisite |
Mzungu ist auch so ein Kisuahili-Wort. Gemeint sind damit die Weißen, besser vielleicht die europäischen Besucher, aber das Wort bedeutet darüber hinaus auch Verrückter und/oder Reicher - also alles, was auf Europäer aus afrikanischer Sicht zutreffen mag. Welcher Afrikaner würde auch tatsächlich schon um 9.50 Uhr beim Meeting erscheinen, das um 10.00 Uhr beginnen soll? Üblicherweise fängt es doch sowieso erst 10.45 Uhr an, wenn die Letzten dann endich da sind. Und so wird das Wort mzungu den Betroffenen vor allem durch die vielen Kinder hinterhergerufen und an der Art und dem Tonfall kann man sich dann seine persönliche Bedeutung heraussuchen.
Daneben gibt es auch noch höfliche Begrüßungen. Zum Beispiel sagen die Kinder im Vorbeigehen zu Älteren: shikamoo und das heißt soviel wie "ich halte deine Füße". Darauf muss der Begrüßte antworten: marahaba; ich habe bis heute nicht genau erfahren, was das bedeutet. Aber wenn man es nicht antwortet, kommen die Kinder und fordern auf, es zu sagen. Es scheint also irgendwie wichtig zu sein.
Das Dorf Lugala, an dessen Rand das Hospital steht, besteht im wesentlichen aus einer Mischung aus Steinhäusern und Lehmhütten, wobei letztere - ganz wichtig - als Häuser zu bezeichnen sind. Man kann sich als verwöhnter Europäer nicht so richtig vorstellen, wie und in welchen Umständen die Menschen hier leben, aber sie tun es. Der Besitz eines Hauses ist einerseits wichtig, andererseits spielt sich das Leben im wesentlichen vor dem Haus ab, wo gekocht, gespielt, gearbeitet und geschnattert wird. Im Haus wird (auf dem Boden) geschlafen. In Lugala gibt es weiterhin noch eine "Bar", einen Fernseh-Saal und ein Restaurant, das Embassy, bestehend aus einem Tisch mit 4 Stühlen. Letzteres habe ich leider nicht besucht, dafür aber die Bar und den Fernseh-Saal. Dafür hat sich jemand von den Bewohnern einen Diesel-Generator gekauft, um Strom für Empfang und kalte Getränke zu erzeugen. Jetzt kann man für 200 Schillinge (ca. Cent) am Abend irrwitzige Kung-Fu-Filme aus Asien anschauen und Bier und Soda trinken.
Soweit mal für heute eine kurze Umfeld-Beschreibung.
Häuser in Lehmbauweise. |
29 September 2010
Wieder zu Hause
Nun sind die zwei Wochen Tansania schon wieder vorbei und die Berichterstattung hier im Blog ist doch recht dürftig ausgefallen. Die Internet-Verbindung war nicht so gut, wie ich dachte und auch die Zeit ließ nicht jeden Tag einen Bericht zu. Aber wie es bei Dienstreisen so ist, soll nachher ein Bericht entstehen. Das heißt, ich gehe alle meine Notizen durch und natürlich auch die vielen Fotos. Dabei wird auch noch der eine oder andere Artikel über die Fahrt, die Menschen, das Lugala-Hospital und die Landschaft entstehen. Für mich als Erst-Afrika-Reisender war es jedenfalls sehr beeindruckend, wenn auch die mehrstündigen Jeep-Fahrten über Schotter-Staub-Pisten mit Löchern so groß wie Elefanten recht anstrengend sein können. Belohnt wird man damit mit Begegnungen weitab jeglicher Zivilisation und einmal mehr mit wunderschönen Landschaften, die aber auch hier, weit entfernt, von der Globalisierung bedroht sind. Aber dazu später mehr. Für heute noch zwei Bilder:
Über sieben Brücken mußt du gehen... |
Sonnenuntergang im Mikumi Nationalpark |
20 September 2010
Habari?
Das heißt so viel wie: "Was gibts neues?" Wie schon geschrieben, ist die Internetverbindung nicht so gut, deshalb kann ich die ganzen Neuigkeiten hier gar nicht in vollem Umfang reinschreiben. Immerhin ist die erste Woche in Tansania vorbei und heute ist auch schon der letzte Tag im Lugala Lutheran Hospital. Morgen, in aller Frühe, starten wir auf einen 400-Kilometer-Trip durch den outreach zu einem Aussenposten des Krankenhauses. Diese Aussenposten, von denen es zwei gibt, ermöglichen medizinische Behandlung auf niedrigem Niveau, aber mit dem Vorteil, dass sie näher an den Leuten dran sind. Da von Lugala kein direkter Weg über den Kilombero führt, muss man bis zur Fähre nach Ifakara zurückfahren, dann auf der anderen Flussseite die gleiche Richtung zurück. Luftlinie von hier aus sind es etwas 40 Kilometer, Fahrstrecke 400km. Man könnte auch das Fahrrad nehmen und sich mit einem Einbaum übersetzen lassen oder zu Fuß durch den Fluss laufen...
Wir werden dort ein paar Reparaturen vornehmen, uns überhaupt überzeugen, dass der Posten noch da ist und dann im Busch übernachten (in einem katholischen Kloster). Von da geht es dann am Donnerstag und Freitag über Ifakara in Richtung Dar es Salaam zurück.
Wir werden dort ein paar Reparaturen vornehmen, uns überhaupt überzeugen, dass der Posten noch da ist und dann im Busch übernachten (in einem katholischen Kloster). Von da geht es dann am Donnerstag und Freitag über Ifakara in Richtung Dar es Salaam zurück.
Das ist eine recht gute Straße... |
18 September 2010
Habari ya asubuhi
Habari ya asubuhi - Guten Tag oder Guten Morgen. Heute, am Samstag, 18. September 2010 ist nun der erste Tag, der es zeitlich und technische erlaubt, mich endlich mal um meinen Blog zu kümmern. Und das mitten aus dem afrikanischen Busch heraus. Der Ort hier heißt Lugala und liegt etwa im Südwesten Tansanias, 3 Autostunden entfernt von der nächstgrößeren Stadt Ifakara. Hier gibt es ein Buschkrankenhaus, das von Deutschland und der Schweiz aus personell, finanziell und technisch seit vielen Jahren unterstützt wird und das regelmäßig von einer deutschen Delegation besucht wird. Lugala liegt sozusagen am Ende einer Welt, die Straße führt noch etwas weiter bis zum Kilombero-Fluss, dort ist Schluß, keine Brücke, keine Fähre. Die Reise vom Flughafen in Dar es Salaam bis hierher dauerte zwei Tage mit Übernachtung in Dar es Salaam nach der Ankunft sowie als Zwischenstation in der nächstgrößeren Stadt Ifakara.Von dort braucht man für das eigentlich kürzere Teilstück nach Lugala etwa 4 Stunden mit dem Auto, um die unendlichen Staubpisten zu überwinden, den sogenannten African Highway - etwa 100 km lang. Das haben wir hinter uns gebracht mit unseren 192 kg Gepäck plus je ca 8 kg Handgepäck, verstaut in und auf einem Toyota-Geländewagen. in Ifakara kamen dazu noch zwei Matrazen, die wir auf dem dortigen Markt erworben haben (nach 20 Minuten langem Feilschen, das zuletzt noch das Verpacken auf dem Dach des Autos umfaßte...) Unser Fahrzeug sah dann wirklich so aus, wie man sich ein Expeditions-Fahrzeug vorstellen muss, innen wie aussen: Alles voller Gepäck, besetzt mit 8 Personen, drei vorne, der Rest hinten in den quer längs eingebauten Bänken. Nur, wer sowas mal mitgemacht hat, weiß, wie es ist, rough roads oder African Highway zu fahren. Und kurz nach der Einfahrt in Lugala, 100 Meter vor dem Ziel steht endlich das Warnschild "BUMPS" an der Straße. Gut, dass es nochmal gesagt wurde...
Leider ist die Netzverbindung so unkontinuierlich, dass das Blogschreiben so beschwerlich wird. Deshalb mache ich hier erstmal Schluß. Es gibt später sicher noch ausführlichere Berichte und Bilder. Letztere können auch hier gefunden werden: http://www.panoramio.com/user/1777006
Leider ist die Netzverbindung so unkontinuierlich, dass das Blogschreiben so beschwerlich wird. Deshalb mache ich hier erstmal Schluß. Es gibt später sicher noch ausführlichere Berichte und Bilder. Letztere können auch hier gefunden werden: http://www.panoramio.com/user/1777006
12 September 2010
Auf gehts
Die letzte Besorgung habe ich heute gemacht: Geld vom Automaten holen. Nun ist alles eingepackt, wobei das "alles" zum gewichtigsten Teil Dinge sind, die ich gar nicht für mich selber mitnehme, sondern für das Krankenhaus in Lugala. Der Fluggesellschaft wurde eine Reisegruppe mit schwerem Gepäck avisiert und nach deren Bestimmungen darf nun die Gepäckfreigrenze um 10 kg überschritten werden, sofern es sich um Hilfsgüter handelt. Das kann ich für meinen Riesenkoffer mit gutem Gewissen bestätigen: 1 Akkuschrauber, 20 OP-Kittel, ein Absauggerät, diverse Kleidungsstücke und kleine Geschenke. Gerade so habe ich die Tasche zubekommen und die kommt jetzt auf irgendwas knapp über 30kg. Aber der Hauptzweck der Fahrt ist ja, das Hospital zu besuchen und dabei gleich eine Reihe von dringend benötigten Gegenständen mitzunehmen. Das alles wird morgen früh, 5.30 Uhr in Berlin Tegel eingecheckt und dann geht es über Zürich und Nairobi ins südliche Afrika, genauer gesagt nach Dar es Salaam, der größten Stadt Tansanias und von dort weiter ins Landesinnere. Das letztendliche Ziel ist das Dorf Lugala, irgendwo im afrikanischen Busch. Ausser den Menschen, die dort leben und dem Krankenhaus gibt es dort ziemlich nichts. Ich bin gespannt, wie das geht ohne Strom und befestigte Straßen und wie lange es dauert, um dorthin zu kommen. Internet soll es am Krankenhaus geben, so dass auch diese Berichte hoffentlich regelmäßig aktualisiert werden. Und wenn möglich, gibt es auch Fotos, und zwar auf dieser Seite: http://www.panoramio.com/user/1777006
Soweit an dieser Stelle und noch von zu Hause.
Soweit an dieser Stelle und noch von zu Hause.
01 September 2010
Hakuna Matata
Die Überschrift sagt es schon: Englisch ist es nicht und das heißt, Amerika ist fürs erste vorbei. Die Ferien gingen viel zu schnell vorbei und von den Landschaften des Südwestens und New York habe ich viel zu wenig gesehen, aber das nächste Reiseprojekt steht schon an: 2 Wochen Tansania. Sozusagen als dienstliche Reise: Besuch des Lugala Hospitals. Mitten im Busch, mitten drin in Afrika, mitten drin in den Tropen. Einige Vorbereitungen sind schon abgeschlossen, z.B. die ganzen Impfungen. Man glaubt ja gar nicht, was auf anderen Kontinenten so kreucht und fleucht, aber man kann sich auch schützen - ganz wichtig. Ein paar Sachen müssen noch erledigt bzw. gekauft werden. Wiederum andere Sachen sind schon eingetrudelt, z.B. Hosen, die man unten zubinden kann...
Da, wo ich hinfahre, gibt es auch Internet, d.h. in diesem Reiseblog, der ursprünglich mal für "Amerika 2008" entstanden ist, wird nun auch Tansania eingehen!
Da, wo ich hinfahre, gibt es auch Internet, d.h. in diesem Reiseblog, der ursprünglich mal für "Amerika 2008" entstanden ist, wird nun auch Tansania eingehen!
04 August 2010
Crazy Crazy Crazy American Girl
Viel Arbeit für die einen, viel Spaß für die anderen. Mark musste immer noch für die Sicherheit des "Gathering the Vibes Festival" arbeiten (50 Überstunden in einer 7-Tage-Woche...), dass hieß für mich: Girls Day am Samstag auf eben diesem Festival im Seaside Park Bridgeport, Connecticut. Girls Day heißt: Mittags starten mit Marks Frau, ein paar Runden auf dem Festival-Gelände abdrehen nach Blechung des saftigen Eintrittspreises und Durchwanderung eines irren-verwirrenden Weges zur Kasse, zurück zum Schlangenende, wieder vor bis ran zur Kasse, Empfangen des Armbandes, zurück zum Sicherheits-Check… Dann die restlichen Girls treffen, die irgendwie alle was mit der Polizei zu tun haben. Entweder ist der Mann Polizist oder der Freund oder der Ex und während die alle zu tun haben, können sich die Frauen auf dem Hippie-Festival vergnügen, gemeinsam mit 25.000 anderen Leuten an diesem Nachmittag und Abend. Das Festivalgelände beherbergt zwei Bühnen, mehrere Camping-Plätze, einen großen "Fressmarkt" und einen "Markt der Möglichkeiten" – nenne ich es mal, wobei aber die Hauptbühne DER große Anziehungspunkt sein dürfte. Hier, im Inneren des Geländes, nochmals zur Sicherheit abgetrennt und mit Drogenkontrollen spielen die Bands ihre Musik: Grateful Death und alles, was Hippie-mäßig ist. Und entsprechend sehen hier auch die Zuschauer aus: Jungs und Mädchen mit Hula-Hup-Reifen und anderen Artistik-Geräten, bunt gekleidet mit irrsinnigen Hüten, Federn am Kopf, Riesensonnenbrillen und so weiter. Dann die Mittelalterlichen, also so Leute wie ich, die relativ normal gekleidet sind. Mir fehlen bloß immer die passenden T-Shirts mit dummen Sprüchen drauf (z.B. "Idaho - No, Udaho"). Dann gibt es die Alten, die wissen, dass sie alt sind und sich auch so verhalten. Und als extremste Gruppe - wie ich finde - gibt es die Alt-Hippies. Die haben irgendwie die Zeit verpennt, denken, sie sind immer noch 20 und kleiden sich so ein, dabei sind mittlerweile 40 Jahre vergangen. Diese Leute sehen am witzigsten aus: Riesenketten, komische Behänge, komische Hüte - einfach köstlich.
Stundenlang konnte man da zuschauen und die Leute an sich vorbeiziehen lassen. Und das alles etwas durcheinander, aber doch geordnet. In der "Restroom World" stehen alle Hippies brav Schlange, was sich in den Kabinen abspielt, möchte ich lieber nicht ganz so genau wissen. Der Geruch stammt ganz sicher nicht von Kacke und auch nicht von normalem Tabak. Für die speziellen Gäste, d.h. für die, die sich über den ohnehin schon saftigen Eintritt von $ 90 hinaus noch den VIP-Status kaufen können, gibt es ein spezielles VIP-Zelt. Ich habe es insgeheim "Guantanamo" getauft: Abgetrennt durch einen Doppelzaun mit Wachen dazwischen, Zugang über ein großes Maschendraht-Tor, an dem weitere Wachen stehen... Wer hier sitzt, verpasst das Beste aus der Nähe. Einziger Vorteil: man hat von hier direkten Zugang zur Hauptbühne und darf direkt an der Kante stehen.
Auf der Bühne läuft das Programm auf den nächtlichen Höhepunkt zu: geile Musik (besonders dieser Schwarze mit der Posaune - der konnte spielen, zusammen mit der ganzen Band). Inzwischen haben wir auch die Girls an der Strandpromenade getroffen, die es sich dort bereits mit mitgebrachten Drinks bequem und lustig gemacht haben. Die Stimmung steigt mit jedem weiteren Becher. Überhaupt ist der Alkoholkonsum exorbitant. Das Bier fließt in Strömen. Alkohol, die einzige Droge, die hier legal zu haben ist. Dafür braucht es nur Geld und die Age verification, die beim erstmaligen Betreten eines Bierzeltes an das Handgelenk geklebt wird. Irgendwo mittendrin haben wir uns niedergelassen, Blick auf die Hauptbühne, Hippies überall und die Girls ganz so, wie es ein Europäer von amerikanischen Frauen erwartet: irgendwie schrill, crazy, etwas zu viel Alkohol, ein wenig zu laut. Aber letzteres sei entschuldigt, denn inzwischen spielt die nächste Band mit Perfomance auf und ich habe mich nochmal durch das dichte Gedränge zur Bühne durchgeschlagen, um das aus der Nähe zu sehen. Irgendwann in dieser Zeit muss wohl eine der Frauen bei Mark angerufen und berichtet haben, ich sei verlorengegangen. Absoluter Unsinn, aber ausreichend, um bei ihm die Stimmung auf den Tiefpunkt zu senken. Das ganze Festival - ich glaube, er hat es gehaßt: zu viele Drogen, zu viele Verrückte, zu viele Diebstähle und Schlimmeres in den Vorjahren, aber die Bilanz von diesem Jahr sieht wohl ganz gut aus: weniger von allem Schlechten und ich muss sagen, ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Dummerweise waren gerade zu diesem Zeitpunkt 4 Speicherkarten mit jeweils 2 Gigabyte gefüllt und an Nachschub nicht zu denken, und überhaupt war Abschiedszeit gekommen, zumindest, was das Festival betraf.
Der nächste Tag sollte nochmal der City gewidmet werden, aber das habe ich gestrichen. Ausruhen und Saubermachen war angesagt. So gab es also nur noch einen kurzen Ausflug (Amerika - kurz = 90 Meilen hin und 90 Meilen zurück) nach Mystic und das war‘s. Jetzt sitze ich auf dem Flughafen John F. Kennedy und warte auf den Rückflug nach Deutschland, der mit 3 Stunden Verspätung vielleicht starten wird.
Ist Amerika immer noch schön? Natürlich. Haben sie nicht auch ein paar Probleme? Natürlich auch. Sehr große sogar:
So laufen hier die Mädels rum... |
Guantanamo - hier geht's in den VIP-Bereich rein. |
Auf der Bühne läuft das Programm auf den nächtlichen Höhepunkt zu: geile Musik (besonders dieser Schwarze mit der Posaune - der konnte spielen, zusammen mit der ganzen Band). Inzwischen haben wir auch die Girls an der Strandpromenade getroffen, die es sich dort bereits mit mitgebrachten Drinks bequem und lustig gemacht haben. Die Stimmung steigt mit jedem weiteren Becher. Überhaupt ist der Alkoholkonsum exorbitant. Das Bier fließt in Strömen. Alkohol, die einzige Droge, die hier legal zu haben ist. Dafür braucht es nur Geld und die Age verification, die beim erstmaligen Betreten eines Bierzeltes an das Handgelenk geklebt wird. Irgendwo mittendrin haben wir uns niedergelassen, Blick auf die Hauptbühne, Hippies überall und die Girls ganz so, wie es ein Europäer von amerikanischen Frauen erwartet: irgendwie schrill, crazy, etwas zu viel Alkohol, ein wenig zu laut. Aber letzteres sei entschuldigt, denn inzwischen spielt die nächste Band mit Perfomance auf und ich habe mich nochmal durch das dichte Gedränge zur Bühne durchgeschlagen, um das aus der Nähe zu sehen. Irgendwann in dieser Zeit muss wohl eine der Frauen bei Mark angerufen und berichtet haben, ich sei verlorengegangen. Absoluter Unsinn, aber ausreichend, um bei ihm die Stimmung auf den Tiefpunkt zu senken. Das ganze Festival - ich glaube, er hat es gehaßt: zu viele Drogen, zu viele Verrückte, zu viele Diebstähle und Schlimmeres in den Vorjahren, aber die Bilanz von diesem Jahr sieht wohl ganz gut aus: weniger von allem Schlechten und ich muss sagen, ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Dummerweise waren gerade zu diesem Zeitpunkt 4 Speicherkarten mit jeweils 2 Gigabyte gefüllt und an Nachschub nicht zu denken, und überhaupt war Abschiedszeit gekommen, zumindest, was das Festival betraf.
Auf der Nebenbühne ging es etwas beschaulicher zu. |
Der nächste Tag sollte nochmal der City gewidmet werden, aber das habe ich gestrichen. Ausruhen und Saubermachen war angesagt. So gab es also nur noch einen kurzen Ausflug (Amerika - kurz = 90 Meilen hin und 90 Meilen zurück) nach Mystic und das war‘s. Jetzt sitze ich auf dem Flughafen John F. Kennedy und warte auf den Rückflug nach Deutschland, der mit 3 Stunden Verspätung vielleicht starten wird.
Ist Amerika immer noch schön? Natürlich. Haben sie nicht auch ein paar Probleme? Natürlich auch. Sehr große sogar:
- ein irrsinniger, kaum zu glaubender Verbrauch von Ressourcen
- eine Millionen Mitglieder zählende Bande von Nichtskönnern auf der Straße, die die wenigen vernünftigen Autofahrer behindern und gefährden mit Autos, für die in Deutschland entweder ein Lkw-Führerschein nötig ist oder die niemals irgendeine TÜV-Plakette erhalten würden (z.B. weil ein Scheinwerfer freischwebend mit Bändern befestigt ist, weil der Rost alleine ihn nicht mehr hält…)
- ein politisches System aus dem 18. Jahrhundert, das dringend eine Reform benötigte, die aber niemals kommen wird und die überhaupt alle notwendigen Veränderung lähmt.
Die große Hauptbühne am Nachmittag. |
02 August 2010
Riverside Church und Highline
Die Riverside Church in New York befindet sich auf der Upper West Side zwischen den Stadtvierteln Harlem und Morningside Heights. Architektonisch orientiert sie sich an den gotischen Kathedralen Frankreichs und hat einen zirka 120 Meter hohen Turm, der - eigentlich - für die Öffentlichkeit geöffnet sein sollte und von dem man einen wunderbaren Blick über den Hudson River und die umliegenden Teile Manhattans haben sollte. Eigentlich. Denn als ich das von mir für den 30. Juli ausgewählte Sight erreichte, musste ich feststellen, dass der Turm mitnichten geöffnet war und ich somit auf den Rundblick verzichten musste. Wie schade, aber nicht zu ändern. Dafür kam ich in den Genuss, nun ganz allein einen neogotischen Kirchenraum bewundern zu dürfen. Nichts hat hier die Stille gestört und auch die sonst übliche Beschallung mit Musik gab es nicht. Die bleiverglasten Fenster lassen nur wenig Tageslicht herein, alle Augen-Blicke den Altar gelenkt, der als Zentrum der Kirche den Besucher anstrahlt. Errichtet wurde der Bau in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als überkonfessionelle Kirche. Im Laufe der Zeit hat sie sich einen Ruf als Zentrum zur Förderung linker politischer Ideen und sozialer Projekte erarbeitet. Das ganze Gelände beherbergt nicht nur die Kirche selbst, sondern auch einen Kindergarten, Bücherei, Tagungsräume, eine Turnhalle...
Schade, dass der Turm geschlossen war.
Nach diesem Ausflug sollte es auf direktem Wege nach Downtown gehen, aber so einfach war das nicht, denn überall in Amerika wird gebaut und so auch auf der U-Bahn-Linie. Also hieß es erstmal, zwei Stationen weiter nach Uptown, Umsteigen in der Station Harlem - 125th Street und wieder zurück, mit der Express-Bahn nach Downtown. Einige Leute haben das nicht verstanden, darunter durchaus auch Einheimische, die sind dann einfach durch die Notausgänge rausgegangen, was jedesmal einen furchtbaren Alarm-Lärm verursacht hat. Später habe ich dann an anderer Stelle noch bemerkt, dass einige New Yorker das durchaus auch mit Absicht machen... keine Ahnung, aber besonders cool ist das nicht.
Von Harlem nach Downtown runtersind es in New York etliche Kilometer (man könnte die übrigens auch laufen ohne "abzubiegen"; der Broadway führt quasi durch ganz Manhattan), die aber mit der Subway sehr komfortabel zurückzulegen sind, wenn man von den 35 Grad heißen U-Bahn-Stationen absieht, denn Wärme bin ich ja nun gewöhnt. Ich bin also von der 125. Straße bis zur 14. Straße gefahren, dort ausgestiegen und Richtung Westen gelaufen. Die Uhr ging schon wieder bedenklich schnell, aber dieses neue Sight wollte ich mir nun endlich einmal anschauen: die Highline, ein neuer Park mitten in New York, errichtet bzw. angepflanzt auf einer stillgelegten Güterzug-Gleisanlage. Und das alles eine Etage höher, also über der Straße. Tatsächlich: die Gleise wurde als Hochbahn gebaut und auf dieser Bahn befindet sich nun ein Park mit Blumen, Bäumen und Wiesen. So ganz wirklich haben die New Yorker und ihre Gäste die Anlage noch nicht in Besitz genommen, die Anzahl der Besucher hielt sich in Grenzen, aber auch die ganze Idee selbst ist noch gar nicht fertig. Darüber, was die High Line war und wie sie nach und nach zu einem Park wird, gibt wie immer Wikipedia gut Auskunft. Ich persönlich fand es etwas - nun ja - noch nicht ausreichend. Die Idee ist toll, paßt gut zu New York, aber wer nur wenig Zeit hat und sich davon nicht während eines Parkbummels unter Druck setzen lassen möchte, sollte sich das aufheben für später. Es wird ja noch daran gearbeitet.
Von der 23. Straße aus bin ich dann zurück zu Times Square, habe mir dort ein kleines und reichlich verspätetes Mittagessen organisiert und bin dann die wenigen hundert Meter zum Grand Central Terminal gelaufen, von wo aus ich mit der Bahn zurück nach Bridgeport fuhr. Immerhin war es da schon um 4 Uhr nachmittags und ein ganzer Tag fast vorbei. Allerdings für mich ohne großen Streß und Hektik, einfach nur ein bißchen rumschauen.
Das ist das gleiche, was ich auch am Tag vorher, dem 29. Juli veranstaltet habe, da jedoch nicht allein, sondern mit Marks Frau Beth. Irgendwann morgens sind wir losgefahren Richtung New York, diesmal per Auto und es ging auch nicht in die Stadt rein, sondern aufs Land, zu einem Weingut (würde ich auf Deutsch sagen). Hier wird es als Winery bezeichnet und die stellen hier alles aus Früchten her, insbesondere den sogenannten Cider - Apfelwein. Natürlich kann man den gleich hier erwerben, an einer Verkostung teilnehmen oder in den Plantagen rumlaufen. Im Herbst gibt es "Selbstpflücken" von Äpfeln und die Sauere-Gurken-Zeit im Sommer wird mit kleinen Festivals an den Wochenenden überbrückt, zu denen die Städter zu Hunderten anrücken. Die Hoch-Zeit ist aber der Herbst, wenn die Bäume bunt (Indian Summer) und die Äpfel reif werden. Dann wird selbst auf dem Land die Parkplatzsuche schwierig. Jetzt, an den Werktagen im Sommer, hat nicht mal das Weingut-eigene Café geöffnet, und so bestand unser Mittagessen aus zwei Flaschen Cider, einen kleinen Stück Käse für sagenhafte 9 Dollar und einer halben Packung Cracker. Mehr an Essen war aus dem Laden nicht rauszubekommen. Soweit mal zu zwei entspanten Tagen.
Schade, dass der Turm geschlossen war.
Riverside Chruch (Freihand im Dunkeln kommt leider nicht so gut). |
Nach diesem Ausflug sollte es auf direktem Wege nach Downtown gehen, aber so einfach war das nicht, denn überall in Amerika wird gebaut und so auch auf der U-Bahn-Linie. Also hieß es erstmal, zwei Stationen weiter nach Uptown, Umsteigen in der Station Harlem - 125th Street und wieder zurück, mit der Express-Bahn nach Downtown. Einige Leute haben das nicht verstanden, darunter durchaus auch Einheimische, die sind dann einfach durch die Notausgänge rausgegangen, was jedesmal einen furchtbaren Alarm-Lärm verursacht hat. Später habe ich dann an anderer Stelle noch bemerkt, dass einige New Yorker das durchaus auch mit Absicht machen... keine Ahnung, aber besonders cool ist das nicht.
Von Harlem nach Downtown runtersind es in New York etliche Kilometer (man könnte die übrigens auch laufen ohne "abzubiegen"; der Broadway führt quasi durch ganz Manhattan), die aber mit der Subway sehr komfortabel zurückzulegen sind, wenn man von den 35 Grad heißen U-Bahn-Stationen absieht, denn Wärme bin ich ja nun gewöhnt. Ich bin also von der 125. Straße bis zur 14. Straße gefahren, dort ausgestiegen und Richtung Westen gelaufen. Die Uhr ging schon wieder bedenklich schnell, aber dieses neue Sight wollte ich mir nun endlich einmal anschauen: die Highline, ein neuer Park mitten in New York, errichtet bzw. angepflanzt auf einer stillgelegten Güterzug-Gleisanlage. Und das alles eine Etage höher, also über der Straße. Tatsächlich: die Gleise wurde als Hochbahn gebaut und auf dieser Bahn befindet sich nun ein Park mit Blumen, Bäumen und Wiesen. So ganz wirklich haben die New Yorker und ihre Gäste die Anlage noch nicht in Besitz genommen, die Anzahl der Besucher hielt sich in Grenzen, aber auch die ganze Idee selbst ist noch gar nicht fertig. Darüber, was die High Line war und wie sie nach und nach zu einem Park wird, gibt wie immer Wikipedia gut Auskunft. Ich persönlich fand es etwas - nun ja - noch nicht ausreichend. Die Idee ist toll, paßt gut zu New York, aber wer nur wenig Zeit hat und sich davon nicht während eines Parkbummels unter Druck setzen lassen möchte, sollte sich das aufheben für später. Es wird ja noch daran gearbeitet.
Von der 23. Straße aus bin ich dann zurück zu Times Square, habe mir dort ein kleines und reichlich verspätetes Mittagessen organisiert und bin dann die wenigen hundert Meter zum Grand Central Terminal gelaufen, von wo aus ich mit der Bahn zurück nach Bridgeport fuhr. Immerhin war es da schon um 4 Uhr nachmittags und ein ganzer Tag fast vorbei. Allerdings für mich ohne großen Streß und Hektik, einfach nur ein bißchen rumschauen.
Das ist das gleiche, was ich auch am Tag vorher, dem 29. Juli veranstaltet habe, da jedoch nicht allein, sondern mit Marks Frau Beth. Irgendwann morgens sind wir losgefahren Richtung New York, diesmal per Auto und es ging auch nicht in die Stadt rein, sondern aufs Land, zu einem Weingut (würde ich auf Deutsch sagen). Hier wird es als Winery bezeichnet und die stellen hier alles aus Früchten her, insbesondere den sogenannten Cider - Apfelwein. Natürlich kann man den gleich hier erwerben, an einer Verkostung teilnehmen oder in den Plantagen rumlaufen. Im Herbst gibt es "Selbstpflücken" von Äpfeln und die Sauere-Gurken-Zeit im Sommer wird mit kleinen Festivals an den Wochenenden überbrückt, zu denen die Städter zu Hunderten anrücken. Die Hoch-Zeit ist aber der Herbst, wenn die Bäume bunt (Indian Summer) und die Äpfel reif werden. Dann wird selbst auf dem Land die Parkplatzsuche schwierig. Jetzt, an den Werktagen im Sommer, hat nicht mal das Weingut-eigene Café geöffnet, und so bestand unser Mittagessen aus zwei Flaschen Cider, einen kleinen Stück Käse für sagenhafte 9 Dollar und einer halben Packung Cracker. Mehr an Essen war aus dem Laden nicht rauszubekommen. Soweit mal zu zwei entspanten Tagen.
"Straßentheater" |
28 Juli 2010
27 Meter für die Geschichte des Universums
Dienstag war wieder New-York-Tag. Die Unwetter vom Sonntag hatten sich verzogen (dafür hatten sie den Montag noch Zeit, diesen Tag habe ich für eine kleine und erfolglose Shopping-Tour genutzt), und so strahlte ein blauer Himmel über ganz New England und New York City. In die Stadt hinein fuhr ich wieder mit der Bahn von Bridgeport (Connecticut) bis zum Grand Central Terminal, dem großen Kopfbahnhof mitten in Manhattan. Davon habe ich aber erstmal gar nicht so viel gesehen, denn von den unterirdischen Bahnsteigen ging es gleich noch eine Etage tiefer (?) in die Subway und von dort zur Metrostation 77th Street an der Ostseite des Central Parks. Das war etwas ungünstig, denn das Ziel des Tages liegt auf der Westseite des Parks, der immerhin 800 Meter breit ist (und 4 km lang). Auf etwa halber Höhe liegt das Gelände des American Museum of Natural History, eines der größten Naturkundemuseen der Welt und das erste Museum überhaupt, dass nun bei meinen inzwischen doch recht zahlreichen NY-Besuchen auf dem Programm stehen sollte. Naturkunde ist nicht so mein Interessensgebiet und das Museum ist für einen Tagesbesuch auch viel zu umfangreich. Aber ein Teilbereich davon lohnt einen Besuch: das Rosen Center for Earth and Space, ein großer, gläsernern Würfel, in den die 27 Meter messende Kugel des Hayden Planetariums "eingehängt" ist.
Allein das ist wieder so ein sehenswertes Stück New Yorker Architektur: aufregend gewagt und sehr anziehend für viele Besucher, vor allem in der gerade laufenden Ferienezeit. (Wir sahen die grüne, blaue, rote, orange, gelbe und hellblaue und weisse Kinder-Reisegruppe, erkennbar jeweils an den farbigen T-Shirts...). Die besagte Kugel enthält in ihren oberen Zweidritteln ein großes Planetarium, das an "normalen" Tagen eine halbstündige Reise durch die Entstehungsgeschichte des Universums anbietet und die ich natürlich besucht habe. Wohlgeordnet und mit sinnvoller Pre-Show (damit sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen können), ging es die große Kuppel, die fast voll besetzt war. Ich nehme an, dass dies bei jeder Show der Fall ist. Whoopi Goldberg (also ihre Stimme) führte dann die Reisenden durch 14 Milliarden Jahre Geschichte, leicht verständlich und gut geeignet für Leute, die keine Ahnung von Astrophysik haben. Das ganze hatte diesen typisch amerikanischen Show-Charakter, der nötig ist, um die Leute anzulocken und gerade so viel zu bieten, dass niemand überfordert wird. Großes Weltraumkino mit tollen Effekten, allerdings nicht die mir bis dahin bekannte Planetariumsshow mit Sternenbildern und Jahreszeiten-Reisen (allerdings liegt mein letzter derartiger Besuch auch schon über 15 Jahre zurück). Nach der Show folgte dann eine kurze Erkundung des Rose Centers. Erst auf der oberen Ebene, die Ausstellung mit den Längeneinheiten von astronomisch irgendwas bei 10 hoch 26 Metern bis zu atomaren Längen mit 10 hoch -26 Metern und alles immer im Vergleich mit der dominanten Kugel des Planetariums auf der einen Seite und Vergleichsobjekten andererseits. Die letzte Stufe hatte kein richtiges Vergleichsobjekt mehr: Das Planetarium als Wasserstofatom, im Vergleich dazu wurde die Größe eines Protons wurde als winziger, gedruckter Punkt dargestellt. Es gibt hier noch viel zu sehen, z.B. einen 5 Milliarden Jahre alten Meteoriten oder überhaupt die Meteoriten-Sammlung und die Ausstellung Full Moon und das Big Bang Theatre im unteren Drittel der Kugel, aber man kann das nicht alles an einem Tag schaffen.
Für New-York-Touristen ein must-have-sight. Unglaublich, dass ich das erst in diesem Jahr besucht habe.
Leider mussten wir dann wieder zurück nach Connecticut, der Tag war schon weit fortgeschritten und am Abend stand ein weiteres Dinner mit einer Freundin von Mark und Beth an, welches es noch vorzubereiten galt.
Ergbnis des Tages: Planetariumsshow in einem atemberaubenden architektonischen Umfeld und einmal mehr: Nochmal hin.
Allein das ist wieder so ein sehenswertes Stück New Yorker Architektur: aufregend gewagt und sehr anziehend für viele Besucher, vor allem in der gerade laufenden Ferienezeit. (Wir sahen die grüne, blaue, rote, orange, gelbe und hellblaue und weisse Kinder-Reisegruppe, erkennbar jeweils an den farbigen T-Shirts...). Die besagte Kugel enthält in ihren oberen Zweidritteln ein großes Planetarium, das an "normalen" Tagen eine halbstündige Reise durch die Entstehungsgeschichte des Universums anbietet und die ich natürlich besucht habe. Wohlgeordnet und mit sinnvoller Pre-Show (damit sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen können), ging es die große Kuppel, die fast voll besetzt war. Ich nehme an, dass dies bei jeder Show der Fall ist. Whoopi Goldberg (also ihre Stimme) führte dann die Reisenden durch 14 Milliarden Jahre Geschichte, leicht verständlich und gut geeignet für Leute, die keine Ahnung von Astrophysik haben. Das ganze hatte diesen typisch amerikanischen Show-Charakter, der nötig ist, um die Leute anzulocken und gerade so viel zu bieten, dass niemand überfordert wird. Großes Weltraumkino mit tollen Effekten, allerdings nicht die mir bis dahin bekannte Planetariumsshow mit Sternenbildern und Jahreszeiten-Reisen (allerdings liegt mein letzter derartiger Besuch auch schon über 15 Jahre zurück). Nach der Show folgte dann eine kurze Erkundung des Rose Centers. Erst auf der oberen Ebene, die Ausstellung mit den Längeneinheiten von astronomisch irgendwas bei 10 hoch 26 Metern bis zu atomaren Längen mit 10 hoch -26 Metern und alles immer im Vergleich mit der dominanten Kugel des Planetariums auf der einen Seite und Vergleichsobjekten andererseits. Die letzte Stufe hatte kein richtiges Vergleichsobjekt mehr: Das Planetarium als Wasserstofatom, im Vergleich dazu wurde die Größe eines Protons wurde als winziger, gedruckter Punkt dargestellt. Es gibt hier noch viel zu sehen, z.B. einen 5 Milliarden Jahre alten Meteoriten oder überhaupt die Meteoriten-Sammlung und die Ausstellung Full Moon und das Big Bang Theatre im unteren Drittel der Kugel, aber man kann das nicht alles an einem Tag schaffen.
Wenn die Kugel des Hayden-Planetariums die Sonne ist, dann sind die Planeten so groß wie die gezeigten Modelle. Und mit jeder Station der Ausstellung ging es eine Stufe herunter bis zu atomaren Dimensionen.
Die Kugel des Planetarium als Wasserstoffatom, dann ist ein Proton daraus so groß wie der gedruckte Punkt...
Für New-York-Touristen ein must-have-sight. Unglaublich, dass ich das erst in diesem Jahr besucht habe.
Leider mussten wir dann wieder zurück nach Connecticut, der Tag war schon weit fortgeschritten und am Abend stand ein weiteres Dinner mit einer Freundin von Mark und Beth an, welches es noch vorzubereiten galt.
Ergbnis des Tages: Planetariumsshow in einem atemberaubenden architektonischen Umfeld und einmal mehr: Nochmal hin.
26 Juli 2010
New York empfängt mit Regen
Nun ist die Zeit in Palo Alto auch schon wieder vorüber und ich bin weitergereist nach New York City, um dort noch für eine weitere Woche bei Freunden zu bleiben. Vorher stand noch ein fettes Kalifornien-Abschluß-Programm im Silicon Valley auf dem Plan sowie die Klärung unvorhersehener Schwierigkeiten. Zum Beispiel hatte Bens Autoversicherung die Versicherungs-Police gecancelt. Er hatte dort nachgefragt, wie es mit den Kosten bei einem neuen Auto aussieht und die Dame am Telefon hatte das als Kündigung verstanden und so war plötzlich das alte Fahrzeug nicht mehr versichert. Keine Haftpflicht, keine Kasko... Ben war stinksauer und meinte nur: das ist Amerika, man hat es nur mit [.....] (hier irgendwelche Schimpfwörter einsetzen) zu tun, die von nichts eine Ahnung haben.
Den Freitag hatte sich Ben freigenommen und wir sind im typischen Morgennebel von San Francisco losgefahren, über die Golden Gate Bridge bis zum Muir Woods National Monument, in der nördlichen Bay Area. Muir Woods ist bei weitem nicht so groß, wie ein Nationalpark, doch hier findet sich eine beachtliche Zahl von Redwood-Bäumen. Es sind die letzten Küstenmammutbäume, die in der Region von San Francisco noch existieren und jetzt von vielen Touristen und Ausflüglern bewundert werden. Der Rundgang ist allerdings in kurzer Zeit über die angelegten Pfade und Wege machbar, so klein ist der Park. Nach dem Park ging es nach Sausalito, bekannt für seine Hausboote, die dort im Hafen liegen. Die habe ich nun aber gar nicht gesehen, denn die Zeit war schon fortgeschritten. So sind wir zur "Bühne" von Bill Dan gelaufen. Diese ist eigentlich nichts weiter als der steinige Strand. Der Künstler Bill Dan läßt dort die Steine "tanzen". Skulpturen, die sich scheinbar jeder Schwerkraft widersetzen und bei deren Anblick man nicht glaubt, dass hier keinerlei Kleber oder irgendwelche Stahlstifte zum Einsatz kommen. Einfach unglaublich.
Irgendwann muss man sich aber wieder losreissen von diesen tanzenden Steinen und wir mussten auch langsam wieder den Heimweg antreten, auf dem wir noch einen Zwischenstopp auf an den Aussichtspunkten zur Golden Gate Bridge einlegten. Wir, also die Eltern, das kleine Baby und ich brauchten auch auch noch etwas Schlaf, denn das Programm sollte am nächsten Tag ja noch weitergehen.
Für den Samstag waren noch der Besuch einiger Silicon-Valley-Sehenswürdigkeiten sowie der Besuch einer Grillparty vorgesehen. Also ging es morgens los und wir besuchten erstmal den Ort, an dem "alles begann". Wie bereits beschrieben, entstand das Technologie-Zentrum aus Aktivitäten der Stanford University bzw. deren Studenten. Das erste Produkt, dass das Valley hervorbrachte, war ein Tonfrequenzgenerator, der in einer Garage zusammengeschraubt wurde. Diese Garage gilt gemeinhin als Geburtsort des Silicon Valley und kann heute noch (von aussen) besichtigt werden. Die Firma gibt es auch noch, sie heißt Hewlett-Packard (HP) und ist auch heute noch bestens bekannt.
Nach der HP-Garage ging es nach Moutain View, einem anderen Epizentrum. Hier, zur Bay hin hat Google seinen Sitz und der besteht aus so vielen Gebäuden, dass das Unternehmen für den Verkehr dazwischen knallbunte Fahrräder zur Verfügung stellt, die überall herumstehen und benutzt werden können (glaubten wir, wir haben es leider nicht ausprobiert). Die Fahrräder sind so bunt, die können nur hier bei Google zu Hause sein. Sogar die Reifen sind grün.
Nach diesem Ausflug ging es gleich weiter nach San Jose zu einer typisch amerikanische Grillparty mit Pool und Party-Musik über das ganze Grundstück und die Nachbarschaft. Was tun mit den Nachbarn? Gleich mit einladen. Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag und ein schöner Abschluss in Kalifornien, denn am nächsten Morgen ging es über San Francisco mit dem Flugzeug nach New York. Ein Flug von knapp 5 Stunden, eine Stunde weniger als lt. Flugplan vorgesehen.
New York empfängt seine Gäste an diesem Tag mit einem gewaltigen Gewittersturm, der schon vom Flugzeug aus zu bewundern war und rechtzeitig über den Flughafen hereinbrach, als ich das Terminal verließ. Bloß gut, dass die Passenger Pick Up Area großzügig überdacht war. Das Gewitter hatte dann auch zur Folge, dass Mark und Beth verspätet eintrafen. Straßen waren überflutet und Bäume umgebrochen, was zu längeren Verzögerungen führte (vor allem deshalb, weil die amerikanischen Autofahrer so sehr langsam an solchen Stellen vorbeifahren, nicht aus Sicherheitsgründen, sondern um die Sachen zu sehen...). Irgendwie ging dann aber alles gut und gegen 19.00 Uhr waren wir endlich in Connecticut und konnte uns dem letzten Tageshöhepunkt widmen: Grill-Essen, amerikanisches Bier (Samuel Adams), Wein und zum Abschluß kubanische Zigarren auf der Patio.
Nach der Westküste folgt nun also noch eine Woche an der - ganz anderen - Ostküste. Hier ist es wesentlich schwüler, etwas hektischer und nicht so ganz gegensätzlich wie der Westen.
Den Freitag hatte sich Ben freigenommen und wir sind im typischen Morgennebel von San Francisco losgefahren, über die Golden Gate Bridge bis zum Muir Woods National Monument, in der nördlichen Bay Area. Muir Woods ist bei weitem nicht so groß, wie ein Nationalpark, doch hier findet sich eine beachtliche Zahl von Redwood-Bäumen. Es sind die letzten Küstenmammutbäume, die in der Region von San Francisco noch existieren und jetzt von vielen Touristen und Ausflüglern bewundert werden. Der Rundgang ist allerdings in kurzer Zeit über die angelegten Pfade und Wege machbar, so klein ist der Park. Nach dem Park ging es nach Sausalito, bekannt für seine Hausboote, die dort im Hafen liegen. Die habe ich nun aber gar nicht gesehen, denn die Zeit war schon fortgeschritten. So sind wir zur "Bühne" von Bill Dan gelaufen. Diese ist eigentlich nichts weiter als der steinige Strand. Der Künstler Bill Dan läßt dort die Steine "tanzen". Skulpturen, die sich scheinbar jeder Schwerkraft widersetzen und bei deren Anblick man nicht glaubt, dass hier keinerlei Kleber oder irgendwelche Stahlstifte zum Einsatz kommen. Einfach unglaublich.
So geht das
Irgendwann muss man sich aber wieder losreissen von diesen tanzenden Steinen und wir mussten auch langsam wieder den Heimweg antreten, auf dem wir noch einen Zwischenstopp auf an den Aussichtspunkten zur Golden Gate Bridge einlegten. Wir, also die Eltern, das kleine Baby und ich brauchten auch auch noch etwas Schlaf, denn das Programm sollte am nächsten Tag ja noch weitergehen.
Für den Samstag waren noch der Besuch einiger Silicon-Valley-Sehenswürdigkeiten sowie der Besuch einer Grillparty vorgesehen. Also ging es morgens los und wir besuchten erstmal den Ort, an dem "alles begann". Wie bereits beschrieben, entstand das Technologie-Zentrum aus Aktivitäten der Stanford University bzw. deren Studenten. Das erste Produkt, dass das Valley hervorbrachte, war ein Tonfrequenzgenerator, der in einer Garage zusammengeschraubt wurde. Diese Garage gilt gemeinhin als Geburtsort des Silicon Valley und kann heute noch (von aussen) besichtigt werden. Die Firma gibt es auch noch, sie heißt Hewlett-Packard (HP) und ist auch heute noch bestens bekannt.
Diese Garage hat das erste Produkt des Silicon Valley ausgespuckt. Heute heißt die Firma Hewlett-Packard...
Nach der HP-Garage ging es nach Moutain View, einem anderen Epizentrum. Hier, zur Bay hin hat Google seinen Sitz und der besteht aus so vielen Gebäuden, dass das Unternehmen für den Verkehr dazwischen knallbunte Fahrräder zur Verfügung stellt, die überall herumstehen und benutzt werden können (glaubten wir, wir haben es leider nicht ausprobiert). Die Fahrräder sind so bunt, die können nur hier bei Google zu Hause sein. Sogar die Reifen sind grün.
Nach diesem Ausflug ging es gleich weiter nach San Jose zu einer typisch amerikanische Grillparty mit Pool und Party-Musik über das ganze Grundstück und die Nachbarschaft. Was tun mit den Nachbarn? Gleich mit einladen. Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag und ein schöner Abschluss in Kalifornien, denn am nächsten Morgen ging es über San Francisco mit dem Flugzeug nach New York. Ein Flug von knapp 5 Stunden, eine Stunde weniger als lt. Flugplan vorgesehen.
New York empfängt seine Gäste an diesem Tag mit einem gewaltigen Gewittersturm, der schon vom Flugzeug aus zu bewundern war und rechtzeitig über den Flughafen hereinbrach, als ich das Terminal verließ. Bloß gut, dass die Passenger Pick Up Area großzügig überdacht war. Das Gewitter hatte dann auch zur Folge, dass Mark und Beth verspätet eintrafen. Straßen waren überflutet und Bäume umgebrochen, was zu längeren Verzögerungen führte (vor allem deshalb, weil die amerikanischen Autofahrer so sehr langsam an solchen Stellen vorbeifahren, nicht aus Sicherheitsgründen, sondern um die Sachen zu sehen...). Irgendwie ging dann aber alles gut und gegen 19.00 Uhr waren wir endlich in Connecticut und konnte uns dem letzten Tageshöhepunkt widmen: Grill-Essen, amerikanisches Bier (Samuel Adams), Wein und zum Abschluß kubanische Zigarren auf der Patio.
Nach der Westküste folgt nun also noch eine Woche an der - ganz anderen - Ostküste. Hier ist es wesentlich schwüler, etwas hektischer und nicht so ganz gegensätzlich wie der Westen.
23 Juli 2010
Stanford und das Silicon Valley
Gestern bin ich also auf die letzte Etappe meiner Autotour gegangen, von Modesto im Central Valley, dem Obst- und Gemüsegarten der USA hinein ins Silicon Valley. Das Silicon Valley ist der südliche Teil der Metropolregion um die Bucht von San Francisco in Kalifornien. Die Bezeichnung wurde 1971 geprägt, als sie der Technik-Journalist Don C. Hoefler (auf Vorschlag des Unternehmers Ralph Vaerst) im Titel einer Artikelserie über die Halbleiterindustrie in der Wochenzeitung Electronic News erstmals publizierte und hat sich als Inbegriff für die hier ansässige Computerindustrie gehalten. Irgendwie mitten drin im Valley liegt mein Ziel-Städtchen Palo Alto mit etwa 61.000 Einwohnern und im Umkreis liegen weitere Orte mit klangvollen Namen wie Cupertino, San Jose, Sunnyvale, Mountain View, Stanford und so weiter und in diesen Städten angesiedelt sind heute einige der größten Unternehmen der Computerindustrie. Wer will da entscheiden, welches die wichtigsten sind? Daher hier eine Auswahl: Google (Mountain View), Apple (Cupertino), Intel (Santa Clara).
Nach Palo Alto bin ich gefahren, um hier meinen Bruder zu besuchen, der seit vorigem Jahr hier mit seiner Frau und - seit allerneustem - dem kleinen Johannes lebt. Nach der Ankunft im Appartment bin ich erstmal mit Friederike zur Universität Stanford gefahren, um Ben aus dem Labor rauszuholen. Ganz entgegen meiner Erwartungen kann man hier "einfach" reinspazieren und duch die Fenster in die Labore reinschauen. Irgendwo war dann Ben noch mit seinen Kollegen beschäftigt, als wir anrückten und deswegen sogleich auch wieder abzogen, um draussen auf dem Campus auf ihn zu warten.
Viele Teile der heutigen Computer- und Technologie-Industrie des Silicon Valley gehen irgendwie irgendwann auf irgendwelche Aktivitäten der Universität Stanford zurück. Zum Beispiel trägt das Unternehmen Sun Microsystems den Ursprung noch im Namen: Sun = Stanford University Network (was allerdings nicht verhinderte, dass die Gesellschaft 2009 von Oracle, auch so ein Silicon-Valley-Unternehmen, aufgekauft wurde). Ben ist allerdings hier nicht im Computerwesen tätig, sondern als "Post-Doc" befristet in der Chemie angestellt. Nachdem er Kittel ausgezogen und Schutzbrille abgelegt hatte, gab es einen kleinen Rundgang über den Campus, vorbei am Glockenturm und den doch recht bekannten Kolonnaden der historischen Gebäude (historisch in Amerika = ca. 100 Jahre alt). Die Uni selbst ist eine der reichsten US-Unis mit einem Stiftungsvermögen von über 17 Mrd. Dollar. Damit läßt sich trefflich lehren und so wurde die Uni im Laufe der Zeit zu einem der Wachstumsmotoren der IT-Entwicklung, speziell des Silicon Valley. Der Wahlspruch lautet - sehr schön auf Deutsch - "Die Luft der Freiheit weht" und findet sich auf den Symbolen der Uni, die man z.B. im Bookstore als Andenken auf T-Shirts, Pullovern und Schlüsselanhängern kaufen kann. Übrigens kann jedermann und jedefrau auch Teil der Uni-Forschungsgemeinschaft werden und an dem Projekt Folding@home teilnehmen.
Nach dem Rundgang über den Campus und den Kauf-Abstecher im Bookstore ging es erstmal in Ben und Friederikes Wohnung zurück und dann zu Vertragsverhandlungen. Ben will sich ein familiengerechtes, gebrauchtes Auto kaufen und Wagentyp und Anbieter standen bereits fest. Also ging es nochmal los, nach Sunnyvale auf einen Parkplatz. Kurz darauf kam der Anbieter, ein Inder, mit dem Wagen des Interesses und Ben, ein Freund aus Deutschland und ich prüften das Fahrzeug auf Herz und Nieren, alle Funktionen wurden gecheckt, Reifen, Lichter, Öl, Kühlwasser usw. Wie gesagt, auf Herz und Nieren. Dann ging es nach nebenan in ein Firmenbüro, dort wurde noch gefeilscht und formuliert und der Vertrag aufgesetzt, auf dessen Grundlage das Fahrzeug, ein Honda Odyssey den Besitzer wechseln sollte. Ich glaube, den Indern war es irgendwann zu viel. Sie wollten das Auto loswerden, aber Ben, der deutsche Interessent wollte noch dieses und jenes festgeschrieben haben. Ich glaube, der Inder war schon etwas ungehalten, denn vorher, noch auf dem Parkplatz, als wir noch die Fussmatten prüften, war plötzlich eine weitere indische Familie auf dem Plan, die auch Interesse für das Auto hatten und die Kinder saßen hinten schon Probe. Ich vermute, die hätten ohne jeden Vertrag die Karre vom Fleck weg gekauft und nun musste er sich mit uns herumschlagen... Schlußendlich war der Vertrag dann doch fertig und unterschrieben und ich hoffe, dass Ben und Friederike bald ein wunderschönes Auto für die kleine Familie haben. Der Honda Odyssey ist ein Van, wie man ihn auf deutschen Straßen nicht findet: 7 Sitze, die hintere Sitzbank mit drei Handgriffen in der Kofferraummulde versenkt, dadurch quasi Verdreifachung des Stauvolumens. Die mittleren Sitze lassen sich wunderbar verschieben und variieren. Einfach ein geniales Konzept, aber dieses Auto gibt es offenbar nicht in Deutschland zu kaufen, deswegen werden Ben und Friederike es nach ihrer Zeit hier nach Europa verschiffen lassen. Wenn die mal hier in Deutschland damit unterwegs sind, werden sie wohl den einen oder anderen neidischen (?) Blick auf sich ziehen... Allerdings: offroad kann man damit auch nicht fahren. Nach den anstrengenden Vertragsverhandlungen (ich habe die Rolle des Beobachters übernommen und mir das Büro dieser Import-Export-Firma genauer angeschaut) gab es noch zu Hause eine Flasche Champagner und ein Spaghetti-Abendbrot, danach war Schlafenszeit angesagt. Ben erwähnte immer wieder, er müsse morgen noch früh raus um etwas im Labor zu arbeiten...
Am nächsten Morgen Behördengang mit Ben: Geburtsurkunde für Johannes abholen. Er ist jetzt ein echter Amerikaner und bekommt einen US-Reisepass für den "Weihnachts-Urlaub" in Deutschland. Danach: mein Auto zur Vermietung zurückbringen. Der schöne Jeep Wrangler... aber nun bekommt er mal wieder eine Grundreinigung, der ganze rote Staub aus Arizona muss raus und vielleicht können die ja auch die klappernden Teile wieder festmachen. Ich hatte den Eindruck, dass je länger je mehr Teile lose wurden. Soviele unpaved roads bin ich nun auch wieder nicht gefahren, dass die Kiste gleich auseinanderfällt. Aber: hier hat sich niemand das Auto genauer angeschaut. Ausser Kilometerstand ablesen und Rechnung ausdrucken war nichts weiter nötig. Ben ist danach tatsächlich noch ins Labor gegangen, während ich mit Friederike und Johannes einen entspannten Tag im Golden Gate Park in San Francisco verbracht habe. Ich weiß nun auch, warum ich diese Stadt nicht so sehr mag: es ist hier einfach zu kalt für mich. Heute vielleicht 20° Celsius, viel Wind, viele Wolken. Das ist doch kein Wetter.
Morgen, Freitag, werden wir zu viert noch ein wenig das Valley erkunden und die Epizentren der C0mputertechnologie anschauen, dann noch etwas Entspannung. Vielleicht gibts dann auch wieder einen Bericht.
Nach Palo Alto bin ich gefahren, um hier meinen Bruder zu besuchen, der seit vorigem Jahr hier mit seiner Frau und - seit allerneustem - dem kleinen Johannes lebt. Nach der Ankunft im Appartment bin ich erstmal mit Friederike zur Universität Stanford gefahren, um Ben aus dem Labor rauszuholen. Ganz entgegen meiner Erwartungen kann man hier "einfach" reinspazieren und duch die Fenster in die Labore reinschauen. Irgendwo war dann Ben noch mit seinen Kollegen beschäftigt, als wir anrückten und deswegen sogleich auch wieder abzogen, um draussen auf dem Campus auf ihn zu warten.
Viele Teile der heutigen Computer- und Technologie-Industrie des Silicon Valley gehen irgendwie irgendwann auf irgendwelche Aktivitäten der Universität Stanford zurück. Zum Beispiel trägt das Unternehmen Sun Microsystems den Ursprung noch im Namen: Sun = Stanford University Network (was allerdings nicht verhinderte, dass die Gesellschaft 2009 von Oracle, auch so ein Silicon-Valley-Unternehmen, aufgekauft wurde). Ben ist allerdings hier nicht im Computerwesen tätig, sondern als "Post-Doc" befristet in der Chemie angestellt. Nachdem er Kittel ausgezogen und Schutzbrille abgelegt hatte, gab es einen kleinen Rundgang über den Campus, vorbei am Glockenturm und den doch recht bekannten Kolonnaden der historischen Gebäude (historisch in Amerika = ca. 100 Jahre alt). Die Uni selbst ist eine der reichsten US-Unis mit einem Stiftungsvermögen von über 17 Mrd. Dollar. Damit läßt sich trefflich lehren und so wurde die Uni im Laufe der Zeit zu einem der Wachstumsmotoren der IT-Entwicklung, speziell des Silicon Valley. Der Wahlspruch lautet - sehr schön auf Deutsch - "Die Luft der Freiheit weht" und findet sich auf den Symbolen der Uni, die man z.B. im Bookstore als Andenken auf T-Shirts, Pullovern und Schlüsselanhängern kaufen kann. Übrigens kann jedermann und jedefrau auch Teil der Uni-Forschungsgemeinschaft werden und an dem Projekt Folding@home teilnehmen.
Nach dem Rundgang über den Campus und den Kauf-Abstecher im Bookstore ging es erstmal in Ben und Friederikes Wohnung zurück und dann zu Vertragsverhandlungen. Ben will sich ein familiengerechtes, gebrauchtes Auto kaufen und Wagentyp und Anbieter standen bereits fest. Also ging es nochmal los, nach Sunnyvale auf einen Parkplatz. Kurz darauf kam der Anbieter, ein Inder, mit dem Wagen des Interesses und Ben, ein Freund aus Deutschland und ich prüften das Fahrzeug auf Herz und Nieren, alle Funktionen wurden gecheckt, Reifen, Lichter, Öl, Kühlwasser usw. Wie gesagt, auf Herz und Nieren. Dann ging es nach nebenan in ein Firmenbüro, dort wurde noch gefeilscht und formuliert und der Vertrag aufgesetzt, auf dessen Grundlage das Fahrzeug, ein Honda Odyssey den Besitzer wechseln sollte. Ich glaube, den Indern war es irgendwann zu viel. Sie wollten das Auto loswerden, aber Ben, der deutsche Interessent wollte noch dieses und jenes festgeschrieben haben. Ich glaube, der Inder war schon etwas ungehalten, denn vorher, noch auf dem Parkplatz, als wir noch die Fussmatten prüften, war plötzlich eine weitere indische Familie auf dem Plan, die auch Interesse für das Auto hatten und die Kinder saßen hinten schon Probe. Ich vermute, die hätten ohne jeden Vertrag die Karre vom Fleck weg gekauft und nun musste er sich mit uns herumschlagen... Schlußendlich war der Vertrag dann doch fertig und unterschrieben und ich hoffe, dass Ben und Friederike bald ein wunderschönes Auto für die kleine Familie haben. Der Honda Odyssey ist ein Van, wie man ihn auf deutschen Straßen nicht findet: 7 Sitze, die hintere Sitzbank mit drei Handgriffen in der Kofferraummulde versenkt, dadurch quasi Verdreifachung des Stauvolumens. Die mittleren Sitze lassen sich wunderbar verschieben und variieren. Einfach ein geniales Konzept, aber dieses Auto gibt es offenbar nicht in Deutschland zu kaufen, deswegen werden Ben und Friederike es nach ihrer Zeit hier nach Europa verschiffen lassen. Wenn die mal hier in Deutschland damit unterwegs sind, werden sie wohl den einen oder anderen neidischen (?) Blick auf sich ziehen... Allerdings: offroad kann man damit auch nicht fahren. Nach den anstrengenden Vertragsverhandlungen (ich habe die Rolle des Beobachters übernommen und mir das Büro dieser Import-Export-Firma genauer angeschaut) gab es noch zu Hause eine Flasche Champagner und ein Spaghetti-Abendbrot, danach war Schlafenszeit angesagt. Ben erwähnte immer wieder, er müsse morgen noch früh raus um etwas im Labor zu arbeiten...
Am nächsten Morgen Behördengang mit Ben: Geburtsurkunde für Johannes abholen. Er ist jetzt ein echter Amerikaner und bekommt einen US-Reisepass für den "Weihnachts-Urlaub" in Deutschland. Danach: mein Auto zur Vermietung zurückbringen. Der schöne Jeep Wrangler... aber nun bekommt er mal wieder eine Grundreinigung, der ganze rote Staub aus Arizona muss raus und vielleicht können die ja auch die klappernden Teile wieder festmachen. Ich hatte den Eindruck, dass je länger je mehr Teile lose wurden. Soviele unpaved roads bin ich nun auch wieder nicht gefahren, dass die Kiste gleich auseinanderfällt. Aber: hier hat sich niemand das Auto genauer angeschaut. Ausser Kilometerstand ablesen und Rechnung ausdrucken war nichts weiter nötig. Ben ist danach tatsächlich noch ins Labor gegangen, während ich mit Friederike und Johannes einen entspannten Tag im Golden Gate Park in San Francisco verbracht habe. Ich weiß nun auch, warum ich diese Stadt nicht so sehr mag: es ist hier einfach zu kalt für mich. Heute vielleicht 20° Celsius, viel Wind, viele Wolken. Das ist doch kein Wetter.
Morgen, Freitag, werden wir zu viert noch ein wenig das Valley erkunden und die Epizentren der C0mputertechnologie anschauen, dann noch etwas Entspannung. Vielleicht gibts dann auch wieder einen Bericht.
21 Juli 2010
Nochmal Yosemite und dann weiter nach Westen
Also habe ich heute auf dem Weg nach Westen nochmals den Yosemite-Nationalpark durchquert, diesmal mit mehr Ruhe und mehr Lust, ab und an anzuhalten und auch die Viewpoints zu besuchen. Alles in allem ist der Park ziemlich von Touristen überlaufen, gerade auch in den Sommermonaten. In den Bergen hat es angenehme Temperaturen und der Park lädt zum Wandern und Campen ein. Aber es gibt auch die Tagesbesucher, die mit ihren Autos die Parkplätze verstopfen, gerade auch an den HIghlights dieses Parks, wie etwa den großen Wasserfällen. Groß sind hier nicht die Wassermengen, sondern eher die Höhen, von denen sie herunterfallen. Erstaunlich, dass unten überhaupt noch etwas ankommt, denn der Wind spielt ganz schön heftig mit damit und zerfastert den "Wasserstrahl" in der Luft, so dass es im Umfeld immer so einen Nebel aus feinen Wassertropfen gibt. Die Touristen hält das nicht ab, trotzdem ihr teueres Foto/Video-Equipment auszupacken und damit auf den glitschigen Felsen herumzuturnen. Mehr gibts eigentlich von heute nicht zu berichten. Abends bin ich dann im Hotel in Modesto, im Central Valley von Kalifornien abgestiegen. Modesto ist die Geburtstag von George Lucas und das Central Valley ein mehrere hundert Kilometer langes Tal mitten in Kalifornen und überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Morgen gehts weiter Richtung Küste.
20 Juli 2010
Einmal Yosemite und zurück
Das etwa dreitausendfünfhundert Einwohner zählende Örtchen Bishop liegt irgendwo zwischen der Sierra Nevada und dem Death Valley, also anders ausgedrückt: im Nichts. Und aufgrund meiner ursprünglichen Ideen, die sich als nicht durchführbar erwiesen, hatte ich hier 2 Übernachtungen gebucht. Gestern noch war ich recht zuversichtlich, vonb hier aus den Yosemite Nationalpark besuchen zu können um danach ganz bequem wieder zurückzufahren. Aber das war doch etwas optimistisch und vor allem erwies es sich im Verlauf des heutigen Tages als unsinnig und gleich auch noch als ärgerlich hinsichtlich der Hotelausstattung. Letztere hatte nämlich schon gestern ihre Anfälligkeit bewiesen, als der Internetzugang erst gar nicht, dann schwerlich möglich war. Nachfragen von mir und anderen am front desk (da, wo die Schlüssel ausgegeben werden) brachten nur Schuterzucken und die Aussage: "es müsse wohl an deinem Notebook liegen, hier geht ja alles..." Was soll man da noch diskutieren. Stattdessen verlege ich mich darauf, derartige Umstände in den Hotelbewertungen im Internet niederzulegen, wo sie auf jeden Fall von tausenden anderen Reisenden gelesen werden. Aber anscheinend hat die schiere Masse der Gäste-Beschwerden beim Management doch zu einem Umdenken geführt, denn als ich heute abend von meinem ausgedehnten Tagesausflug wiederkam, gab es ein völlig neues Login-System und neue Paßwörter und nun geht es auch zuverlässig. Na bitte.
Während die also an ihrem System herumgedoktort haben, habe ich mich heute morgen gegen 9.00 Uhr auf den Weg in den Yosemite Nationalpark gemacht. Von Osten her geht das im Sommer über den Highway 120, eine Straße, die wieder mal in endlosen Serpentinen die Berge bis auf 3000 Meter hinaufführt und die deswegen auch nur in den Sommermonaten befahren werden kann. Von den bis zu 4000 Meter hohen Berggipfeln winkt der Schnee noch herunter.
Allerdings zieht sich die Strecke hin: von Bishop bis zur Parkeinfahrt ungefähr 70 Meilen, dann noch einmal ca 60 Meilen bis zum Yosemite Valley, dem zentralen Teil des Parks, der von über 3 Millionen Menschen jährlich besucht wird. Die Meilen ziehen sich hin und die Uhr tickt. Obwohl ich früh losgezogen bin, war mir recht bald klar, dass eine den Schönheiten des Parks angemessene Besuchsdauer wohl nicht möglich sein wird, wenn ich bei Tageslicht und einigermassen munter wieder in Bishop zurücksein wollte. Und gerade letzteres löste bei mir noch den inneren Ärger aus, denn ohne die zwei gebuchten Nächte dort hätte ich wunderbar nach Westen weiterfahren können, ohne die lange Rückfahrt... naja, auch Reiseplanung ist ein großes Lernfeld. Was gibts aber nun im Yosemite zu sehen: kurz gesagt: viele riesengroße Steine, sprich monolithische Berge aus Granit und jede Menge Natur. Der Park ist im Grund ein Paradis für Camper, Hiker, Fahrradfahrer. Autofahrer kommen auch gut zurecht, aber die wahre Schönheit ist wahrscheinlich nur mittendrin erlebbar, nicht unbedingt von der Straße aus. Immerhin gibt es aber wie üblich die Park-Karte mit allen wichtigen Anlaufstellen und Aussichtspunkten auf die Sehenswürdigkeiten. Und da ist vor allem dieser sehr bekannte Berg mit dem Namen Half Dome zu nennen: ein Granitbrocken von 2.600 Metern Höhe in Form einer halb abgeschnittenen Kugel, der viele Betrachter, Fotografen und Designer inspiriert hat, angefangen von den ersten Bewohnern des Gebietes über die weißen Entdecker bis zu den Designern der Marke "The North Face", die den Berg in ihr Firmenlogo übernommen haben.
Das habe ich mir angesehen und dann musste ich schon wieder den Rückweg antreten. Immerhin, zurück im Hotel hatte ich dann die Möglichkeit, die morgige Route zu planen und die führt - so will es die Geografie Kaliforniens - abermals direkt durch den Park hindurch. Gut, dass das Parkticket eine Woche lang gilt. Vielleicht kann ich dann morgen noch den einen oder anderen Abstecher machen. Übernachten werde ich dann in Modesto, im Central Valley. Für heute reichts erstmal.
Während die also an ihrem System herumgedoktort haben, habe ich mich heute morgen gegen 9.00 Uhr auf den Weg in den Yosemite Nationalpark gemacht. Von Osten her geht das im Sommer über den Highway 120, eine Straße, die wieder mal in endlosen Serpentinen die Berge bis auf 3000 Meter hinaufführt und die deswegen auch nur in den Sommermonaten befahren werden kann. Von den bis zu 4000 Meter hohen Berggipfeln winkt der Schnee noch herunter.
Allerdings zieht sich die Strecke hin: von Bishop bis zur Parkeinfahrt ungefähr 70 Meilen, dann noch einmal ca 60 Meilen bis zum Yosemite Valley, dem zentralen Teil des Parks, der von über 3 Millionen Menschen jährlich besucht wird. Die Meilen ziehen sich hin und die Uhr tickt. Obwohl ich früh losgezogen bin, war mir recht bald klar, dass eine den Schönheiten des Parks angemessene Besuchsdauer wohl nicht möglich sein wird, wenn ich bei Tageslicht und einigermassen munter wieder in Bishop zurücksein wollte. Und gerade letzteres löste bei mir noch den inneren Ärger aus, denn ohne die zwei gebuchten Nächte dort hätte ich wunderbar nach Westen weiterfahren können, ohne die lange Rückfahrt... naja, auch Reiseplanung ist ein großes Lernfeld. Was gibts aber nun im Yosemite zu sehen: kurz gesagt: viele riesengroße Steine, sprich monolithische Berge aus Granit und jede Menge Natur. Der Park ist im Grund ein Paradis für Camper, Hiker, Fahrradfahrer. Autofahrer kommen auch gut zurecht, aber die wahre Schönheit ist wahrscheinlich nur mittendrin erlebbar, nicht unbedingt von der Straße aus. Immerhin gibt es aber wie üblich die Park-Karte mit allen wichtigen Anlaufstellen und Aussichtspunkten auf die Sehenswürdigkeiten. Und da ist vor allem dieser sehr bekannte Berg mit dem Namen Half Dome zu nennen: ein Granitbrocken von 2.600 Metern Höhe in Form einer halb abgeschnittenen Kugel, der viele Betrachter, Fotografen und Designer inspiriert hat, angefangen von den ersten Bewohnern des Gebietes über die weißen Entdecker bis zu den Designern der Marke "The North Face", die den Berg in ihr Firmenlogo übernommen haben.
Das habe ich mir angesehen und dann musste ich schon wieder den Rückweg antreten. Immerhin, zurück im Hotel hatte ich dann die Möglichkeit, die morgige Route zu planen und die führt - so will es die Geografie Kaliforniens - abermals direkt durch den Park hindurch. Gut, dass das Parkticket eine Woche lang gilt. Vielleicht kann ich dann morgen noch den einen oder anderen Abstecher machen. Übernachten werde ich dann in Modesto, im Central Valley. Für heute reichts erstmal.
Der Half Dome taucht immer mal wieder auf, sei es in Filmen, Fernsehen oder der Werbung...
oder in diesem Blog.
oder in diesem Blog.
19 Juli 2010
Es geht immer noch ein wenig mehr...
127° Fahrenheit, oder umgerechnet 52,8° Celsius - es könnte sein, dass heute der wärmste Tag des Jahres im Death Valley, Kalifornien, war. Und ich mittendrin, sonst wäre dieses "Beweisfoto" nicht entstanden. Am Morgen bin ich von Las Vegas in Richtung Westen gestartet, um über den Ort mit dem schönen Namen Pahrump in den großen Wüsten-Nationalpark einzufahren. Pahrump ist im Grunde nichts weiter, als eine Oase in der Wüste mit mittlerweile knapp 40.000 Einwohnern. In den 60er Jahren gab es nicht mal einen Telefonanschluß. Womit die Stadt hauptsächlich von sich reden macht, kann jeder selbst bei Wikipedia ermitteln. Übrigens sind auch die meisten anderen Informationen, die ich hier verwende, aus der Wiki.
Ich habe keine Ahnung, was am Death Valley so anziehend ist für mich und viele viele Touristen. Aber schon bei der Reiseplanung für dieses Jahr stand fest, dass mindestens ein Tag für einen erneuten Besuch hier eingeplant wird. Nun hatte ich daraus kurzristig sogar zwei Tage gemacht, das werde ich aber so nicht umsetzen. Warum? Die Parkverwaltung möchte den Massentourismus zum Schutz der aussergewöhnlichsten Ort einschränken und davon bin nun auch ich betroffen. Wie das abläuft bzw. eingerichtet wird, dazu später mehr. Zunächst ging es also durch das Wüstengebirge westlich Las Vegas hinein in das Tal des Todes, das seinen Namen angeblich von einer Gruppe Reisender, die sich hier verirrt hatten. Als sie letztlich doch einen Ausweg fanden, verabschiedete sich eine der Frauen in der Gruppe mit den Worten "Goodbye Death Valley". So tot wie sein Name ist das Tal aber nicht. Einige hochspezialisierte Lebensformen, darunter der Mensch, sind im Stande, hier zu überleben, wo nicht viel anderes ohne ständige Bewässerung lange grün bleibt. Viel Regen kommt über das Jahr verteilt auch nicht an, die durchschnittliche Menge beträgt gerade mal 25 mm.
Ich bin heute also hier unterwegs und zuerst auf den Aussichtspunkt Dantes View hinaufgefahren, eine 13 Meilen lange Serpentinenstraße, die bis auf ca. 1600 m raufgeht. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick über große Teile dieses riesigen Tales. Untenin strahlendem Weiß des kristallisierten Salzes das Badwater Basin, auf der anderen Seite erheben sich die Berge der Panamint Range bis auf eine Höhe von 3.368 Metern und an klaren Wintertagen (nicht heute), kann man in etwa 150 Kilometern Entfernung den Mt. Whitney sehen und somit die tiefste Stelle Amerikas, Badwater, direkt unterhalb von Dantes View mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel und gleichzeitig den höchsten Berg der USA ausserhalb Alaskas mit 4.421 Metern Höhe.
Nach diesem Spektakel ging es erstmal ins angenehm klimatisierte Visitors Center mitten im Park. Hier wurde die übliche Entrittsgebühr fällig und es gibt bei solchen Gelegenheiten Karten und sonstige Hinweise. Ausserdem stehen die Park-Ranger für Fragen der eigenen Reiseplanung zur Verfügung. Ich hatte mir den Haupt-Besuchhöhepunkt für dieses Jahr schon zurechtgelegt: ich wollte die Race Track Playa besuchen, die weit abgelegen im Norden des Park liegt. Hier und nur hier gibt es die wandernden Steine, von denen niemand so richtig weiß, wie sie sich bewegen, aber die Spuren in der ausgetrockneten Playa sind eindeutig: hier findet ein Rennen der Felsbrocken statt, aber immer, wenn Zuschauer kommen, erstarrt alles zur Bewegungslosigkeit. Das ist natürlich so richtig nach dem Geschmack der Touristen und wahrscheinlich noch von Leuten, die irgendwelche übersinnlichen Phänomene vermuten. Jedenfalls hat der steigende Besucherstrom offenbar zu erheblichen Verletzungen an der Natur geführt: angefangen damit, dass irgendwelche Blödiane die Playa bei Nässe betreten bis dahin, dass Idioten die Felsbrocken mitnehmen, was natürtlich strengstens verboten und mit hohen Strafen belegt ist. Aber hier gibt es keine Ranger mehr und so bleibt nur, den Zugang zu erschweren: die Strasse wird nicht mehr gewartet und bei Nachfragen im Besucherzentrum wird der Interessent in schillernden Farben zum Phantasieren angeregt, was alles passieren könnte: mindestens 4WD erforderlich, heavy duty tires, mindestens zwei Ersatzreifen, kein Mobilfunkempfang, Abschleppen kosten soundsoviel Hundert Dollar und, ach ja, die Fahrt dauert von hier drei Stunden, anschließend eine Stunde Fussweg und das alles bei den heute vorhergesagten 120° Fahrenheit. Überlegen Sie es sich lieber nochmal. Und damit sind die Ranger erfolgreich. Die wenigsten machen sich nach dieser Ansage noch auf den Weg, obwohl die Kulisse einmalig sein muss. Ich habe denn auch Abstand davon genommen. Die Aussicht, irgendwo auf der Schotterpiste liegenzubleiben, fand ich nicht so toll. Ich bin dann lieber noch zum Badwater Basin gefahren, wo ich das ganz oben gezeigt Foto geschossen habe. Tatsächlich: 52,8° Celsius. Das ist aber immer noch nicht ganz der derzeit gültige der Rekord, aber immerhin eine Temperatur, die einem das Wasser aus allen Poren treibt, wenn man ein paar hundert Meter zu Fuß läuft. Zum Beispiel hinaus in die Salzwüste Badwater. Hier tritt Grundwasser von unten aus dem Boden und es entstehen kleine Tümpel, an denen das Salz auskristallisiert. Es sieht etwa so aus, wie schmutziger Schnee bei uns in Deutschland. Nach so einem kurzen Rundgang ist erstmal re-klimatisierung im Auto angesagt, wobei ich immer sehr achtgeben muss, mich nicht durch eine zu stark laufende Klimaanlage zu erkälten. Immerhin waren nachher alle Sachen schön nass von Schweiss und es dauert eine Weile, bis alles wieder getrocknet ist. Ein zu kalter Luftstrom kann da recht schnell unangenehme Folgen haben.
Nach dem Verzicht auf den Racetrack und dem Entschluß, diesen auch an dem zweiten reservierten Tag nicht zu besuchen, bin ich ziemlich ausgelaugt in Richtung Hotel abgefahren. Dieses hatte ich nun schon für zwei Übernachtungen gebucht und wollte das auch nicht wieder rückgängig machen. Aber wie Amerika nun mal ist, bieten sich auch hier unendliche neue Möglichkeiten. Gleich drei weitere berühmte Nationalparks liegen gleich vor der Hotelzimmertür (für amerikanische Entfernungsverhältnisse nah): die Sequoia-&-Kings Canyon National Parks und der Yosemite-Nationalpark. Ich kann also wählen.
Somit habe ich nun also die Wüste verlassen und noch eine Erkenntnis gezogen: Noch mehr trinken! Warum aber nun gerade das Death Valley so anzieht? Vielleicht liegt es an den Extremen, vielleicht an den Herausforderungen, die die Landschaft an die Besucher stellt, vielleicht ist es auch das Verlangen, mal richtig warmes Wetter zu erleben. Es gibt nicht mehr viele weitere Orte auf dieser Welt, die soviel Wärme zu bieten haben und doch relativ leicht zu erreichen sind.
Ich habe keine Ahnung, was am Death Valley so anziehend ist für mich und viele viele Touristen. Aber schon bei der Reiseplanung für dieses Jahr stand fest, dass mindestens ein Tag für einen erneuten Besuch hier eingeplant wird. Nun hatte ich daraus kurzristig sogar zwei Tage gemacht, das werde ich aber so nicht umsetzen. Warum? Die Parkverwaltung möchte den Massentourismus zum Schutz der aussergewöhnlichsten Ort einschränken und davon bin nun auch ich betroffen. Wie das abläuft bzw. eingerichtet wird, dazu später mehr. Zunächst ging es also durch das Wüstengebirge westlich Las Vegas hinein in das Tal des Todes, das seinen Namen angeblich von einer Gruppe Reisender, die sich hier verirrt hatten. Als sie letztlich doch einen Ausweg fanden, verabschiedete sich eine der Frauen in der Gruppe mit den Worten "Goodbye Death Valley". So tot wie sein Name ist das Tal aber nicht. Einige hochspezialisierte Lebensformen, darunter der Mensch, sind im Stande, hier zu überleben, wo nicht viel anderes ohne ständige Bewässerung lange grün bleibt. Viel Regen kommt über das Jahr verteilt auch nicht an, die durchschnittliche Menge beträgt gerade mal 25 mm.
Ich bin heute also hier unterwegs und zuerst auf den Aussichtspunkt Dantes View hinaufgefahren, eine 13 Meilen lange Serpentinenstraße, die bis auf ca. 1600 m raufgeht. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick über große Teile dieses riesigen Tales. Untenin strahlendem Weiß des kristallisierten Salzes das Badwater Basin, auf der anderen Seite erheben sich die Berge der Panamint Range bis auf eine Höhe von 3.368 Metern und an klaren Wintertagen (nicht heute), kann man in etwa 150 Kilometern Entfernung den Mt. Whitney sehen und somit die tiefste Stelle Amerikas, Badwater, direkt unterhalb von Dantes View mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel und gleichzeitig den höchsten Berg der USA ausserhalb Alaskas mit 4.421 Metern Höhe.
Nach diesem Spektakel ging es erstmal ins angenehm klimatisierte Visitors Center mitten im Park. Hier wurde die übliche Entrittsgebühr fällig und es gibt bei solchen Gelegenheiten Karten und sonstige Hinweise. Ausserdem stehen die Park-Ranger für Fragen der eigenen Reiseplanung zur Verfügung. Ich hatte mir den Haupt-Besuchhöhepunkt für dieses Jahr schon zurechtgelegt: ich wollte die Race Track Playa besuchen, die weit abgelegen im Norden des Park liegt. Hier und nur hier gibt es die wandernden Steine, von denen niemand so richtig weiß, wie sie sich bewegen, aber die Spuren in der ausgetrockneten Playa sind eindeutig: hier findet ein Rennen der Felsbrocken statt, aber immer, wenn Zuschauer kommen, erstarrt alles zur Bewegungslosigkeit. Das ist natürlich so richtig nach dem Geschmack der Touristen und wahrscheinlich noch von Leuten, die irgendwelche übersinnlichen Phänomene vermuten. Jedenfalls hat der steigende Besucherstrom offenbar zu erheblichen Verletzungen an der Natur geführt: angefangen damit, dass irgendwelche Blödiane die Playa bei Nässe betreten bis dahin, dass Idioten die Felsbrocken mitnehmen, was natürtlich strengstens verboten und mit hohen Strafen belegt ist. Aber hier gibt es keine Ranger mehr und so bleibt nur, den Zugang zu erschweren: die Strasse wird nicht mehr gewartet und bei Nachfragen im Besucherzentrum wird der Interessent in schillernden Farben zum Phantasieren angeregt, was alles passieren könnte: mindestens 4WD erforderlich, heavy duty tires, mindestens zwei Ersatzreifen, kein Mobilfunkempfang, Abschleppen kosten soundsoviel Hundert Dollar und, ach ja, die Fahrt dauert von hier drei Stunden, anschließend eine Stunde Fussweg und das alles bei den heute vorhergesagten 120° Fahrenheit. Überlegen Sie es sich lieber nochmal. Und damit sind die Ranger erfolgreich. Die wenigsten machen sich nach dieser Ansage noch auf den Weg, obwohl die Kulisse einmalig sein muss. Ich habe denn auch Abstand davon genommen. Die Aussicht, irgendwo auf der Schotterpiste liegenzubleiben, fand ich nicht so toll. Ich bin dann lieber noch zum Badwater Basin gefahren, wo ich das ganz oben gezeigt Foto geschossen habe. Tatsächlich: 52,8° Celsius. Das ist aber immer noch nicht ganz der derzeit gültige der Rekord, aber immerhin eine Temperatur, die einem das Wasser aus allen Poren treibt, wenn man ein paar hundert Meter zu Fuß läuft. Zum Beispiel hinaus in die Salzwüste Badwater. Hier tritt Grundwasser von unten aus dem Boden und es entstehen kleine Tümpel, an denen das Salz auskristallisiert. Es sieht etwa so aus, wie schmutziger Schnee bei uns in Deutschland. Nach so einem kurzen Rundgang ist erstmal re-klimatisierung im Auto angesagt, wobei ich immer sehr achtgeben muss, mich nicht durch eine zu stark laufende Klimaanlage zu erkälten. Immerhin waren nachher alle Sachen schön nass von Schweiss und es dauert eine Weile, bis alles wieder getrocknet ist. Ein zu kalter Luftstrom kann da recht schnell unangenehme Folgen haben.
Zabriskie Point: auf die Bank setzt sich heute keiner. Alle Oberflächen sind so heiß, dass man sich Verbrennungen zuziehen kann.
Nach dem Verzicht auf den Racetrack und dem Entschluß, diesen auch an dem zweiten reservierten Tag nicht zu besuchen, bin ich ziemlich ausgelaugt in Richtung Hotel abgefahren. Dieses hatte ich nun schon für zwei Übernachtungen gebucht und wollte das auch nicht wieder rückgängig machen. Aber wie Amerika nun mal ist, bieten sich auch hier unendliche neue Möglichkeiten. Gleich drei weitere berühmte Nationalparks liegen gleich vor der Hotelzimmertür (für amerikanische Entfernungsverhältnisse nah): die Sequoia-&-Kings Canyon National Parks und der Yosemite-Nationalpark. Ich kann also wählen.
Somit habe ich nun also die Wüste verlassen und noch eine Erkenntnis gezogen: Noch mehr trinken! Warum aber nun gerade das Death Valley so anzieht? Vielleicht liegt es an den Extremen, vielleicht an den Herausforderungen, die die Landschaft an die Besucher stellt, vielleicht ist es auch das Verlangen, mal richtig warmes Wetter zu erleben. Es gibt nicht mehr viele weitere Orte auf dieser Welt, die soviel Wärme zu bieten haben und doch relativ leicht zu erreichen sind.
18 Juli 2010
Die Kugel rollt
Las Vegas ist der gebaute amerikanische Traum, in dem sich Glück und Wohlstand für jedermann erfüllen sollen, egal, welcher Weg dafür eingeschlagen wird. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall für die Investoren der Casinos (früher war auch die Mafia stark beteiligt), Hotels und Unterhaltungsshows. Las Vegas ist nebenbei die Glücksspielmetropole des Westens, Touristenhochburg für Reisende aus aller Welt, autofahrerfreundliche Stadt und insgesamt eine pulsierende Wüstenhauptstadt mit angeschlossenem Segler-Paradies, dem Stausee Lake Mead. Und dass alles innerhalb der letzten knapp 80 Jahre. Begonnen hatte der Aufstieg der Stadt mit damals etwa 5.000 Einwohnern im Jahre 1931. In Nevada wurde das Glücksspiel legalisiert und in der Nähe begann der Bau des Hoover Dams. Tausende Bauarbeiter wurden in der von der Regierung gegründeten Siedlung Boulder untergebracht, durften aber dort keinen Alkohol trinken und jede Form von Glücksspiel war verboten. Nicht so im nahen Las Vegas, wo die Löhne der Bauarbeiter entsprechend umgesetzt werden konnten. In den vierziger Jahren wurden dann die Casinos gleich mit den Motels verbunden: aus dem Bett an den Spieltisch - ein geniales Konzept, bis heute. In den Fünfziger Jahren kamen Touristen, die die Atombombentests sehen wollten, die in der Wüste durchgeführt wurden; ein weiterer Aufschwung bis in die 60er Jahre. Dann folgten 20 Jahre schlechtes Image. "Dummerweise" wurde die Durchführung von Atombombenexplosionen in der Atmosphäre im Jahr 1963 verboten, wodurch die Touristen nichts mehr in der Ferne zu sehen hatten und daher das Geschäft mit aus der Nähe sichtbaren Reizen aufblühte. Las Vegas wurde Rotlicht-Stadt - Sin City - Stadt der Sünde. Der letzte Aufschwung begann in den Neunzigern, als neben dem Glücksspiel die Unterhaltungsshow aufkam: die Stadt wandelte sich von der Sin City in eine Unterhaltungsmetropole (City of Entertainment - Stichwort Siegfried und Roy) und wurde somit auch für reisende Familien attraktiv. Dazu kam ein Bevölkerungszuwachs, der die Einwohnerzahl auf über 550.000 (in der Metropolregion: 1,86 Mio) ansteigen ließ. Und da steht es nun heute, faszinierend glitzernd mitten in der Wüste.
Doch was tun an einem einzigen Tag? Ich bin erstmal einem ganz besonders morbidem Vergnügen nachgegangen - und habe das Atomic Testing Museum besucht. Gleich nördlich der Stadt wurden von 1951 an Kernwaffentests durchgeführt und das Museum widmet sich dieser Zeit mit einer Ausstellung, die mir persönlich allerdings ein wenig sonderbar vorkam. Okay, die wissenschaftlichen Fakten darzustellen ist eine nette Sache und interessant dazu, aber es war doch auch eine Menge Rechtfertigung dabei. Augenzeugen und ehemalige Mitarbeiter betonen in Videosequenzen immer wieder die Richtigkeit und Wichtigkeit der Tests bis zu deren endgültigem Ende im Jahr 1992 und am Ende des Rundgangs widmet sich ein ganzer Raum dem 11. September 2001. Aber ansonsten war es schon interessant, wie z.B. in den Fünfzigern mit der Atombedrohung umgegangen, ja, man muss schon sagen, gespielt wurde. Da gab es eine Miss Atomic Bomb 1957, Berechnungstabellen für den Hausgebrauch (in etwa nach der Art: nach wievielen Tagen kann ich das Wasser wieder trinken) usw. Zum Schluß wurde auch noch geklärt, wie heutzutage, nach dem endgültigen Ende der Tests trotzdem experiementiert wird (sogenannte subkritische Experimente). Es soll ja niemand denken, dass es nicht dann und wann doch mal einen kleinen Bums in der Wüste gibt. Und es soll auch niemand deswegen auf nur die Amis schimpfen. In Russland passiert das gleiche, bloss gibt es dort nicht so "viel" Öffentlichkeit. Soweit mal zu meinem Abstecher in die jüngere Geschichte Nevadas.
Doch was tun an einem einzigen Tag? Ich bin erstmal einem ganz besonders morbidem Vergnügen nachgegangen - und habe das Atomic Testing Museum besucht. Gleich nördlich der Stadt wurden von 1951 an Kernwaffentests durchgeführt und das Museum widmet sich dieser Zeit mit einer Ausstellung, die mir persönlich allerdings ein wenig sonderbar vorkam. Okay, die wissenschaftlichen Fakten darzustellen ist eine nette Sache und interessant dazu, aber es war doch auch eine Menge Rechtfertigung dabei. Augenzeugen und ehemalige Mitarbeiter betonen in Videosequenzen immer wieder die Richtigkeit und Wichtigkeit der Tests bis zu deren endgültigem Ende im Jahr 1992 und am Ende des Rundgangs widmet sich ein ganzer Raum dem 11. September 2001. Aber ansonsten war es schon interessant, wie z.B. in den Fünfzigern mit der Atombedrohung umgegangen, ja, man muss schon sagen, gespielt wurde. Da gab es eine Miss Atomic Bomb 1957, Berechnungstabellen für den Hausgebrauch (in etwa nach der Art: nach wievielen Tagen kann ich das Wasser wieder trinken) usw. Zum Schluß wurde auch noch geklärt, wie heutzutage, nach dem endgültigen Ende der Tests trotzdem experiementiert wird (sogenannte subkritische Experimente). Es soll ja niemand denken, dass es nicht dann und wann doch mal einen kleinen Bums in der Wüste gibt. Und es soll auch niemand deswegen auf nur die Amis schimpfen. In Russland passiert das gleiche, bloss gibt es dort nicht so "viel" Öffentlichkeit. Soweit mal zu meinem Abstecher in die jüngere Geschichte Nevadas.
Nach dem Museum ging es direkt in die Downtown oder das, was davon am berühmtesten ist: der Strip: die Straße, an der die wichtigsten Hotels und Casinos der Stadt versammelt sind. Doch wo stellt man in so einer Stadt das Auto ab? Auch kein Problem, denn das ist in die Casino-Investitionen eingepreist: alle Hotel- und Casino-Parkhäuser (10 Etagen hoch!) bieten freies Parken an. Einfach selbst reinfahren oder - valet parking - das Auto am Eingang abgeben, es wird dann eingeparkt. Letzteres kostet jeweils 2-3 Dollar Trinkgeld, ansonsten ist das Abstellen von Autos zum Nulltarif zu haben. Die Aufzüge führen denn auch vom Parkdeck direkt ins Casino, denn dort soll ja das Parkentgelt wieder reinkommen.
Casino-Besuch: für mich war das nun etwas absolut neues. Noch nie im Leben hatte ich eine solche Einrichtung von innen gesehen. Jetzt stand ich also mittendrin zwischen den slot machines, Pokertischen, Roulette-Anlagen und so weiter. Eine wahnsinnige Geräusch-Kulisse aus Musik, Pieptönen von Einarmigen Banditen, Jubelrufe der Gewinner und allem, was noch dazukommt. Hier musste ich erstmal schnell wieder raus. Dann ging es ein paar Hundert Meter den strip entlang mit einem längeren Aufenthalt an einem Casino der etwas anderen Art. An einer Straßenkreuzung hatte ein Hütchenspieler seinen Stand aufgebaut, der nur aus einem flachen Karton und drei Spielkarten bestand. Und der Mann hat hier die Leute abgezogen, einfach unglaublich. Die haben gedacht, die könnten den Typen austricksen, aber der hat sich natürlich mit System austricksen lassen und so die Leute angeködert und dann abkassiert. Ich glaube auch, dass der noch mindestens ein oder zwei Leute unter den Zuschauern hatte, die mit ihm zusammenarbeiten, mittippen und gewinnen oder aufpassen, wer zu tricksen versucht - oder einfach den Leuten die Geldbörsen klauen, währenddessen sie gebannt auf die hin- und herschwirrenden drei Spielkarten starren...
Danach habe ich noch selbst drei Casinos besucht, die am Wegesrand lagen, unter anderem das "New York" mit dem Hotel, dass den Wolkenkratzern der Welthauptstadt nachempfunden ist. Ist natürlich nur ein bloßer Abklatsch, aber sehr publikumsattraktiv. Wie gesagt, in den Casinos brummt es und der Rubel rollt. Ohne weiteres setzen die Leute hier tausende um, und es sind Leute wie du und ich, in Touristenklamotten mit Kinderwagen. Die Zeit der Krawattenpflicht ist längst vorbei. Hier tragen nur noch die Security-Leute und die Dealer und Croupiers Schlipse. Es sind irre Glücksfabriken, die allerdings jede Menge Ausschuss produzieren, denn hier kann niemand "mit System" gewinnen (ausser vielleicht ein wenig beim Pokern). Die Automaten arbeiten absolut nach Zufallsgeneratoren, die Black-Jack-Karten kann keiner mehr zählen, da sie ständig gemischt werden und überhaupt ist alles kameraüberwacht, selbst das Rad beim Roulette. Wer hier gewinnt, gewinnt durch Zufall. Meistens wird verloren, anders sind die Gewinne der Casinos ja auch gar nicht realisierbar. Aber die Stimmung ist phantastisch, die Leute sind gut gelaunt, auch wenn sie verlieren. Und damit das so bleibt, gibt es Annehmlichkeiten, die den Gästen gerne zur Verfügung gestellt werden. Ich nenne mal zur Orientierung drei Stufen (dazwischen gibts bestimmt noch mehr): Servieren von Drinks an den Automaten und Spieltischen; Rückenmassage-Service am Spieltisch; Mädchen, die auf Laufstegen tanzen und relativ wenig angezogen haben...
Wenn man nun drei oder vier Casinos von innen gesehen hat, merkt man rasch, dass bis auf die casinospezifische Kleidung der Angestellten sich die Dinge doch sehr ähneln. Am Eingang die Automaten für kleine Spieler mit Einsätzen von einem oder fünf Cent, dann links und rechts am Rand die langen Reihen der Automaten für richtige Spieler (Einsatz 1 Dollar), in der Mitte die Tische für Roulette, Black-Jack, Poker usw. Irgendwo gibts noch die "Fressmeile", den Infostand für die abendlichen Shows und die Chip-Ausgabe. Chips kann man übrigens auch am Geldautomaten erhalten.
Das also ist Las Vegas. Eine wahnsinnig brummende Stadt, faszinierend und gleichzeitig doch etwas nachdenklich machend. Wer sich nun auch noch für Shows interessiert oder gar in einem der Casinos den einen oder anderen Hunderter einsetzen möchte, dem sei ein mehrtägiger Besuch dringend angeraten.
(Bilder folgen noch, bin einfach zu müde jetzt)
Casino-Besuch: für mich war das nun etwas absolut neues. Noch nie im Leben hatte ich eine solche Einrichtung von innen gesehen. Jetzt stand ich also mittendrin zwischen den slot machines, Pokertischen, Roulette-Anlagen und so weiter. Eine wahnsinnige Geräusch-Kulisse aus Musik, Pieptönen von Einarmigen Banditen, Jubelrufe der Gewinner und allem, was noch dazukommt. Hier musste ich erstmal schnell wieder raus. Dann ging es ein paar Hundert Meter den strip entlang mit einem längeren Aufenthalt an einem Casino der etwas anderen Art. An einer Straßenkreuzung hatte ein Hütchenspieler seinen Stand aufgebaut, der nur aus einem flachen Karton und drei Spielkarten bestand. Und der Mann hat hier die Leute abgezogen, einfach unglaublich. Die haben gedacht, die könnten den Typen austricksen, aber der hat sich natürlich mit System austricksen lassen und so die Leute angeködert und dann abkassiert. Ich glaube auch, dass der noch mindestens ein oder zwei Leute unter den Zuschauern hatte, die mit ihm zusammenarbeiten, mittippen und gewinnen oder aufpassen, wer zu tricksen versucht - oder einfach den Leuten die Geldbörsen klauen, währenddessen sie gebannt auf die hin- und herschwirrenden drei Spielkarten starren...
Danach habe ich noch selbst drei Casinos besucht, die am Wegesrand lagen, unter anderem das "New York" mit dem Hotel, dass den Wolkenkratzern der Welthauptstadt nachempfunden ist. Ist natürlich nur ein bloßer Abklatsch, aber sehr publikumsattraktiv. Wie gesagt, in den Casinos brummt es und der Rubel rollt. Ohne weiteres setzen die Leute hier tausende um, und es sind Leute wie du und ich, in Touristenklamotten mit Kinderwagen. Die Zeit der Krawattenpflicht ist längst vorbei. Hier tragen nur noch die Security-Leute und die Dealer und Croupiers Schlipse. Es sind irre Glücksfabriken, die allerdings jede Menge Ausschuss produzieren, denn hier kann niemand "mit System" gewinnen (ausser vielleicht ein wenig beim Pokern). Die Automaten arbeiten absolut nach Zufallsgeneratoren, die Black-Jack-Karten kann keiner mehr zählen, da sie ständig gemischt werden und überhaupt ist alles kameraüberwacht, selbst das Rad beim Roulette. Wer hier gewinnt, gewinnt durch Zufall. Meistens wird verloren, anders sind die Gewinne der Casinos ja auch gar nicht realisierbar. Aber die Stimmung ist phantastisch, die Leute sind gut gelaunt, auch wenn sie verlieren. Und damit das so bleibt, gibt es Annehmlichkeiten, die den Gästen gerne zur Verfügung gestellt werden. Ich nenne mal zur Orientierung drei Stufen (dazwischen gibts bestimmt noch mehr): Servieren von Drinks an den Automaten und Spieltischen; Rückenmassage-Service am Spieltisch; Mädchen, die auf Laufstegen tanzen und relativ wenig angezogen haben...
Wenn man nun drei oder vier Casinos von innen gesehen hat, merkt man rasch, dass bis auf die casinospezifische Kleidung der Angestellten sich die Dinge doch sehr ähneln. Am Eingang die Automaten für kleine Spieler mit Einsätzen von einem oder fünf Cent, dann links und rechts am Rand die langen Reihen der Automaten für richtige Spieler (Einsatz 1 Dollar), in der Mitte die Tische für Roulette, Black-Jack, Poker usw. Irgendwo gibts noch die "Fressmeile", den Infostand für die abendlichen Shows und die Chip-Ausgabe. Chips kann man übrigens auch am Geldautomaten erhalten.
Das also ist Las Vegas. Eine wahnsinnig brummende Stadt, faszinierend und gleichzeitig doch etwas nachdenklich machend. Wer sich nun auch noch für Shows interessiert oder gar in einem der Casinos den einen oder anderen Hunderter einsetzen möchte, dem sei ein mehrtägiger Besuch dringend angeraten.
(Bilder folgen noch, bin einfach zu müde jetzt)
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