Irgendwo, tief im tansanischen Busch verborgen liegt das Lugala-Hospital der Lutherischen Kirche in Tansania. Ursprünglich errichtet wurde es in der Mitte des 20. Jahrhunderts und Anfang der 90er Jahre von einem dänischen Missionswerk erneuert und erweitert. Heute ist es sozusagen ein Distrikt-Krankenhaus, zuständig für über 100.000 Menschen, die überall verstreut in der Umgebung wohnen, getragen weiterhin von der Lutherischen Kirche, wesentlich finanziell unterstützt von SolidarMed und vom Lugala-Arbeitskreis der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Das Krankenhaus besteht aus dem eigentlichen Gebäude-Komplex, einer Reihe von Flachbauten, die durch überdachte Gänge miteinander verbunden sind. Weiterhin gibt es eine Häuseranlage für Angehörige, die hier wohnen, solange Verwandte im Krankenhaus untergebracht sind. Die Angehörigen sind dafür zuständig, für ihre Kranken zu kochen und einfache Pflegearbeiten zu übernehmen. Weiterhin gibt es einige Häuser für Krankenhausangestellte, eine kleine Kirche und eine Cafeteria, letztere besteht aus einem ausrangierten Schiffscontainer, um den herum Tische und Stühle gruppiert sind... Ausserdem hat das Krankenhaus noch zwei Gästehäuser für Besucher und eine große Satelliten-Antenne als Verbindung nach aussen. Über diese Schüssel läuft das Internet. Platz ist hier für ca. 130 Patienten, die mit allen möglichen Krankheiten herkommen. Man könnte meinen, dass dies die sogenannten Tropen-Krankheiten sind, aber eigentlich sind es Erkrankungen, die vor allem aufgrund der hier herrschenden Armut auftreten: Malaria, HIV, Infektionskrankheiten usw. Dann gibt es viele Entbindungen und auch Unfälle werden behandelt. Das Krankenhaus hat verschiedene Operationssäle und auch moderne Geräte wie z.B. ein Röntgengerät im Einsatz. Geleitet wird es von einem deutschen Arzt mit viel Afrika-Erfahrung und einem deutschen Verwalter, der seit etwa einem halben Jahr hier ist. Planmäßiges Vorgehen ist es nicht, was die Landbevölkerung hier auszeichnet. Der Afrikaner sagt
pole pole - langsam, langsam und meint aber damit neben langsam auch noch irgendwas anderes, etwa in Richtung:
so genau brauchen wir es nicht. Ein wunderbares Lebensgefühl, aber für das Führen eines Krankenhauses eher ungeeignet und total uneuropäisch. Überhaupt muss der
mzungu, wenn er hier ankommt, alles über Bord werfen, was er aus Europa mitbringt: in Afrika ist alles anders.
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Chefarztvisite |
Mzungu ist auch so ein Kisuahili-Wort. Gemeint sind damit die Weißen, besser vielleicht die europäischen Besucher, aber das Wort bedeutet darüber hinaus auch Verrückter und/oder Reicher - also alles, was auf Europäer aus afrikanischer Sicht zutreffen mag. Welcher Afrikaner würde auch tatsächlich schon um 9.50 Uhr beim Meeting erscheinen, das um 10.00 Uhr beginnen soll? Üblicherweise fängt es doch sowieso erst 10.45 Uhr an, wenn die Letzten dann endich da sind. Und so wird das Wort
mzungu den Betroffenen vor allem durch die vielen Kinder hinterhergerufen und an der Art und dem Tonfall kann man sich dann seine persönliche Bedeutung heraussuchen.
Daneben gibt es auch noch höfliche Begrüßungen. Zum Beispiel sagen die Kinder im Vorbeigehen zu Älteren:
shikamoo und das heißt soviel wie "ich halte deine Füße". Darauf muss der Begrüßte antworten:
marahaba; ich habe bis heute nicht genau erfahren, was das bedeutet. Aber wenn man es nicht antwortet, kommen die Kinder und fordern auf, es zu sagen. Es scheint also irgendwie wichtig zu sein.
Das Dorf Lugala, an dessen Rand das Hospital steht, besteht im wesentlichen aus einer Mischung aus Steinhäusern und Lehmhütten, wobei letztere - ganz wichtig - als Häuser zu bezeichnen sind. Man kann sich als verwöhnter Europäer nicht so richtig vorstellen, wie und in welchen Umständen die Menschen hier leben, aber sie tun es. Der Besitz eines Hauses ist einerseits wichtig, andererseits spielt sich das Leben im wesentlichen vor dem Haus ab, wo gekocht, gespielt, gearbeitet und geschnattert wird. Im Haus wird (auf dem Boden) geschlafen. In Lugala gibt es weiterhin noch eine "Bar", einen Fernseh-Saal und ein Restaurant, das Embassy, bestehend aus einem Tisch mit 4 Stühlen. Letzteres habe ich leider nicht besucht, dafür aber die Bar und den Fernseh-Saal. Dafür hat sich jemand von den Bewohnern einen Diesel-Generator gekauft, um Strom für Empfang und kalte Getränke zu erzeugen. Jetzt kann man für 200 Schillinge (ca. Cent) am Abend irrwitzige Kung-Fu-Filme aus Asien anschauen und Bier und Soda trinken.
Soweit mal für heute eine kurze Umfeld-Beschreibung.
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Häuser in Lehmbauweise. |
1 Kommentar:
Das waren doch schon mal interessante Informationen zu deiner Tansaniareise. Ich bin also begierig zu erfahren, was so passiert ist. Sind mit dir neue Krankenhausbedienstete dahin gefahren oder ging es neben der Ablieferung von Ausrüstung nur um reine Information über die Lage vor Ort? Was war deine Aufgabe da? Bin gespannt, was du noch zu berichten hast. Gruß Mirko
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