08 August 2014

Platzhalter für....

- ein Baseballspiel
- die Mormonen in ihrer Welthauptstadt
- The Rock Church mit anschliessendem Sushi-Essen
- uvm...

Irgendwie habe ich noch nicht die Zeit und Musse gehabt, mich weiter darum zu bemühen, und da ich jetzt an der Ostküste bin, sieht es im Moment schlecht aus. Deshalb mal dieser Platzhalter und für mich dient der auch als Erinnerung, dass noch etwas offen ist.

Wie gesagt, ich bin jetzt an der Ostküste, genauer gesagt, in Connecticut, etwa nordöstlich von New York City, welches gestern und heute auf dem Programm stand. Heute war Besuch von des World Trade Centers und der 9/11-Gedenkstätte. Sehr eindrucksvoll und gut gemacht. Das weckt doch einige Erinnerungen.


Bis Unendlich...

9/11-Museum in den Fundamenten
des alten World Trade Centers

9/11-Memorial

05 August 2014

Great Salt Lake City

Dieser Beitrag schlummerte seit 5 Jahren im Blogarchiv und sollte wohl mal unterwegs veröffentlicht werden. Da er fast fertig ist und mir eigentlich ganz gut gefällt, schiebe ich ihn an richtiger Stelle im Jahr 2014 noch ein. Evtl. gibt es dann in den folgenden Texten die eine oder andere Information nochmal.
(11. Juni 2019)


Die Grosse Salzsee-Stadt soll der Abschluss des diesjährigen Road Trips für mich sein und dafür habe ich ganze drei Tage eingeplant - in weiser Voraussicht.

Denn Salt Lake City entpuppt sich mehr und mehr als etwas mehr als nur die Hauptstadt der Mormonen, die hier überall präsent sind. Geschäftiges und doch gemütliches Zentrum inmitten der Wüste Utahs. Angenehmes und gleichzeitig irgendwie spirituelles Städtchen mit immerhin mehreren hunderttausend Einwohnern in der Region, die mit einer Strassenbahn, bezahlt von den Latter-day Saints, (LDS) untereinander verbunden sind und an einem Ort, an dem es vor 150 Jahren nichts gab als Buschland, Salzsee und Sümpfe. Und hinter all dem die grandiose Berg-Kulisse der Wasatch Range, die die Einwohner hier jeden Tag und vor allem - wenn abendsonnnenbeschienen - am Abend geniessen dürfen...

In Salt Lake City sind nach meiner Ankunft hier am Donnerstag noch die verwegensten Ideen entstanden, von denen ich selbst noch nicht mal etwas wusste, und die ich dann auch teilweise in die Tat umsetzen konnte. Deswegen wird dieser Post jetzt auch etwas länger, denn morgen schon ist Abreise Richtung New York City.

"Dieses Buch muss entweder wahr oder falsch sein. Wenn wahr, ist es eine der wichtigsten Mitteilungen, die Gott den Menschen je gesandt hat ... wenn falsch, ist es eine der arglistigsten, bösartigsten, dreistesten und abgrundtiefsten Täuschungen, die der Welt je angedreht wurden, gedacht, um Millionen zu betrügen und zugrunde zu richten."
Orson Pratt, Führungsmitglied der LDS

Das Zitat, bezogen auf das Buch Mormon, sagt so ziemlich alles aus, was jemand von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Church of Jesus Christ of Latter-day Saints - LDS) wissen sollte. Und doch lässt es alles offen...
Meine Idee bei der Planung für die Reise 2014 war, noch etwas mehr zu erfahren über diese Glaubensgemeinschaft, die praktisch den Weg frei gemacht hat für die Besiedelung des Westens des nordamerikanischen Kontinents. Dafür hat die LDS in Salt Lake City für alle Interessierten ein umfangreiches Informationsangebot bereitgestellt, doch das Internet gibt noch viel mehr her, vor allem von Dingen, die die Kirchenführung heute gar nicht so gerne angesprochen sieht.

Fangen wir bei den Gründern der Kirche an: Joseph Smith wäre da zu nennen, ein "moderner Prophet" auf der Suche nach der wahren Religion. Beim Brunnengraben für einen Nachbarn (oder beim "professionellen" Schatzsuchen - so genau ist das nicht überliefert) fand er einen Stein, den er fürderhin als seinen "Seherstein" erkannte. Mit diesem in seinem Hut gelangen ihm absonderliche Dinge, wie zum Beispiel die Übersetzung des  "Buches Mormon", welches ihm auf goldenen Platten vom Engel Moroni offenbart wurde. Joseph Smith hatte übrigens schon vorher begonnen, eine ganz besondere Karriere hinzulegen: vom bekannten Hochstapler und Betrüger, Wahrsager, Kleinkriminellen, zum Propheten und Kirchengründer. Wer möchte das nicht, wenn er/sie nicht mit seinem Leben zufrieden ist...

Über seine ersten, treuen "Zeugen", die Familien Whitmer und Cowdery, die immerhin in den Grundwerken der Mormonen aufgelistet sind, hatte Smith auch nicht wesentlich Gutes zu berichten. Stattdessen beschied er ihnen, sie können "nichts Wahres von Unwahrem unterscheiden".

Kurzum: die Idee, da die wahre Lehre natürlich in den USA entstanden sein muss, fand sie schnell eine Menge Nachfolger, so dass die "Kirche" wuchs und Smith sich bald ein neues Schild an sein Büro heften konnte: "Präsident"...
Zum Leidwesen der örtlichen christlichen Gemeinschaften, die auf Smith und seine Leute überhaupt nicht gut zu sprechen waren. In der von Smith gegründeten Stadt Nauvoo (Illinois) kam es dann zum vorläufigen Höhepunkt: Nachdem Joseph Smith als Bürgermeister die Druckerei der Zeitung "Nauvoo Expositor" nach deren erster und einziger mormonenkritischer Ausgabe zerstören liess (die Verfasser waren übrigens zum grössten Teil Abtrünnige, die der Sandale folgten und nicht der Flasche), fand er sich selbst schnell in einem Gefängnis wieder, das von einem wütenden Mob belagert wurde. Als dieser das Gebäude stürmte, half ihm weder der eingeschmuggelte Revolver (der heute stolz im Mormonen-Museum gezeigt wird) noch der freimaurerische Hilferuf. Smith war nämlich kurz vorher den Freimaurern beigetreten und überraschend schnell an zwei Tagen durch alle Hierarchiestufen aufgestiegen (danach durfte kein Mormone mehr Freimaurer werden). Doch bevor er den nötigen Schutzruf vollenden konnte, wurde er erschossen von Leuten, die nichts auf seine Freimaurermitgliedschaft geben wollten und noch weniger auf seine mormonische Lehre. Immerhin brachte ihm dieses Ereignis den Märtyrerstatus seiner Kirche.

Joseph Smith beim Empfang (?) der Offenbarung.

Sodann übernahm ein Mann namens Brigham Young das Ruder. Während Smith vielleicht ein Mensch auf der Suche nach Einfluss mit den Mitteln des kleinen Mannes war (diese Aussage muss insofern revidiert werden, dass Smith's Mittel eher diejenigen waren, die den leichtgläubigen Mann zu beeinflussen vermochten. Er selbst war vielmehr ein ... ... ... (Wörter bitte selbst einsetzen) Rev. 15.03.2021), glaube ich, dass Young der Mann für die grobe Anwendung der Macht war. Mit allem, was dies an Erfolg und Misserfolg mit sich bringt. Young ist die Organisation für die Besiedlung des Westens zuzuschreiben, die entbehrungsreich für die vielen Gläubigen aus Europa und dem Osten der USA verlief. Er gründete den Perpetual Emigration Funds, der allen Mitgliedern die Übersiedlung in den Westen des Kontinents ermöglich sollte (bei vertraglich festgelegter Rückzahlungsverpflichtung). Das Geld in diesem Fonds war immer knapp und so kam Young die göttliche Eingebung, wie auch dieses Problem zu lösen sei: Pferde und Ochsen, wozu? Die Leute können die Karren ja auch selbst ziehen... Fortan wurden die Auswanderungen gen Westen mit Handkarren durchgeführt.

Mit diesen Handkarren über 2'000 Kilometer über Stock und Stein.
Und durch Flüsse, Sümpfe und Gebirge.

Meilenzähler

Man muss die Menschen dafür bewundern, mit welchem Pioniergeist und Willen sie - unter dem Druck der Verfolgung aus religiösen Gründen - den Weg zur Besiedlung der Rocky Mountains auf sich nahmen. Ihnen und ihren Leistungen wurde in Salt Lake City ein Denkmal gewidmet und der Mormon Trail von Nauvoo in Illinois bis nach Salt Lake City (über 2'000 Kilometer lang) ist heute Teil des National Trail System, das viele historische Routen als Wanderwege unterhält.

Überhaupt hatte Brigham Young die besten Ideen, wie die Sache von Joseph Smith fortzuführen sei. Das neue Zion am Grossen Salzsee? Göttliche Eingebung "Hier ist der Ort"! Great Salt Lake City wurde gegründet (am 24. Juli 1847). Die Stadtentwicklung? Jede Strasse ist mindestens 132 Fuss breit (ca. 40 m). Breit genug, damit ein Fuhrwerk wenden kann, ohne dass der Kutscher fluchen muss. Dass sind doch echte Gründe für Stadtentwicklung, oder? Das Tabernacle: Wie sieht ein Gebäude aus, in dem jeder Besucher die Kanzel ohne Hindernis sehen kann? Brigham Young weiss es: wie ein Ei von innen, also freitragend. Göttliche Eingebung. Heute steht das Gebäude im Nationalen Verzeichnis der Baudenkmäler.

Breite Strassen: Modell von Salt Lake City.
Am oberen Bildrand ist bereits das Tabernacle zu sehen.

Soviel gottgegebene Inspiration schafft Neider und Konkurrenten: die Polygamie? Hat Brigham Young erfunden, sagen einige der abgespaltenen ("folget der Flasche!") liberaleren Gruppierungen... Doch halt, hier muss man ihm, Young, zuguten halten: Joseph Smith hatte diese Idee bereits in die Tat umgesetzt...

Der Tabernacle Choir bei der Hauptprobe am Donnerstag Abend.
Im Kongresszentrum haben 20'000 Menschen einen Sitzplatz.

Über alles gesehen kann ein Besuch in Salt Lake City deutlich mehr sein, als nur eine Zwischenstation, so wie es viele Touristen auf dem Weg zum Yellowstone National Park oder Grand Teton machen. Für mich war es der Endpunkt meines road trip. Von hier aus geht es mit dem Flugzeug weiter in Richtung Ostküste.



04 August 2014

Arbeit und Mühsal...

... ist das Blogschreiben. Aber nicht, weil es schwierig ist, etwas schreibbares zu finden, sondern weil die Mühe darin liegt, all die Dinge in klare Worte zu fassen, die hier in Salt Lake City zu erleben sind. Deshalb in aller Kürze ein paar Bilder, damit ihr, die geneigte Leserschaft, mitbekommt, dass ich weiterhin unterwegs bin.


Weil ich auch nach 10 USA-Besuchen dieses Spiel nicht verstanden habe:
Diesmal habe ich eines live besucht, im Stadion der Salt Lake Bees...

Das ist kein Rockkonzert, sondern ein Gottesdienst: wie es dazu kam, bedarf
einer gesonderten Erzählung :)
Nachher gab es ein Sushi-Essen mit dem "harten Kern",
zu dem ich immer gerne dazugehöre... 

Der Salt Lake Temple: Eintritt nur in Unterwäsche der LDS...

Zum wieder Europäisch-Werden: Die Kathedrale St. Magdalena in Salt Lake City.
Wie wunderbar doch der Katholizismus sein kann nach all diesem Mormonen-Getue

Für alle, die noch mehr wollen und noch mehr können:
Mir auf Facebook für Kurz-Updates folgen: https://www.facebook.com/mi.schaeffner
Mehr Bilder, auch in Zukunft: http://www.panoramio.com/user/1777006

02 August 2014

Rentner-Resort in der Salzwüste

Gestern also war ich im Montego Bay Casino Resort in West Wendover, einer alten Bekannten. Hotel und Städtchen waren mir schon vom Trip 2012 ein Begriff und damals ein Abstecher. Diesmal war ich auf echter Durchreise von Reno nach Salt Lake City. Und obwohl es von Wendover nach Salt Lake "nur" noch 120 Meilen sind, habe ich den Stop eingelegt und hier übernachtet, denn von Reno nach Wendover sind es 390 Meilen und ich dachte mir, dass reicht erstmal für einen Tag.

Montego Bay Resort: Links das Casinogebäude in Nevada,
rechts, in Utah, der Parkplatz.
(Bildrecycling aus 2012)

Im Montego Bay Resort, das direkt an der Grenze zu Utah steht, habe ich mir ein Zimmer der gehobenen Klasse gegönnt. Das ist das gute an den Casino-Hotels, dass die Zimmer vergleichsweise billig sind. Also habe ich im obersten Stockwerk residiert: Zimmer mit Whirlpool - so lässt sich eine Nacht gut überstehen. Einen Nachteil hat aber ein Zimmer unterm Dach: direkt darüber stehen die Ventilatoranlagen und in meinem ersten Zimmer hat quasi alles gewackelt dadurch. Doch die Bedienung am Front Desk war flexibel und einsichtig und hat mir sogleich ein neues, viel leiseres und angenehmeres Zimmer überlassen. 5 Sterne für prompten Service. Ansonsten ist Wendover Ziel von unzähligen Rentnern, die hier billig eine Woche im Casino verbringen können. Echt, das Durchschnittsalter lag irgendwo bei 60 und ausser mir waren nur noch sehr wenige jüngere Leute im Hotel und Casino unterwegs. Draussen auf dem Salz gibt es auch einen kleinen Flugplatz, über den man sich direkt einfliegen lassen kann, inkl. Shuttle-Bus direkt an die slot machine.
Am späteren Abend bin ich dann nochmal rausgefahren, zu den Bonneville Flats, dem ausgetrockneten Salzsee, der heutzutage topfeben und bei Sonnenschein strahlend weiss und von kargen Bergketten umrandet eine einmalige Landschaft abgibt (siehe Foto). Das Ziel gestern war, nochmal die Sterne zu sehen, denn dort draussen ist es hinreichend dunkel, wenn auch von Wendover die Casinos herüberleuchteten und im Norden hinter den Bergen die jetzt täglichen Sommergewitter sich austobten (Wetterleuchten). Für die Sterne hat es gereicht, wie schon das Bild gestern zeigte.

Bonneville Flats bei Tageslicht

In Wendover gibts ansonsten auch nach 2 Jahren nicht viel mehr als 2012, ausser dass ich diesmal wusste, wo das Buffet steht. Damals war ich unerfahren, aber nach Las Vegas und Reno weiss ich, dass praktisch jedes Casino-Hotel ein Buffet mindestens für's Abendessen hat. Für einmal zahlen kann man sich dann an den Tischen bedienen mit allem, was angeboten ist. Und das ist wiederum der Nachteil dieser Hotels: ich bin ständig in Versuchung, all diese Leckerlis in mich reinzuschaufeln, dabei will ich doch nicht so werden, wie all die Leute, die hier sonst noch rumsitzen...
Nach dieser nun letzten Nacht in Nevada ging es morgens endgültig über die Grenze nach Utah, in Richtung meiner letzten Roadtrip-Station: Salt Lake City. Hauptstadt Utahs und Mormonen-Welthauptstadt. Auch hier war ich schonmal kurz, aber die Stadt reizte mich, nochmal herzukommen.
Am Abend hat es dann immerhin noch gereicht, ein Abendessen zu finden und schonmal den Temple Square anzuschauen sowie dem Tabernacle Choir bei der Chorprobe zuzuhören. Mehr gibts dann in den nächsten Tagen.

Chorprobe des Tabernacle Choir. Es sollten so um die 300 Leute
sein. Aber mal ehrlich: macht Chorsingen mit so um die 20 Leute
nicht viel mehr Spass? (und ohne Orchester!)


31 Juli 2014

Hektik unterm Sternenhimmel

Heute nur ein kurzer Post: Ich bin in West Wendover angekommen, einem Ort, in dem ich vor zwei Jahren schonmal war, über den es aber später noch mehr zu berichten gibt. Für heute nochmal ein Sternenbild, eben aufgenommen, und zwar auf dem Bonneville Speedway, draussen in der Salzwüste. Es war nicht ganz so dunkel, wie im Death Valley, aber auf diesem Trip die letzte Gelegenheit, die Sterne zu sehen. Das Bild ist unbearbeitet, mein Grafikprogramm möchte keine Dateien öffnen, die an der Kamera mit B aufgenommen wurden... warum auch immer.

Hektik unterm Sternenhimmel:
Unten die Interstate 80, oben die Milchstrasse.

29 Juli 2014

The Biggest Little City

Heute war Ausruhen und Faulenzen angesagt - und durchgeführt. In gewisser Weise eignet sich Reno (Nevada) dafür hervorragend, denn die Attraktionen der Downtown hat man innerhalb von 20 Minuten erledigt, es sei denn, man spielt im Casino.

Gestern bin ich ja von Ely am Ostrand Nevadas bis nach Reno gefahren, was bedeutet, dass man den Staat Nevada fast komplett durchquert, und zwar den nördlichen Teil. Das ist insofern wichtig, weil die überwiegende Anzahl der Bewohner sich auf den südlicheren Teil konzentrieren und die Leute im Norden auf ein paar Ortschaften verteilt sind, die eingestreut in den hügeligen und kargen Weiten dieses Bundesstaates liegen. Das hatte wiederum zur Folge, dass der Highway 50, der im Norden die Ost-West-Achse ist, zum Lonliest Highway in America ernannt wurde. Eine recht fragwürdige Ehre, die vor allem dazu geführt hat, dass eine ganze Menge Touristen und einige Fahrradfahrer sich diesen Highway zum Reiseziel gemacht haben. Somit wird er wohl über kurz oder lang seinen Status verlieren. Heute ist er aber noch ganz und gar nicht vergleichbar mit unserem mitteleuropäischen Strassen, denn die Verkehrsdichte tendiert tatsächlich gegen Null, das habe ich bei der Fahrt selbst erlebt. Die verläuft im wesentlichen so, dass man ungezählte Bergketten überwinden muss, die von ebensovielen ungezählten Tälern getrennt sind. Aber nicht so Täler wie bei uns zu Hause. Die hier sind ausgedehnte Senken, die gut und gerne mal 15-20 Kilometer breit sein können. Und die Strasse führt schnurgerade durch sie hindurch. Wenn man also oben von so einer Bergkette herunterkommt, sieht man auf der anderen Seite schon, wo die Strasse in die nächste wieder reinführt. Einfach gigantisch, diese Landschaften.

Fairview Mountain - Nevada Blau-Weiss...

Eine Düne mitten in der Landschaft. Ich wollte da gerne noch ein wenig rumlaufen, aber eine Truppe "Aktiv"-Sportler war gerade dabei, ihre Geräte auszupacken: Quads und Sandautos und so Zeugs - schnell wieder weg...

In Reno bin ich dann am frühen Nachmittag eingetroffen und konnte auch gleich in mein Hotelzimmer. Da in ganz Nevada das Glücksspiel erlaubt ist, gibt es auch hier Casino-Hotels und meines ist jetzt das "Eldorado", mitten in der Downtown. Allerdings ist Reno nicht Las Vegas und deshalb ist hier alles 3 bis 4 Nummern kleiner und ein paar Jahre unmoderner. Und letzteres heisst, dass es im Gesamten etwas so aussieht, wie in Las Vegas vor 30, 40 Jahren.
Das Casino im "Eldorado" wirkt irgendwie wie beigestellt, also sozusagen in der Hotellobby, weil da gerade noch viel Platz war. An den Decken sind 70er-Jahre-Umlauflichterketten installiert (aber als LED, somit doch wieder topmodern) und die Musik ist aus den 90ern: Runaway Train, von Soul Asylum - ein genialer Song.
Es gibt hier auch keine Computer-Dealerin an den Blackjack-Tischen und überhaupt: eine so grosse Ansammlung von Röhrenmonitoren an einem Ort habe ich echt lange nicht erlebt. Hier im Casino, an den Slot Machines sind sie alle versammelt.
Auch draussen vor der Türe sieht es etwas kleiner aus: der Reno-Strip, also die Hauptgeschäftsstrasse hat drei Fahrspuren. Überqueren zu Fuss ohne Ampel? Überhaupt kein Problem. Die Verkehrsdichte des Highway 50 scheint sich hier fortzusetzen. Manchmal kann man sich sogar mitten auf die Strasse stellen, um Fotos zu machen. Zum Beispiel von den Leuchtreklamen im Glühbirnen-Design. Wo hat man solches zuletzt gesehen, frage ich mich? Aber auch hier andererseits ganz zeitgemäss: Alle Lampen sind Energiesparlampen, man sehe ich staune.

Alles in Allem wirkt das ganze Retro doch aber sehr liebenswürdig bemüht, damit die Besucher ein bisschen Las-Vegas-Feeling spüren, wo sie doch hier auch viel billiger unterkommen (Übernachtung im Casino-Hotel für $59 ist ein guter Preis), wobei der Kampf gegen das Imperium im Süden natürlich ziemlich aussichtslos scheint. Deswegen musste auch noch eine irgendwie geartete Entschuldigung her, und die haben die Bewohner sich in ihrem Stadtmotto selbst gegeben: "The Biggest Little City in the World" - Die grösste Kleinstadt der Welt. Ich finde, das setzt genug ab von Las Vegas und macht Reno ganz symphatisch.

Das ist der "Strip" von Reno: Virginia Street.

Das einzige, was hier genau gleich wie in Las Vegas ist, sind die Gewinnquoten bei den Glücksspielen. Da gibt es keinen Kleinstadt-Bonus oder sowas. Verloren wird hier wie dort nach der gleichen Statistik, bloss eben auf einem anderen Design-Niveau (eine andere Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein).


Retro-Eldorado - Aber alle Lampen energiesparend.

Grosse Kuppel. Und was drunter?
Das will ich morgen noch herausbekommen

Genauso frei wie die Glücksspiel-Gesetze sind in Nevada auch die Ehegesetze.
Deswegen gibt's so viele Wedding Chapels.
Man beachte den dezent angebrachten Hinweis zum Liquor Store.
Gibt es da etwa einen Zusammenhang???

28 Juli 2014

Reno Retro

Ich bin in Reno, Nevada, angekommen. Heute nur ein Bild, mehr gibt's vielleicht morgen.... Wenn ich alle Eindrücke zusammengefasst habe (ich mache mir aber immerhin fleissig Notizen auf dem IPhone...)

Voll Retro oder???
So ungefähr muss man sich Las Vegas vor 40 Jahren vorstellen...

27 Juli 2014

Lonely Rider

Recht früh heute morgen bin ich vom Zion National Park aufgebrochen, um den Wochenend-Touristen zuvorzukommen. Das ist mir auch gelungen. Auf fast leerer Autobahn bin ich bis nach Cedar City und von dort noch ein Stück weiter nach Westen gefahren. Von hier aus sollte die Fahrt durch die Wüste auf unpaved roads weitergehen, wie gestern schon angekündigt. Ein paar Geisterstädte lagen entlang der Route mitten durch das Nichts von Utah. Das heisst, wenn man erstmal die landwirtschaftlichen Grossbetriebe hinter sich gelassen hat, die doch einen Teil der Landschaft hier prägen. Riesengrosse Stallanlagen, runde Felder (was man natürlich von der Strasse aus nicht sehen kann). Und alles in sattem Grün, denn die Felder werden ständig mit Wasser berieselt, damit unter der Sonne nicht alles verbruzelt.

Treckerfahrer unterwegs... Weil die US-Verkehrsschilder so nett
aussehen, habe ich angefangen, die zu sammeln.

Heute war es allerdings nicht so warm und auch nicht sehr sonnig, dafür schwül und die Wolken kündigten das eine oder andere Wüstengewitter an. Letztere Beobachtung brachte dann auch meine Planung ins Wanken, denn die unbefestigten Strassen sind bei Regen unpassierbar: "Impassible when wet" steht als Warnung an den Einfahrten. Das heisst, wenn aus dem steinhart gebackenen Schlamm wieder Matsch wird, dann wickelt sich das Zeug um die Räder und nach kurzer Fahrt ist Schluss. Das Internet ist voll von entsprechenden Reiseberichten.
Also bin ich nur ein kleines Teilstück unpaved gefahren und dann wieder auf asphaltierte Strasse zurück. Von den Bergen, die ich anschliessend durchquert habe, konnte ich dann die Gewitter sehen und den Regen. Aber ein paar andere Fahrer haben sich nicht so abschrecken lassen und sind durch. Man kann das sehen, wenn auf den Linien, die die Strassen darstellen, die Staubwolken aufsteigen, ohne dass man das Fahrzeug sieht.

So sehen unbefestigte Strassen im trockenen Zustand aus.

Abseits der Autobahnen und in den westlichen Teilen Utahs und den nördlichen Gegenden Nevadas ist man ansonsten so ziemlich allein unterwegs. Es gibt zwar zwischendurch immer mal wieder Landwirtschaften und auch Autos, aber es kann durchaus sein, dass man auch mal sprichwörtlich meilenweit keiner Menschenseele begegnet.

Ghost Town Lund.
Immerhin ein Haus (nicht im Bild) ist noch bewohnt)

Blau-Weiss über Utah.

Angekommen bin ich dann schliesslich in Ely, einem Nest in Nevada und derzeitiger Wohnort von O. J. Simpson. (stimmt nicht, er sitzt im Lovelock Correctional Center in Lovelock, Nevada. Korrektur am 24.05.2015). Während der aber im hiesigen Staatsgefängnis einsitzt, habe ich ein Zimmer im La Quinta Hotel bezogen. Aber auch hier haben sie das Internet/Wifi nicht im Griff, es ist wirklich ärgerlich...
Für heute reicht's erstmal, morgen gehts dann weiter nach Reno.

Ist doch Kacke, oder?
0.02 Mbps zum Bilderhochladen - und das im Jahr 2014... :(




26 Juli 2014

Zion National Park Touristendrehscheibe

Nun bin ich also im Zion National Park angekommen. Hochgelobt und umschwärmt von vielen USA-Reisenden und von mir bisher links liegen gelassen (im wahrsten Wortsinne).
Es war nur eine kurze Fahrt. Gestartet bin ich in St. George, wo ich übernachtet habe und gestern abend noch den besten Hamburger zwischen Los Angeles und New York geniessen durfte. Nebenbei habe ich noch das Städtchen genauer kennengelernt, welches wunderhübsch herausgeputzt ist und das ich so noch gar nicht gesehen habe. Obwohl ich schon zweimal hier auf der Durchreise Halt gemacht habe, aber eben immer nur in Stadtrand-Hotels. Von St. George nach Las Vegas sind es knapp zwei Autostunden, was die Ortslage relativ attraktiv macht und dazu geführt hat, dass viele ältere Leute aus Utah jetzt hier wohnen. Was die wohl alle in Las Vegas wollen???
Der Zion Nationalpark, besser gesagt, Zion Canyon hat seinen Namen übrigens, wie vieles hier, von den Mormonen erhalten. Das Wort Zion aus dem Hebräischen steht für Zuflucht oder Heiligtum. Und davon brauchten die Mormonen in ihrer Anfangszeit eine ganze Menge, vor allem an Zufluchtsorten.
Heutzutage zieht das Gebiet pro Jahr über 2,6 Millionen Gäste an und ein ziemlicher Teil davon war auch heute da. Touristeninvasion pur. Die Strassen durch den Park verstopft mit Autos, die Leute laut und auch unanständig. Somit bin ich mit einer ziemlichen Ladung Frustration erstmal zum Mittagessen marschiert, danach ins Hotel und dann erstmal eine Schlafpause einlegen. Zu allem kommt hinzu, dass der Zion Nationalpark geografisch eine ganz blöde Position hat. Links, also gen Westen, war ich schon, bzw. komme ich her. Und rechts liegen die sagenhaften Landschaften Utahs. Aber: eine ganze Reihe davon habe ich schon besucht, für die anderen benötige ich ein anderes Auto und noch mehr Zeit. Andererseits ist es noch zu früh, um schon Richtung Endpunkt der Autotour aufzubrechen. Ich hätte also irgendwo unterwegs noch ein-zwei Tage länger bleiben sollen.
Nach einigem Kartenstudium und Hin und Her werde ich dennoch morgen nochmal in westliche Richtung aufbrechen und dann irgendwo in Nevada übernachten. Mal sehen, wo es mich hintreibt.
Im Visitor Center habe ich heute noch eine Karte von Utah mir allen Strassen erhalten, und da sind auch die gängigen unpaved roads eingezeichnet. Es könnte also sein, dass die nächsten Tage wieder etwas staubig werden.
Das Visitor Center in St. George war gestern übrigens geschlossen. Der 24. Juli ist in Utah Feiertag: Ankommen der ersten 143 mormonischen Siedler am Great Salt Lake und Gründung der Stadt Great Salt Lake City. Heutige Einwohnerzahl: 1.2 Mio in der Metropolregion. Für die Stadt werde ich mir am Ende des Trips noch ein paar Tage Zeit nehmen.

Im Zion National Park.
Die Autos vor unter hinter mir im Stau sieht man gerade nicht.

Heute konnte ich nun auch zum gestrigen Beitrag noch ein paar Bilder hinzufügen, also bitte da nochmal hinschauen.

25 Juli 2014

Deseret

Utah ist, wie ich meine, einer der krassesten US-Bundesstaaten überhaupt. Da sind auf der einen Seite diese wunderschönen Landschaften, ein Nationalpark am anderen und selbst die normalen Strassen sind zuweilen von Sehenswürdigkeiten links und rechts gesäumt.
Andererseits ist Utah der Mormonenstaat und ohne diese Leute wäre das Land wohl heute noch weitgehend unbesiedelt. Die Anhänger des Gründers Joseph Smith haben es auf sich genommen, Teile der Wüste urbar zu machen und in jede Wassersenke einen Weiler und in jeden Weiler eine Kirche zu stellen. Deswegen ist der mormonische Einfluss auch heute sehr gross in Utah. Ausser, dass sie den Namen ihres Landes - Deseret - nicht durchsetzen konnten, als sie der Union beitraten, bestimmen weitgehend Anhänger der LDS (Latter Day Saints) die Geschicke des Bundesstaates. Vielleicht dazu später noch mehr.
Gestern, am Mittwoch morgen, habe ich erstmal Goodbye Las Vegas sagen müssen. Meine drei Nächte im MGM Grand waren vorüber und das Hotelmanagement hat ganz subtil Druck auf mich ausgeübt, damit ich das Haus so schnell als möglich verlassen möge. Am Tag vorher, also am Dienstag, klopfte es an meiner Zimmertür, zufällig war ich gerade da. Der Hausdienst wollte die Minibar überprüfen. Ebenfalls am Dienstag bekam ich per email dezente Hinweise darauf, wie ich am unkompliziertesten den Check-Out machen könnte und welche Möglichkeiten ich hätte, um zum Flughafen zu gelangen. In der Nacht zum Mittwoch bekam ich dann ein Mail mit eingebettetem Link zur Checkout-Webseite. Natürlich nur in meinem eigenen Interesse, damit alles schnell und unkompliziert geht. Ach so, die Minibar: die ist mit Sensoren ausgestattet und jede Entnahme wird automatisch auf die Rechnung gesetzt. Und das beste: eigene mitgebrachte Flaschen etc. in den Kühlschrank gelegt, bekommt der Sensor auch mit und verrechnet dafür 50 Dollar Gebühr! Da fällt mir kein Kommentar mehr zu ein.
Also schnell weg und wieder raus in die Wüste. Mein kurzer Beitrag von gestern hat ja schon gezeigt, wohin ich gefahren bin. Nach 2009 und 2010 ging es wieder ins Death Valley, diesmal mit einer Übernachtung vor Ort, im Furnace Creek Inn, ein wunderhübsches Club-Hotel mit alten Möbeln und noch älteren Wasserhähnen in einer kleinen Oase. Es riecht alles etwas sonderbar, so wie damals in Tansania in den Dschungel-Gästehäusern: eine Mischung aus Sand und Fledermaus-Pipi. Die müssen da unbedingt etwas tun, sonst fällt ihnen die Butze über dem Kopf zusammen, denn gerade letzteres ist sehr agressives Zeugs. Aber sonst: prima. Und mitten in der Wüste ist es des Nachts auch noch so dunkel, dass sich nach Sonnenuntergang ein fantastischer Sternenhimmel über der Wüste wölbt. Ich muss sagen, so etwas habe ich noch nie gesehen. Das ganze Milchstrassenband quer über das Himmelszelt - einfach wunderschön.
Somit konnte ich zudem mein neu erworbenes und mitgeschlepptes Stativ zum Einsatz bringen und meine ersten Versuche in der Astro-Fotografie wagen. Ganz weit draussen auf einem Parkplatz, in völliger Dunkelheit. Ich gestehe, ich hab ab und zu die Taschenlampe angemacht und nachgesehen, ob sich nicht inzwischen eine Schlange oder so herangemacht hat. Oder der Koyote, der am Nachmittag auf dem Parkplatz am Besucherzentrum herumschlich... es soll ja so viele böse Tiere geben...

Hier nochmal der Nachthimmel, das Bild von gestern.

Nach der Fotoaktion (siehe Bild von gestern) und einer gut klimatisierten Nacht im Hotel ging es dann heute weiter Richtung Osten nach St. George in Utah. Nochmal vorbei an Las Vegas und ein kurzes Stück durch Arizona. Von hier aus geht es morgen weiter zum Zion Nationalpark, den ich nun auch endlich mal besuchen will.
Die Route aus dem Death Valley heraus führte mich heute über einen Ort names Beatty, der am nordöstlichen Rand des Parks liegt. Hier gibt es eine ganze Reihe einfacher Hotels mit allem, was nötig ist. Beworben werden vor allem Mitarbeiter grosser Automobilkonzerne. Die testen hier im Death Valley ihre Prototypen (Erlkönige). Da ich heute morgen schon recht früh unterwegs war und gegen 10 Uhr den Park verlassen habe, konnte ich mir die Kolonnen anschauen, wie sie mir entgegenkamen: mit Folie abgeklebte Fahrzeuge vor allem deutscher Hersteller: Mercedes, BMW, VW und das jeweilige Begleitkommando mit Kleinbussen und Anhängern mit Ausrüstung.
Im Death Valley ist übrigens alles extrem: angefangen bei den Temperaturen bis zum Beutel mit Eis, der hier knapp 5 Dollar kostet.

Ich glaube, die Liste der Extremitäten rechts soll als
Entschuldigung für den unverschämten Preis für einen
Beutel Eis dienen. Der kostet nämlich sonst um die $1.50...

(Ich kann leider zur Zeit keine weiteren Fotos hochladen, der Internet-Zugang im Hotel ist am Zusammenbrechen. Bei sowas gibts dann von mir entsprechende Kommentare in den Bewertungsseiten im Internet. Wir schreiben nämlich das Jahr 2014...)

Jetzt klappt es noch mit ein paar Bildern, allerdings in einem anderen Hotel:

So weit ist die Landschaft.

Badwater (ca. 35 Meilen von diesem Schild entfernt) liegt ungefähr
85 Meter unter dem Meeresspiegel. Ab dieser Stelle würde man
somit trockene Füsse behalten, wenn es mal durchsickert...

Goodbye Death Valley - Welcome to Nevada. Was die Leute
davon halten, sieht man ja an den Einschusslöchern. Ganz
im Gegensatz zu dem Schild rechts...


24 Juli 2014

Wieder draussen in der Wüste

Ich bin wieder raus aus Las Vegas, wieder weit draussen in der Mojave-Wüste und wieder in Kalifornien. Genauer gesagt, im Death Valley, dem heissesten Ort Amerikas, heute mit etwas über 50° Celsius. Ich weiss nicht warum, aber irgendwie gefällt es mir hier, nicht unbedingt wegen der Wärme. Schon seit langem war es eines meiner Vorhaben, hier mal zu übernachten. Das tue ich heute im Furnace Creek Inn. Mehr zu Lesen gibt es dann morgen. Hier noch ein Bild, das gerade frisch aus der Kamera kommt. Ich war eben - auch das ein lang gehegter Wunsch - nochmal draussen in der absoluten Finsternis der Wüste und habe meinen ersten Ausflug in die Astrofotografie gemacht.

Ein sagenhafter Nachthimmel, wie er in Mitteleuropa praktisch nicht mehr zu sehen ist, weil jeder Kirchturm und jedes Rathaus angestrahlt werden muss ("Lichtverschmutzung").
Das Foto ist unbearbeitet, meine Software wollte nicht mehr mitarbeiten...

23 Juli 2014

Nochmal Las Vegas

Nun sind die Nachbeschwerden meines Grand-Canyon-Hikes so ziemlich auskuriert. Möglich gemacht hat es Las Vegas mit einem seiner vielen Hotels mit Rundum-Service, angefangen beim Restaurant in house über kostenloses Parkhaus, 42°C, bis hin zum Spielcasino im Erdgeschoss, welches ich aber nur als Spazierweg benutze. Es ist nun aber auch nicht so, dass ich 2 Tage lang nur im Hotelzimmer herumgesessen habe. Den wesentlichen Teil der Zeit habe ich aber dennoch zum Ausruhen, Entspannen und schön Essen genutzt. Ab und zu auch mal ein Besuch in einer der vielen Hotelbars und nebenbei den Zockern zusehen. Morgen geht es nochmal nach Kalifornien, aber ich merke jetzt gerade, dass so ein richtiger Entspannungseffekt gerade erst beginnt. So gesehen ist es schade, dass ich morgen abreise, aber vielleicht ergibt sich nochmal die Gelegenheit, ein paar Nächte an einem Ort zu verbringen.

Das ist der Blick aus meinem Hotelzimmer. Im Hintergrund,
Richtung Westen, die Wüste, die ich morgen nochmal besuche.

Viel wirklich Neues gibt es über Las Vegas auch nicht zu berichten. In den Casinos wird gespielt wie eh und je und die Hotels sind voll mit Feriengästen aus aller Welt. Was mir aufgefallen ist (und da weiss ich nicht, ob ich das jetzt erst wahrnehme, oder ob das schon länger so ist): die Rationalisierung schreitet voran. Wer z.B. im Casino spielt, verliert innerhalb ganz genau beschreibbarer - statistischer - Spannbreiten. Somit sind auch die Gewinne der Casinos festgelegt und die entstehen wohl durch die Spieleinsätze nach Abzug der Kosten. Hier dürften die Personalkosten der Dealer (das sind die Angestellten an den Roulette-Tischen usw.) zu Buche schlagen. Und jetzt setzt der Trend ein, dass diese personalintensiven Spiele, zum Beispiel Craps, mit 4 Angestellten pro Tisch, am Computer gespielt werden. Die Personen werden einfach auf Grossbildschirmen computergeneriert (oder ganz weggelassen, denn den Stickman braucht es nicht mehr), was zusätzlich noch den Vorteil hat, dass man sehr anmutig aussehende Damen erzeugen kann, gegenüber denen die realen Menschen an den Tischen recht alt aussehen - und auch sind. Die Computerfrau, knapp überm Spielermindestalter, braucht nicht angelernt oder gar ausbezahlt werden, zudem entfällt der ganze Umstand mit diesen Plastikchips (Jetons), denn gespielt wird mit Karte. Und die Spieler können ganz intim an ihren Monitoren (pro Platz einer) spielen, ohne dass jemand mitbekommt, ob und wieviel derjenige gerade gewinnt oder - meistens - verliert. Im Grunde genommen ist das wie im Online-Casino, bloss dass die Spieler real an einem Ort versammelt sind, unter den wachsamen Augen tausender Überwachungskameras. Und überhaupt ist das so auch viel besser, denn wer beschickt sein zu Hause schon mit reinem Sauerstoff gegen die Müdigkeit? Im Casino ist das Gang und Gäbe.
Was noch ganz nett ist, sind die Themen, nach denen einige Casino-Hotels aufgebaut sind. Vor zwei Jahren zum Beispiel war ich im Luxor, einer schwarzen Glaspyramide mit ursprünglich einem Alt-Ägypten-Thema. Heute war ich im "New York New York", welches der Ostküstenmetropole gewidmet ist. Im Erdgeschoss, rund um das Casino angeordnet sind einige "Strassenzüge" dem historischen New York nachempfunden, im Massstab etwas kleiner, aber sehr detailgetreu, bis hin zu den typischen Parkverbotsschildern ("Dieses Schild muss erst noch entziffert werden") oder dem abwechselnden Strassenbelag: Kopfsteinpflaster mit drübergekippten Asphalt. Echt, so habe ich NYC selbst schon erlebt und die Architekten scheinen sich das am Original ziemlich genau angeschaut zu haben.
Besonders krass ist es im "Paris Las Vegas", das sich ganz dem französischen Thema widmet. Oder dem, was die Amerikaner für französisch halten. Denn man kann leidlich davon ausgehen, das 95% der hier anwesenden US-Amerikaner noch nie im Ausland waren, geschweige den in einer französischen Kleinstadt. Um diesen Fehlbestand auszugleichen, kann man durch einige französisch anmutende Gassen laufen, französische Strassenschilder lesen, die natürlich keine grossen Hürden aufbauen, wenn es darum geht, die Richtung zum Casino zu weisen. Zum Glück sind die Wörter im Englischen ja so ähnlich und ein vorgesetztes "L" reicht schon aus. Blöd wird's nur bei Wörtern wie "Self Parking". Das bleibt besser im Englischen Original auf dem ansonsten französischen Wegweisern. Krank, oder? Schön ist auch der Abendhimmel mit den Lüftungsschächten im Firmament...

Self Parking auf Französisch? Ach nein, lieber doch nicht.

Eine abendliche französische Kleinstadt. Oder das,
was sich der Amerikaner darunter vorzustellen hat.
Man beachte den gut belüfteten Abendhimmel...

Nochmal die Kleinstadt.
(Sieht aus, als ob es gerade geregnet hatte)


Nein, nichts liegt mir ferner, als diese Themenhotels oder überhaupt Las Vegas als Touristenattraktion schlechtzumachen. Es macht nämlich wirklich Spass, hier durchzulaufen, die Atmosphäre zu geniessen und sich auch mal ein Glas Wein "in Frankreich" zu genehmigen. Ich würde jederzeit wieder herkommen.
Übrigens, das Wetter: ganz nach meinem Geschmack: heute waren 42° C, strahlender Sonnenschein. Wenn es zu warm wird (und das wird es irgendwann): einfach in das nächste Geschäft, Hotelcasino usw. reingehen zum Abkühlen. So funktioniert die Ferienfabrik Las Vegas, zu deutsch übrigens: die Auen.

Und noch etwas zum Spielen (gambling): kurz gesagt: die Bank gewinnt immer. Statistisch gesehen sowie von den Casinos optimiert, hat der gemeine Spieler keine Chance, auf Dauer zu gewinnen. Und wenn doch, dann verliert eben der nächste. Anders würden diese Betriebskonzepte Hotel-Casino ja auch gar nicht funktionieren, wie man leicht einsehen muss. Und wehe, wer sich nicht an die Regeln hält. Der fliegt kurzerhand raus, denn einen Gewinner kann sich keine Spielhölle auf Dauer leisten. Deswegen sind alle Spiel-Attraktionen untereinander, miteinander und über Kreuz verbunden und verkabelt, sogar landesweit. Jeder Querschläger wird da sogleich rausgefiltert, der Spieler auf dem Monitor herangezoomt (Stichwort Gesichtserkennung) und genauestens beobachtet. Anders kann ich's mir nicht vorstellen. Und selbst der Security-super trust an der Spitze, das wird in Zukunft der Computer sein, der dann nur noch die Kleiderschränke losschickt, die jeden Auffälligen hinauskomplimentieren. Schöne neue Welt.

Hier noch einige weiterführende Informationen zum Gambling. (Der Link ist leider nicht mehr gültig)

Diese Computertante, oder irgendein anderes Retortenerzeugnis
wird über kurz oder lang die menschlichen Dealer verdrängen...
Dabei kann sie - im Moment jedenfalls - nichts weiter, als immer
die gleichen dümmlichen Sprüche aufsagen.



21 Juli 2014

Aua Aua Aua

Das tut wirklich weh in den Muskeln und die 11-Stunden-Wanderung von gestern lässt sich deutlich spüren... Und das blöde ist: am besten ist es, wenn man nichts tut, also zum Beispiel Fernsehen oder im Internet surfen, oder wenn man immer schön weiterläuft... Um all diese Gebrechen auszukurieren, sind jetzt zwei Tage Ruhe in Las Vegas eingeplant, wenn man das so nennen kann. Andererseits: der Muskelkater ist auch ein gutes Gefühl: etwas einzigartiges geschafft zu haben.
"Nichts tun" kommt im Wilden Westen dem Autofahren ziemlich nahe. Die Strassen sind laaaaaang und der Verkehr recht gering, so dass ich heute auf der Fahrt von Williams, Arizona nach Las Vegas die Automatik anschalten konnte und das Auto sich so ziemlich selbst gelenkt hat.
In Las Vegas selbst habe ich mir ein Zimmer im MGM Grand reserviert. Grosser Name, aber sie kochen alle nur mit Wasser: Das Zimmer war zum Eintreffen noch nicht fertig und ich musste warten bis 20 Uhr, damit ich endlich alle versprochenen Annehmlichkeiten geniessen konnte. Das werde ich jetzt zwei Tage lang tun. Mit Blick auf den Las Vegas Boulevard. Bevor ich mir dann einen lange geträumten Traum erfülle und eine Nacht im Death Valley verbringe. Zimmer ist vorreserviert, Sternenhimmel inklusive.
Soweit mal für den heutigen Tag.


So lang sind hier die Strassen und so blau der Himmel...
Route 66

20 Juli 2014

Wandertag

Liebe Leser
Wer von euch Wandern geht, kennt vielleicht das Gefühl, wenn man nach einer langen Tour wieder zu Hause ankommt: "Nie wieder wandern. Das war heute das letzte Mal!" Und dann, noch wenn Stadium 1 (Knochen tun weh, Muskelkater, Müdigkeit...) auf dem Höhepunkt ist, was meist am nächsten Tag der Fall ist, werden die Wanderkarten rausgeholt und die nächste Tour geplant.
Ich befinde mich im Moment noch in Stadium 1. Vorgestern hatte ich von meinen Bedenken gegen eine Grand-Canyon-Wanderung geschrieben und das Vorhaben eigentlich schon abgesagt. Doch danach gab es doch ein paar Pro-Punkte auf meiner "Abwägungsliste". Zum Beispiel der Post von meinem Bruder Sebastian.

Von hier etwa beginnt die Wandertour: Der OOH-AAH-Point.
Der Name ist doch selbsterklärend, oder? 

Dann war ich am Freitag nachmittag mal dort, um die Lage zu peilen. Vor der Einfahrt in den Nationalpark hatte ich sogar einen Abstecher zum Flugplatz gemacht und mich erkundigt, was ein Helicopter-Rundflug kostet und ich hatte die Kreditkarte schon in der Hand, doch der nächste verfügbare Sitzplatz war erst in 2 Stunden zu haben. Danach war ich am Rand - rim - des Grand Canyons und beim Runterschauen kam mir so der Gedanke "Das kann eigentlich nicht sein, dass ich mir das vornehme, teure Schuhe kaufe usw. und nachher findet das nicht statt." Also habe ich eine weitere Nacht hier in der Nähe gebucht und am Abend im Hotel in Flagstaff alles klar gemacht, damit am frühen Samstagmorgen eine reibungslose Abreise möglich wurde. Um 5.30 Uhr war ich dann auf dem Shuttlebus-Parkplatz im Grand Canyon und hab dort gleich einen Amerikaner kennengelernt, der ebenfalls loswollte, wenn auch nur ein kleines Stück des Weges (bis zum Skeleton Point). Irgendwie trauen die Amis einem anderen und sich selbst eine lange Tour nicht zu, denn dieser guy hat nur grosse Augen gemacht und war doch sehr skeptisch obwohl er selbst passionierter Wüstenwanderer ist. Wahrscheinlich hat er sich in dem Moment gedacht "Jaja, das sind die deutschen Jungs, so haben sie auch die WM gewonnen..." Aber das ist meine Phantasie, nachdem wir schon ausgiebig über Fussball gesprochen hatten.
Mein Plan für heute war: auf dem South Kaibab Trail hinunter und dem Bright Angel Trail wieder hoch. Wird von den Rangern abgeraten und überhaupt, jedes Jahr müssen soundsoviel Menschen gerettet werden, einige davon in Plastiksäcken mit Reissverschluss.

Leider gibt es kein Höhenprofil,
deshalb hab ich schnell selbst eins
gemacht. :)
Den Landkarten mit Zeitangaben, die im Park kostenlos verteilt werden, kann man allerdings nicht durchweg trauen. Der erste Abschnitt der Tour bis zum Skeleton Point brauchte abwärts eine Stunde und zurück schätze ich mal zwei Stunden. Auf der Karte stand die Strecke mit 6-9 Stunden Wanderzeit... Solche Abweichungen machen natürlich Mut, die ganze Runde auszuprobieren, auch wenn davon abgeraten wird. Terry, mein amerikanischer Begleiter ist dann auch umgekehrt, um zum Frühstück mit der Familie wieder auf dem Campingplatz zu sein. Ab jetzt war ich somit allein unterwegs, abgesehen von einer Reihe anderer Wanderer, die entweder auch runter wollten oder schon wieder am Aufstieg waren.
Um es etwas abzukürzen, erspare ich mir an dieser Stelle die Schilderung der wunderbaren Aussichten dieses Naturwunders. Kurz gesagt: Nach dem Start um 6 Uhr war ich gegen 9 Uhr am Colorado River, etwa 1400 Meter tiefer gelegen. Um 10 Uhr habe ich von dort den Aufstieg begonnen und war um 17.10 Uhr wieder oben. Somit also reine Wanderzeit etwa 11 Stunden. Andere machen das sicher in kürzerer Zeit (zum Beispiel die Jogger, die mir entgegengekommen sind...). Aber ich war sehr zufrieden mit mir und dem Tag.

Über zwei Brücken musst du gehen... Zuerst über die Black Bridge.

Der Colorado River bei der Arbeit. Der Fluss hat eine so grosse
Erosionskraft, dass er nach nur ein paar Millionen Jahren
fertig war mit dem Grand Canyon in seiner heutigen Form.
Er könnte noch 600 Meter schaffen, aber der Mensch verwehrt ihm das.

Ein paar Randbemerkungen noch: Man merkt genau, wann man es mit Wanderern (hiker) zu tun hat und wann mit Touristen. Grundsätzlich trifft man die Hiker in den tieferen Regionen an und alle Hiker grüssen einander und mit den meisten kommt man auch ins Gespräch. Die Touristen starren einfach nur geradeaus und laufen grusslos vorbei. Diese trifft man im oberen Bereich an und ich glaube, die denken: wir machen mal schnell ein paar Schritte in den Canyon und spazieren dann wieder nach oben... Einige von denen haben sicher schwer geatmet beim Rückzug. Und einer hat mich sogar, als ich schon 6 Stunden am Aufstieg war, also gegen 16 Uhr, gefragt, ob es auf dem Weg zum Fluss ein Hotel oder ein Restaurant gibt... Ich glaube, viele Touris sehen den Grand Canyon als so eine Art Vergnügungspark an und vergessen, dass die Umwelt hier eigentlich lebensfeindlich ist. Wenn ich so sehe, wie manche an der Kante herumturnen, auf den Felsen rumklettern, wo es einen Schritt weiter 500 Meter abwärts geht... Da gehe ich immer ganz schnell weiter, denn ich will nicht noch als Unfallzeuge zur Polizei müssen. Überhaupt: die Touristen: wie man auf die Idee kommt, eine Wanderung in Flipflops zu starten... keine Ahnung. Wahrscheinlich sind das die Leute, die nachher gerettet werden müssen oder tot sind.

Aufstieg auf dem Bright Angel Trail

Eine andere Sache ist die: wenn ich mit den Leute ins Gespräch kam, ist irgendwann die Frage fällig, woher man kommt. Und wenn ich dann sage, from Germany, folgte bisher jedes Mal ein "Congratulations" für die gewonnene WM. Unabhängig von der Nationalität. Ich habe mit Amerikanern, Belgiern, Niederländern (!), Mexikanern usw. gesprochen. Das macht doch Spass, oder?
Wie gesagt, ca. 17 Uhr habe ich mit einem wunderbaren Gefühl die letzten Schritte aus dem Canyon raus getan und bin jetzt sehr zufrieden mit mir und freue mich, dass ich mich doch noch entschlossen habe, die Tour zu unternehmen. Morgen werde ich alle Knochen und Muskeln spüren, aber egal. Es sind zwei Ruhetage in Las Vegas angesetzt und die werde ich geniessen.

Wer mehr über den Grand Canyon und seine einzigartige Bedeutung wissen möchte, sollte die Wikipedia-Artikel lesen: Allgemeiner Artikel hier und etwas spezieller hier. Auch für Nicht-Geologen eine gute Information, die auch deutlich macht, warum dieses wunderbare Stück Natur UNESCO-Naturerbe ist.

In Las Vegas war ich schon mehrmals, daher gibts vielleicht nicht so viel neues von dort zu berichten. Die früheren Blogeinträge finden sich hier von 2010 und hier von 2012.




18 Juli 2014

Wieder was gelernt...

Gestern gab es keinen neuen Eintrag im Blog und vorgestern nur einen ganz kurzen "Vertröstungs-Post". Ich bin gerade dabei, das "Entfernungsgefühl" von Schweiz auf USA umzustellen. Und das geht so: am Vortag Pläne machen für den nächsten oder die nächsten Tage und an denen dann feststellen: es läuft so nicht. Und dann korrigieren. So jedenfalls passierte es mir, als ich noch in Los Angeles war und leichtfertig ein Hotel - billigster Preis - in Blythe buchte. Es gibt in Kalifornien ein Kaff, das heisst Desert Center. Blythe ist kein Kaff, aber die geografische Position ist in etwa die gleiche und ich dachte, wenn ich dann auf dem Weg dorthin bin, kann ich hier und da noch einen Abstecher oder einen Umweg machen. Das war eine gute Idee, leider völlig daneben, denn bis nach Blythe sind es von Los Angeles ca. 250 Meilen auf der schnellsten Route und ich hatte schon die Landstrasse gewählt, die sehr viel länger ist. Irgendwann bin ich dann ziemlich müde angekommen und es hat gerade noch für ein Abendessen und eine (wie sich später herausstellte: völlig sinnlose) Reservation gereicht.
Tags drauf wurden die Vorräte noch ergänzt im Ranch Market, der fast nur abgelaufene Produkte hatte, auch das erst nachher mitbekommen... Dann ging die Fahrt wieder los zum etwa 100 Meilen entfernten Alamo Lake State Park, schon in Arizona, ziemlich mittig im Nirgendwo. Dort wollte ich erstmals seit 25 Jahren wieder Camping ausprobieren und damit nicht schiefgehen konnte, hatte ich eben dafür einen Platz reserviert. Alamo Lake, hörte sich erstmal gut an. Badesee, für Bootfahrer und Angler sehr geeignet und trifft in Amerika zwei weitverbreitete Hobbies, die Campgrounds nummeriert, was für eine gewisse Organisation spricht. Ich hatte mich für Area D, Platz 8 entschieden. Möglichst weit entfernt von den Wohnmobilen, wegen der Klimaanlagen und Generatoren etc. Weil es noch so früh war, wählte ich wiederum einen kleinen Umweg und wollte den Park von der Ostseite her anfahren, über die Old Alamo Road. Die Ausfahrt vom Highway auf diese Strasse habe ich erst bemerkt, als ich dran vorbeifuhr, aber schon der kurze erste Blick sagte mir: diese 40 Meilen Umweg kann ich gleich zurückfahren. Das habe ich mir, nachdem ich gewendet bin, durch den eigenen Augenschein bestätigt: unpaved road natürlich, aber nicht gewartet, riesige Warnschilder und Ablehnung jeglicher Verantwortung durch den Strassenträger. Und die Strasse selbst hatte so etwas afrikanisches: Sand und riesige ausgewaschene Löcher. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, denn die Gegend erschien mir doch recht einsam und die Temperatur lag irgendwo bei 41 Grad. Also umkehren und den offiziellen Weg nehmen, denn ich dann auch gefunden habe. Vom Highway 30 Meilen asphaltiert bis in den State Park, wunderbar stille Wüstenlandschaft. Etwas sehr still, wie ich irgendwann bemerkte. Niemand folgte mir und niemand kam mir entgegen. So zogen sich die Meilen hin und irgendwann, kurz vor Erreichen der Rangerstation kam mir der Gedanke: Pass mal auf, wenn du da ankommst, hängt ein Zettel am Office: Lieber Michael, du bist allein im Park, such dir einen Platz aus. Und genauso war's dann auch, bloss dass der Ranger mir das persönlich gesagt hat: es war niemand sonst im Park ausser er und seine Familie und ein Paar in einem Wohnmobil, die Dauercamper waren und ansonsten den Parkladen betreuen. Und der Grund ist auch ganz einfach: Es ist zwar der richtige Ort, jedoch die falsche Jahreszeit. Hochsaison ist hier im Januar/Februar. Jetzt im Juli, bei über 40 Grad geht niemand sonst campen, ausser Leute, die keine Ahnung davon haben, also so Leute wie ich. Aber was soll's, jetzt war ich da und jetzt bleibe ich auch. Der Ranger verlegt noch meinen Platz von Area D nach Area A: "Dort hast du Dusche und WC. In Area D hast du nichts." Was stimmte, denn ich hab mir das nachher noch angeschaut. Area D war der Bereich, der ausser einem Plumpsklo nichts hatte an zivilisatorischen Errungenschaften. Übrigens lag Area D etwa 3 Meilen von A entfernt, man könnte also nicht mal schnell rüberspringen...

Burros, ein Eselart, leben frei im Park und besuchen Nachts und
am sehr frühen Morgen die Zelte der Camper

So habe ich dann also mein Zelt aufgebaut, mit dem Ranger geschwatzt und mir noch Eis für die Kühlbox geben lassen. Dann musste der Ranger nach Hause. Es war etwa 16 Uhr, das Thermometer zeigte 106° Fahrenheit und an Abkühlung nicht zu denken. Mit ein bisschen im Park herumfahren habe ich dann tatsächlich die Zeit bis zum Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang herumgebracht, habe die freilebenden Burros kennengelernt und bin dann gegen 20.30 Uhr in mein Zelt gekrochen. Leider war an Schlaf vorerst nicht zu denken, denn in dieser Wüste kühlt es nicht so schnell ab, wie man denkt. Der aufgeheizte Boden gab kontinuierlich bis zum frühen Morgen seine tagsüber gespeicherte Wärme wie eine Fussbodenheizung ab. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen... Es ist eben nicht die Saison zum Campen, jedenfalls nicht hier in der Mohave Wüste.
Entschädigt wurde ich dann morgens mit einem wiederum wunderschönen Sonnenaufgang und einem Frühstück mit Kaffee vom Campingkocher usw. Am See waren dann auch ein paar Angler schon unterwegs und der Ranger hat seine Kontrollfahrten gemacht - alles in Ordnung also. 

Camperfrühstück

Zusammenpacken, Check-Out und Abfahren, das war erstmal mein erster Camping-Versuch. Die nächsten zwei Nächte finden dann wieder mit den Annehmlichkeiten eines Hotels statt, nämlich Flagstaff, Arizona. Von hier aus, so war der Plan, wollte ich zum Grand Canyon fahren und dort wandern. Einmal vom Rand (Rim) bis zum Grund, zum Colorado River und wieder nach oben. Wie in den Alpen, bloss umgekehrt: erst runter, dann rauf. Und garantiert keine Seilbahn. Durch ein paar Recherchen und einige spitze Bemerkungen in meinem Umfeld (zu Hause) habe ich jetzt doch etwas Angst bekommen, ob das gehen kann. Die letzte Wanderung in den Alpen hatte ca. 1.600 Höhenmeter, 14 Kilometer Weg und das bei angenehmen Temperaturen.  Grand Canyon wären ca. 1.400 Höhenmeter (erst runter dann rauf), ca. 26 Kilometer Wegstrecke und Temperaturen bis 40°.... Tja, im Moment sitze ich im Hotel in Flagstaff, lasse es mir im übrigen gutgehen, so ist es nicht, und mache eine langwierige Chancen-Risiken-Abwägung....
Die Zusammenfassung der letzten 2 Tage könnte also in wenigen Worten lauten: nimm dir nicht zuviel vor.

High Desert Arizona. So schön ist die Wüste.
Das kann man gar nicht auf Foto festhalten.

16 Juli 2014

Kurze Nachricht

Gestern gab es keinen Blogeintrag und heute wird es voraussichtlich auch keinen geben. Mehr über die Tage dann später.

15 Juli 2014

Aufrüsten

Der Titel verrät schon etwas über den heutigen Montag, 14. Juli. Der war zur Hälfte dafür vorgesehen, das nötige Material für den bevorstehenden Trip zusammenzustellen. Deswegen ging es erstmal mit dem Auto los nach Porter Ranch, einer Stadt nördlich von Los Angeles. Dort gibt es ein Walmart Supercenter, von dem ich angenommen habe, dass es dort alles gibt, was ich noch benötige und diese Annahme war auch zutreffend. Ausserdem ging es mir darum, das Auto noch etwas näher kennenzulernen und deswegen war eine längere Fahrt dafür gut geeignet. Denn mit Sicherheit gibt es all die gekauften Sachen auch hier in der Nähe in anderen Geschäften.

Den Anreisetag will ich aber nicht ganz überspringen. Kurz gesagt, es lief sehr gut. Abflug in Zürich, Warten und Abflug in Düsseldorf und dann 10 Stunden und 40 Minuten Flug nach Los Angeles hat alles wunderbar geklappt. Das WM-Endspiel wurde zwar nicht direkt im Flugzeug übertragen, aber die Flugbegleiterinnen haben gelegentlich eine kurze Zwischeninformation gegeben und kurz vor dem Landeanflug hat der Pilot ganz trocken und förmlich bekanntgegeben: "Deutschland ist Weltmeister." Später wurde noch "An Tagen wie diesen" eingespielt...

Unter dem trüben Düsseldorfer Himmel wird der Airbus für den
Flug nach Los Angeles an das Gate gebracht.

In Los Angeles dann Autoübernahme und Abfahrt ins Hotel in Santa Monica. Das war schon der Tag, denn ich bin nach diesen knapp 24 Stunden Reisezeit sehr müde gegen 19 Uhr ins Bett gefallen. Mehr war nicht drin und die Zeitverschiebung ist eben auch eine Herausforderung.

Dafür ging es dann heute morgen schon frühzeitig los: Frühstück im Hotel, zur Abwechslung mal ganz abwechslungsreich. Und danach eben nach Porter Ranch zum Einkaufen und anschliessend, nachdem ich nochmal kurz im Hotel war, zu Fuss die etwas 3,5 Kilometer an den Pazifik. Leider war das Wetter heute etwas trübe, aber ich wollte nicht in LA sein, ohne den Ozean gesehen zu haben. Morgen geht es nämlich ostwärts in die Wüste und die Chancen, nochmal an den Pazifik zu kommen, sind dann sehr gering. Es müsste schon etwas aussergewöhnliches passieren.
Nach einem Bummel durch die Einkaufspromenade 3rd Street bin ich dann schon zum Hotel zurück. Und dort habe ich an der Rezeption meine gemietete Campingausrüstung erhalten. Für dieses Vorhaben brauchte es nämlich die ganzen Einkäufe...
Aber bitte: legt mich nachher nicht auf das Camping fest. Ich habe sowas zuletzt vor 25 Jahren gemacht und weiss praktisch nichts darüber. Insbesondere nicht, ob mir das überhaupt gefällt. Wie bei so vielem heisst es auch hier: ausprobieren.

Soweit mal für heute in aller Kürze.

Die Unterlagen zur Camping-Ausrüstung sind mitsamt einem grossen
Paket heute im Hotel angekommen.