31 Juli 2008

Auf dem Architektur-Trip

Viele Leute, die als Touristen L.A. besucht haben, meinen, mehr als zwei Tage seien für die Stadt nicht nötig. Immer wieder wird aber als eines der "must-see-Highlights" das Getty Center genannt. Also bin auch ich heute dorthin gefahren. Wieder erstmal durch den Highway-Dschungel bis zum Getty Center Drive, dort ins Parkhaus und dann mit der Monorail (oder sowas ähnlichem) direkt auf das Gelände. Der Besucher wird quasi aus seinem Alltagsleben entrückt und in die Welt der bildenden Künste "aufgefahren", so jedenfalls die Vorstellung des Architekten. Oben angekommen befindet man sich tatsächlich in einer anderen Welt, teils steril in klaren architektonischen Strukturen, andererseits aber sehr vital und überraschend im Zusammenspiel von Formen und Farben und später auch, im Garten der Anlage, im Zusammenspiel mit der Natur. Ein wunderbarer Platz zum Umherlaufen, anschauen und fotografieren. In die eigentlichen Ausstellungsräume braucht man im Grund gar nicht reingehen, draußen gibt es genug zum Sehen. Und vor allem ist man wirklich fern vom Leben "da unten".

Plaza des Getty Center

Nach dem Besuch im Getty Center bin ich nun noch reingefahren in die eigentliche Downtown von Los Angeles, denn hier wartet ein weiteres architektonisches Glanzstück der Stadt, welches ich unbedingt sehen wollte: die Walt Disney Concert Hall. Erbaut von dem ziemlich bekannten Architekten Frank Gehry und wer Bauwerke von diesem Menschen kennt, kann sich auch gleich vorstellen, wie die Concert Hall aussieht.

Disney Concert Hall in Downtown Los Angeles

Das Zentrum von L.A. ist ansonsten recht uninteressant und man kann sich leicht vorstellen, dass es hier nachts, wenn die Bürotürme verwaist sind, recht einsam sein wird. Die Stadtverwaltung versucht zwar, etwa Leben in die City zu bringen, aber so richtig gelungen ist ihr das angeblich nicht. Ich habe nicht gewartet, um mir ein eigenes Urteil bilden zu können. Nach einem kleinen Mittagessen auf der Plaza bin ich recht bald in mein Hotel zurückgekehrt. Etwas Schlaf muß auch sein... Morgen werde ich Los Angeles dann verlassen. Schade eigentlich.

PS: Wenn ihr die Karte unten benutzt, solltet ihr etwas in die Ansicht hineinzoomen (mit +), damit die einzelnen Flaggen sichtbar und anklickbar werden.

30 Juli 2008

Nachrichten

Den ganzen Tag habe ich überlegt, wie ich denn den heutigen Blog-Eintrag eröffnen könnte, und dann komme ich abends ins Hotel und muß im Internet lesen, dass hier ein Erdbeben der Stärke 5,6 stattgefunden haben soll, welches völlig unbemerkt an mir vorbeigegangen ist. Ehrlich, ich habe davon weder zu der entsprechenden Uhrzeit noch nachher auch nur irgendetwas mitbekommen: keine Rüttler, keine panisch auf die Straße laufenden Menschen und schon gar keine in Bodenspalten verschwindende Autos (der Phantasie sind da ja keine Grenzen gesetzt). Zu der fraglichen Zeit war ich gerade irgendwo auf dem Weg von der Santa Monica Pier nach Venice, und zwar immer schön am Wasser des Pazifik entlang, habe die Möven, Schwimmer und Surfer gesehen und später in Venice ein kleines Mittagessen gehabt. Die Santa Monica Pier ist vielen von Euch sicher aus Film und Fernsehen bekannt. Zum Beispiel die letzten Szenen von Falling Down mit Michael Douglas wurden hier gedreht (Stimmt nicht. Die wurden an der Pier von Venice Beach gedreht; ergänzt am 14.07.2014) und auch heute, als ich da war, fanden gerade Dreharbeiten statt, in die ich recht unvorhergesehen (meinerseits) hineingeraten bin. Aber irgendwer muß ja auch den Background spielen und deshalb standen auch überall die Warnschilder herum: "Achtung, wenn Sie hier weitergehen, könnte es sein, dass Sie in Film und Fernsehen erscheinen..."
Über Los Angeles und überhaupt über die amerikanischen Megacities gibt es ja das Bild von verschlungenen, komplizierten Highway-Systemen, Autobahnen mit 8 Spuren (pro Richtung) und Kreuzungen mit 4 oder 5 Ebenen, was von oben sehr verängstigend aussieht. Durch die ausgezeichnte Ausschilderung der Highways ist das aber alles absolut kein Problem, vorausgesetzt, man weiß, wo man hinwill und in welcher ungefähren Himmelsrichtung das Ziel liegt. Das Durchfahren eines solchen Autobahnkreuzes ist dann überhaupt gar kein Problem, ja, man merkt gar nicht, dass man es tut. Angenommen, man fährt auf Ebene 2 - wobei Ebene 1 angenommen wird als die Ebene, auf der sich das Leben in der Stadt abspielt, also zu ebener Erde - dann sieht man über sich Brücken, die die Ebenen 3-5 bilden und vielleicht bemerkt man, dass man selber auch auf einer Hochstraße gerade Ebene 1 überquert. Mehr ist das nicht.
Auch das Fahren auf einer sechsspurigen Autobahn ist völlig entspannt zu nehmen. Ein Rechtsfahrgebot gibt es nicht und würde auch gar nicht funktionieren, denn die Auffahrten werden oft automatisch zu neuen Fahrspuren und wie sollte man da ständig nach rechts wechseln? Also, immer schön in der Mitte bleiben. Um noch einmal auf das Bild mit den Ebenen zurückzukommen: Das wirkliche Leben in L.A. spielt sich also auf Ebene 1 (E1) ab, also auf der Straße und in den flachen Häusern. Ab und zu gibt es auch etwas auf E2 zu erleben. In Downtown geht es recht scharf nach oben (und danach wieder nach unten), aber auf E3 bis E60+ gibt es nur langweilige Büros für Leute, die keinen Urlaub haben. Kurzum: Die ganze Stadt ist eher horizontal angelegt und hat deshalb auch den Beinamen Horizontal City.
Nach dem Besuch am Ozean bin ich rein nach Hollywood gefahren. Wie heißen hier die Attraktionen? Richtig: der "Walk of Fame" und das Grauman`s Chinese Theatre, letzteres vielleicht besser bekannt als der Ort, wo die Stars ihre Fuß- und Handabdrücke hinterlassen (und das seit 80 Jahren...). Der Walk of Fame ist wirklich eine nette Erfindung. Über 2000 Sterne, im Boden des Fußweges eingelassen, zeigen, wer Star sein könnte im Showgeschäft. Dabei ist die Idee für dieses Riesendenkmal absolut geschäftsschädigend für die Geschäfte, denn die Leute schauen ja nur auf den Boden, anstatt in die Schaufenster.
Im Chinese Theatre wurden seit etlichen Jahrzehnten immer wieder die wichtigsten Filme Hollywoods uraufgeführt. Wenn auch seine Bedeutung inzwischen nachgelassen hat, als Touristenattraktion ist es allemal sehenswert wegen der Hand- und Fußabdrücke. Der ganze Innenhof ist damit "zugepflastert" und wer die Ehre hat, sich auf diese Weise hier zu verwegigen, der hat es wahrscheinlich bis ganz nach oben geschafft (zumindest aus Hollywoods Sicht).

Blick auf Downtwown vom Griffith Observatory
(Bilder können aufgrund unterschiedlich eingestellter
Monitore nicht immer die richtigen Farben zeigen.
Ausserdem werden Komprimierungen vorgenommen, die die Qualität beeinflussen.)

Zum Schluß des Tages ging es heute nochmal rauf zum Griffith Observatory. Von dort gibt es eine phantastische Aussicht auf die Stadt mit ihrem Schachbrettmuster der Straßen und Wohnviertel und im Rücken des Betrachters das weltberühmte Hollywood Sign. Der ganze Talkessel, in dem Los Angeles liegt, ist so gut wie jeden Tag von einer Dunstglocke aus Abgasen zugedeckt, so dass man nicht einmal den Ozean von hier sehen kann. Das Observatory hatte ich gestern, an meinem ersten Abend schon besucht, heute aber noch einmal in der Hoffnung auf schönere Sichtbedingungen. DIe Entfernung vom Observatorium bis zur Downtown beträgt 5,3 Meilen, also etwa 8,4 Kilometer (siehe Bild oben).
Soweit erstmal für heute, was bei Euch zu Hause schon früher Morgen ist.

So sieht ein Highway in L.A. aus (zur Hauptverkehrszeit):

29 Juli 2008

El Pueblo de Nuestra Señora la Reina de los Ángeles del Río de Porciúncula

Puh, geschafft, und zwar in jeder Hinsicht. Nach fast 24 Stunden unterwegs sein bin ich nun in meinem Hotel eingetroffen, in Monterey Park, einer Stadt östlich von Los Angeles, aber hier im Talkessel ist alles eins. Wie das Ruhrgebiet, nur viel größer. Einen ersten Eindruck bekommt der anreisende Tourist im Flugzeug: Auf dem Bildschirm steht: Entfernung bis zum Ziel 30 Meilen. Beim Blick aus dem Fenster läßt sich der Tourist aber bestätigen, dass er schon über das "Stadtgebiet" fliegt, und das auch schon eine ganze Weile.
Ach ja, Fliegen: Die sich für Lufthansa-Angelegenheiten zuständig fühlende Gewerkschaft hatte ja den großen Streik angekündigt. Aus diesem Grunde bin ich nicht von Leipzig nach Frankfurt geflogen sondern vorsorglich mit der Bahn gefahren. Dass der angekündigte ICE von Leipzig nach Frankfurt ausfiel und so die Pufferzeit um eine Stunde schrumpfen ließ, aber dass die Bahn auch imstande war, ganz kurzfristig einen Ersatzzug aufs Gleis zu bringen, der dann wiederum pünktlich ankam, spielt wohl jetzt, da ich in L.A. bin, nur noch eine untergeordnete Rolle. Jetzt werde ich erstmal etwas relaxen, dann mir was zu Essen suchen (im Flugzeug gabs nämlich nur eine minimal-Verpflegung - danke ver.di!) und dann mal sehen, was ich noch anschauen kann heute.
In der Überschrift steht übrigens der vollständige inoffizielle Gründungsname der Ortschaft.