30 Juli 2008

Nachrichten

Den ganzen Tag habe ich überlegt, wie ich denn den heutigen Blog-Eintrag eröffnen könnte, und dann komme ich abends ins Hotel und muß im Internet lesen, dass hier ein Erdbeben der Stärke 5,6 stattgefunden haben soll, welches völlig unbemerkt an mir vorbeigegangen ist. Ehrlich, ich habe davon weder zu der entsprechenden Uhrzeit noch nachher auch nur irgendetwas mitbekommen: keine Rüttler, keine panisch auf die Straße laufenden Menschen und schon gar keine in Bodenspalten verschwindende Autos (der Phantasie sind da ja keine Grenzen gesetzt). Zu der fraglichen Zeit war ich gerade irgendwo auf dem Weg von der Santa Monica Pier nach Venice, und zwar immer schön am Wasser des Pazifik entlang, habe die Möven, Schwimmer und Surfer gesehen und später in Venice ein kleines Mittagessen gehabt. Die Santa Monica Pier ist vielen von Euch sicher aus Film und Fernsehen bekannt. Zum Beispiel die letzten Szenen von Falling Down mit Michael Douglas wurden hier gedreht (Stimmt nicht. Die wurden an der Pier von Venice Beach gedreht; ergänzt am 14.07.2014) und auch heute, als ich da war, fanden gerade Dreharbeiten statt, in die ich recht unvorhergesehen (meinerseits) hineingeraten bin. Aber irgendwer muß ja auch den Background spielen und deshalb standen auch überall die Warnschilder herum: "Achtung, wenn Sie hier weitergehen, könnte es sein, dass Sie in Film und Fernsehen erscheinen..."
Über Los Angeles und überhaupt über die amerikanischen Megacities gibt es ja das Bild von verschlungenen, komplizierten Highway-Systemen, Autobahnen mit 8 Spuren (pro Richtung) und Kreuzungen mit 4 oder 5 Ebenen, was von oben sehr verängstigend aussieht. Durch die ausgezeichnte Ausschilderung der Highways ist das aber alles absolut kein Problem, vorausgesetzt, man weiß, wo man hinwill und in welcher ungefähren Himmelsrichtung das Ziel liegt. Das Durchfahren eines solchen Autobahnkreuzes ist dann überhaupt gar kein Problem, ja, man merkt gar nicht, dass man es tut. Angenommen, man fährt auf Ebene 2 - wobei Ebene 1 angenommen wird als die Ebene, auf der sich das Leben in der Stadt abspielt, also zu ebener Erde - dann sieht man über sich Brücken, die die Ebenen 3-5 bilden und vielleicht bemerkt man, dass man selber auch auf einer Hochstraße gerade Ebene 1 überquert. Mehr ist das nicht.
Auch das Fahren auf einer sechsspurigen Autobahn ist völlig entspannt zu nehmen. Ein Rechtsfahrgebot gibt es nicht und würde auch gar nicht funktionieren, denn die Auffahrten werden oft automatisch zu neuen Fahrspuren und wie sollte man da ständig nach rechts wechseln? Also, immer schön in der Mitte bleiben. Um noch einmal auf das Bild mit den Ebenen zurückzukommen: Das wirkliche Leben in L.A. spielt sich also auf Ebene 1 (E1) ab, also auf der Straße und in den flachen Häusern. Ab und zu gibt es auch etwas auf E2 zu erleben. In Downtown geht es recht scharf nach oben (und danach wieder nach unten), aber auf E3 bis E60+ gibt es nur langweilige Büros für Leute, die keinen Urlaub haben. Kurzum: Die ganze Stadt ist eher horizontal angelegt und hat deshalb auch den Beinamen Horizontal City.
Nach dem Besuch am Ozean bin ich rein nach Hollywood gefahren. Wie heißen hier die Attraktionen? Richtig: der "Walk of Fame" und das Grauman`s Chinese Theatre, letzteres vielleicht besser bekannt als der Ort, wo die Stars ihre Fuß- und Handabdrücke hinterlassen (und das seit 80 Jahren...). Der Walk of Fame ist wirklich eine nette Erfindung. Über 2000 Sterne, im Boden des Fußweges eingelassen, zeigen, wer Star sein könnte im Showgeschäft. Dabei ist die Idee für dieses Riesendenkmal absolut geschäftsschädigend für die Geschäfte, denn die Leute schauen ja nur auf den Boden, anstatt in die Schaufenster.
Im Chinese Theatre wurden seit etlichen Jahrzehnten immer wieder die wichtigsten Filme Hollywoods uraufgeführt. Wenn auch seine Bedeutung inzwischen nachgelassen hat, als Touristenattraktion ist es allemal sehenswert wegen der Hand- und Fußabdrücke. Der ganze Innenhof ist damit "zugepflastert" und wer die Ehre hat, sich auf diese Weise hier zu verwegigen, der hat es wahrscheinlich bis ganz nach oben geschafft (zumindest aus Hollywoods Sicht).

Blick auf Downtwown vom Griffith Observatory
(Bilder können aufgrund unterschiedlich eingestellter
Monitore nicht immer die richtigen Farben zeigen.
Ausserdem werden Komprimierungen vorgenommen, die die Qualität beeinflussen.)

Zum Schluß des Tages ging es heute nochmal rauf zum Griffith Observatory. Von dort gibt es eine phantastische Aussicht auf die Stadt mit ihrem Schachbrettmuster der Straßen und Wohnviertel und im Rücken des Betrachters das weltberühmte Hollywood Sign. Der ganze Talkessel, in dem Los Angeles liegt, ist so gut wie jeden Tag von einer Dunstglocke aus Abgasen zugedeckt, so dass man nicht einmal den Ozean von hier sehen kann. Das Observatory hatte ich gestern, an meinem ersten Abend schon besucht, heute aber noch einmal in der Hoffnung auf schönere Sichtbedingungen. DIe Entfernung vom Observatorium bis zur Downtown beträgt 5,3 Meilen, also etwa 8,4 Kilometer (siehe Bild oben).
Soweit erstmal für heute, was bei Euch zu Hause schon früher Morgen ist.

So sieht ein Highway in L.A. aus (zur Hauptverkehrszeit):

1 Kommentar:

Mirko hat gesagt…

(Ähm, minus 8 Stunden, *grübel* dann isses jetze da drüben ...)

Tach Michael !
Bei Spiegel-Online ließt sich das etwas anders, da ist durchaus von spürbaren Erschütterungen die Rede.
Du bist offenbar äußerst "standhaft" und ein kleines Erdbeben vermag dich nicht zu beeindrucken. RESPEKT !!
Es geht ja das Gerücht um, in LA wäre ausnahmslos jeder "eigentlich Schaupieler" und kellnere oder babysitte im Moment nur deswegen, weil noch nicht das richtige Angebot für einen Film vorläge.
Vielleicht wirst du auch vonner Straße wech für einen Film engagiert. Was Leo di Cabrio kann, kannst du schon lange. :-)

Nach Ansicht deines momentanen Aufenthaltsort-Umfeldes in GooMaps bin ich von der schieren Größe der, wie es so schön heißt, Metropolregion schwer beeindruckt und denke mir, allein dort kann man sich eine Woche herumtreiben.
Wieviel Zeit nimmste dir für LA denn ?
Ich freue mich jedenfalls auf weitere Blog-Einträge.
Bis dann
Mirko