An seinem westlichen Ende spukt der Canyon die ganze Blechlawine in eine völlig andere Landschaft aus. Plötzlich sind die Felsen fort, ebenso die Kurven. Alles weicht wieder der Wüstenlandschaft. Der Blick zurück auf die Bergkette läßt nicht vermuten, dass hier irgendwo eine Autobahn durchgeht.
Kurz nach der Canyon-Durchfahrt endet Arizona und beginnt Nevada. Diesmal war ich mir ganz sicher: Uhr umstellen nicht nötig, obwohl Nevada Pacific Time hat und Arizona Mountain Time. Aber Arizona hat keine Sommerzeit. Diesen Umstand, diese Überlegung habe ich mir an prominenter Stelle später am Tag noch bestätigen lassen.
In Nevada ging es dann hinein in den State Park, so etwas wie ein Nationalpark, nur in Zuständigkeit des Staates und nicht der US-Bundesregierung. Die State Parks sind oft auch nicht so groß und weniger gut ausgestattet, ausser an Attraktionen. In diesem Park bestehen sie aus außergewöhnlichen roten Felsen in wunderbaren Formationen und geschliffen durch Wind und Wetter. Das Felsmaterial ist Sandstein, entstanden vor 150 Millionen Jahren aus aufgetürmten Dünen, die zusammengepresst wurden und dann vom Wetter weiter geformt wurden und immer noch geformt werden. Der rote Fels dominiert das Bild, es gibt Arches (natürliche Bögen) und Balanced Rocks (balancierte Felsen) zu bestaunen - alles in Rot, manchmal ist auch etwas Gelb oder andere Farben drin.
Von diesem Rot hat der Park auch seinen Namen: Valley of Fire. Obwohl er ihn auch vom Klima haben könnte. Die Luft brennt im Hochsommer, und heute war Hochsommer. 118° Fahrenheit, das sind 47,8° Celsius (in Worten: siebenundvierzig-komma-acht). Wenig schattenspendende Stellen und der Wind ist eher wie der Föhn im Badezimmer. Im Park geht das noch, die wichtigsten Punkte sind bequem im klimatisierten Auto und in wenigen Fußmarsch-Schritten erreichbar (wenn nur nicht das Ein- und Aussteigen am Auto wäre...). Nach einigen hundert Fotos war es dann aber genug, ich wollte weiter und hatte mir noch den Abstecher zum Hoover Dam vorgenommen.
Unterwegs in Nevada, das heißt im wesentlichen: Weiterfahrt durch die Wüste und durch die flirrende Hitze. Unterwegs ein Stopp, um etwas Sport zu treiben: ein Pfad führt von einem Parkplatz auf den etwa 200 Meter höher liegenden Gipfel eines Berges neben der Autobahn. Da bin ich also noch rauf und sicher wieder runtergekommen, bei 45° Celsius. Entsprechend ist bei solchen Aktionen natürlich der Wasserverlust, der wieder ausgeglichen werden muss. Mehr trinken heißt das. Aber so war ich doch ganz zufrieden mit mir und meiner Kondition. Der Berg hätte auch 300 Meter hoch sein können.
Kurz darauf bin ich dann noch zum Hoover Dam gefahren, wo ich ja auch schon 2009 war. Ich wollte gerne sehen, wie weit die neue Brücke über den Canyon ist. Kurz gesagt: sie ist fast fertig. Später wird man als Fußgänger darüberlaufen können und das gigantische, 220 Meter hohe Staumauer-Bauwerk des Hoover Dams von oben (!) anschauen können. Fertigstellung soll im November 2010 sein. Ich muss wohl nochmal herkommen.
Fast fertig: der Hoover Dam Bypass. Über die vierspurige Straße und diese Brücker wird künftig der Durchgangsverkehr geleitet, der heute noch über den Damm selbst läuft.
Das Gelände um den Damm herum ist für die unendlichen Touristenströme gut ausgebaut und mit vielen Parkplätzen versehen, die dummerweise aber immer höher liegen und die Leute die Tendenz haben, erst die unteren Plätze zu belegen. Ich habe deshalb erst auf Parking unit 11 einen Platz bekommen (bei 10 durfte ich nicht links abbiegen) und musste dann über Treppen nach unten laufen, um auf die Staumauer zu gelangen. An den sogenannten Intake-Towers habe ich mich noch davon überzeugt, dass es in Arizona genauso früh ist, wie in Nevada. Mitten in der Mitte des Mauerbogens verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona und auf jeder Staats-Seite stehen zwei Türme im Wasser, durch die das Wasser für das Kraftwerk eingelassen wird: die Nevada-Intake-Towers und die Arizona-Intake-Towers. Auf jeder Seite mit eigener Uhr. Schnell ein paar Fotos, dann zurück zum Auto, jetzt aber die Treppen wieder hoch, bei immer noch 45° Celsius... Gestern habe ich von den flash floods geschrieben, heute habe ich selber solche erlebt. Wenn dir der Schweiß aus allen Poren raustritt, dann bekommt der Begriff noch eine ganz neue Bedeutung.
Heilfroh und ziemlich erledigt bin ich dann in meinem Hotel angekommen und konnte endlich endlich unter die Dusche.
Hier in Las Vegas bleibe ich jetzt für zwei Nächte und habe auch ein kleines Programm; nein, Besuch eines Kasinos steht noch nicht auf dem Plan, aber den berühmten Strip muss ich mir nun endlich auch einmal anschauen. Vielleicht treffe ich ja Siegfried und Roy...
Tip des Tages für andere Wüstenbesucher: Mehr trinken! Vier Liter Wasser über den halben Tag verteilt sind wirklich kein Problem und im Grunde das Mindeste. Es macht auch keine Probleme, denn das Wasser sucht sich andere Wege nach draussen...
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