06 August 2015

Viva Las Vegas

Ich werde nun jetzt doch noch über Las Vegas, die Glitzerstadt in der Wüste schreiben, denn die Uhr tickt und die Zeit im US-Westen läuft für mich ab. Und obwohl sich die Stadt im Wesentlichen nicht verändert hat, gibt es doch noch ein paar Dinge, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, bevor ich morgen früh zur letzten Etappe an die Ostküste aufbreche.
Nach der Grand-Canyon-Wanderung am Sonntag bin ich also am Montag hier in Las Vegas eingetroffen. Das war erstmal ein Kulturschock, muss ich ehrlich sagen. Allein schon die Anreise über die Autobahn und die Innenstadt-Highways war verwirrend und komplex. So komplex, wie das Gebäudeensemble, in dem mein Hotel steht: das City Center, ein riesiges Areal mit mehreren Wolkenkratzern und einer 7-spurigen Ein- bzw. Ausfahrt. Da habe ich natürlich erstmal die falsche erwischt und musste den ganzen Kursus nochmal fahren: raus, einmal um den Block und wieder rein. Und das ganze in der Nachmittagszeit, wo sowieso schon Hochbetrieb herrscht. Dann das Einchecken im Hotel. Schlangestehen wie am Flughafen. Irgendwann war auch das erledigt und als ich dann das Zimmer im 51. Stock betrat, öffneten sich in dem Moment die Vorhänge und gaben den Blick frei auf den "Strip" und die ganze östliche Agglomeration von Las Vegas. Einfach gigantisch (die programmieren das mit Absicht so, dass man ein schönes Ankommen-Erlebnis hat). Im Hintergrund die Berge der Mojave Wüste im sanften Abendsonnenlicht... Ein wirklich tolles Zimmer.
Am späteren Abend dann habe ich aber nochmal die Wirkung des krassen Gegensatzes gespürt. Nach den Tagen in der Wüste und der Stille und Ruhe beim Wandern schlugen mir die Glitzerlichter, das Gebimmel im Kasino und die vielen vielen Menschen doch auf den Magen (oder aufs Gemüt), so dass ich mich ziemlich bald zurückzog und den Abend und die beginnende Nacht aus dem 51. Stock genoss. Übrigens hat das Hotel gar nicht 54 Stockwerke, wie im Aufzug an den Knöpfen steht. Der ganze 40er-Bereich fehlt nämlich, also 10 Stockwerke. Was das nun wieder soll...
Die nächsten Tage bis heute (Mittwoch) nachmittag habe ich dann mit Faulenzen, rumschauen und -laufen und noch etwas Autofahren verbracht. Ein Standard-Ziel ist zum Beispiel der Hoover Dam, 30 Meilen vor der Stadt, den ich immer wieder gerne sehe und der nach wie vor ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Herren Länder ist. Sowieso: Las Vegas ist eine der multikulturellsten Städte überhaupt. Die Hotel-Belegschaft ist ein Mix aus Sprachen, Hautfarben usw. Die Gäste kommen von überall her, vor allem aus China, Russland und den arabischen Staaten. Hier dürfen, glaube ich, auch die Frauen endlich mal ohne Tracht und Schleier raus zum Einkaufen. Kohle ist ja genug da. Und an den entsprechenden Läden mangelt es auch nicht. Direkt neben meinem Hotel steht der Einkaufstempel "Crystal Shops", eine grosszügige Anlage, vollklimatisiert, mit all den Schicki-Micki-Scheissläden (sorry, aber ich muss es einfach mal so sagen).
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Freizeitbetrieb Las Vegas wie eh und je funktioniert und ich gleich beim Betreten des Hotels/Casinos von den Kameras eingefangen wurde, die Gesichtserkennung anlief und ich dann einsortiert wurde: "Guck mal, da kommt wieder dieser Typ vom vorigen Jahr, der nicht spielt..." Solche Leute mögen dir hier gar nicht.
Was die Technik betrifft, bin ich dieses Jahr etwas entspannter. Man weiss ja nicht wirklich, was so bzgl. Internet-Nutzung erfasst wird. Im vorigen Jahr z.B. habe ich bei meinen Recherchen auch googlen wollen nach "Black Jack" und "Kartenzählen" und habe das dann lieber nicht gemacht. In diesem Jahr (Danke Christian!) habe ich mein eigenes VPN auf dem Notebook und alle Daten gehen verschlüsselt bis zu meinem Anschluss zu Hause in der Schweiz und erst von dort normal ins Netz.
Beim Recherchieren bin ich auch noch auf eine Sache gestossen, die bzgl. der Berichte vom vorigen Jahr einer Korrektur bedürfen. Ich hatte ja geschrieben, dass die Dealer usw. alle auch bezahlt werden müssen. Nun ist es in Europa so - und es steht zu erwarten, dass es in den USA genauso läuft - dass die Dealer und das gesamte Casino-Personal aus dem Tronc bezahlt werden. Das ist der Behälter, in dem alle Trinkgelder und Zuwendungen von gewinnenden Spielern reinwandern und dann aufgeteilt werden. Der Spieler sollte sich also bewusst sein, dass er quasi der Arbeitgeber der Casino-Angestellten ist und somit für dessen Gehalt verantwortlich...
Ob man nun den Automaten-Roulette-Computer-Dealern ein Trinkgeld gibt und wenn ja, wie, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht das dann beim nächsten Besuch.


Insgesamt ist mir noch der Gedanke gekommen, dass Las Vegas mit all seiner Verschiedenheit, des Freizeitpark-Charakters, der Menschen aus den Nationen dieser Welt, der vielen Shows in den Hotels und der Casinos auch so eine Art Kulturhauptstadt ist. Nicht wie Weimar oder Riga oder so. Eben, ein bisschen anders: Viva Las Vegas



Und noch ein paar neue Fotos:


Mein Hotel "Aria Resort & Casino"

Und so sah es aus, als die Vorhänge zurückgezogen waren...

Nochmal die Frontseite. Bei Nacht sieht es einfach gut aus.

Die Crystal Shops... Alle Auslandsvertretungen sind hier versammelt.

...
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Zum Schluss noch ein Bild vom langsam austrocknenden Lake Mead, dem Stausee des Hoover Dam:



Der See ist als Wasserspeicher für Las Vegas enorm wichtig, doch unterliegt die Wasserentnahme einem strengen Regime und genau ausgehandelten Quoten zwischen den Anrainern und auch Mexico. Da der Pegel jedoch seit 15 Jahren fällt, müssen andere Strategien her. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser liegt in Las Vegas bei sagenhaften 280 Litern am Tag (Deutschland: 125 l). Dennoch beziehen die grossen Hotelbetriebe und Resorts nur 3% des Gesamtverbrauches, denn in diesen Anlagen wird alles, was irgend möglich ist, wieder aufbereitet, als Grauwasser nochmal verwendet und so weiter. Die grössten Verbraucher sind Privathaushalte, die Grünflächen bewässern. Und da gibt es inzwischen auch ein Umdenken: die Stadt fördert die Umgestaltung mit Wüstenpflanzen und wenn es gar nicht anders geht, werden auch Verbote durchgesetzt in der Art: Rasensprengen nicht zwischen 11 und 19 Uhr und Bussgeld, wenn das Wasser auf Betonflächen spritzt (oder abläuft)...
Dass der Lake Mead austrocknet, liegt nicht nur an dem gestiegenen Verbrauch in den letzten Jahrzehnten, sondern auch daran, dass der Pegel des Colorado River einer Schwankung in langen Zeiträumen unterliegt und als die Dämme (Hoover und Glen Canyon) gebaut wurden, war gerade eine Zeit der Höchstpegel....



1 Kommentar:

Tine hat gesagt…

Auf Las Vegas freue ich mich auch im nächsten Jahr. Bin gespannt auf all den Glitzer! Ist ja wirklich "irre", dass die Vorhänge aufgingen als du in das Zimmer gekommen bist, unglaublich. Da wäre ich wahrscheinlich ein wenig ausgeflippt ;-)