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10 August 2008

Tanz auf dem Vulkan

Von Idaho Falls ging es heute früh ohne zeitlichen Verzug, d.h. unter Verzicht auf das continential breakfast, das in den Motels zur Verfügung gestellt wird, weiter in Richtung Osten. Aber vorher noch ein paar Worte zum Frühstück: in den Motels und Hotels wird wie gesagt, continential breakfast angeboten, wenn überhaupt. Das Frühstück gibt es in einem kleinen Nebenraum im Hotel, manchmal auch in der Lobby. Dort steht ein Tresen mit Kaffeemaschine, Saftautomat und ein paar Körbe oder Schalen mit Toastbrot, Krapfen und ein Waffelautomat. Mit der deutschen Vorstellung eines Frühstückes in Pensionsmanier (Buffet mit verschiedenen Wurstsorten [gibts in Amerika sowieso nicht], Käsescheiben etc.) darf man hier nicht kommen. Das continential breakfast ist absolut schmal und wird auch nur - generell - von Papptellern und Pappbechern eingenommen, die nach Gebrauch in große Müllbehälter wandern... bloß nicht zu viel zusätzliche Arbeit, oder gar noch Küchenpersonal anstellen.
Allerdings bekommt der Reisende auch richtiges Frühstück - im Restaurant. Hier reicht die Palette von familienbetriebenen Frühstücksrestaurants, die sehr ordentliches food anbieten, bis zu den bekannten Schnellrestaurantketten wie McDonalds, die auch Frückstücksangebote haben. Bei letztgenanntem Unternehmen kann man, so jedenfalls mein Eindruck, auch leidlich davon ausgehen, dass Küchen, Restauranträume und WC in ordentlichem, d.h. sauberem Zustand sind. Das ist nicht in allen anderen Restaurants der Fall.
Ich habe mein Frühstück heute also unterwegs eingenommen und zwar bei einem der großen Konkurrenten der M-Kette (siehe Karte). Danach ging es in Richtung eines Nationalparks, der anfänglich so gar nicht auf meinem Plan stand. Zuviel Natur, viele Bäume, Bisonherden - was will man sonst im Yellowstone National Park sehen können. Wie immer mal wieder weit gefehlt. Natürlich gibts hier eine Menge Bäume und Tiere, aber wer wie ich schon auf einer halbwegs gut gefüllten Vulkan-Tour ist, kommt um den Yellowstone nicht herum, denn der Yellowstone ist ein Vulkan, und was für einer. Einen Vulkankrater wie beim Mt. St. Helens kann man nicht sehen und auch einen in der Landschaft stehenden Bergkegel wie beim Mt. Rainier nicht. Stattdessen fährt der Besucher in den Krater, in die sogenannte Caldera, hinein. Und die ist 40 Kilometer lang und 20 Kilometer breit. Mit der klassischen Vulkanvorstellung hat das alles nichts mehr zu tun. Unter der Caldera bildet sich im Laufe der Jahrtausende eine Magmakammer, die sich im Falle des Yellowstone nur etwa 8 Kilometer unterhalb der Erdoberfläche befindet. Das Magma steigt aus dem Erdinneren herauf und sammelt sich dort, bis der Druck zu hoch wird und die Decke der Caldera aufreißt. Dann kommt es zu einem Vulkanausbruch der Stärke 8. Zum Glück sind solche Ausbrüche recht selten, der letzte in Yellowstone liegt ungefähr 640.000 Jahre zurück und aufgrund der Untersuchen findet ein Ausbruch alle 700.000 bis 900.000 Jahre statt. Andererseits aber könnte es auch morgen passieren... Wie das dann aussieht, habe ich mir zu Hause auf DVD angesehen, in einer BBC-Produktion, die eine Mischung aus Dokudrama und Katastrophenfilm ist.
Heute jedenfalls war alles sehr ruhig und so konnte ich die sonstigen vulkanischen Auswirkungen erleben. Durch die Erhitzung der Gesteinsschichten über der Magmakammer kommt es nämlich zu wunderbaren hydrothermalen Effekten wie Geysiren, Fumarolen, Schlammvulkanen, heißen Quellen usw. Im Park gibt es eine Rundfahrstrecke, die an allen diesen Schauspielen vorbeiführt, teilweise mit langen angelegten Pfaden und Stegen durch die Geysirfelder.

Zwischen den Geysiren: mehrere solcher Becken mit allen möglichen Schauspielen gibt es im Park.

Überall blubbert, schlabbert, röchelt es aus der Erde heraus. Bei den Geysiren wird das heiße Wasser in die Luft geschleudert, bei den Schlammvulkanen spritzt graue oder braune Brühe hoch und alles riecht irgendwie nach angefaulten Eiern, was etwas mit dem Schwefel zu tun hat. Die zwei bekanntesten Geysire des Parks habe ich natürlich auch gesehen, den Old Faithful, dessen Eruptionen zur Zeit ziemlich genau auf +/- 5 Minuten vorhergesagt werde können, und den Steamboat-Geysir, dessen Ausbrüche überhaupt nicht vorhersagbar sind und der auch heute nur ziemlich gelangtweilt vor sich hingedampft hat. Zum Ausbruch des Old Faithful kam ich gerade rechtzeitig. Es hatten sich bereits um die dreitausend Leute versammelt und warteten gespannt auf die Fontäne, die dann auch recht bald aus dem Boden schoß. In den anderen Geysirebecken ist so ziemlich alles gemischt vorhanden, was ich oben schon aufgezählt habe.

Sind das nicht krasse Farben? Bakterien und Algen schaffen sowas in heißem Wasser.

Die Wasserbecken, in denen das heiße Wasser fast bewegungslos steht, sind in tollen Farben gestaltet. Verantwortlich hierfür sind Algen und Bakterien, die in diesen Wasserbecken leben, und die diese vielfältigen Farbenspiele hervorzaubern.
Insgesamt ist der Park so groß, dass man zwischen den einzelnen Geysirbecken schonmal 30 Kilometer Autofahren muß. So kann man den ganzen Tag im Parkgebiet herumdüsen, einen Höhepunkt nach dem anderen abklappern, aber wenn man dann rausfährt, hat man immer noch nicht alles gesehen. Zwei bis drei Tage mindestens - das ist eine sinnvolle Größe. Das Park-Ticket, dass 25 Dollar kostet, ist insgesamt eine Woche gültig. Eine Investition, die sich lohnt, wenn man schonmal einen richtigen Vulkan betreten will.

Blick in ein Wasserbecken. Das Einwerfen von Münzen ist übrigens strengstens untersagt.

09 August 2008

The Craters of the Moon

Als ich gestern abend in meinem Hotelzimmer die Landkarten und Routenplaner studierte, bekam ich einen kleinen Angstanfall wegen meines derzeitigen Standortes und der Strecken, die noch vor mir lagen. Deshalb habe ich kurzerhand beschlossen, dass der nächste Tag auch einem erheblichen Stück Vorankommens gewidmet werden müßte. Der Besuch des Hells Canyon wird daher ein andermal stattfinden. Von La Grande aus ging es also auf der Interstate 84 Richtung Süden bzw. Richtung Osten nach Boise und von dort noch ein Stückchen weiter bis nach Bliss und hier kam der Abzweig zum Craters of the Moon National Monument. Ich hatte davon bis vor allerkürzester Zeit noch nie etwas gehört und dachte mir, das könnte wohl auch interessant werden und schließlich, nach einer Autofahrt von 6 Stunden wäre es ja ganz nett, noch ein paar Bilder zu machen und ein wenig Natur anzuschauen. So dachte ich. Zunächst ging die Fahrt durch Gebirge, dann durch Prärie wobei die Temperaturen kontinuierlich bis auf 36 Grad anstiegen. Schließlich wurde die karge Prärielandschaft durch etwas quasi durchbrochen, was ich normalerweise als "Schlacke" bezeichne, aber das auf Flächen, die bis zum Horizont reichen: das sind die Lavafelder des Crater of the Moon, eines 1.230 Quadratkilometer umfassenden Vulkangebietes.
Wie in jedem ordentlichen US-Park gibt es auch hier ein Visitors Information Center, in dem ich mir eine Karte für den Crater Loop, die Autofahrstrecke, abhole, dann bezahle ich meine 8 Dollar Rundfahrtgebühr und rein gehts in eine einmalig ehrfurchtgebietende Landschaft aus erstarrten Lavaflüssen, aus dem Boden brechenden Vulkankegeln, Halden aus Bimsstein und immer wieder erstarrte schwarze Lava. Für die Vegetation ist das eine sehr große Herausforderung. Manchmal können sich nur Flechten auf den Oberflächen halten. An anderen Stellen gibt es Büsche und Bäume, aber viele von denen haben dann doch irgendwann aufgegeben und liegen oder stehen noch nun nur als vertrocknete Stämme herum.

Der Baum hat's nicht einfach.

Nach dem Aufstieg auf den Inferno Cone - das ist so eine Bimssteinhalde - hat man einen gewaltigen Ausblick auf das ganze Areal das bis zu allen Horizonten reicht. Nur im Norden und Nordwesten erheben sich Idahos Berge vor dem blau-weißen Himmel. Im Süden und Osten erstreckt sich die schwarze Ebene. Der Ort ist so lebensunfreundlich, dass hier die Mondaustronauten kurze Zeit Übungen abhielten. Daher stammt nun auch der Name: Craters of the Moon. Nach eineinhalb Stunden Rundfahrt (lächerlich und eigentlich eine Schande, so schnell wieder abzufahren) und vielen Fotos bin ich dann weiter. Mittlerweile haben dicke Gewitterwolken die Schönwetterwolken abgelöst.
Die Fahrt geht weiter Richtung Idaho Falls. Das Hotelzimmer dort hatte ich wohlweislich bereits am Morgen per Internet gebucht, also bestand keine übertriebene Eile. Auf dem Highway Richtung Osten habe ich dann noch ein Sight abgeklappert, und zwar den EBR-1, den ersten Atomreaktor der Welt, der Strom produzierte. Und zwar anfangs ausreichend für genau 4 (in Worten: vier) Glühbirnen. Ich wußte zwar ansatzweise, dass es das hier zu sehen gibt, aber nun lag es eigentlich rein zufällig am Wegesrand. Seit 1947 wurden in diesem Gebiet in Idaho Kerntechnische Anlagen getestet. Auch heute sind diese Anlagen in Nutzung, man sieht sie links von der Straße, große abgesperrte Gebiete mit weißen Gebäuden und den typischen Kuppelbauten. Der EBR-1 aber liegt auf der anderen Seite und ist seit den 60er Jahren öffentlich zugänglich, wenn man sich an die Öffnungszeiten hält. Schließzeit ist 5 Uhr nachmittags, ich war halb sieben da. Pech gehabt. Dafür steht auf dem Gelände der Prototyp eines nuklearen Flugzeugtriebwerkes - verrücktes Zeug. In der Luft war das Teil nie. Aber ausprobiert wurde es schon, davon zeugen die Schilder, die vor Radioaktivität warnen und das man bitteschön nicht durch den Zaun die Installationen anfassen soll und auch nur auf den gekennzeichneten Wegen bleiben darf. Ich hatte auch nichts anderes vor. Schnell ein paar Bilder und weiter. Gut, dass mein Zimmer schon reserviert war, so entfällt der Streß des Hotelsuchens.
Für den Crater hat sich die lange lange Autofahrt gelohnt, zumal die Gegend etwas mir so völlig unbekanntes und neues war, und deshalb so erstaunlich.

Ein Teil der Prototypanlage des Nuklearen Flugzeugantriebes. Daß das Ding nicht fliegt, kann sicher jeder unschwer anhand der Ausmaße selbst einsehen.