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27 September 2023

Und schon wieder...

... ist ein Jahr vergangen
... ist ein Flugticket im Mailpostfach
... ist es Zeit für einen neuen USA-Besuch

Ja, auch im 2023 werde ich die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bei meinen lieben Freunden in den USA verbringen. Die Familie runzelt die Stirn, die Freunde fragen, was die Familie dazu sagt... Aber es ist recht unkompliziert. Bei uns geht jede Teilfamilie zu Weihnachten ihre eigenen Wege. Und das ist auch angebracht. Der Weihnachtsstress früherer Jahre ist wirklich Vergangenheit. Niemand von Eltern und Geschwistern ist wirklich böse, wenn der oder die andere zu Weihnachten nicht vor Ort ist - wo immer das auch sein mag. Und deshalb fällt es mir leicht - abgesehen von den finanziellen Aufwendungen - nach New York zu reisen und von dort noch etwas weiter nach Connecticut. Die Familie sieht sich beim jährlichen Familientreffen, wo dann auch wirkliche alle dabei sind.

So, genug der Vorrede. Abflug ist in diesem Jahr am 19. Dezember und ich freue mich riesig auf wunderschöne 20 Tage amerikanische Weihnachtsstimmung. Es ist übrigens jetzt das 10. Mal, dass ich diese besondere Zeit dort verbringen darf - Jubiläum...!

Seid gegrüsst und bleibt gesund!

 

Ich vor dem US-Weihnachtsbaum...



01 September 2022

Juhuuuuu!

Das Jahr 2022 war und ist von eiserner Budgetstrenge geprägt. Im Januar habe ich - mit Hilfe grossartiger Freunde - die Mietkosten halbiert, indem ich durch Umzug die Wohnung gewechselt habe. Im Verlaufe dieses an Krisen nicht armen Zeitabschnitts kamen für mich dennoch der eine oder andere Geschäfts-Glücks-Fall hinzu. Somit hat sich die Budget-Situation entspannt. Nicht abschliessend, aber immerhin zufriedenstellend. Und zwar so, dass ein erneuter Weihnachtsaufenthalt in den USA bei meinen Freunden möglich wird. Bis zum Abflug dauert es noch mehr als ein Vierteljahr, aber das Flugticket ist im Mailpostfach. Und deswegen heisst es auch in diesem Jahr wieder: KEEP MOVING! 

 



01 Oktober 2021

Wieder in (Reise-)Bewegung kommen

Die Pandemie ist noch nicht ganz vorbei. Dennoch: es tut sich etwas. Neben vielen anderen Ländern öffnen die USA ihre Grenzen für Touristen. Ab November darf gereist werden, wenn auch unter Bedingungen: Test vor Abreise und - ganz wichtig - geimpft oder genesen.

Somit wurde es Zeit, mich mal wieder um mein bereits Anfang 2020 gekauftes und bezahltes Flugticket Zürich-New York zu kümmern. Und tatsächlich: Es existiert noch, bzw. die Gutschrift für den damals gestrichenen Flug. Das heisst: schnell neu buchen, bevor zu viele andere Touristen auf die gleiche gute Idee kommen. Leider bedeutet dass ausserdem, noch etwas Geld draufzulegen, denn die Preise sind jetzt schon ein Stück nach oben gegangen. Doch jetzt, wo das getan ist, steht ein neuer Termin im Kalender: Abflug am 21. Dezember 2021 und Weihnachten wieder in den USA!

Ich bin gespannt, was mich dort erwartet, wie sich Land und Leute verändert haben und wie New York City hoffentlich zurück ins Glitzerlicht gefunden hat. Knapp drei Wochen werde ich bei Freunden sein. Viel Zeit für Weihnachtsferien, Erholung, Genuss und neue Entdeckungen.

Bis dahin ist noch einiges zu tun. Trotzdem: Freude herrscht!

Weihnachtszeit am Rockefeller Center
Weihnachtszeit am Rockefeller Center


23 Juni 2019

Eine kurze Geschichte des Nahverkehrs - in Connecticut

Und mehr. Denn mit diesem Beitrag möchte ich die USA-Tour abschliessen. Wie üblich verbrachte ich die letzten Tage in Connecticut bei Freunden. Dort bin ich immer gerne willkommen und ich schätze die Gastfreundschaft und die immer besseren Einblicke in das "normale" Amerika. Ein Besuch in der City blieb diesmal aus. Dafür stand die Frage an, wie die sechs Tage ansonsten zu befüllen wären. Aber ganz zu Beginn war die Anreise durchzuführen.

Grosser Bahnhof - die Haupthalle der Union Station in Washington DC.

Edle Verkaufsstände prägen den Bahnhof.
Ich rechne es mal dem Samstag-Morgen zu, dass so wenig Leute da waren.

Wie bereits erwähnt, hatte ich mich entschlossen, mit dem Amtrak-Zug von Washington hinauf bis nach Bridgeport, Connecticut zu fahren. Eine Strecke von etwa 400 Meilen. Und da ich keine Ahnung hatte, wie das praktisch funktioniert, war ich frühzeitig in Washington an der Union Station und hatte ausreichend Zeit, mir den Bahnhof anzusehen, der mir doch etwas zu überproportioniert erschien, gemessen an der Zahl der anwesenden Reisenden. Aber das ist ein bisschen unfair, wenn man den Niedergang der Personenbahn in den USA bedenkt. Zu seinen Hoch-Zeiten hatte der Bahnhof täglich ca. 200'000 Reisende durchzuschleusen. Heutzutage sind es insgesamt, d.h. alle Personen, die die integrierten Freizeit- und Vergnügungsmöglichkeiten nutzen UND die paar Hanseln, die in Züge steigen, gerade mal noch knapp 88'000 Personen pro Tag. Viel, gewiss. Aber trotzdem verläuft sich die Masse in den riesigen Hallen.
Diese übrigens stehen auch nur noch, weil man sich in den 70er Jahren entschloss, im Bahnhof ein Visitor Center für die 200-Jahr-Feier der Vereinigten Staaten einzurichten und als das wieder geschlossen wurde (1978), weil das Dach einzustürzen drohte, war die Zeit offenbar so weit, dass man den Wert solcher historischen Gebäude wieder mehr zu schätzen wusste. Sonst wäre, wie vielerorts der Abriss gekommen.
Heute befindet sich der Bahnhof im Besitz einer gemeinnützigen Organisation, die es an einen Immobilienbewirtschafter vermietet hat. Wichtigstes Business ist - wie könnte es anders sein - Essen, Trinken und Einkaufen sowie das Parkieren von Autos. Das Gebäude selbst hat es auf die Liste der Kulturdenkmäler von nationaler Bedeutung geschafft.
Ich habe mich unter die Reisenden gesellt und etwa 20 Minuten vor Abfahrt wurden die Türen von der Wartehalle zu den Bahnsteigen geöffnet. Unvermutet hatte ich einen Sitzplatz in der besseren Wagenklasse und weil ich immer darauf achte, rechtzeitig am Gate zu sein, konnte ich als einer der ersten den Zug besteigen und hatte noch relativ freie Wahl (der Zug kam aus Norfolk und war schon etwa halb voll belegt). Ein Fensterplatz an der Sonnenseite - was will man mehr. Der Zug fliegt übers Land, durch berühmte Städte hindurch wie etwa Baltimore und Philadelphia, schliesslich auch durch die Pennsylvania Station in New York City; am Ende meiner Reise kommt er in Bridgeport, Connecticut an (und fährt dann noch bis nach Boston weiter). Und das alles pünktlich, und zwar an jeder der 20 Stationen. So kann Bahnfahren auch gehen und so macht es auch wirklich Spass.

Vor mir lagen dann 6 volle Tage in Connecticut, die ich (ich hatte mich inzwischen entschieden...) mit nichts anderem zu füllen gedachte, als mit Rumfaulen - Ferien in den Ferien sozusagen.
Einigen Sehenswürdigkeiten haben wir, das heisst ich und mein Freund Mark (seine Frau musste arbeiten), dann doch unsere Aufwartung gemacht. Das State Capitol von Connecticut in Hartford ergänzte meine persönliche Capitol-Besuchsliste und ermöglichte mir nun endlich, ein solches in Betrieb zu erleben. Es war nämlich gerade die jährliche Sitzungswoche von Senat und Repräsentantenhaus und im Gebäude wuselte es wie in einem Bienenstock: Politiker, Beamte, Assistenten, Schulklassen und - mittendrin - Demonstranten, die bis vor die Türen der Sitzungssäle ihre Transparente aufspannen konnten. Es wurde an dem Tag über eine Maut für ganz Connecticut abgestimmt.

Connecticut State Capitol

Blick in das Abgeordnetenhaus (Mittagspause)

Einer der Volkshelden aus dem Befreiungskrieg: Nathan Hale.

Ein anderes Erlebnis war der Besuch des Shore Line Trolley Museums und damit komme ich zum Nahverkehr. Was ich nämlich bis dahin nicht wusste: die ganze Küstenregion des Staates war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durchzogen von Tramgleisen und etliche Bahnunternehmen bedienten die Strecken zwischen den Wohngebieten und den Industrieanlagen, denn Connecticut war einer der wichtigsten Produktionsstandorte in den USA. Vor allem die Rüstungsindustrie in den Kriegsjahren beschäftigte Heerscharen von Menschen. Vom öffentlichen Nahverkehr ist fast nichts übrig geblieben. Das Tramsystem wurde in den 40er und 50er Jahren stillgelegt während der Staat industriell geprägt blieb.* Connecticut ist bis heute einer der reichsten Bundesstaaten, gemessen am Bruttoinlandsprodukt und steht bezüglich Bildung und Lebensstandard mit an der Spitze der USA.
Vielleicht deswegen ist vom Trolley-System wenigstens ein Museum übriggeblieben: Man kauft einen Fahrschein am Schalter (= Eintrittskarte), ein Schaffner knipst den ab und der Tramfahrer fährt den Besucher sodann mit einem uralten (!) Strassenbahnwagen durch eine Sumpf- und Seenlandschaft zum Tramdepot, wo noch mehr Rollmaterial herumsteht. Teils wunderschön herausgeputzt, teils schlummernd auf die Sanierung wartend. Einfach herrlich. Ein verborgenes Kleinod vor der Haustür, welches ich erst jetzt, nach nunmehr 16 Besuchen in den USA, entdeckt habe.

Tramwagen der Museumsbahn

Eine Lokomotive

Handarbeit old school

Tramwagen ca. 1910.
Die Sitzlehnen lassen sich umklappen, damit jeder immer vorwärts fahren kann.

Tramfahren, Austern essen in Rhode Island, ein Atom-Uboot besuchen, amerikanisch frühstücken, Grillabend, den Bronx Zoo besuchen, Fernsehen, Chillen... so lässt sich die Woche zusammenfassen, an deren Ende ich mich - wehmütig - auf den Heimweg begeben musste.

Swiss flog unerbittlich pünktlich von New York ab und landete ebenso verzögerungsfrei am Morgen des Pfingstsonntages in Zürich und nur allzu gerne würde ich dem Wunsch des Kabinenpersonals nachkommen: "Wir würden uns freuen, Sie bald wieder an Bord eines unserer Flugzeuge begrüssen zu dürfen"... hach.


"Vorne oben 10, hinten oben 5"... wer kennt es nicht...

Frische Austern.

Es ist unglaublich, was man alles trinken kann.
Bloody Mary mit Schrimp und Auster... nicht(s) für mich.

Chillen vor dem Fernseher...


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* Ergänzung:

Als Reaktion auf diese Beschreibung gingen mir ein paar Kommentare über das mangelhafte Nahverkehrssystem in Connecticut zu. Das stimmt auch: wie überall in den USA ist der ÖPNV nur unzureichend entwickelt - oder besser gesagt: die früher durchaus vorhandene Infrastruktur wurde teilweise heruntergewirtschaftet, teilweise kaputt-lobbyiert. Was heute an Massentransitsystemen vorhanden ist, beschränkt sich zumeist auf die mittelgrossen Städte als Buslinien und in den Metropolen gibt es U-Bahn, S-Bahn, Stadtbusse und manchmal auch Strassenbahn. Für Fernverbindungen gibt es Busnetze (zB. Greyhound), die die Regionen miteinander verbinden.
Wer aber mal kurz aufs Land fahren will kommt ohne eigenen Pkw nicht gut oder gar nicht voran. Und anstelle von Tramgleisen schlängeln sich heute durch New Haven (der Stadt mit dem Trolley Museum) ewig verstopfte Highways. Das ist leider Teil des American Way of Life...

04 August 2010

Crazy Crazy Crazy American Girl

Viel Arbeit für die einen, viel Spaß für die anderen. Mark musste immer noch für die Sicherheit des "Gathering the Vibes Festival" arbeiten (50 Überstunden in einer 7-Tage-Woche...), dass hieß für mich: Girls Day am Samstag auf eben diesem Festival im Seaside Park Bridgeport, Connecticut. Girls Day heißt: Mittags starten mit Marks Frau, ein paar Runden auf dem Festival-Gelände abdrehen nach Blechung des saftigen Eintrittspreises und Durchwanderung eines irren-verwirrenden Weges zur Kasse, zurück zum Schlangenende, wieder vor bis ran zur Kasse, Empfangen des Armbandes, zurück zum Sicherheits-Check… Dann die restlichen Girls treffen, die irgendwie alle was mit der Polizei zu tun haben. Entweder ist der Mann Polizist oder der Freund oder der Ex und während die alle zu tun haben, können sich die Frauen auf dem Hippie-Festival vergnügen, gemeinsam mit 25.000 anderen Leuten an diesem Nachmittag und Abend. Das Festivalgelände beherbergt zwei Bühnen, mehrere Camping-Plätze, einen großen "Fressmarkt" und einen "Markt der Möglichkeiten" – nenne ich es mal, wobei aber die Hauptbühne DER große Anziehungspunkt sein dürfte. Hier, im Inneren des Geländes, nochmals zur Sicherheit abgetrennt und mit Drogenkontrollen spielen die Bands ihre Musik: Grateful Death und alles, was Hippie-mäßig ist. Und entsprechend sehen hier auch die Zuschauer aus: Jungs und Mädchen mit Hula-Hup-Reifen und anderen Artistik-Geräten, bunt gekleidet mit irrsinnigen Hüten, Federn am Kopf, Riesensonnenbrillen und so weiter. Dann die Mittelalterlichen, also so Leute wie ich, die relativ normal gekleidet sind. Mir fehlen bloß immer die passenden T-Shirts mit dummen Sprüchen drauf (z.B. "Idaho - No, Udaho"). Dann gibt es die Alten, die wissen, dass sie alt sind und sich auch so verhalten. Und als extremste Gruppe - wie ich finde - gibt es die Alt-Hippies. Die haben irgendwie die Zeit verpennt, denken, sie sind immer noch 20 und kleiden sich so ein, dabei sind mittlerweile 40 Jahre vergangen. Diese Leute sehen am witzigsten aus: Riesenketten, komische Behänge, komische Hüte - einfach köstlich.

So laufen hier die Mädels rum...

Stundenlang konnte man da zuschauen und die Leute an sich vorbeiziehen lassen. Und das alles etwas durcheinander, aber doch geordnet. In der "Restroom World" stehen alle Hippies brav Schlange, was sich in den Kabinen abspielt, möchte ich lieber nicht ganz so genau wissen. Der Geruch stammt ganz sicher nicht von Kacke und auch nicht von normalem Tabak. Für die speziellen Gäste, d.h. für die, die sich über den ohnehin schon saftigen Eintritt von $ 90 hinaus noch den VIP-Status kaufen können, gibt es ein spezielles VIP-Zelt. Ich habe es insgeheim "Guantanamo" getauft: Abgetrennt durch einen Doppelzaun mit Wachen dazwischen, Zugang über ein großes Maschendraht-Tor, an dem weitere Wachen stehen... Wer hier sitzt, verpasst das Beste aus der Nähe. Einziger Vorteil: man hat von hier direkten Zugang zur Hauptbühne und darf direkt an der Kante stehen.

Guantanamo - hier geht's in den VIP-Bereich rein.

Auf der Bühne läuft das Programm auf den nächtlichen Höhepunkt zu: geile Musik (besonders dieser Schwarze mit der Posaune - der konnte spielen, zusammen mit der ganzen Band). Inzwischen haben wir auch die Girls an der Strandpromenade getroffen, die es sich dort bereits mit mitgebrachten Drinks bequem und lustig gemacht haben. Die Stimmung steigt mit jedem weiteren Becher. Überhaupt ist der Alkoholkonsum exorbitant. Das Bier fließt in Strömen. Alkohol, die einzige Droge, die hier legal zu haben ist. Dafür braucht es nur Geld und die Age verification, die beim erstmaligen Betreten eines Bierzeltes an das Handgelenk geklebt wird. Irgendwo mittendrin haben wir uns niedergelassen, Blick auf die Hauptbühne, Hippies überall und die Girls ganz so, wie es ein Europäer von amerikanischen Frauen erwartet: irgendwie schrill, crazy, etwas zu viel Alkohol, ein wenig zu laut. Aber letzteres sei entschuldigt, denn inzwischen spielt die nächste Band mit Perfomance auf und ich habe mich nochmal durch das dichte Gedränge zur Bühne durchgeschlagen, um das aus der Nähe zu sehen. Irgendwann in dieser Zeit muss wohl eine der Frauen bei Mark angerufen und berichtet haben, ich sei verlorengegangen. Absoluter Unsinn, aber ausreichend, um bei ihm die Stimmung auf den Tiefpunkt zu senken. Das ganze Festival - ich glaube, er hat es gehaßt: zu viele Drogen, zu viele Verrückte, zu viele Diebstähle und Schlimmeres in den Vorjahren, aber die Bilanz von diesem Jahr sieht wohl ganz gut aus: weniger von allem Schlechten und ich muss sagen, ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Dummerweise waren gerade zu diesem Zeitpunkt 4 Speicherkarten mit jeweils 2 Gigabyte gefüllt und an Nachschub nicht zu denken, und überhaupt war Abschiedszeit gekommen, zumindest, was das Festival betraf.

Auf der Nebenbühne ging es etwas beschaulicher zu.

Der nächste Tag sollte nochmal der City gewidmet werden, aber das habe ich gestrichen. Ausruhen und Saubermachen war angesagt. So gab es also nur noch einen kurzen Ausflug (Amerika - kurz = 90 Meilen hin und 90 Meilen zurück) nach Mystic und das war‘s. Jetzt sitze ich auf dem Flughafen John F. Kennedy und warte auf den Rückflug nach Deutschland, der mit 3 Stunden Verspätung vielleicht starten wird.

Ist Amerika immer noch schön? Natürlich. Haben sie nicht auch ein paar Probleme? Natürlich auch. Sehr große sogar:
  • ein irrsinniger, kaum zu glaubender Verbrauch von Ressourcen
  • eine Millionen Mitglieder zählende Bande von Nichtskönnern auf der Straße, die die wenigen vernünftigen Autofahrer behindern und gefährden mit Autos, für die in Deutschland entweder ein Lkw-Führerschein nötig ist oder die niemals irgendeine TÜV-Plakette erhalten würden (z.B. weil ein Scheinwerfer freischwebend mit Bändern befestigt ist, weil der Rost alleine ihn nicht mehr hält…)
  • ein politisches System aus dem 18. Jahrhundert, das dringend eine Reform benötigte, die aber niemals kommen wird und die überhaupt alle notwendigen Veränderung lähmt.
Die Aufzählung könnte noch ein wenig weitergehen. Aber irgendwie haben sie es doch zu etwas gebracht, das kann man nicht von der Hand weisen und sie haben Sehenswürdigkeiten, Landschaften, Museen, Universitäten, Städte, die Ihresgleichen auf der Welt suchen und die gefüllt sind mit einer unglaublichen Menge von unterschiedlichsten, zumeist freundlichen Leuten. Und es hat durchaus auch sympathisch Gewachsenes, nicht aus der Retorte gezogenes, wenn man mal von Las Vegas absieht (das IST aus der Retorte und es IST symphatisch). Mal sehen, irgendwann gehts wieder hin.

Die große Hauptbühne am Nachmittag.

05 Oktober 2009

Neuer Tag, neues Touristen(-er-)leben

Okay, Tag 1 - für Sebastian - war warm (34°), feucht (irgendwo zwischen 60 und 80 % rel. Luftfeuchtigkeit) und anstrengend (dafür gibts noch keine Skala). Aber den nach oben strebenden New-York-Besucher (wiederum nur Sebastian) hindert dies nicht, das volle Programm auch am zweiten Tag zu fahren. Also ging es wieder hinein in den Big Apple, wiederum mit der Pendlerbahn, mit der man wunderbar aus Connecticut direkt ins Herz von Manhattan fährt. Für die Eisenbahner ist das der Grand Central Terminal, einer unterirdischer Kopfbahnhof, dessen Gleise aus allen Richtungen auf das riesige Bahnhofsgebäude zulaufen. Im Gleisbereich selbst ist die Temperatur bestimmt zehn Grad höher als draussen (34°+10°=44°) und erinnerte mich eine wenig an die vorher besuchten Wüsten, mit dem Unterschied, dass letztere sehr viel weitläufiger sind und erheblich dünner besiedelt. Der Schwung Menschenmasse, der aus dem Zug quillt, muss über einen engen Bahnsteig geleitet werden, bevor er sich in der großen Halle oder in der "Fressmeile" verläuft - abgesehen von den Schlagen vor den WC's. Von hier aus ging es für uns dann zu Fuß in irgendeine Richtung. In Europa würde man sagen "Richtung Zentrum" aber das ist in Manhattan etwas schwierig: hier ist alles Zentrum. Jedenfalls ging es erstmal auf der 42nd Street Richtung Westen bis zur Public Library. Ein Katzensprung von ca 500 Metern. Die Bibliothek ist in doppelter Hinsicht in Nutzung: durch Leser und durch schauende Besucher. Nach einem kurzen Taschen-Check stehen fast alle Räume offen. Die Atlantensammlung (war sie es wirklich?), die Sammlung der Bücher mit den Namen der Einwanderer (???), der große Lesesaal. Und hier gibt es ein echtes Highlight zu bewundern, eine der erhalten gebliebenen Gutenberg-Bibeln (B42), die, hinter dicken Glasscheiben, aber ansonsten völlig frei, zu bewundern ist. Als Fan der Buchdruckkunst und deren Verehrer - das muss in der Familie liegen - war das für mich natürlich ein Höhepunkt, obwohl ich gar nicht wußte, dass ein solches Stück hier ausgestellt wird. Sebastian hat sich noch protzig an einen der Lesetische gesetzt, aber ohne Bücher war das nur wenig glaubwürdig, aber immerhin: wenigstens mal hier gesessen.
Von den Tiefen der Bibliothek zum nächsten Himmelsstürmer ist es wiederum nur ein kleiner Hüpfer, den man zu Fuß erledigen kann. Das Empire State Building befindet sich zehn Straßenblöcke südwärts und magisch noch mehr Touristen an. Die Warteschlangen an den Aufzügen sind lang und die Eintrittsgelder so hoch wie das Gebäude selbst. Für uns hieß das: von unten nach oben schauen und mal im Inneren die Architektur bewundern, aber hohe Hochhäuser gibts auch noch andere und auch an anderen Tagen. Das ESB läuft nicht weg. Das Foto zeigt, wie der Tourist von unten bewundert...

Touristen aus dem Flachland

Grimaldis Pizza - in Brooklyn, unter der Brooklyn Bridge - sollte unser nächstes Ziel sein, aber in Amerika haben sich die Leute im Gegensatz zu uns Ostdeutschen an das Schlangestehen gewöhnt. Vor dem Restaurant standen die potentiellen Pizza-Esser in einer 100 Meter langen Schlange und begehrten Einlass. Das war uns auch wiederrum zu viel, zu lang und zu sonnig, so dass wir mit dem Taxi zur Brooklyn Brewery fuhren, um unseren Hunger in Bier zu ertränken. Die Brooklyn Brewery ist der dafür geeignete Or: in angenehm kühlen Hallen, zu deren Zutritt man token's erwirbt, die gegen Bier getauscht werden, trinkt man selbiges aus und begibt sich hernach in die brennende Sonne zurück. Glücklicherweise sind die Straßen hier nicht so stark befahren. Ein abschließender Spaziergang über die Bedford Ave und deren Läden, Kneipen und Gaststätten hilft ebenfalls, die verschiedenen Bestandteile des Brooklyner Biers abzubauen.
Fazit des Tages: für Brooklyn müßte man sich viel mehr Zeit und Muße nehmen. Für die Public Library viel mehr Zeit. Und für das Empire State Building viel mehr Geld.
Zurück in Trumbull gab es an diesem Abend noch ein wunderbares Grillfest mit Marks Nachbarn, einer Familie aus Vietnam. Die Leute waren zwar etwas reserviert, am späteren Abend und nach dem gemeinsamen Essen und Spielen mit den Kindern gab es noch viel zu hören aus dem Leben der Einwanderer, die von Vietnam aus per Boot "vor den Kommunisten" geflohen sind. Echt krass, was diese Leute erlebt haben, während wir ganz gemütlich vor 20 Jahren zur Demo gegangen sind... Das ist das Schöne an Amerika: die Leute kommen von überall her und fast jeder kann eine Lebensgeschichte erzählen, die den Zuhörer in ihren Bann schlägt. Leider leider habe ich von diesem wunderbaren Abend überhaupt kein einziges Foto gemacht...

20 August 2009

Wieder zu Hause - und ein wenig Vertröstung

Ich bin wieder zu Hause in Deutschland. Die letzte Woche in New York, mit Ausflügen in und um Connecticut, war sehr intensiv, so dass ich keinen Blogbeitrag mehr zustandebringen konnte. Ich will deshalb ein wenig vertrösten. Es steht ja ein oder mehr Wochenenden bevor und da kann ich dann die Berichte sozusagen nachreichen. Bis dahin muß ich aber noch ein wenig schlafen...

31 August 2008

Alles hat ein Ende...

... auch eine lange und ausgedehnte USA-Reise. In diesem Fall ist es meine. Die Arbeit ruft wieder, die Familie verlangt ihren Teil, das Geld ist über die Neige hinaus verbraucht worden. So habe ich mich also wie geplant am vergangenen Mittwoch von Mark zum John F. Kennedy Airport bringen lassen müssen, mich dort in mein Flugzeug gesetzt (gemeinsam mit einer überaus großen und die ganze Nacht lärmenden Schar Babies...) und bin zurück in das am Morgen des 28. August sehr graue Deutschland geflogen. Mit viel Wehmut habe ich meinen ersten Arbeitstag am Freitag geschafft und auch an der Familienfeier am Wochenende teilgenommen, die ja extra wegen mir auf den 30. 8. verschoben wurde.

Vorerst ist nur EXIT ONLY möglich...

Jetzt geht dann wieder der Alltag los mit all seinen Sorgen und Nöten, den Überraschungen und Freuden und schließlich kann ich ja auch zu Hause weiterträumen mit all dem, was ich aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten mitgebracht habe, z.B. die 3.190 Fotos, die Hefte und Broschüren aus den Nationalparks, die Tankquittungen (aua) für 5.664 Meilen (9.062km), die Hotelrechnungen, Postkarten, meine Texte hier im Blog, über die ich von vielen Leuten schöne Rückmeldungen erhalten habe und die ich, wie ich hier gerne nochmal schreibe, sehr gerne für Euch alle und für mich selbst geschrieben habe. Es hat mir große Freude gemacht, Erlebnisse und Eindrücke festzuhalten, zu recherchieren, meine Texte mit weitergehenden Informationen anzureichern und zu sehen, wie Leute darauf reagieren und selbst neugierig werden. Das Blog wird selbstverständlich im Internet bleiben und vielleicht noch den einen oder anderen Surfer anziehen. Später, wenn die ersten Alltage vorüber sind, möchte ich die Texte nochmal in eine eigene Webseite übernehmen, vielleicht hier und da noch etwas erweitern und natürlich von den mitgebrachten Bildern etwas mehr zeigen.
Auch, wenn ich momentan nichts konkretes für das nächste Jahr ins Auge fasse, Amerika wird von mir sicher nicht das letzte Mal besucht sein. Ganze Landstriche warten noch darauf, erkundet zu werden und schließlich kann man ja auch bei einem erstmaligen Besuch einer Gegend eine Menge verpassen, was dann nachzuholen ist. Für das Schlußwort im Reisereport-Blog 2008 kann es daher eigentlich nur eine Formulierung geben: Amerika, ich komme!

23 August 2008

Drop off und pick up

Heute habe ich am Bradley International Airport in Windsor Locks mein schönes Auto zurückgegeben. Die Mietzeit ist abgelaufen, die Strecke, die ich mir vorgenommen habe, ist zurückgelegt. Die Sehenswürdigkeiten, die ich selbst erkunden wollte, habe ich im wesentlichen beschaut. Ich war erstaunt, beeindruckt und bin nun sehr zufrieden. An der Autorückgabestation habe ich Abschied genommen von meinem Pontiac Torrent. Fast hätte ich meine Jacke und das 300mm-Objektiv im Auto liegengelassen. Abgeholt wurde ich hier von einem Freund. Nun habe ich noch ein paar Tage Neuengland vor mir. Dazu aber dann später mehr. Für heute soll es soweit reichen.

22 August 2008

Im Osten angekommen

Heute habe ich den zweiten Teil der Fahrt von Illinois Richtung Osten geschafft und bin in West Springfield, Massachusetts angekommen. Die notwendigen rund 430 Meilen, dachte ich, könnte ich in aller Ruhe hinter mich bringen. Schließlich geht es fast immer geradeaus, ohne Landstraßen usw. Doch je weiter ich nach Osten gekommen bin, je voller wurden die Straßen und mehr und mehr fahren die Leute auch europäischer. Das heißt, die Gelassenheit auf den Straßen ist im Osten der USA dahin. Das Dahingleiten, was Kalifornien und den Präriestaaten möglich ist, hier gibt es das nicht. Vielmehr zählt hier Lückenspringen von rechts nach links und hupen, wenn's mal nicht schnell genug geht. Am unheimlichsten sind aber die Trucker, die mit ihren Ungetümen ohne weiteres 80 Meilen pro Stunde fahren und ungeniert Spuren wechseln und auf allen Spuren überholen (auch wenn der linke von drei oder vier Fahrstreifen für Lkw eigentlich tabu ist.) Da muß der "Kleinwagenfahrer" schon ganz schon aufpassen, um nicht unter die Räder zu kommen, denn zur Erinnerung: hier wird sowohl links als auch rechts überholt... Und das auf zeitweise 55 Meilen pro Stunde festgelegte Tempolimit interessiert niemanden. Auf diese Weise also bin ich durch die Staaten Pennsylvania, New York und Connecticut gefahren und schließlich in meinem vorreservierten Hotel angekommen.

So sieht hier ein normaler Lkw aus. Es gibt auch welche, die noch bedrohlicher aussehen (die mit den kleinen Fenstern und gerader Schnauze von Kenworth) und welche, die knallbunt bemalt sind. Leider ist so einer hier gerade nicht vorbeigefahren. "Europäische" Trucks, also solche ohne Schnauze gibts hier überhaupt nicht.
80 mph sind für diese Maschinen kein Problem. In Deutschland wären die Fahrer wohl schon längst aus dem Verkehr genommen worden...

Die Suche nach einem Abendessen gestaltete sich dann auch noch schwierig. Ich wollte so gerne nochmal Asia Buffet essen, aber das einzige Restaurant, dass als solches im Internet ausgewiesen war, wurde mittlerweile zu einer Sushi-Bar umgewandelt. Also habe ich mir an der vending machine ein erbärmliches Abendessen aus Süssigkeiten und Brezeln zusammengestellt. Aber irgendwie und irgendwann sollen ja auch die ganzen Münzen mal verbraten werden...