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31 Juli 2015

Auf dem Dach Arizonas

Wie gestern bereits erwähnt, bin ich jetzt das dritte Mal in Flagstaff und bei den vorangegangenen Besuchen ist mein Blick immer wieder mal auf die schönen Berge nördlich der Stadt gefallen. Von unten sahen sie eigentlich mehr aus wie geschwungene, anmutige Hügel, aber es sind richtige Berge, die auch Wanderwege haben. Das wollte ich in diesem Jahr ausprobieren und zwar durch die Besteigung des Humphreys Peak, dem Hausberg Flagstaffs und zugleich dem höchsten Berg Arizonas mit 3'850 Meter über dem Meer.Was jetzt nach viel Höhenmeter klingt, relativiert sich noch etwas. Flagstaff liegt bereits auf etwa 2'100 Metern über Meer und der Start des Humphreys Trail liegt auf etwa 2'800 Metern. Somit bleiben für die Wanderung noch etwas mehr als 1'000 Meter. Doch die hatten es in sich. Ich habe es also gewagt und bin am frühen Morgen hier abgefahren und begann etwa 6.30 Uhr auf einem gewundenen Pfad durch die Wiesen des Arizona Snowball, ein Wintersportgebiet, das jetzt natürlich nicht in Betrieb ist.
Ziemlich bald ging es in den Wald, vorbei an dem Schild "Wilderness Area", was wieder einmal soviel bedeutet wie: hier wird gar nichts verändert. Und kurz nach dem Waldeingang begann dann auch der heikle Trail, über Stock und Stein, übelstes Gelände und sehr unschön zum entspannten Wandern. Je weiter es nach oben ging und vor allem oberhalb der Baumgrenze (hier irgendwo bei 3'300 Metern) desto blöder wurde es, nach dazu kälter und windiger. Der Pfad ging über Felsen, durch Halden aus aufgeschütteten Brocken usw. An sich nichts gefährliches, aber eben nichts für eine entspannte Wanderung. Vielleicht wären hier auch die Wanderstiefel besser geeignet gewesen. Ich hatte lediglich die Halbschuhe mit.
Immerhin habe ich es in der vorgegebenen Zeit, also in etwa 3 1/2 Stunden auf den Gipfel geschafft und stand nun da, zufrieden über die gestern noch gekaufte Windjacke und das langärmlige Baumwollhemd. Denn hier oben pfiff es doch ganz erheblich und so langsam machten sich auch die Regenwolken ungünstig bemerkbar. Und vor allem die dünne Höhenluft. Der Sauerstoffgehalt sinkt schon ganz schön ab, dabei ist das ja noch nicht mal die Hälfte von den Bergen, die andere Leute so ohne Sauerstoffflaschen ersteigen. Somit bin ich nach einer wirklich kurzen Pause hier oben gleich wieder aufgebrochen. Etliche Wanderkollegen kamen mir noch entgegen - andere, die ich auf dem Weg nach oben überholt habe, sind nicht mehr aufgetaucht. Auf dem Weg nach unten ist mir dann auch noch ein Missgeschick passiert und in einem unkonzentrierten Moment lag ich plötzlich am Boden und der nächste Blick fiel auf blutige Finger... ganz blöd. Gut, dass ich eine Notausrüstung dabei hatte, mit der ich die Zeit bis zum Hotel überbrücken konnte. Bzw. ich bin vorher noch in den Walmart gefahren, der hat alles, was man braucht: Pflaster, Kompressen, Desinfektion usw. Es hätte wirklich böser ausgehen können auf diesem Weg.
Dennoch hat sich die Wanderung trotz des nicht so günstigen Wetters sehr gelohnt. Dauer übrigens etwa 7 Stunden.


Noch ein paar Fotos des Tages, heute alle mit dem Handy aufgenommen:

Ist das der Peak? Nein, der liegt dahinter...

Hier geht's nicht weiter.

Über so viele Steine musst du gehen... Nichts für Spaziergänger.


Die Peaks sind vulkanischen Ursprungs. An dieser Ansicht wird es etwas erkennbar.


Geschafft: 3'850m erreicht. Oder 12'633 Fuss.


Den Regenwolken nah...

30 Juli 2015

Flagstaff

Mit Flagstaff ist es so ähnlich wie mit Green River oder Moab. Nur kommt hier noch die Route 66 dazu: die ganze Stadt ist voll von zumeist auswärtigen Autos, ein Hotel am anderen und ein stylisches historisches Downtown mit all den Lifestyle-Shops und Restaurants, damit die Touristen auf nichts verzichten müssen, wenn sie von hier aus zum Grand Canyon oder sonstwohin weiterreisen. Das ist allerdings der Unterschied zu Green River, dort gab es glaube ich, z.B. keinen Starbucks.
Seitdem die Route 66 ebenfalls zur Touristenattraktion aufgestiegen ist, kommen auch diese Reisenden noch dazu. Da fällt mir ein, dass das sowieso auch schon ein seit langem aufgeschriebener Plan ist: diese Main Street of America von Chicago bis Santa Monica abzufahren, soweit das heute noch möglich ist. Um ein ganz kleines Stückchen von der legendären Strasse mitzubekommen, unbedingt den Wikipedia-Artikel lesen.
In Flagstaff bin ich jetzt zum dritten Mal und nutze den Ort ebenso als Stützpunkt für die kommenden Unternehmungen. Zuerst aber habe ich mal ein lange lange ersehntes Fotomotiv selbstpersönlich eingefangen, welches ich schon immer gesucht und nun endlich gefunden habe: die Schilderwand. Gesehen habe ich das Bild oft schon bei anderen, nun kann ich es selbst zeigen:




Vielleicht wird in den nächsten zwei Tagen die Sonne nochmal richtig scheinen, dann gehe ich nochmal hin. Aber die Devise heute hiess: erstmal haben.

Die Sonne - das nächste Thema. Morgen oder übermorgen ist eine Wanderung geplant, und dazu braucht es mindestens bis zum frühen Nachmittag gutes Wetter, also heiter bis maximal wolkig, aber bitte ohne Regen und Gewitter. Das ist um diese Jahreszeit nämlich ein kleines Problem hier: vereinzelte Gewitter - das heisst, da wo das stattfindet, kommt es wolkenbruchartig runter und ich möchte mich nicht unterwegs vom Blitz treffen lassen. Also schauen wir mal, wie das ganze sich entwickelt.

Auf der Fahrt heute hierher gab es noch einen Abstecher in den Walnut Canyon mit den Überresten eines Dorfes der der Anasazi (-Indianer) in den Felsspalten der Canyonwände.
Und es gab einen Abstecher zum Barringer Crater draussen in der Wüste. Für letzteres habe ich mir allerdings die 18 Dollar Eintritt gespart und verweise auf meinen Bericht von 2009 (ich kann mich gar nicht erinnern, dass das damals auch so teuer war).
Der Canyon dagegen ist als National Monument geradezu billig, lediglich 5 Dollar. Dafür gibt es es einen schönen Rundweg durch den Canyon mit ein paar Hundert Treppenstufen.


Die Behausungen der Anasazi in den horizontalen Felsspalten (etwa Bildmitte)

9 Lokomotiven ziehen einen 2000(?) Meter langen Güterzug.
Die Bahnlinie der BNSF führt direkt durch Flagstaff durch.
(BNSF = Burlington Northern and Santa Fe Railway)

29 Juli 2015

The Wave

Heute* also war der Wave-Tag, nachdem ich gestern meine Permit gewonnen hatte, die den Zutritt zum Coyote Butte North gestattet. 20 Personen dürfen da pro Tag rein und es zeigte sich gleich zu Beginn, dass der Ranger, der aufpasst, dass sich niemand sonst Zutritt verschafft, die 21. Person ist. Gleich am Parkplatz, am Morgen, stand er da bzw. sass in seinem Auto und hatte die Liste der Berechtigten dabei. Als ich eintraf, kam er sodann gleich an mein Auto und wir unterhielten uns ein Weilchen über dies und das. Vor allem war er aber besorgt, dass jeder Besucher ordentlich gerüstet ist und genügend Wasser mit dabei hat. Die Formalitäten waren also eher eine lästige Nebensache. Ich habe den Ranger dann später immer wieder mal getroffen und er hat noch Wege gezeigt und für Leute Fotos gemacht.
So ging es also erstmal vom Parkplatz ab in die Wilderness Area, in die Wildnis, wo kein Weg mehr markiert ist (was nicht ganz stimmt) und auch recht wenig Touristenverkehr herrscht. Glücklicherweise hat das BLM (Bureau of Land Management - sinngemäss: Landverwaltungsamt) ganz ordentliche Karten und Wegbeschreibungen auf Papier produziert und mit Fotos für die wichtigsten Wegpunkte versehen. Unterwegs habe ich noch die Chinesen überholt, die gestern auch gewonnen hatten und heute unbekümmert und ohne jeden Respekt vor dieser grossartigen Natur durch die Felsen kletterten und lärmten. Sie waren tatsächlich zu fünft unterwegs (jemand musste wohl in den sauren Apfel beissen und was anderes unternehmen) und auch sie habe ich (leider, muss ich ehrlicherweise sagen) an diesem Tag noch oft angetroffen. Für's erste hiess es aber, Abstand zu gewinnen, denn ich konnte mir schon denken, dass die stillen Zeiten begrenzt sein würden...
Nach etwa 1.5 Stunden und 3 Meilen weglos über Felsen und Wüstensand und unter der erbarmungslosen Sonne Utahs und Arizonas (auch wenn sich beide Staaten die Sonne hier teilen müssen, ist sie gleich erbarmungslos auf beiden Seiten der Grenze) kam ich dann bei einer der grossartigsten Gesteins-Formationen an, die unser Planet zu bieten hat: The Wave.


Der Eingang zur Welle. Man steht davor und ist erstmal sprachlos.


Regenwasserpool. Hier drinnen schwimmen sogar Kaulquappen und Krebse...

Ungefähr 30 Minuten Vorsprung konnte ich vor meinen chinesischen Freunden herausarbeiten (ich war sehr zufrieden mit mir, immerhin hatte es über 30 Grad Celsius). Und die reichten für ein ganz exklusives Erster-Eindruck-Erlebnis, in aller Stille und Erhabenheit dieses ausserordentlichen Naturschauspiels. Man steht erstmal da und ist sprachlos.

Irgendwann kam auch der Ranger, die Chinesen, die Spanier und ein paar Amerikaner, die das pinkfarbene Permit und also per Internet gewonnen hatten. Im weiteren Verlauf des Vormittags erzählte mir der Ranger, dass es immer so ist, dass bis Mittag rumgelärmt und exzessiv fotografiert wird. Aber dann, wenn die Leute ihre Lunchpakete (Butterbrote) aufgefuttert haben und abmarschieren, dann wird es wieder still. Es gibt ja in dem Gebiet auch noch mehr zu sehen, zum Beispiel die Second Wave, etwas kleiner, aber nicht weniger spektakulär. Während ich die besucht habe (und allen Lärm hinter mir gelassen hatte), kam mir so der Gedanke: ist schon gut, dass die Besucherzahl so stark limitiert wird, sonst würden hier tausende Leute rumtrampel und alles kaputtmachen. Meinetwegen könnte die Restriktion auch bei einer Person pro Tag liegen. Das wäre dann natürlich ich ... ;)

Die Second Wave.

Tosende Wellen - versteinert.
Fast könnte man meinen, HR Giger sei der Schöpfer dieser Kunstwerke

Am Abend und am frühen Morgen habe ich dann noch ein bisschen rumrecherchiert (soweit es das lahme Internet zuliess). Was passiert eigentlich mit Leuten, die ohne Erlaubnis kommen? Die müssen wohl mit bis zu 10'000 Dollar Strafe und 1 Jahr Gefängnis rechnen. Und wie wird das Mass genau festgelegt? Antwort eine Rangers mit Augenzwinkern: "Es hängt davon ab, wie gut sie lügen." Kürzlich sind wohl zwei Spanierinnen mit $ 3'000 glimpflich davongekommen. Bei Gesetzesübertretungen hört die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Ranger auf, ist die übereinstimmende Aussage derer, die danach gefragt haben.
Im übrigen wird wohl auch die Lotterie abgeändert und künftig gibt es die 10 Tages-Karten auch in einer Online-Verlosung, jedoch 48 Stunden vorher. Das wird die Gewinnchancen erheblich verkleinern und dem Örtchen Kanab und auch Page sehr viele Übernachtungen kosten, denn Touristen aus aller Welt kommen, übernachten, und gehen dann morgens zur Lotterie, so wie ich es ja auch getan habe. Schade eigentlich, denn die örtliche Verlosung hatte so etwas sehr persönliches.

Zum Abschluss: Ich habe nun ja schon viele viele Merkwürdigkeiten und grossartige Landschaften gesehen und weiss nicht, welches das auf dem ersten Platz sein könnte, aber die Wave, die schafft es unter die Top Five!

Auf meiner Facebook-Seite hat übrigens jemand geschrieben, dass er den Ort als Bildschirmhintergrund von WindowsXP kenne. Das ist richtig. Dieses wallpaper hat der Wave nochmal einen enormen Bekanntheitsschub gegeben.

Am Folgetag, also mittlerweile heute, Dienstag ist nicht viel passiert ausser Autofahren. Von Kanab, Utah nach Winslow, Arizona, etwas mehr als 400 Kilometer. Morgen geht es von hier nach Flagstaff für drei Tage. Hoffentlich hält sich das Wetter, dann kann ich noch einen schönen hike unternehmen, bevor es dann am Wochenende nochmal in den Grand Canyon geht.

Nochmal die Wave - es gibt hunderte Fotos... (süchtig)

Und nochmal.

Und noch ein Bild aus der sagenhaften Umgebung.
Fünf kleinere Buttes (sprich: "bjut"). Ein Butte ist ein Härtling.

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* Der ganze Abschnit über die Wave kommt einen Tag verspätet. Weil es in der Wüste anscheinend in keinem Hotel mehr so richtig klappen will mit dem Internet. Draussen steht zwar dran "High Speed Wireless", aber das betrifft wohl nur die Strecke zwischen PC und Router...

27 Juli 2015

Es geht wieder was

Gestern hatte ich von den wenig erfolgreichen Vorhaben geschrieben. Heute hat sich das Ganze schön gewendet und der Tag war sehr erfolgreich. Und das schon um 10.00 Uhr am Morgen, Utah-Zeit.
Gestern hatte ich ja die Lotterie für die Eintrittserlaubnis (Permit) in die Coyote Buttes North verpasst, weil in Arizona die Uhren alle eine Stunde nachgehen. Am heutigen Morgen - ich wollte das nicht auf mir sitzen lassen - bin ich also eine Stunde früher los, was ganz gut war, so konnte ich das komische Hotel in Page ebenfalls eine Stunde früher verlassen, nämlich um 5.45 Uhr. Heute morgen gab es dort nicht mal mehr warmes Wasser...
Vor mir lag zum zweiten Mal die lange 70-Meilen-Fahrt nach Kanab/Utah, welches ich dann um ca. 8 Uhr erreicht habe und somit eine gute halbe Stunde vor Beginn des Lotterie-Prozederes. Gegen 8.30 hatten sich dann auch schon etwa 50 Leute versammelt, die alle von den begehrten und auf 10 Personen limitierten Permits etwas abhaben wollten. Zur Erläuterung: das Naturschutzgebiet Coyote Buttes North darf pro Tag von 20 Personen betreten werden. 10 Permits werden termingebunden ein Vierteljahr vorher per Internet verlost und 10 weitere Personen werden am Vortag in Kanab bei einer Lotterie ausgelost. Das fand also heute statt. Zunächst ein bisschen Papierkram ausfüllen, Name, Adresse, Autonummer etc. Dann hat die Rangerin, die das Ganze durchführte, jede Application (Bewerbung) mit einer Nummer versehen. Meine hat die 7 bekommen. Nach ein bisschen hin und her und Geschichten erzählen und Zeit schinden wurde dann Punkt 9 Uhr die erforderliche Anzahl nummerierter Kugeln in eine Lostrommel getan und - wie könnte es anders sein: die erste gezogene Nummer war die 7! Meine Bewerbung. Somit werde ich dann morgen einer von 20 Wanderern sein, der dieses riesige Naturschutzgebiet betreten wird, doch es gibt dort nur ein Ziel, dass ich dann morgen vorstellen werde.


Während sie noch Geschichten erzählt, dreht die Rangerin die Lostrommel
zum ersten Auslosungsdurchgang. Gleich darauf wird die Kugel mit der Nummer 7 ausgeworfen. Meine!

Die restliche Lotterie war denn auch schnell vorbei, denn jede Bewerbung kann eine Person oder eine Gruppe bis maximal 6 Mitgliedern umfassen, die Summe von 10 Personen darf aber keinesfalls überschritten werden. Nach mir wurde noch ein Paar, also 2 Personen aus Deutschland und weitere 2 Personen aus Spanien gezogen, macht 5. Dann fiel das Los auf eine Gruppe Chinesinnen, die aber 6 Leute waren. Von denen muss nun einer zu Hause oder im Hotel bleiben. Die Rangerin erzählte noch vorher, dass hier an Ort und Stelle schon ganze Familienstreitereien ausbrachen wegen der Frage, wer nicht mitgeht oder ob die ganze Gruppe auf ihr Permit verzichten soll... Naja, das Problem hatte ich nicht.

Nachdem die Verlierer dann den Raum verlassen hatten, gab es noch eine kurze Einweisung und ein paar detaillierte Landkarten und Wandermaterial und dann war der Haupt-Traktand des Tages gegen 9.50 Uhr erledigt. Was nun? Erstmal frühstücken. In einem kleinen Bed&Breakfast, welches auch ein kleines Restaurant beherbergte. Und anschliessend? Für's Hotel war es viel zu früh und für einen längeren Ausflug bereits zu spät. Doch vor Kanab gab es noch den Johnson Canyon, den ich auf der Karte gesehen hatte. Also da hin und noch einmal quer durch durchs Grand Staircase-Escalante Monument. Zurück ging es ein weiteres Mal über die Cottonwood Canyon Road, die ich ja schon kannte, doch so gab es eine schöne Rundfahrt von ca. 200 Meilen, davon 160 aus Schotter und Sand... Das wird dann auf dieser Reise auch die letzte Gelegenheit für derartigen Spass gewesen sein, denn einen anderen Punkt (das hatte ich gestern nämlich noch vergessen zu schreiben) musste ich auch streichen: den Tuweep Point am Grand Canyon. Mit sagenhaften 1000 Metern Abgrund und noch gigantischerer Aussicht auf die Südseite. Doch davor standen 60 Meilen rough road mit allen Warnungen und Empfehlungen, die man sich erdenken kann. Von "genügend Wasser mitnehmen" über "planen Sie 2-3 Tage zusätzlich ein, falls sie unterwegs liegenbleiben" bis "zwei Ersatzräder Minimum". Da habe ich dann lieber verzichtet.
Somit endet der Tag heute mit dem Zusammenstellen der nötigen Wanderausrüstung für morgen und diesem Blogeintrag.



Johnsons Canyon International Airstrip...


Slot Canyon von oben


Nochmal auf der Cottonwood Canyon Road.

26 Juli 2015

Wenn's nicht läuft, dann läuft's eben nicht...

Der heutige Samstag war so ein richtiger Fehl-Tag. Nichts wollte so richtig beginnen. Und ich habe nachgeschaut: es war vor etwa einem Jahr etwa das gleiche. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, da braucht es einen Dämpfer, um dann neu zu beginnen - optimistisch gesehen.
Angefangen hatte alles beim Hotel in Page/Arizona. Schon bei der Buchung. Mein "Stammhotel", welches ich vorher schon zweimal besucht hatte, war ausgebucht. Also Alternative: Best Western Plus. Hört sich ja gut an, vor allem das "Plus" im Namen. Das Zimmer ist auch soweit in Ordnung, doch der ganze Rest: an Lahmheit nicht zu überbieten: vom Front Desk über den Aufzug bis hin zum Internet. Letzteres erinnert an gute alte 90er-Jahre, wo wir mit Einwahl-Modems unsere Webseiten geladen haben, bei 56kbit/s... Meine Frage am Front Desk, was da los ist? Naja, die ganze Region Page hat eben nur diesen einen Zugang.... Komisch, dass im Quality Inn gegenüber das ganze vor 3 Jahren wesentlich besser lief und selbst beim grossen M und im Restaurant heute Abend die Übertragungsraten deutlich besser waren...
Nächster Fehlschlag: meine Teilnahme an der Permit-Lotterie für The Wave: Ich bin pünktlich in Arizona gestartet. Das ist aber für Utah, wo die Lotterie stattfindet, genau eine Stunde zu spät und somit 30 Minuten nach Stichzeit. Der Ranger hat sich wohl auch gedacht: "Blöder Tourist. Kann nicht mal die Zeitzonen auseinanderhalten..." Dabei haben Utah und Arizona die gleiche, bloss hat Arizona keine Sommerzeit, ausser im Navajo-Reservat, aber Page liegt da gerade nicht mehr drin...
Nächster Punkt: Das Wetter. Ich habe noch einige Vorhaben auf der Liste, die Sonnenschein und Trockenheit erfordern, aber die Wetterprognosen sagen sonnig bis Platzregen voraus... Und sowas nennt sich Wüste...
Okay, den ganze Mist habe ich heute, nach meinem erfolglosen Ausflug zur Lotterie nach Kanab/Utah (70 Meilen hin und 70 Meilen zurück) erstmal weggeschlummert. Schliesslich habe ich ja auch mal einen freien Tag verdient.
Gestern, der 24. Juli, war übrigens noch ganz in Ordnung und ganz nach meinem Geschmack. Vom Bryce Canyon National Park bin ich morgens Richtung Page aufgebrochen und habe abgehakt, was vor 3 Jahren misslungen ist: die Cottonwood Canyon Road zu befahren. Einige Dutzend Meilen Schotterstrasse quer durch das Naturschutzgebiet, aber immerhin so gut erhalten, dass die Strasse für jeden Fahrzeugtyp noch geeignet ist. Andererseits aber wieder so einsam, dass man unterwegs aussteigen kann und nichts (!) hört. Wo gibt es sowas heute noch? Die Fotos der Stille: siehe unten.

Cottonwood Canyon Road

Grosvenor Arch


Da die Strasse so gut in Schuss ist, dauert die Fahrt etwa bis Mittags und da bietet sich an, noch eine andere Route auszuprobieren, die ich aber schon teilweise kannte. Gleich hinter der Kreuzung der Cottonwood Canyon Road kommt der kleine Ort Big Water und hier zweigt die Smokey Mountain Road ab. Auch diese habe ich ansatzweise schon 2012 ausprobiert, musste aber umkehren. Heute war der Plan, nur ein Stück zu fahren. Die ganze Strecke kam gar nicht in Frage. Also runter vom Asphalt und rein in den Staub. Vorher noch der Abzweig in die Smokey Hollow Canyon Road - kenne ich ja schon aus 2012. Aber die Strasse verändert sich mit jedem Platzregen und jeder Flash Flood und so musste ich nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen aufgeben und as Auto inmitten eines ausgetrockneten Flussbettes wenden und zurückfahren.

Hier war Schluss im Smokey Hollow Canyon: An dieser (auf dem Bild lächerlichen)
Stelle wollte mein Jeep nicht mehr hoch. Nach ca. 10 Versuchen habe ich dann gewendet.
Vorher musste ich ein paar Felsbrocken zur Seite räumen...

Dann aber kam der Aufstieg zur Black Mesa auf der oben erwähnten Smokey Mountain Road. Ich habe diese Strasse damals, 2012, abwärts genommen. Diesmal ging es erstmal nach oben. Leute, ich habe lange keine schweissnassen Hände mehr beim Autofahren gehabt, aber gestern war es mal wieder soweit... links geht es steil abwärts und rechts über mir hängen die Felsbrocken, bei denen man sich fragt, wodurch die eigentlich noch an Ort und Stelle gehalten werden. Zur Entschädigung oben auf der Mesa: Totenstille, wunderbare Landschaft und grandiose Aussichten auf die Canyons und das platte Land. Beim Runterfahren stellst du dir dann die Frage: "Verdammt, wo zum Geier kommt dieser Felsbrocken da auf der Strasse her? Der lag doch vorhin noch nicht da rum, oder????"

Oben angekommen und schon gewendet - auf der Black Mesa

So sieht sie aus, die Strasse...


Lag der Brocken vorhin auch schon da???


Der Ablaufberg...


Nochmal die Smokey Mountain Road


21 Juli 2015

Der Canyon de Chelly

Da ich in meinem derzeitigen Quartier, Chinle, 2 Nächte gebucht habe, konnte ich heute den ganzen Tag ohne Ab- und Anreisedruck verbringen. Gleich hinter dem Hotel liegt das Canyon de Chelly National Monument und irgendwo hatte ich gelesen, dass man dafür einen Tag einsetzen sollte. So also entsteht meine Reiseplanung: irgendwo was lesen und nachmachen...
Chinle, so dachte ich (weil nicht nachgelesen) ist ein grösseres Kleinstädtchen mit allem, was man so braucht, inkl. Einkaufsmarkt und verschiedenen Restaurants. Weit gefehlt: der Ort hat zwar etwas über 6000 Einwohner, die sind aber über ein riesiges Gebiet verstreut und die meisten Bewohner zählen sich zu den sowieso in der Landschaft lebenden Navajo-Indianern. Somit besteht der eigentliche Ort nur aus einer Schule, ein paar Kirchen, 2 oder 3 Tankstellen und 2 Hotels. Glücklicherweise haben diese jeweils angeschlossene Restaurants, denn sonst wüssten die Gäste nicht, was und vor allem wo es etwas zu Futtern gibt. Das Restaurant in meinem Holdiday Inn, überhaupt das ganze Hotel, ist auch gut in Schuss und recht ordentlich. Selbstverständlich arbeiten hier ausschliesslich Navajos, und ich glaube, diese Hotels sind neben der Gästeunterbringung auch als Arbeitsbeschaffung gebaut worden, denn die Arbeitslosenquote in der Navajo Nation beträgt um die 40% und die Aussichten sind schlecht. Das hängt mit der Abgelegenheit der Landschaft zusammen, andererseits aber auch mit dem Lebensstil der Menschen hier. Das Nachgehen fester Arbeit mit regelmässigen Zeiten gehört nicht zur Lebensart. Genausowenig wie das Anhäufen von Reichtümern oder die Bildung einer privaten Altersvorsorge. Hier lebt man, wie mir scheint, möglichst im Einklag mit der grossartigen Landschaft. Und was braucht man dann mehr??? Die jüngeren sehen das übrigens nicht ganz so und gehen, wenn möglich, auswärts studieren. Diejenigen, die dann tatsächlich zurückkommen, sind gefragte Fachkräfte, zB. im Bauwesen.
Doch zurück zum Canyon de Chelly: der ist seit tausenden von Jahren von verschiedenen Volksgruppen besiedelt worden und auch heute noch leben ältere Navajowie schon ihre Vorfahren am Boden des Canyons inmitten einer Traumkulisse. Dort befinden sich zum Beispiel die etwa 1000 Jahre alten White House Ruins, Zeugnisse der Pueblo-Indianer und von vielen Fotos einigermassen bekannt. Ich hatte das schon vorher mal auf Bildern gesehen und heute dann direkt vor Ort. Vor den Pueblos lebten die Korbmacher hier und vor diesen auch schon andere Ureinwohner. Danach kamen die Hopi und nach den Hopi kamen die Navajo und dann kam der Weisse Mann. Die Navajo wurden nach Streitigkeiten und diversen Indianerkriegen sowie Raubzügen gegen die Spanier und europäische US-Amerikaner von US-Truppen und anderen Indianerstämmen vertrieben - gelinde gesagt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnten sie wieder in ihr angestammtes Gebiet zurückkehren.


Pueblo-Ruinen

Ich habe heute den Wanderweg vom Canyonrand zum Boden genommen, ein ca. 1.5 Meilen langer Abstieg mit kurzer Besichtigung und Wiederaufstieg. Eine kleine Wanderübung. Anschliessend habe ich dann noch die verschiedenen Overlooks abgeklappert, an denen jeweils ein Handwerksstand aufgebaut war und an jedem muss man mit den Standbetreibern ins Gespräch kommen und die jeweils gleiche Geschichte erzählen und die gleichen Fragen beantworten: Von wo kommst du? Bist du das erste Mal hier (Ja > Herzlich willkommen), Wie lange bleibst du? Wie gefällt dir die Navajo Nation? Kannst du mich mit dem Auto bis nach Chinle mitnehmen? ...

Gegen 16 Uhr war dann für mich Schluss. Ab ins Hotel, duschen, chillen, Abendessen. Morgen früh möchte ich zeitig aufbrechen, denn das Ziel heisst Canyonland National Park und liegt ca. 190 Meilen nordwärts (kleine Fehlpanung...). Dort gibt es wieder hunderte Meilen unpaved Roads und ich werde 2 Tage in der Gegend sein (aber an verschiedenen Orten).


Spider Rock. Der vielleicht prominenteste Felsen im Canyon. 240 Meter hoch.

Canyon de Chelly im schattenwerfenden Morgenlicht...

Noch mehr Canyon unter noch blau-weissem Himmel,
was sich dann aber schnell änderte.

Auch in Arizona gibt's Wetter:
Eine Gewitterfront zieht heran - und später woanders hin.

21 Juli 2014

Aua Aua Aua

Das tut wirklich weh in den Muskeln und die 11-Stunden-Wanderung von gestern lässt sich deutlich spüren... Und das blöde ist: am besten ist es, wenn man nichts tut, also zum Beispiel Fernsehen oder im Internet surfen, oder wenn man immer schön weiterläuft... Um all diese Gebrechen auszukurieren, sind jetzt zwei Tage Ruhe in Las Vegas eingeplant, wenn man das so nennen kann. Andererseits: der Muskelkater ist auch ein gutes Gefühl: etwas einzigartiges geschafft zu haben.
"Nichts tun" kommt im Wilden Westen dem Autofahren ziemlich nahe. Die Strassen sind laaaaaang und der Verkehr recht gering, so dass ich heute auf der Fahrt von Williams, Arizona nach Las Vegas die Automatik anschalten konnte und das Auto sich so ziemlich selbst gelenkt hat.
In Las Vegas selbst habe ich mir ein Zimmer im MGM Grand reserviert. Grosser Name, aber sie kochen alle nur mit Wasser: Das Zimmer war zum Eintreffen noch nicht fertig und ich musste warten bis 20 Uhr, damit ich endlich alle versprochenen Annehmlichkeiten geniessen konnte. Das werde ich jetzt zwei Tage lang tun. Mit Blick auf den Las Vegas Boulevard. Bevor ich mir dann einen lange geträumten Traum erfülle und eine Nacht im Death Valley verbringe. Zimmer ist vorreserviert, Sternenhimmel inklusive.
Soweit mal für den heutigen Tag.


So lang sind hier die Strassen und so blau der Himmel...
Route 66

20 Juli 2014

Wandertag

Liebe Leser
Wer von euch Wandern geht, kennt vielleicht das Gefühl, wenn man nach einer langen Tour wieder zu Hause ankommt: "Nie wieder wandern. Das war heute das letzte Mal!" Und dann, noch wenn Stadium 1 (Knochen tun weh, Muskelkater, Müdigkeit...) auf dem Höhepunkt ist, was meist am nächsten Tag der Fall ist, werden die Wanderkarten rausgeholt und die nächste Tour geplant.
Ich befinde mich im Moment noch in Stadium 1. Vorgestern hatte ich von meinen Bedenken gegen eine Grand-Canyon-Wanderung geschrieben und das Vorhaben eigentlich schon abgesagt. Doch danach gab es doch ein paar Pro-Punkte auf meiner "Abwägungsliste". Zum Beispiel der Post von meinem Bruder Sebastian.

Von hier etwa beginnt die Wandertour: Der OOH-AAH-Point.
Der Name ist doch selbsterklärend, oder? 

Dann war ich am Freitag nachmittag mal dort, um die Lage zu peilen. Vor der Einfahrt in den Nationalpark hatte ich sogar einen Abstecher zum Flugplatz gemacht und mich erkundigt, was ein Helicopter-Rundflug kostet und ich hatte die Kreditkarte schon in der Hand, doch der nächste verfügbare Sitzplatz war erst in 2 Stunden zu haben. Danach war ich am Rand - rim - des Grand Canyons und beim Runterschauen kam mir so der Gedanke "Das kann eigentlich nicht sein, dass ich mir das vornehme, teure Schuhe kaufe usw. und nachher findet das nicht statt." Also habe ich eine weitere Nacht hier in der Nähe gebucht und am Abend im Hotel in Flagstaff alles klar gemacht, damit am frühen Samstagmorgen eine reibungslose Abreise möglich wurde. Um 5.30 Uhr war ich dann auf dem Shuttlebus-Parkplatz im Grand Canyon und hab dort gleich einen Amerikaner kennengelernt, der ebenfalls loswollte, wenn auch nur ein kleines Stück des Weges (bis zum Skeleton Point). Irgendwie trauen die Amis einem anderen und sich selbst eine lange Tour nicht zu, denn dieser guy hat nur grosse Augen gemacht und war doch sehr skeptisch obwohl er selbst passionierter Wüstenwanderer ist. Wahrscheinlich hat er sich in dem Moment gedacht "Jaja, das sind die deutschen Jungs, so haben sie auch die WM gewonnen..." Aber das ist meine Phantasie, nachdem wir schon ausgiebig über Fussball gesprochen hatten.
Mein Plan für heute war: auf dem South Kaibab Trail hinunter und dem Bright Angel Trail wieder hoch. Wird von den Rangern abgeraten und überhaupt, jedes Jahr müssen soundsoviel Menschen gerettet werden, einige davon in Plastiksäcken mit Reissverschluss.

Leider gibt es kein Höhenprofil,
deshalb hab ich schnell selbst eins
gemacht. :)
Den Landkarten mit Zeitangaben, die im Park kostenlos verteilt werden, kann man allerdings nicht durchweg trauen. Der erste Abschnitt der Tour bis zum Skeleton Point brauchte abwärts eine Stunde und zurück schätze ich mal zwei Stunden. Auf der Karte stand die Strecke mit 6-9 Stunden Wanderzeit... Solche Abweichungen machen natürlich Mut, die ganze Runde auszuprobieren, auch wenn davon abgeraten wird. Terry, mein amerikanischer Begleiter ist dann auch umgekehrt, um zum Frühstück mit der Familie wieder auf dem Campingplatz zu sein. Ab jetzt war ich somit allein unterwegs, abgesehen von einer Reihe anderer Wanderer, die entweder auch runter wollten oder schon wieder am Aufstieg waren.
Um es etwas abzukürzen, erspare ich mir an dieser Stelle die Schilderung der wunderbaren Aussichten dieses Naturwunders. Kurz gesagt: Nach dem Start um 6 Uhr war ich gegen 9 Uhr am Colorado River, etwa 1400 Meter tiefer gelegen. Um 10 Uhr habe ich von dort den Aufstieg begonnen und war um 17.10 Uhr wieder oben. Somit also reine Wanderzeit etwa 11 Stunden. Andere machen das sicher in kürzerer Zeit (zum Beispiel die Jogger, die mir entgegengekommen sind...). Aber ich war sehr zufrieden mit mir und dem Tag.

Über zwei Brücken musst du gehen... Zuerst über die Black Bridge.

Der Colorado River bei der Arbeit. Der Fluss hat eine so grosse
Erosionskraft, dass er nach nur ein paar Millionen Jahren
fertig war mit dem Grand Canyon in seiner heutigen Form.
Er könnte noch 600 Meter schaffen, aber der Mensch verwehrt ihm das.

Ein paar Randbemerkungen noch: Man merkt genau, wann man es mit Wanderern (hiker) zu tun hat und wann mit Touristen. Grundsätzlich trifft man die Hiker in den tieferen Regionen an und alle Hiker grüssen einander und mit den meisten kommt man auch ins Gespräch. Die Touristen starren einfach nur geradeaus und laufen grusslos vorbei. Diese trifft man im oberen Bereich an und ich glaube, die denken: wir machen mal schnell ein paar Schritte in den Canyon und spazieren dann wieder nach oben... Einige von denen haben sicher schwer geatmet beim Rückzug. Und einer hat mich sogar, als ich schon 6 Stunden am Aufstieg war, also gegen 16 Uhr, gefragt, ob es auf dem Weg zum Fluss ein Hotel oder ein Restaurant gibt... Ich glaube, viele Touris sehen den Grand Canyon als so eine Art Vergnügungspark an und vergessen, dass die Umwelt hier eigentlich lebensfeindlich ist. Wenn ich so sehe, wie manche an der Kante herumturnen, auf den Felsen rumklettern, wo es einen Schritt weiter 500 Meter abwärts geht... Da gehe ich immer ganz schnell weiter, denn ich will nicht noch als Unfallzeuge zur Polizei müssen. Überhaupt: die Touristen: wie man auf die Idee kommt, eine Wanderung in Flipflops zu starten... keine Ahnung. Wahrscheinlich sind das die Leute, die nachher gerettet werden müssen oder tot sind.

Aufstieg auf dem Bright Angel Trail

Eine andere Sache ist die: wenn ich mit den Leute ins Gespräch kam, ist irgendwann die Frage fällig, woher man kommt. Und wenn ich dann sage, from Germany, folgte bisher jedes Mal ein "Congratulations" für die gewonnene WM. Unabhängig von der Nationalität. Ich habe mit Amerikanern, Belgiern, Niederländern (!), Mexikanern usw. gesprochen. Das macht doch Spass, oder?
Wie gesagt, ca. 17 Uhr habe ich mit einem wunderbaren Gefühl die letzten Schritte aus dem Canyon raus getan und bin jetzt sehr zufrieden mit mir und freue mich, dass ich mich doch noch entschlossen habe, die Tour zu unternehmen. Morgen werde ich alle Knochen und Muskeln spüren, aber egal. Es sind zwei Ruhetage in Las Vegas angesetzt und die werde ich geniessen.

Wer mehr über den Grand Canyon und seine einzigartige Bedeutung wissen möchte, sollte die Wikipedia-Artikel lesen: Allgemeiner Artikel hier und etwas spezieller hier. Auch für Nicht-Geologen eine gute Information, die auch deutlich macht, warum dieses wunderbare Stück Natur UNESCO-Naturerbe ist.

In Las Vegas war ich schon mehrmals, daher gibts vielleicht nicht so viel neues von dort zu berichten. Die früheren Blogeinträge finden sich hier von 2010 und hier von 2012.




18 Juli 2014

Wieder was gelernt...

Gestern gab es keinen neuen Eintrag im Blog und vorgestern nur einen ganz kurzen "Vertröstungs-Post". Ich bin gerade dabei, das "Entfernungsgefühl" von Schweiz auf USA umzustellen. Und das geht so: am Vortag Pläne machen für den nächsten oder die nächsten Tage und an denen dann feststellen: es läuft so nicht. Und dann korrigieren. So jedenfalls passierte es mir, als ich noch in Los Angeles war und leichtfertig ein Hotel - billigster Preis - in Blythe buchte. Es gibt in Kalifornien ein Kaff, das heisst Desert Center. Blythe ist kein Kaff, aber die geografische Position ist in etwa die gleiche und ich dachte, wenn ich dann auf dem Weg dorthin bin, kann ich hier und da noch einen Abstecher oder einen Umweg machen. Das war eine gute Idee, leider völlig daneben, denn bis nach Blythe sind es von Los Angeles ca. 250 Meilen auf der schnellsten Route und ich hatte schon die Landstrasse gewählt, die sehr viel länger ist. Irgendwann bin ich dann ziemlich müde angekommen und es hat gerade noch für ein Abendessen und eine (wie sich später herausstellte: völlig sinnlose) Reservation gereicht.
Tags drauf wurden die Vorräte noch ergänzt im Ranch Market, der fast nur abgelaufene Produkte hatte, auch das erst nachher mitbekommen... Dann ging die Fahrt wieder los zum etwa 100 Meilen entfernten Alamo Lake State Park, schon in Arizona, ziemlich mittig im Nirgendwo. Dort wollte ich erstmals seit 25 Jahren wieder Camping ausprobieren und damit nicht schiefgehen konnte, hatte ich eben dafür einen Platz reserviert. Alamo Lake, hörte sich erstmal gut an. Badesee, für Bootfahrer und Angler sehr geeignet und trifft in Amerika zwei weitverbreitete Hobbies, die Campgrounds nummeriert, was für eine gewisse Organisation spricht. Ich hatte mich für Area D, Platz 8 entschieden. Möglichst weit entfernt von den Wohnmobilen, wegen der Klimaanlagen und Generatoren etc. Weil es noch so früh war, wählte ich wiederum einen kleinen Umweg und wollte den Park von der Ostseite her anfahren, über die Old Alamo Road. Die Ausfahrt vom Highway auf diese Strasse habe ich erst bemerkt, als ich dran vorbeifuhr, aber schon der kurze erste Blick sagte mir: diese 40 Meilen Umweg kann ich gleich zurückfahren. Das habe ich mir, nachdem ich gewendet bin, durch den eigenen Augenschein bestätigt: unpaved road natürlich, aber nicht gewartet, riesige Warnschilder und Ablehnung jeglicher Verantwortung durch den Strassenträger. Und die Strasse selbst hatte so etwas afrikanisches: Sand und riesige ausgewaschene Löcher. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, denn die Gegend erschien mir doch recht einsam und die Temperatur lag irgendwo bei 41 Grad. Also umkehren und den offiziellen Weg nehmen, denn ich dann auch gefunden habe. Vom Highway 30 Meilen asphaltiert bis in den State Park, wunderbar stille Wüstenlandschaft. Etwas sehr still, wie ich irgendwann bemerkte. Niemand folgte mir und niemand kam mir entgegen. So zogen sich die Meilen hin und irgendwann, kurz vor Erreichen der Rangerstation kam mir der Gedanke: Pass mal auf, wenn du da ankommst, hängt ein Zettel am Office: Lieber Michael, du bist allein im Park, such dir einen Platz aus. Und genauso war's dann auch, bloss dass der Ranger mir das persönlich gesagt hat: es war niemand sonst im Park ausser er und seine Familie und ein Paar in einem Wohnmobil, die Dauercamper waren und ansonsten den Parkladen betreuen. Und der Grund ist auch ganz einfach: Es ist zwar der richtige Ort, jedoch die falsche Jahreszeit. Hochsaison ist hier im Januar/Februar. Jetzt im Juli, bei über 40 Grad geht niemand sonst campen, ausser Leute, die keine Ahnung davon haben, also so Leute wie ich. Aber was soll's, jetzt war ich da und jetzt bleibe ich auch. Der Ranger verlegt noch meinen Platz von Area D nach Area A: "Dort hast du Dusche und WC. In Area D hast du nichts." Was stimmte, denn ich hab mir das nachher noch angeschaut. Area D war der Bereich, der ausser einem Plumpsklo nichts hatte an zivilisatorischen Errungenschaften. Übrigens lag Area D etwa 3 Meilen von A entfernt, man könnte also nicht mal schnell rüberspringen...

Burros, ein Eselart, leben frei im Park und besuchen Nachts und
am sehr frühen Morgen die Zelte der Camper

So habe ich dann also mein Zelt aufgebaut, mit dem Ranger geschwatzt und mir noch Eis für die Kühlbox geben lassen. Dann musste der Ranger nach Hause. Es war etwa 16 Uhr, das Thermometer zeigte 106° Fahrenheit und an Abkühlung nicht zu denken. Mit ein bisschen im Park herumfahren habe ich dann tatsächlich die Zeit bis zum Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang herumgebracht, habe die freilebenden Burros kennengelernt und bin dann gegen 20.30 Uhr in mein Zelt gekrochen. Leider war an Schlaf vorerst nicht zu denken, denn in dieser Wüste kühlt es nicht so schnell ab, wie man denkt. Der aufgeheizte Boden gab kontinuierlich bis zum frühen Morgen seine tagsüber gespeicherte Wärme wie eine Fussbodenheizung ab. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen... Es ist eben nicht die Saison zum Campen, jedenfalls nicht hier in der Mohave Wüste.
Entschädigt wurde ich dann morgens mit einem wiederum wunderschönen Sonnenaufgang und einem Frühstück mit Kaffee vom Campingkocher usw. Am See waren dann auch ein paar Angler schon unterwegs und der Ranger hat seine Kontrollfahrten gemacht - alles in Ordnung also. 

Camperfrühstück

Zusammenpacken, Check-Out und Abfahren, das war erstmal mein erster Camping-Versuch. Die nächsten zwei Nächte finden dann wieder mit den Annehmlichkeiten eines Hotels statt, nämlich Flagstaff, Arizona. Von hier aus, so war der Plan, wollte ich zum Grand Canyon fahren und dort wandern. Einmal vom Rand (Rim) bis zum Grund, zum Colorado River und wieder nach oben. Wie in den Alpen, bloss umgekehrt: erst runter, dann rauf. Und garantiert keine Seilbahn. Durch ein paar Recherchen und einige spitze Bemerkungen in meinem Umfeld (zu Hause) habe ich jetzt doch etwas Angst bekommen, ob das gehen kann. Die letzte Wanderung in den Alpen hatte ca. 1.600 Höhenmeter, 14 Kilometer Weg und das bei angenehmen Temperaturen.  Grand Canyon wären ca. 1.400 Höhenmeter (erst runter dann rauf), ca. 26 Kilometer Wegstrecke und Temperaturen bis 40°.... Tja, im Moment sitze ich im Hotel in Flagstaff, lasse es mir im übrigen gutgehen, so ist es nicht, und mache eine langwierige Chancen-Risiken-Abwägung....
Die Zusammenfassung der letzten 2 Tage könnte also in wenigen Worten lauten: nimm dir nicht zuviel vor.

High Desert Arizona. So schön ist die Wüste.
Das kann man gar nicht auf Foto festhalten.

10 Mai 2012

Ruhetag in Phoenix, Arizona

Nach Las Vegas, wo ja eigentlich zwei Ruhetage eingeplant, aber nicht eingehalten wurden, habe ich das nun in Phoenix, Arizona nachgeholt. Zwei Übernachtungen im Hotel San Carlos mitten in Downtown ergeben einen Tag ohne Fahren und mit Schauen, Bummeln und Rumsitzen in (Irish-)Pubs in aller Ruhe. Und das in einer sympathischen Wüstenstadt, die einerseits nicht ganz langweilig ist, andererseits aber auch nicht so auf den Besucher einstürmt, wie Las Vegas. Für einen Ruhetag deshalb sehr geeignet. 

Phoenix, ganz weit draussen - Hauptstadt des US-Bundesstaates Arizona und ziemlich genau mittig in dessen endloser Wüste gelegen - besticht mit einer zu Fuss erlaufbaren Downtown, mit vielen Cafés an der Strasse, mehreren grünen Parks zwischen mittelgrossen Wolkenkratzern und überhaupt mit einem ganz besonderen, einfachen Charme, wenn man mal von der Anreise mit dem Auto in die Innenstadt absieht. Die ist nämlich nicht ganz so easy gewesen. 

Mein Hotel San Carlos also ist mitten in der Stadt gelegen, innerhalb den Strassenbahn-Loops. In Betrieb ist es seit den 20er Jahren und seitdem hat sich an der Inneneinrichtung nur das verändert, was aus Brandschutz- oder Sicherheitsgründen absolut notwendig war. Ansonsten ist der Charme der 20er erhalten geblieben und angeblich hat jedes Zimmer seine eigene Dekoration. Ich konnte das nicht überprüfen, aber irgendwie glaube ich es. 
Das Auto habe ich beim Valet Parking unterstellen lassen, wie schon in Las Vegas. Ich schreibe das hier, weil ich mir erstmal wieder in Erinnerung rufen musste, was das bedeutet: man fährt mit dem Auto vor, übergibt des Schlüssel einem Hotelangestellten und der parkt dann das Auto irgendwo. Hier in Phoenix kostet das 20 Dollar pro Tag und ich hab keine Ahnung, wo das Fahrzeug abgestellt ist. In Las Vegas war der Service - nicht nur für Hotelbesucher! - kostenlos und ich konnte das Auto vom Zimmerfenster aus sehen.

Hotel San Carlos in der Downtown von Phoenix

Jetzt sitze ich in einem Café und kann nicht raus, weil draussen gerade ein Wüstengewitter niederbricht. Bis vor ein paar Minuten habe ich noch auf der grossen überdachten, aber sonst offenen Patio gesessen, aber beim ersten Blitz am grauen Himmel habe ich mich nach innen verlegen lassen. Vor aller Art von Elektrizität, insbesondere draussen habe ich einen ziemlichen Respekt…

Zwei Erkenntnisse aus den letzten Tagen habe ich noch für Leser und für mich selbst: Buche lieber mitten in der Innenstadt ein Hotelzimmer, dann kannst du in Bars und Restaurants Wein und Bier usw. geniessen. Und: Bei solchen Roadtrips wie ich es jetzt mache und wenn genügend Zeit dafür da ist: in grösseren Städten lieber mehr als eine Nacht buchen. Dann ist für Wein und Bier auch mehr Platz und man muss nicht gleich an die Weiterreise denken.

08 Mai 2012

Endlich fertig

Die Brückenbauer am Hoover Dam sind im Herbst 2010 endlich mit ihrem Werk fertig geworden und nun kann der Fussgänger den Hoover Dam mit seiner etwa 220 Meter hohen Staumauer aus einer Gesamthöhe von etwa 300 Meter bewundern.
Heute nur diese kurze Information. Las Vegas steht noch aus und kommt auch noch...

Hoover Dam von der Brücke aus gesehen. Wer jemals selbst auf der Mauer
gestanden hat, kann selbst einschätzen, wie beeindruckend
hier die wirklichen Grössenerhältnisse sind.

17 Juli 2010

Beginnen und zu Ende bringen

Beginne nichts, von dem du nicht weißt, ob du es zu Ende bringst. Getreu diesem Motto habe ich heute beendet, was ich im vorigen Jahr aufgrund ungenügender Planung bereits nach dem ersten Zehntel abbrechen musste. Heute war Planung und Ausgangslage sehr viel günstiger: von St. George, Utah sollte es nach Las Vegas gehen und auf diesem Weg der Valley of Fire State Park in Nevada abgeklappert werden. So ging es auf der Interstate erstmal durch den atemberaubenden Virginia River Canyon: Die vierspurige Autobahn windet sich an den steil aufragenden Felswänden entlang in unzähligen Kurven und Kehren, auf und ab. Die Einheimischen Fahrer, vor allem die Trucker, scheinen kein Auge dafür zu haben und donnern die Gefällestrecke weit über Tempolimit hinab, während ich mit Sonntagsfahrergeschwindigkeit die Aussicht genieße. Wenn die Strasse nicht so viel Konzentration verlangen würde, ich hätte bestimmt nebenher fotografiert.
An seinem westlichen Ende spukt der Canyon die ganze Blechlawine in eine völlig andere Landschaft aus. Plötzlich sind die Felsen fort, ebenso die Kurven. Alles weicht wieder der Wüstenlandschaft. Der Blick zurück auf die Bergkette läßt nicht vermuten, dass hier irgendwo eine Autobahn durchgeht.
Kurz nach der Canyon-Durchfahrt endet Arizona und beginnt Nevada. Diesmal war ich mir ganz sicher: Uhr umstellen nicht nötig, obwohl Nevada Pacific Time hat und Arizona Mountain Time. Aber Arizona hat keine Sommerzeit. Diesen Umstand, diese Überlegung habe ich mir an prominenter Stelle später am Tag noch bestätigen lassen.
In Nevada ging es dann hinein in den State Park, so etwas wie ein Nationalpark, nur in Zuständigkeit des Staates und nicht der US-Bundesregierung. Die State Parks sind oft auch nicht so groß und weniger gut ausgestattet, ausser an Attraktionen. In diesem Park bestehen sie aus außergewöhnlichen roten Felsen in wunderbaren Formationen und geschliffen durch Wind und Wetter. Das Felsmaterial ist Sandstein, entstanden vor 150 Millionen Jahren aus aufgetürmten Dünen, die zusammengepresst wurden und dann vom Wetter weiter geformt wurden und immer noch geformt werden. Der rote Fels dominiert das Bild, es gibt Arches (natürliche Bögen) und Balanced Rocks (balancierte Felsen) zu bestaunen - alles in Rot, manchmal ist auch etwas Gelb oder andere Farben drin.

Balanced Rock in einer unglaublich schönen und wahnsinnig heißen Landschaft

Von diesem Rot hat der Park auch seinen Namen: Valley of Fire. Obwohl er ihn auch vom Klima haben könnte. Die Luft brennt im Hochsommer, und heute war Hochsommer. 118° Fahrenheit, das sind 47,8° Celsius (in Worten: siebenundvierzig-komma-acht). Wenig schattenspendende Stellen und der Wind ist eher wie der Föhn im Badezimmer. Im Park geht das noch, die wichtigsten Punkte sind bequem im klimatisierten Auto und in wenigen Fußmarsch-Schritten erreichbar (wenn nur nicht das Ein- und Aussteigen am Auto wäre...). Nach einigen hundert Fotos war es dann aber genug, ich wollte weiter und hatte mir noch den Abstecher zum Hoover Dam vorgenommen.

Natürlicher Bogen - Geologie und Wetter haben mal wieder ganze Arbeit geleistet


Unterwegs in Nevada, das heißt im wesentlichen: Weiterfahrt durch die Wüste und durch die flirrende Hitze. Unterwegs ein Stopp, um etwas Sport zu treiben: ein Pfad führt von einem Parkplatz auf den etwa 200 Meter höher liegenden Gipfel eines Berges neben der Autobahn. Da bin ich also noch rauf und sicher wieder runtergekommen, bei 45° Celsius. Entsprechend ist bei solchen Aktionen natürlich der Wasserverlust, der wieder ausgeglichen werden muss. Mehr trinken heißt das. Aber so war ich doch ganz zufrieden mit mir und meiner Kondition. Der Berg hätte auch 300 Meter hoch sein können.
Kurz darauf bin ich dann noch zum Hoover Dam gefahren, wo ich ja auch schon 2009 war. Ich wollte gerne sehen, wie weit die neue Brücke über den Canyon ist. Kurz gesagt: sie ist fast fertig. Später wird man als Fußgänger darüberlaufen können und das gigantische, 220 Meter hohe Staumauer-Bauwerk des Hoover Dams von oben (!) anschauen können. Fertigstellung soll im November 2010 sein. Ich muss wohl nochmal herkommen.

Fast fertig: der Hoover Dam Bypass. Über die vierspurige Straße und diese Brücker wird künftig der Durchgangsverkehr geleitet, der heute noch über den Damm selbst läuft.

Das Gelände um den Damm herum ist für die unendlichen Touristenströme gut ausgebaut und mit vielen Parkplätzen versehen, die dummerweise aber immer höher liegen und die Leute die Tendenz haben, erst die unteren Plätze zu belegen. Ich habe deshalb erst auf Parking unit 11 einen Platz bekommen (bei 10 durfte ich nicht links abbiegen) und musste dann über Treppen nach unten laufen, um auf die Staumauer zu gelangen. An den sogenannten Intake-Towers habe ich mich noch davon überzeugt, dass es in Arizona genauso früh ist, wie in Nevada. Mitten in der Mitte des Mauerbogens verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona und auf jeder Staats-Seite stehen zwei Türme im Wasser, durch die das Wasser für das Kraftwerk eingelassen wird: die Nevada-Intake-Towers und die Arizona-Intake-Towers. Auf jeder Seite mit eigener Uhr. Schnell ein paar Fotos, dann zurück zum Auto, jetzt aber die Treppen wieder hoch, bei immer noch 45° Celsius... Gestern habe ich von den flash floods geschrieben, heute habe ich selber solche erlebt. Wenn dir der Schweiß aus allen Poren raustritt, dann bekommt der Begriff noch eine ganz neue Bedeutung.
Heilfroh und ziemlich erledigt bin ich dann in meinem Hotel angekommen und konnte endlich endlich unter die Dusche.
Hier in Las Vegas bleibe ich jetzt für zwei Nächte und habe auch ein kleines Programm; nein, Besuch eines Kasinos steht noch nicht auf dem Plan, aber den berühmten Strip muss ich mir nun endlich auch einmal anschauen. Vielleicht treffe ich ja Siegfried und Roy...
Tip des Tages für andere Wüstenbesucher: Mehr trinken! Vier Liter Wasser über den halben Tag verteilt sind wirklich kein Problem und im Grunde das Mindeste. Es macht auch keine Probleme, denn das Wasser sucht sich andere Wege nach draussen...

Da haben wir's: In Nevada ist es genaus spät wie in Arizona früh, obwohl beide in unterschiedlichen Zeitzonen liegen (Pacific Time für Nevada bzw. Mountain Time für Arizona). Aber Arizona hat keine Sommerzeit...

15 Juli 2010

Low clearance, high clearance und meine ewige Frage: in welcher Zeitzone bin ich und welche Zeit gilt dort...

Heute also von Gallup, New Mexico, wieder Richtung Norden ins Monument Valley. Wie in den Tagen zuvor bin ich früh raus, um den beginnenden Tag gleich gut auszunutzen und von meinem Hotel bis zum Ziel im Norden von Arizona sind etliche Meilen zu überwinden. Wie schon berichtet, hatte ich mir vorgenommen, das Monument Valley mit seinen berühmten Felsen nach 2009 nun ein zweites Mal zu besuchen. Manche Reiseführer schreiben ja, dass bestimmte Landschaften einen Menschen nach dessen Besuch verändert haben. Ich bin da zwar nicht sicher, aber immerhin hatte mich diese Landschaft sehr beeindruckt und bewegt. Ein zweiter Besuch ist dann zwar meistens nicht mehr so spektakulär, aber trotzdem hat der Platz etwas sehr Anziehendes für mich. Das hat mir auch die lange Anfahrt und die doch recht umständliche Routenplanung erleichtert.

Weils so schön ist: nochmal Monument Valley. Die Felsen erscheinen zu jeder Tageszeit in anderen Rot- und Brauntönen. Da ich zweimal durchgefahren bin, habe ich nun die Mittags- und die Spätnachmittagsfarben.

Anders als im letzten Jahr war ich diesmal schon gegen Mittag dort. Eintritt pro Person wie 2009 lächerliche 5 Dollar. Betrieben wird der Park inklusive Hotel von den Navajo-Indianern, gehört also nicht zum Beispiel zu den Nationalparks. Die Rundfahrt verläuft auf einer Piste, die die Bezeichnung Straße nicht verdient: staubig, sandig, holprig. Empfohlen wird Vierradantrieb und high clearance; also so "hochhackiche" Autos, wie meine Verkäuferin im Reisebüro sagen würde. Da bin ich natürlich bestens ausgerüstet und kann von meinem Auto herabblicken auf all die Leute, die viel zuviel Vertrauen in die Geländefähigkeit ihrer Limousinen, Vans und Kleinwagen (allesamt low clearance) setzen. Ich frage mich wirklich (wie bereits im Vorjahr), was sich Leute dabei denken, mit einem Ford Mustang so eine Piste abzufahren, aber immerhin ist noch jeder wieder aus dem Valley herausgekommen. Leute, wenn ihr nach Amerika kommt, einen Mietwagen nehmt und das Monument Valley einplant, dann investiert die paar mehr Euro in ein kleines SUV und habt Spaß hier. Denn dass, was ihr mit einem Chevrolet Cobalt (or similar - wie es im Autovermieter-Prospekt heißt) spart, zahlt ihr bei der Navajo-Rundfahrt mit deren Geländefahrzeugen drauf. Die kostet nämlich pro Person 45 Dollar (kurze Strecke) oder 75 Dollar (lange Strecke). Und jetzt ist auch klar, warum der "Grundeintritt" so billig ist: der Rest wird mit Zusatzleistungen hereingeholt. Zum Glück ist man auf diese nicht unbedingt angewiesen und ich konnte mit meinem Auto wunderbar, wenn auch ziemlich durchgeschüttelt, die Route gleich zweimal nehmen - weils so schön war.
Nach dem Monument Valley und meiner Fahrt zum nächsten Schlafplatz in Page, Arizona, habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass die Uhren hier nun doch wieder eine Stunde nachgehen als in New Mexico, was ja weiter östlich liegt. Ich komme vielleicht noch dahinter, was die Lösung ist. Jedenfalls wurde mir gestern beim Tanken (auch in Arizona), die gleiche Zeit ausgewiesen wie in New Mexico im Hotel. Und heute abend geht meine Uhr eine Stunde vor...

So "holperig" wie die Landschaft im Großen sind die Pisten im kleinen. Trotzdem sind die Touristen mit derartigen Autos hier unterwegs...