Posts mit dem Label Las Vegas werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Las Vegas werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

06 August 2015

Viva Las Vegas

Ich werde nun jetzt doch noch über Las Vegas, die Glitzerstadt in der Wüste schreiben, denn die Uhr tickt und die Zeit im US-Westen läuft für mich ab. Und obwohl sich die Stadt im Wesentlichen nicht verändert hat, gibt es doch noch ein paar Dinge, die ich nicht unerwähnt lassen möchte, bevor ich morgen früh zur letzten Etappe an die Ostküste aufbreche.
Nach der Grand-Canyon-Wanderung am Sonntag bin ich also am Montag hier in Las Vegas eingetroffen. Das war erstmal ein Kulturschock, muss ich ehrlich sagen. Allein schon die Anreise über die Autobahn und die Innenstadt-Highways war verwirrend und komplex. So komplex, wie das Gebäudeensemble, in dem mein Hotel steht: das City Center, ein riesiges Areal mit mehreren Wolkenkratzern und einer 7-spurigen Ein- bzw. Ausfahrt. Da habe ich natürlich erstmal die falsche erwischt und musste den ganzen Kursus nochmal fahren: raus, einmal um den Block und wieder rein. Und das ganze in der Nachmittagszeit, wo sowieso schon Hochbetrieb herrscht. Dann das Einchecken im Hotel. Schlangestehen wie am Flughafen. Irgendwann war auch das erledigt und als ich dann das Zimmer im 51. Stock betrat, öffneten sich in dem Moment die Vorhänge und gaben den Blick frei auf den "Strip" und die ganze östliche Agglomeration von Las Vegas. Einfach gigantisch (die programmieren das mit Absicht so, dass man ein schönes Ankommen-Erlebnis hat). Im Hintergrund die Berge der Mojave Wüste im sanften Abendsonnenlicht... Ein wirklich tolles Zimmer.
Am späteren Abend dann habe ich aber nochmal die Wirkung des krassen Gegensatzes gespürt. Nach den Tagen in der Wüste und der Stille und Ruhe beim Wandern schlugen mir die Glitzerlichter, das Gebimmel im Kasino und die vielen vielen Menschen doch auf den Magen (oder aufs Gemüt), so dass ich mich ziemlich bald zurückzog und den Abend und die beginnende Nacht aus dem 51. Stock genoss. Übrigens hat das Hotel gar nicht 54 Stockwerke, wie im Aufzug an den Knöpfen steht. Der ganze 40er-Bereich fehlt nämlich, also 10 Stockwerke. Was das nun wieder soll...
Die nächsten Tage bis heute (Mittwoch) nachmittag habe ich dann mit Faulenzen, rumschauen und -laufen und noch etwas Autofahren verbracht. Ein Standard-Ziel ist zum Beispiel der Hoover Dam, 30 Meilen vor der Stadt, den ich immer wieder gerne sehe und der nach wie vor ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Herren Länder ist. Sowieso: Las Vegas ist eine der multikulturellsten Städte überhaupt. Die Hotel-Belegschaft ist ein Mix aus Sprachen, Hautfarben usw. Die Gäste kommen von überall her, vor allem aus China, Russland und den arabischen Staaten. Hier dürfen, glaube ich, auch die Frauen endlich mal ohne Tracht und Schleier raus zum Einkaufen. Kohle ist ja genug da. Und an den entsprechenden Läden mangelt es auch nicht. Direkt neben meinem Hotel steht der Einkaufstempel "Crystal Shops", eine grosszügige Anlage, vollklimatisiert, mit all den Schicki-Micki-Scheissläden (sorry, aber ich muss es einfach mal so sagen).
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Freizeitbetrieb Las Vegas wie eh und je funktioniert und ich gleich beim Betreten des Hotels/Casinos von den Kameras eingefangen wurde, die Gesichtserkennung anlief und ich dann einsortiert wurde: "Guck mal, da kommt wieder dieser Typ vom vorigen Jahr, der nicht spielt..." Solche Leute mögen dir hier gar nicht.
Was die Technik betrifft, bin ich dieses Jahr etwas entspannter. Man weiss ja nicht wirklich, was so bzgl. Internet-Nutzung erfasst wird. Im vorigen Jahr z.B. habe ich bei meinen Recherchen auch googlen wollen nach "Black Jack" und "Kartenzählen" und habe das dann lieber nicht gemacht. In diesem Jahr (Danke Christian!) habe ich mein eigenes VPN auf dem Notebook und alle Daten gehen verschlüsselt bis zu meinem Anschluss zu Hause in der Schweiz und erst von dort normal ins Netz.
Beim Recherchieren bin ich auch noch auf eine Sache gestossen, die bzgl. der Berichte vom vorigen Jahr einer Korrektur bedürfen. Ich hatte ja geschrieben, dass die Dealer usw. alle auch bezahlt werden müssen. Nun ist es in Europa so - und es steht zu erwarten, dass es in den USA genauso läuft - dass die Dealer und das gesamte Casino-Personal aus dem Tronc bezahlt werden. Das ist der Behälter, in dem alle Trinkgelder und Zuwendungen von gewinnenden Spielern reinwandern und dann aufgeteilt werden. Der Spieler sollte sich also bewusst sein, dass er quasi der Arbeitgeber der Casino-Angestellten ist und somit für dessen Gehalt verantwortlich...
Ob man nun den Automaten-Roulette-Computer-Dealern ein Trinkgeld gibt und wenn ja, wie, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht das dann beim nächsten Besuch.


Insgesamt ist mir noch der Gedanke gekommen, dass Las Vegas mit all seiner Verschiedenheit, des Freizeitpark-Charakters, der Menschen aus den Nationen dieser Welt, der vielen Shows in den Hotels und der Casinos auch so eine Art Kulturhauptstadt ist. Nicht wie Weimar oder Riga oder so. Eben, ein bisschen anders: Viva Las Vegas



Und noch ein paar neue Fotos:


Mein Hotel "Aria Resort & Casino"

Und so sah es aus, als die Vorhänge zurückgezogen waren...

Nochmal die Frontseite. Bei Nacht sieht es einfach gut aus.

Die Crystal Shops... Alle Auslandsvertretungen sind hier versammelt.

...
-------
Zum Schluss noch ein Bild vom langsam austrocknenden Lake Mead, dem Stausee des Hoover Dam:



Der See ist als Wasserspeicher für Las Vegas enorm wichtig, doch unterliegt die Wasserentnahme einem strengen Regime und genau ausgehandelten Quoten zwischen den Anrainern und auch Mexico. Da der Pegel jedoch seit 15 Jahren fällt, müssen andere Strategien her. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser liegt in Las Vegas bei sagenhaften 280 Litern am Tag (Deutschland: 125 l). Dennoch beziehen die grossen Hotelbetriebe und Resorts nur 3% des Gesamtverbrauches, denn in diesen Anlagen wird alles, was irgend möglich ist, wieder aufbereitet, als Grauwasser nochmal verwendet und so weiter. Die grössten Verbraucher sind Privathaushalte, die Grünflächen bewässern. Und da gibt es inzwischen auch ein Umdenken: die Stadt fördert die Umgestaltung mit Wüstenpflanzen und wenn es gar nicht anders geht, werden auch Verbote durchgesetzt in der Art: Rasensprengen nicht zwischen 11 und 19 Uhr und Bussgeld, wenn das Wasser auf Betonflächen spritzt (oder abläuft)...
Dass der Lake Mead austrocknet, liegt nicht nur an dem gestiegenen Verbrauch in den letzten Jahrzehnten, sondern auch daran, dass der Pegel des Colorado River einer Schwankung in langen Zeiträumen unterliegt und als die Dämme (Hoover und Glen Canyon) gebaut wurden, war gerade eine Zeit der Höchstpegel....



23 Juli 2014

Nochmal Las Vegas

Nun sind die Nachbeschwerden meines Grand-Canyon-Hikes so ziemlich auskuriert. Möglich gemacht hat es Las Vegas mit einem seiner vielen Hotels mit Rundum-Service, angefangen beim Restaurant in house über kostenloses Parkhaus, 42°C, bis hin zum Spielcasino im Erdgeschoss, welches ich aber nur als Spazierweg benutze. Es ist nun aber auch nicht so, dass ich 2 Tage lang nur im Hotelzimmer herumgesessen habe. Den wesentlichen Teil der Zeit habe ich aber dennoch zum Ausruhen, Entspannen und schön Essen genutzt. Ab und zu auch mal ein Besuch in einer der vielen Hotelbars und nebenbei den Zockern zusehen. Morgen geht es nochmal nach Kalifornien, aber ich merke jetzt gerade, dass so ein richtiger Entspannungseffekt gerade erst beginnt. So gesehen ist es schade, dass ich morgen abreise, aber vielleicht ergibt sich nochmal die Gelegenheit, ein paar Nächte an einem Ort zu verbringen.

Das ist der Blick aus meinem Hotelzimmer. Im Hintergrund,
Richtung Westen, die Wüste, die ich morgen nochmal besuche.

Viel wirklich Neues gibt es über Las Vegas auch nicht zu berichten. In den Casinos wird gespielt wie eh und je und die Hotels sind voll mit Feriengästen aus aller Welt. Was mir aufgefallen ist (und da weiss ich nicht, ob ich das jetzt erst wahrnehme, oder ob das schon länger so ist): die Rationalisierung schreitet voran. Wer z.B. im Casino spielt, verliert innerhalb ganz genau beschreibbarer - statistischer - Spannbreiten. Somit sind auch die Gewinne der Casinos festgelegt und die entstehen wohl durch die Spieleinsätze nach Abzug der Kosten. Hier dürften die Personalkosten der Dealer (das sind die Angestellten an den Roulette-Tischen usw.) zu Buche schlagen. Und jetzt setzt der Trend ein, dass diese personalintensiven Spiele, zum Beispiel Craps, mit 4 Angestellten pro Tisch, am Computer gespielt werden. Die Personen werden einfach auf Grossbildschirmen computergeneriert (oder ganz weggelassen, denn den Stickman braucht es nicht mehr), was zusätzlich noch den Vorteil hat, dass man sehr anmutig aussehende Damen erzeugen kann, gegenüber denen die realen Menschen an den Tischen recht alt aussehen - und auch sind. Die Computerfrau, knapp überm Spielermindestalter, braucht nicht angelernt oder gar ausbezahlt werden, zudem entfällt der ganze Umstand mit diesen Plastikchips (Jetons), denn gespielt wird mit Karte. Und die Spieler können ganz intim an ihren Monitoren (pro Platz einer) spielen, ohne dass jemand mitbekommt, ob und wieviel derjenige gerade gewinnt oder - meistens - verliert. Im Grunde genommen ist das wie im Online-Casino, bloss dass die Spieler real an einem Ort versammelt sind, unter den wachsamen Augen tausender Überwachungskameras. Und überhaupt ist das so auch viel besser, denn wer beschickt sein zu Hause schon mit reinem Sauerstoff gegen die Müdigkeit? Im Casino ist das Gang und Gäbe.
Was noch ganz nett ist, sind die Themen, nach denen einige Casino-Hotels aufgebaut sind. Vor zwei Jahren zum Beispiel war ich im Luxor, einer schwarzen Glaspyramide mit ursprünglich einem Alt-Ägypten-Thema. Heute war ich im "New York New York", welches der Ostküstenmetropole gewidmet ist. Im Erdgeschoss, rund um das Casino angeordnet sind einige "Strassenzüge" dem historischen New York nachempfunden, im Massstab etwas kleiner, aber sehr detailgetreu, bis hin zu den typischen Parkverbotsschildern ("Dieses Schild muss erst noch entziffert werden") oder dem abwechselnden Strassenbelag: Kopfsteinpflaster mit drübergekippten Asphalt. Echt, so habe ich NYC selbst schon erlebt und die Architekten scheinen sich das am Original ziemlich genau angeschaut zu haben.
Besonders krass ist es im "Paris Las Vegas", das sich ganz dem französischen Thema widmet. Oder dem, was die Amerikaner für französisch halten. Denn man kann leidlich davon ausgehen, das 95% der hier anwesenden US-Amerikaner noch nie im Ausland waren, geschweige den in einer französischen Kleinstadt. Um diesen Fehlbestand auszugleichen, kann man durch einige französisch anmutende Gassen laufen, französische Strassenschilder lesen, die natürlich keine grossen Hürden aufbauen, wenn es darum geht, die Richtung zum Casino zu weisen. Zum Glück sind die Wörter im Englischen ja so ähnlich und ein vorgesetztes "L" reicht schon aus. Blöd wird's nur bei Wörtern wie "Self Parking". Das bleibt besser im Englischen Original auf dem ansonsten französischen Wegweisern. Krank, oder? Schön ist auch der Abendhimmel mit den Lüftungsschächten im Firmament...

Self Parking auf Französisch? Ach nein, lieber doch nicht.

Eine abendliche französische Kleinstadt. Oder das,
was sich der Amerikaner darunter vorzustellen hat.
Man beachte den gut belüfteten Abendhimmel...

Nochmal die Kleinstadt.
(Sieht aus, als ob es gerade geregnet hatte)


Nein, nichts liegt mir ferner, als diese Themenhotels oder überhaupt Las Vegas als Touristenattraktion schlechtzumachen. Es macht nämlich wirklich Spass, hier durchzulaufen, die Atmosphäre zu geniessen und sich auch mal ein Glas Wein "in Frankreich" zu genehmigen. Ich würde jederzeit wieder herkommen.
Übrigens, das Wetter: ganz nach meinem Geschmack: heute waren 42° C, strahlender Sonnenschein. Wenn es zu warm wird (und das wird es irgendwann): einfach in das nächste Geschäft, Hotelcasino usw. reingehen zum Abkühlen. So funktioniert die Ferienfabrik Las Vegas, zu deutsch übrigens: die Auen.

Und noch etwas zum Spielen (gambling): kurz gesagt: die Bank gewinnt immer. Statistisch gesehen sowie von den Casinos optimiert, hat der gemeine Spieler keine Chance, auf Dauer zu gewinnen. Und wenn doch, dann verliert eben der nächste. Anders würden diese Betriebskonzepte Hotel-Casino ja auch gar nicht funktionieren, wie man leicht einsehen muss. Und wehe, wer sich nicht an die Regeln hält. Der fliegt kurzerhand raus, denn einen Gewinner kann sich keine Spielhölle auf Dauer leisten. Deswegen sind alle Spiel-Attraktionen untereinander, miteinander und über Kreuz verbunden und verkabelt, sogar landesweit. Jeder Querschläger wird da sogleich rausgefiltert, der Spieler auf dem Monitor herangezoomt (Stichwort Gesichtserkennung) und genauestens beobachtet. Anders kann ich's mir nicht vorstellen. Und selbst der Security-super trust an der Spitze, das wird in Zukunft der Computer sein, der dann nur noch die Kleiderschränke losschickt, die jeden Auffälligen hinauskomplimentieren. Schöne neue Welt.

Hier noch einige weiterführende Informationen zum Gambling. (Der Link ist leider nicht mehr gültig)

Diese Computertante, oder irgendein anderes Retortenerzeugnis
wird über kurz oder lang die menschlichen Dealer verdrängen...
Dabei kann sie - im Moment jedenfalls - nichts weiter, als immer
die gleichen dümmlichen Sprüche aufsagen.



09 Mai 2012

Las Vegas und danach

Ich habe keine Ahnung, wie ich über Las Vegas schreiben soll, ohne nicht gleichzeitig glücklich, entsetzt, erstaunt, abgeschreckt und alles andere jeweils gegensätzliche zu sein. Ich beginne mal damit, dass ich ja schon einmal über die Stadt geschrieben habe und in diesem Jahr das dritte Mal hier war. Vielleicht ist tatsächlich eine sachliche Annährung angebracht: Die erste Siedlung wurde 1854 von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (!) gegründet, aber schon drei Jahre später wieder aufgegeben. Mitte der 1860er Jahre errichtete die US-Armee das Fort Baker. Durch seine Quellen wurde Las Vegas zu einem wichtigen Zwischenstopp für Wagentrecks und die Eisenbahn auf ihrem Weg zwischen Kalifornien im Westen und New Mexico im Osten. 1903 verkaufte die Rancherwitwe Helen Stewart für 55.000 US-Dollar einen Großteil ihres Farmgrundstücks an die Eisenbahngesellschaft, die es aufgrund der regen Nachfrage parzellierte und am 15. Mai 1905 für insgesamt 265.000 US-Dollar an Spekulanten und Investoren versteigerte. Die Stadt Las Vegas war damit offiziell gegründet. Soweit zur Stadtgeschichte aus der Wikipedia.
In den 30er Jahren hat der Bürgermeister im Rahmen der Verhandlungen um Stromlieferungen vom Hoover-Dam mitgeteilt, "Las Vegas wird nie mehr als 5.000 Einwohner haben." und deswegen den ganzen Strom gar nicht benötigen. Der fliesst also bis heute nach Los Angeles und anderswo hin, aber Las Vegas hat im Jahr 2008 knapp 560 Tausend Einwohner und in der Metropolregion mitten in der Wüste leben insgesamt 1,8 Millionen Menschen.
Das Zentrum der Region, insbesondere der Strip, der Las Vegas Boulevard ist heute umsäumt von glitzernden Hotel- und Casino-Anlagen. Sie bilden das Herzstück einer Tourismus-Industrie, zu der das ganze Land und viele Ausländer strömen. Jährlich lassen diese ca. 34 Milliarden US-Dollar hier, ob nun beim Glücksspiel, in Hotels oder Restaurants oder bei sonstigen Vergnügungen. Ein Riesengeschäft. Und weil es so ist, wurden hier im Laufe der Zeit die grössten Hotels der Welt überhaupt versammelt. Mein Luxor zum Beispiel steht mit etwas mehr als 4.400 Zimmern auf Platz 6 der Weltrangliste. Von den ersten 10 dieser Liste sind 8 in Las Vegas beheimatet und insgesamt bietet der Hotelsektor der Stadt ca. 150.000 Übernachtungsplätze. Hotels sind bei weitem nicht alles, auch alle Hersteller von Luxusartikeln haben sich am Strip in eigenen Geschäftsgebäuden versammelt. Manche haben zudem Aussenstellen in den Hotels selbst und einige verkaufen ihre Sachen auch an Ständen auf der Strasse nach dem Motto: "original Louis Vuitton Sonnenbrille für nur 10 Dollar!" Jeder will halt von dem grossen 34-Milliarden-Kuchen sein Stück abbekommen...

Am Las Vegas Bloulevard

Im Grunde genommen ist die Stadt heute eine grosse Ferien-Fabrik. Wie Mallorca, nur ohne Sangria, dafür mit Casinos. Die Leute kommen, um sich zu entspannen, Spass zu haben. Danach fahren sie wieder nach Hause, nach Peoria, und leben ihren ganz normalen amerikanischen Alltag. So, wie also Millionen Deutsche auf Mallorca urlauben, verleben Amerikaner (und viele internationale Touristen) ihre Ferien in Las Vegas.
Ich selbst habe aber in den Casinos wieder mal nicht einen einzigen Dollar verspielt. Irgendwie ist mir das total fremd und ich kann mir nicht vorstellen, mich an so eine Slot Machine zu setzen und für Geld Knöpfe zu drücken. Oder an einem der Black-Jack-Tische nett mit der Dealerin zu schwatzen, wobei doch alle Angestellten insgeheim nur an das denken, was bei mir im Geldbeutel steckt... Aber rumlaufen, die Gestalten an den Automaten oder nachher in den Bars anzuschauen oder beim Roulette zusehen, wie die Kugel rollt, das macht schon Spass.

Hoover-Dam von oben. Seit Herbst 2010 kann man von der Strassenbrücke
diesen Blick geniessen.

Um Las Vegas herum gibt es auch noch die eine oder andere Attraktion zu bestaunen. Viele Touristen lassen  sich etwa zum Grand Canyon fahren (oder fliegen) und eine Menge Leute, zu denen ich auch gehöre, besuchen den Hoover-Dam, Technik-Weltwunder ganz in der Nähe. Inzwischen ist die Brücke der Umgehungsstrasse fertiggestellt und für Fahrzeugerkehr wie für Fussgänger freigegeben. Aus fast 300 Metern Höhe hat man eine wunderbare Aussicht auf die Staumauer und den dahinter liegenden Teil des Sees. Was früher nur den zahlungskräftigen Kunden mit Hubschrauberrundflügen möglich war, kann heute jeder mit ein paar Minuten Fussweg sehen.
Vor dem Besuch des Hoover Dam war ich noch im Eldorado Canyon. Ein sinniger Name, denn der Ort gehört irgendwie zu den Keimzellen. Die ersten Goldschürfer kamen hierher und versuchten ihr Glück. Einige fanden es wohl auch. Aber es dürfte wohl ähnlich wie bei den Casinos gewesen sein. Das meiste Geld haben wahrscheinlich die Verkäufer von Schaufeln und Whiskey gemacht. Heute können sich die wenigen Besucher die alte Minenstation anschauen mit einer verrückten Ansammlung von Technik und Handwerkszeug aus zwei Jahrhunderten.

Ein Goldgräber-Truck? Im Eldorado-Canyon begann in Nevada die Goldsuche


Fazit nach drei Tagen in der Glitzerstadt Las Vegas und deren Umland: es lohnt sich immer noch.

Das Luxor bei Nacht. 39 Xenon-Strahler erzeugen diesen Lichtstrahl in den Himmel.


08 Mai 2012

Endlich fertig

Die Brückenbauer am Hoover Dam sind im Herbst 2010 endlich mit ihrem Werk fertig geworden und nun kann der Fussgänger den Hoover Dam mit seiner etwa 220 Meter hohen Staumauer aus einer Gesamthöhe von etwa 300 Meter bewundern.
Heute nur diese kurze Information. Las Vegas steht noch aus und kommt auch noch...

Hoover Dam von der Brücke aus gesehen. Wer jemals selbst auf der Mauer
gestanden hat, kann selbst einschätzen, wie beeindruckend
hier die wirklichen Grössenerhältnisse sind.

07 Mai 2012

Las Vegas

Von gestern und heute gibt es keine ausführlichen Berichte. Vielleicht morgen dafür umso mehr zu dieser etwas irren Stadt. Hier noch zwei Fotos. In diesem Hotel wohne ich für 3 Tage.
Luxor Hotel & Casino - direkt am Las Vegas Boulevard, dem berühmten Strip.
Die Zimmerpreise sind übrigens geringer als in manch einem Autobahn-Motel.
Das kommt alles durch das Casino wieder rein.
Und so sieht es von meinem Zimmerfenster aus, wenn die Sonne untergeht.
Eigentlich habe ich das Foto nur wegen der komischen Flugzeuge rechts oberhalb
des Schattens gemacht. Damit bringt die US Air Force ihre Mitarbeiter täglich
zur Arbeit auf der Area 51.
Wenn ich dagegen nach links schaue, sehe ich die anderen Casino-Hotels.
Und in 10 Jahren sind die freien Bauplätze gegenüber bestimmt auch zu.

18 Juli 2010

Die Kugel rollt

Las Vegas ist der gebaute amerikanische Traum, in dem sich Glück und Wohlstand für jedermann erfüllen sollen, egal, welcher Weg dafür eingeschlagen wird. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall für die Investoren der Casinos (früher war auch die Mafia stark beteiligt), Hotels und Unterhaltungsshows. Las Vegas ist nebenbei die Glücksspielmetropole des Westens, Touristenhochburg für Reisende aus aller Welt, autofahrerfreundliche Stadt und insgesamt eine pulsierende Wüstenhauptstadt mit angeschlossenem Segler-Paradies, dem Stausee Lake Mead. Und dass alles innerhalb der letzten knapp 80 Jahre. Begonnen hatte der Aufstieg der Stadt mit damals etwa 5.000 Einwohnern im Jahre 1931. In Nevada wurde das Glücksspiel legalisiert und in der Nähe begann der Bau des Hoover Dams. Tausende Bauarbeiter wurden in der von der Regierung gegründeten Siedlung Boulder untergebracht, durften aber dort keinen Alkohol trinken und jede Form von Glücksspiel war verboten. Nicht so im nahen Las Vegas, wo die Löhne der Bauarbeiter entsprechend umgesetzt werden konnten. In den vierziger Jahren wurden dann die Casinos gleich mit den Motels verbunden: aus dem Bett an den Spieltisch - ein geniales Konzept, bis heute. In den Fünfziger Jahren kamen Touristen, die die Atombombentests sehen wollten, die in der Wüste durchgeführt wurden; ein weiterer Aufschwung bis in die 60er Jahre. Dann folgten 20 Jahre schlechtes Image. "Dummerweise" wurde die Durchführung von Atombombenexplosionen in der Atmosphäre im Jahr 1963 verboten, wodurch die Touristen nichts mehr in der Ferne zu sehen hatten und daher das Geschäft mit aus der Nähe sichtbaren Reizen aufblühte. Las Vegas wurde Rotlicht-Stadt - Sin City - Stadt der Sünde. Der letzte Aufschwung begann in den Neunzigern, als neben dem Glücksspiel die Unterhaltungsshow aufkam: die Stadt wandelte sich von der Sin City in eine Unterhaltungsmetropole (City of Entertainment - Stichwort Siegfried und Roy) und wurde somit auch für reisende Familien attraktiv. Dazu kam ein Bevölkerungszuwachs, der die Einwohnerzahl auf über 550.000 (in der Metropolregion: 1,86 Mio) ansteigen ließ. Und da steht es nun heute, faszinierend glitzernd mitten in der Wüste.
Doch was tun an einem einzigen Tag? Ich bin erstmal einem ganz besonders morbidem Vergnügen nachgegangen - und habe das Atomic Testing Museum besucht. Gleich nördlich der Stadt wurden von 1951 an Kernwaffentests durchgeführt und das Museum widmet sich dieser Zeit mit einer Ausstellung, die mir persönlich allerdings ein wenig sonderbar vorkam. Okay, die wissenschaftlichen Fakten darzustellen ist eine nette Sache und interessant dazu, aber es war doch auch eine Menge Rechtfertigung dabei. Augenzeugen und ehemalige Mitarbeiter betonen in Videosequenzen immer wieder die Richtigkeit und Wichtigkeit der Tests bis zu deren endgültigem Ende im Jahr 1992 und am Ende des Rundgangs widmet sich ein ganzer Raum dem 11. September 2001. Aber ansonsten war es schon interessant, wie z.B. in den Fünfzigern mit der Atombedrohung umgegangen, ja, man muss schon sagen, gespielt wurde. Da gab es eine Miss Atomic Bomb 1957, Berechnungstabellen für den Hausgebrauch (in etwa nach der Art: nach wievielen Tagen kann ich das Wasser wieder trinken) usw. Zum Schluß wurde auch noch geklärt, wie heutzutage, nach dem endgültigen Ende der Tests trotzdem experiementiert wird (sogenannte subkritische Experimente). Es soll ja niemand denken, dass es nicht dann und wann doch mal einen kleinen Bums in der Wüste gibt. Und es soll auch niemand deswegen auf nur die Amis schimpfen. In Russland passiert das gleiche, bloss gibt es dort nicht so "viel" Öffentlichkeit. Soweit mal zu meinem Abstecher in die jüngere Geschichte Nevadas.
Nach dem Museum ging es direkt in die Downtown oder das, was davon am berühmtesten ist: der Strip: die Straße, an der die wichtigsten Hotels und Casinos der Stadt versammelt sind. Doch wo stellt man in so einer Stadt das Auto ab? Auch kein Problem, denn das ist in die Casino-Investitionen eingepreist: alle Hotel- und Casino-Parkhäuser (10 Etagen hoch!) bieten freies Parken an. Einfach selbst reinfahren oder - valet parking - das Auto am Eingang abgeben, es wird dann eingeparkt. Letzteres kostet jeweils 2-3 Dollar Trinkgeld, ansonsten ist das Abstellen von Autos zum Nulltarif zu haben. Die Aufzüge führen denn auch vom Parkdeck direkt ins Casino, denn dort soll ja das Parkentgelt wieder reinkommen.
Casino-Besuch: für mich war das nun etwas absolut neues. Noch nie im Leben hatte ich eine solche Einrichtung von innen gesehen. Jetzt stand ich also mittendrin zwischen den slot machines, Pokertischen, Roulette-Anlagen und so weiter. Eine wahnsinnige Geräusch-Kulisse aus Musik, Pieptönen von Einarmigen Banditen, Jubelrufe der Gewinner und allem, was noch dazukommt. Hier musste ich erstmal schnell wieder raus. Dann ging es ein paar Hundert Meter den strip entlang mit einem längeren Aufenthalt an einem Casino der etwas anderen Art. An einer Straßenkreuzung hatte ein Hütchenspieler seinen Stand aufgebaut, der nur aus einem flachen Karton und drei Spielkarten bestand. Und der Mann hat hier die Leute abgezogen, einfach unglaublich. Die haben gedacht, die könnten den Typen austricksen, aber der hat sich natürlich mit System austricksen lassen und so die Leute angeködert und dann abkassiert. Ich glaube auch, dass der noch mindestens ein oder zwei Leute unter den Zuschauern hatte, die mit ihm zusammenarbeiten, mittippen und gewinnen oder aufpassen, wer zu tricksen versucht - oder einfach den Leuten die Geldbörsen klauen, währenddessen sie gebannt auf die hin- und herschwirrenden drei Spielkarten starren...
Danach habe ich noch selbst drei Casinos besucht, die am Wegesrand lagen, unter anderem das "New York" mit dem Hotel, dass den Wolkenkratzern der Welthauptstadt nachempfunden ist. Ist natürlich nur ein bloßer Abklatsch, aber sehr publikumsattraktiv. Wie gesagt, in den Casinos brummt es und der Rubel rollt. Ohne weiteres setzen die Leute hier tausende um, und es sind Leute wie du und ich, in Touristenklamotten mit Kinderwagen. Die Zeit der Krawattenpflicht ist längst vorbei. Hier tragen nur noch die Security-Leute und die Dealer und Croupiers Schlipse. Es sind irre Glücksfabriken, die allerdings jede Menge Ausschuss produzieren, denn hier kann niemand "mit System" gewinnen (ausser vielleicht ein wenig beim Pokern). Die Automaten arbeiten absolut nach Zufallsgeneratoren, die Black-Jack-Karten kann keiner mehr zählen, da sie ständig gemischt werden und überhaupt ist alles kameraüberwacht, selbst das Rad beim Roulette. Wer hier gewinnt, gewinnt durch Zufall. Meistens wird verloren, anders sind die Gewinne der Casinos ja auch gar nicht realisierbar. Aber die Stimmung ist phantastisch, die Leute sind gut gelaunt, auch wenn sie verlieren. Und damit das so bleibt, gibt es Annehmlichkeiten, die den Gästen gerne zur Verfügung gestellt werden. Ich nenne mal zur Orientierung drei Stufen (dazwischen gibts bestimmt noch mehr): Servieren von Drinks an den Automaten und Spieltischen; Rückenmassage-Service am Spieltisch; Mädchen, die auf Laufstegen tanzen und relativ wenig angezogen haben...
Wenn man nun drei oder vier Casinos von innen gesehen hat, merkt man rasch, dass bis auf die casinospezifische Kleidung der Angestellten sich die Dinge doch sehr ähneln. Am Eingang die Automaten für kleine Spieler mit Einsätzen von einem oder fünf Cent, dann links und rechts am Rand die langen Reihen der Automaten für richtige Spieler (Einsatz 1 Dollar), in der Mitte die Tische für Roulette, Black-Jack, Poker usw. Irgendwo gibts noch die "Fressmeile", den Infostand für die abendlichen Shows und die Chip-Ausgabe. Chips kann man übrigens auch am Geldautomaten erhalten.
Das also ist Las Vegas. Eine wahnsinnig brummende Stadt, faszinierend und gleichzeitig doch etwas nachdenklich machend. Wer sich nun auch noch für Shows interessiert oder gar in einem der Casinos den einen oder anderen Hunderter einsetzen möchte, dem sei ein mehrtägiger Besuch dringend angeraten.

(Bilder folgen noch, bin einfach zu müde jetzt)

17 Juli 2010

Beginnen und zu Ende bringen

Beginne nichts, von dem du nicht weißt, ob du es zu Ende bringst. Getreu diesem Motto habe ich heute beendet, was ich im vorigen Jahr aufgrund ungenügender Planung bereits nach dem ersten Zehntel abbrechen musste. Heute war Planung und Ausgangslage sehr viel günstiger: von St. George, Utah sollte es nach Las Vegas gehen und auf diesem Weg der Valley of Fire State Park in Nevada abgeklappert werden. So ging es auf der Interstate erstmal durch den atemberaubenden Virginia River Canyon: Die vierspurige Autobahn windet sich an den steil aufragenden Felswänden entlang in unzähligen Kurven und Kehren, auf und ab. Die Einheimischen Fahrer, vor allem die Trucker, scheinen kein Auge dafür zu haben und donnern die Gefällestrecke weit über Tempolimit hinab, während ich mit Sonntagsfahrergeschwindigkeit die Aussicht genieße. Wenn die Strasse nicht so viel Konzentration verlangen würde, ich hätte bestimmt nebenher fotografiert.
An seinem westlichen Ende spukt der Canyon die ganze Blechlawine in eine völlig andere Landschaft aus. Plötzlich sind die Felsen fort, ebenso die Kurven. Alles weicht wieder der Wüstenlandschaft. Der Blick zurück auf die Bergkette läßt nicht vermuten, dass hier irgendwo eine Autobahn durchgeht.
Kurz nach der Canyon-Durchfahrt endet Arizona und beginnt Nevada. Diesmal war ich mir ganz sicher: Uhr umstellen nicht nötig, obwohl Nevada Pacific Time hat und Arizona Mountain Time. Aber Arizona hat keine Sommerzeit. Diesen Umstand, diese Überlegung habe ich mir an prominenter Stelle später am Tag noch bestätigen lassen.
In Nevada ging es dann hinein in den State Park, so etwas wie ein Nationalpark, nur in Zuständigkeit des Staates und nicht der US-Bundesregierung. Die State Parks sind oft auch nicht so groß und weniger gut ausgestattet, ausser an Attraktionen. In diesem Park bestehen sie aus außergewöhnlichen roten Felsen in wunderbaren Formationen und geschliffen durch Wind und Wetter. Das Felsmaterial ist Sandstein, entstanden vor 150 Millionen Jahren aus aufgetürmten Dünen, die zusammengepresst wurden und dann vom Wetter weiter geformt wurden und immer noch geformt werden. Der rote Fels dominiert das Bild, es gibt Arches (natürliche Bögen) und Balanced Rocks (balancierte Felsen) zu bestaunen - alles in Rot, manchmal ist auch etwas Gelb oder andere Farben drin.

Balanced Rock in einer unglaublich schönen und wahnsinnig heißen Landschaft

Von diesem Rot hat der Park auch seinen Namen: Valley of Fire. Obwohl er ihn auch vom Klima haben könnte. Die Luft brennt im Hochsommer, und heute war Hochsommer. 118° Fahrenheit, das sind 47,8° Celsius (in Worten: siebenundvierzig-komma-acht). Wenig schattenspendende Stellen und der Wind ist eher wie der Föhn im Badezimmer. Im Park geht das noch, die wichtigsten Punkte sind bequem im klimatisierten Auto und in wenigen Fußmarsch-Schritten erreichbar (wenn nur nicht das Ein- und Aussteigen am Auto wäre...). Nach einigen hundert Fotos war es dann aber genug, ich wollte weiter und hatte mir noch den Abstecher zum Hoover Dam vorgenommen.

Natürlicher Bogen - Geologie und Wetter haben mal wieder ganze Arbeit geleistet


Unterwegs in Nevada, das heißt im wesentlichen: Weiterfahrt durch die Wüste und durch die flirrende Hitze. Unterwegs ein Stopp, um etwas Sport zu treiben: ein Pfad führt von einem Parkplatz auf den etwa 200 Meter höher liegenden Gipfel eines Berges neben der Autobahn. Da bin ich also noch rauf und sicher wieder runtergekommen, bei 45° Celsius. Entsprechend ist bei solchen Aktionen natürlich der Wasserverlust, der wieder ausgeglichen werden muss. Mehr trinken heißt das. Aber so war ich doch ganz zufrieden mit mir und meiner Kondition. Der Berg hätte auch 300 Meter hoch sein können.
Kurz darauf bin ich dann noch zum Hoover Dam gefahren, wo ich ja auch schon 2009 war. Ich wollte gerne sehen, wie weit die neue Brücke über den Canyon ist. Kurz gesagt: sie ist fast fertig. Später wird man als Fußgänger darüberlaufen können und das gigantische, 220 Meter hohe Staumauer-Bauwerk des Hoover Dams von oben (!) anschauen können. Fertigstellung soll im November 2010 sein. Ich muss wohl nochmal herkommen.

Fast fertig: der Hoover Dam Bypass. Über die vierspurige Straße und diese Brücker wird künftig der Durchgangsverkehr geleitet, der heute noch über den Damm selbst läuft.

Das Gelände um den Damm herum ist für die unendlichen Touristenströme gut ausgebaut und mit vielen Parkplätzen versehen, die dummerweise aber immer höher liegen und die Leute die Tendenz haben, erst die unteren Plätze zu belegen. Ich habe deshalb erst auf Parking unit 11 einen Platz bekommen (bei 10 durfte ich nicht links abbiegen) und musste dann über Treppen nach unten laufen, um auf die Staumauer zu gelangen. An den sogenannten Intake-Towers habe ich mich noch davon überzeugt, dass es in Arizona genauso früh ist, wie in Nevada. Mitten in der Mitte des Mauerbogens verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona und auf jeder Staats-Seite stehen zwei Türme im Wasser, durch die das Wasser für das Kraftwerk eingelassen wird: die Nevada-Intake-Towers und die Arizona-Intake-Towers. Auf jeder Seite mit eigener Uhr. Schnell ein paar Fotos, dann zurück zum Auto, jetzt aber die Treppen wieder hoch, bei immer noch 45° Celsius... Gestern habe ich von den flash floods geschrieben, heute habe ich selber solche erlebt. Wenn dir der Schweiß aus allen Poren raustritt, dann bekommt der Begriff noch eine ganz neue Bedeutung.
Heilfroh und ziemlich erledigt bin ich dann in meinem Hotel angekommen und konnte endlich endlich unter die Dusche.
Hier in Las Vegas bleibe ich jetzt für zwei Nächte und habe auch ein kleines Programm; nein, Besuch eines Kasinos steht noch nicht auf dem Plan, aber den berühmten Strip muss ich mir nun endlich auch einmal anschauen. Vielleicht treffe ich ja Siegfried und Roy...
Tip des Tages für andere Wüstenbesucher: Mehr trinken! Vier Liter Wasser über den halben Tag verteilt sind wirklich kein Problem und im Grunde das Mindeste. Es macht auch keine Probleme, denn das Wasser sucht sich andere Wege nach draussen...

Da haben wir's: In Nevada ist es genaus spät wie in Arizona früh, obwohl beide in unterschiedlichen Zeitzonen liegen (Pacific Time für Nevada bzw. Mountain Time für Arizona). Aber Arizona hat keine Sommerzeit...

05 August 2009

Beton in der Wüste

Gleich hinter Las Vegas beginnt das Canyon Land in der Grenzregion zwischen den US-Staaten Nevada und Arizona. Letzterer trägt auch den Beinamen Canyon State und als offizielles Staatsmotto "Ditat Deus" - "Gott bereichert". Und der hat in den Landschaften hier wahrlich sein kreatives Füllhorn ausgeschüttet. Irgendwie hat es den Menschen nicht ganz gereicht oder sie hatten noch andere Wünsche, die sie sich selbst erfüllt haben, zum Beispiel mehr Elektrizität, Trinkwasser und Wasserflächen für das Segelboot. Um das alles zu erfüllen, wird in der Nähe von Las Vegas der Colorado River durch den Hoover Dam aufgestaut und das habe ich mir heute angesehen. Los gings also von Las Vegas (unter Auslassung eines Casinobesuches...) in Richtung Boulder. Die Straße windet sich durch zerklüftete Gebirge und Baustellen, denn die bisherige Zufahrt über eine zweispurige Fahrbahn reicht einfach nicht aus. Deshalb hat man begonnen, den Highway 93 völlig neu und vierspurig durch die Canyons zu ziehen. Aber noch sind nicht alle Abschnitte fertiggestellt und so führt die Straße direkt am praktischen Parkhaus in unmittelbarer Nähe des Damms vorbei. Ich habe das natürlich genutzt und das Auto für 7 Dollar dort abgestellt. Vom Parkhaus gings dann zu Fuß zum und über den Hoover Dam, der mit Recht als eines der Technik-Weltwunder bezeichnet wird. Die Staumauer ist 221 Meter hoch und sperrt den Durchlauf des Colorado River durch die senkrecht aufgestellten Felswände.

Zwischen die senkrechten Felswände wurde die 221 Meter hohe
Betonmauer des Hoover Dam gestellt.

Ganz unten, am Boden des Canyons steht ein Wasserkraftwerk mit 2000 MW Leistung, das Strom nach ganz Südkalifornien liefert, aber nicht ins nahegelegene Las Vegas. In der Flußmitte und somit auf halber Mauerstrecke verläuft die Grenze zwischen Nevada und Arizona sowie die Grenze zwischen den kontinentalen Zeitzonen. Das könnte man schön an den installierten Uhren ablesen, aber das Arizona im Gegensatz zu Nevada eine Stunde Sommerzeit hat, war heute kein Zeitunterschied festzustellen.
Das Wasser für das Kraftwerk wird durch vier Intake Towers eingelassen, die an der Mauerrückseite stehen und - so vermute ich - auch bis zum eigentlichen Flußbett reichen. Die Türme sind also über 220 Meter hoch: respektable Wolkenkratzer...
Doch warum bezieht nun Las Vegas keinen Strom vom Hoover-Dam-Kraftwerk? Als die Stromvergabe aus dem Kraftwerk verhandelt wurde, wurde ein Bezug von Strom vom Bürgermeister abgelehnt mit den Worten "Las Vegas wird nie mehr als 5.000 Einwohner haben". Heute leben dort über 550.000 Menschen und der Strom wird nach Los Angeles geleitet.

Eine Strasse muss her...

Auch der neue Highway 93 braucht einen Übergang über den Canyon, aber die Mauer des Dammes reicht nur für zwei Fahrspuren. Also muß eine Brücke her oder besser gesagt: rüber. Jetzt, im August 2009 ist stehen die Brückenpfleiler und der fast geschlossene Brückenbogen hängt an einer gewaltigen Tragseilkonstruktion, bis er - geschlossen - sich selbst tragen wird. Dann wird darüber die Fahrspur gebaut, die auf dem Bogen und den Pfeilern ruhen wird. 2010 soll wohl alles fertig sein, aber heute sah es nicht danach aus. Auf jeden Fall habe ich selten eine so gigantische Baustelle gesehen. Noch mehr Beton muß in die Wüste und in die Canyons, obwohl der Damm alleine schon ca. 2,6 Millionen Kubikmeter gebraucht hat.
Nach dem Hoover Dam wollte ich in den Valley of Fire State Park fahren, aber ich habe mich mal wieder mit den Entfernungen verschätzt. Auf etwas mehr als der halben Strecke bin ich umgekehrt. Immerhin ging die Fahrt entlang des Mead Lake, des Stausees bzw. das, was von ihm zur Zeit zu sehen ist. Entsprechend der Farben an den Felswänden denke ich, dass dem Stausee zur Zeit mindestens 50 Höhenmeter Wasser fehlen und wenn man sich die Fläche der Seenlandschaft anschaut, kann man erahnen, um welche Mengen Wasser es da geht. Es ist halt blöd, wenn mehr Wasser rausgeht, als reinkommt.
Mein nächstes Hotel war in Flagstaff gebucht und das liegt dummerweise 230 Meilen von Boulder, am Stausee, entfernt. Das habe ich zwar vorher nicht so richtig gewußt, aber nachher nützte es nichts mehr. Also ging die Fahrt los über den Highway 93. Glücklicherweise kam irgendwann (in Kingman) ein Abzweig auf die historische Route 66 über Peach Springs und Seligman und da habe ich die kluge Entscheidung getroffen, statt der Interstate-Autobahn diesen alte Highway zu nutzen, über den so viel geschrieben steht. Den Anfang haben Ben und ich schon in Los Angeles gesehen, dort, wo der Santa Monica Boulevard am Ozean endet. Von hier ging die Straße als erste durchgehende Route bis nach Chicago und war eine wichtige Verbindung der Westküste mit der Mitte der USA. Mit den Interstate Highways ging die Bedeutung der Route 66 verloren. Geblieben ist die Geschichte, die Erinnerung an "große Zeiten", ein irgendwie geartetes Gefühl von Freiheit, das etwas zu tun haben könnte mit den Klischees, die über die Jahre entstanden sind. Neu hinzugekommen sind unzählige Devotionalienhändler, die mit diesem allen ihr heutiges Geschäft betreiben. Viele sogenannte Attraktionen entlang der Route sind denn auch gar nicht mehr original, sondern bloßer Abklatsch. Schade, dass das Teilstück heute so kurz war. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Interesse an der Route 66 so geweckt wird. Vielleicht ist später mal eine komplette Befahrung möglich, angefangen in Chicago, endend am Pazifik. Das ist die traditionelle Reiserichtung: "Go West"


Aufgegebene Tankstelle in Peach Springs an der Route 66

In Flagstaff angekommen habe ich erstmal die Übernachtung geändert, von ein auf zwei Tage. Die desk agent hat sich gefreut.