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15 Mai 2012

Roswell-Austin-Galveston

Dieser Beitrag schlummert seit 7 Jahren im Blogarchiv und sollte wohl mal unterwegs veröffentlicht werden. Da er fast fertig war und mir eigentlich ganz gut gefällt, schiebe ich ihn an richtiger Stelle im Jahr 2012 noch ein. Evtl. gibt es dann in den folgenden Texten die eine oder andere Information nochmal.
(11. Juni 2019)


Der Arbeitstitel oben gibt mal die Reiseroute der fast letzten Etappen des road trips wieder und jetzt wird aus dem Arbeitstitel gleich die Artikel-Überschrift.

In Roswell mit seinem Alien, über das ich ja schon geschrieben hatte, wurde mir klar, dass ich jetzt noch ganz schön viel Zeit für die letzten Stationen habe. So stand also einerseits die Route zum Endpunkt Houston zur Klärung an. Andererseits die jeweilige Dauer des Aufenthalts an den Stationen. Und in Roswell, das noch in New Mexico liegt, musste ich klären, ob es nach Dalles, geradewegs in östliche Richtung oder nach Austin etwas weiter südlich gehen sollte. Für Dallas sprach irgendwie der Glamour, die moderne Grossstadt, das big business mit Öl und so. Letztlich aber sind das alles Annahmen gewesen, denn recherchiert hatte ich dazu nur - rein zufällig - etwas über die Fernsehserie Dallas. Aber was weiss man denn über Austin, der Hauptstadt von Texas? Eigentlich gar nichts. Also auf nach Austin...

Von Roswell aus sind es ungefähr 550 Meilen, die ich in zwei Etappen absolviert habe und dabei viel Zeit hatte, Texas zu sehen und abends im Hotel weiter zur Geschichte zu recherchieren. Und was dieser blöde Spruch an den Strassen soll: "Don't mess with Texas"

Die Geschichte: kann jeder bei Wikipedia selber nachlesen. Die Kurzfassung umfasst immer irgendwelche Streitereien mit Mexico dem das Land früher gehörte. Typen mit den Namen Austin und Houston kommen darin vor, die Sklaverei, Gold und Öl. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Land, das ein paar Jahre lang eine eigenständige Republik gewesen ist, Teil der Vereinigten Staaten. Mit Mexico wurden, nach Krieg, Zahlung von 10 Millionen Dollar und Friedensvertrag im Grossen und Ganzen die Grenzen gezogen, die bis heute gelten.
Zu erwähnen sind die vielen deutschen Einwanderer, die in Texas eine ganz eigen-eigenartige Kultur entwickelt haben. Im Gebiet südwestlich von Austin gibt es Orte, in denen zweisprachig gelebt wird und wo es zum Beispiel einen Wasser-Vergnügungspark namens "Schlitterbahn" gibt.

Aus Texas ist dann im Laufe der Zeit ein ziemlich konservatives Gebilde geworden. Wer sich heutzutage als Anhänger der Demokratischen Partei outet, läuft echt Gefahr, mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht zu werden. Auf den derzeit überall aufgestellten Wahlwerbungen, egal ob Bürgermeister, Sheriff oder Kongressabgeordneter, braucht eigentlich nur draufstehen, dass es sich um einen Republican handelt: Konservative Führer - das reicht aus, damit ist alles gesagt. Mit mehr muss man sich gar nicht beschäftigen und kann sich stattdessen dem Leben hinwenden, zum Beispiel am Strand, auf der Ranch oder in Austin, der erstaunlich liberalen Hauptstadt dieses Bundesstaates. Alle Typen, die anderswo schlecht unterkommen sammeln sich hier. In der Hauptsache sind das die Mitglieder von Bluesbands, die in der 6th Street auftreten, einer Ansammlung von Kneipen-Bühnen. Auf denen wird jeden Abend gespielt und der Besucher kann ohne Eintritt - nur für Trinkgeld - den ganzen Abend hin- und herschlendern und in jeder Bar eine andere Band hören und ein anderes Bier trinken. Denn selbstverständlich soll man auch was konsumieren. Dazu empfiehlt sich dann Shiner Bock, ein örtliches Bier, das nur in Texas verkauft wird - angeblich.

Texas State Capitol

Blick unter die Kuppel des Capitols. Natürlich mit dem Texas-Stern.
Lone Star State

Die Orthodoxe St. Elias Church Austin

Leider musste ich Austin nach einem schon verlängerten Aufenthalt dann doch wieder verlassen, aber es bleibt eine Mehrtages-Empfehlung wert!

Nach Austin ging es dann weiter an die Golfküste, nach Galveston, einem Städtchen von ca. 57.000 Einwohnern auf einer der eigentlichen Küste vorgelagerten Insel.
Hier hat die Ferienzeit noch nicht ganz begonnen und neben den Vorsaison-Urlaubern tummeln sich vor allem Handwerker an der Strandpromenade, um alles in der typischen amerikanischen Low-Level-Manier "schick" zu machen. Echt wahr, so wie hier in Galveston, Texas, habe ich selten so viel Lässigkeit, Qualitätsmängel und Schludrigkeit erlebt. Und das alles kombiniert mit Höchstpreisen. Mein Hotel ist der lebendige gesammelte Nachweis dafür: ständig laufen ungezählte Handwerker herum, Servierdamen, Saubermachkräfte und so weiter. Aber trotzdem funktioniert alles nicht so richtig und verströmt dabei einen Charme, für den man das ganze Land zugleich lieben und verachten muss. Ein paar Beispiele:
  • Mein erstes Zimmer hier befand sich direkt über dem Dach des Hotelrestaurants, auf dem ganze 9 Ventilator-Aggregate für die Klimatisierung gefühlte 140 db Lärm erzeugten. Aber das Umbuchen und Wechseln des Zimmers erfolgte mit deutscher Präzision...
  • In den USA ist es üblich, in Restaurants der nicht-gerade-5-Sterne-Klasse die sogenannten napkins - Papierservietten in einem unendlich fliessenden Strom zu liefern, damit die Leute das Hand-Essen (finger food) abwischen können. In meinem Hotel gibt es zwar das Handessen, z.B. sauscharfe chicken wings, aber dazu Stoffservietten, die hierfür völlig ungeeignet sind. Und das Abzapfen von Coca Cola, Kaffee oder Wasser dauert gefühlte 30 Minuten...
  • Im Treppenhaus liegt schon seit mehreren Tagen ein zusammengeknüllter Papierhaufen herum - da fühlt sich keiner zuständig, obwohl es ausreichend Putzkräfte gibt und überall zu jeder Zeit die gelben Warnschilder herumstehen: slippery when wet.
  • Wie schon geschrieben, sind Heerscharen von Handwerkern unterwegs, um Galveston für die Saison fit zu machen, aber im Grunde werden nur die Schäden der letzten Hurrikan-Saison übermalt.
Das klingt vielleicht jetzt alles etwas blöd und überheblich, aber wer mal ein paar Tage lang Eindrücke gesammelt hat, mal über Land fährt und etwas genauer hinschaut, wird das alles bald - in Liebe - bestätigen.

Alles fertig machen für die Saison. Das Wetter ist schon bereit.

Ob Mario auch schon fertig ist? Ich war drin und es war gut. Italo-American...

Einfach John Gay wählen, dann wird alles gut...

Und dagegen stehen dann solche Sprüche wie "Don't mess with Texas". - erfunden von einer Werbeagentur, um gegen die stetige Vermüllung der Strassen vorzugehen. Und ein überaus gelungenes (Marketing-)Spiel mit den Doppeldeutigkeiten der englischen Sprache: don't mess - nicht vermüllen. Aber auch don't mess - leg dich nicht an mit ... Texas. Es wird erzählt, dass seit der Lancierung die Vermüllung der Highways um über 70% rückläufig ist. Der Spruch gilt als einer der erfolgreichsten Werbeerfindungen Amerikas und ist inzwischen in die Alltagskultur eingegangen:

Don't mess with Texas.

Und darauf sollte man achten, denn die Südstaatler sind schon ein wenig seltsam...

14 Mai 2012

Keine Aliens in Roswell, New Mexico

Gestern war wieder ein Fahr-Tag ohne besondere Vorkommnisse. Von Alamogordo ging es etwa 120 Meilen Richtung Nordost. Vorher habe ich noch eine weitere Runde im White Sands Monument gedreht, um ein paar Fotos neu zu machen, die am Vortag wegen Unachtsamkeit misslungen sind. Diese schöne Idee war leider nur mässig erfolgreich, denn meine Annahme, dass ich ganz früh im Park allein bin, war leider nur das: eine Annahme. Viele andere Besucher hatten bereits ihr Picknick ausgepackt und somit an den wichtigsten Stellen das Motiv "gestört". Naja, Pech gehabt. Wegen der morgendlichen Sonne und der Gültigkeit des Tickets vom Vortag hat sich der zusätzliche Abstecher dennoch sehr gelohnt.
Auf dem Rückweg sind mir in Alamogordo noch die vielen deutschsprachigen Werbungen aufgefallen: "DB-Schenker. Ihr Umzugsspezialist" oder "Self Storage - Wir würden uns freuen, Sie als Kunden begrüssen zu dürfen!", schön geschmückt mit Schwarz-Rot-Gold. Das ist natürlich kein Zufall. Auf der Holloman Air Force Base vor den Toren der Stadt gibt es auch einen Bundeswehrstützpunkt für die Flugausbildung. Daher gibt es in Alamogordo eine deutsche Gemeinde, deutsche Schulen usw. Schade, dass ich das nur vom Highway aus gesehen habe, besonders den "Kundenwunsch" hätte ich gerne noch fotografiert.
Heute dann war der Vormittag dem Städtchen Roswell gewidmet, besser gesagt, seiner jüngeren "Geschichte". Am 8. Juli 1947 berichtete die örtliche und überörtliche Presse über ein unbekanntes Flugobjekt nordwestlich von Roswell. Die Regierung erklärte am nächsten Tag, es handelte sich um einen Wetterballon, aber da war es schon zu spät. Im Laufe folgenden Jahrzehnte gab es unglaubliche Enthüllungen über fliegende Untertassen (flying saucer), ungewöhnliche Materialien bis hin zu Videos, die die Obduktion von Aliens dokumentieren. Und da die US-Regierung selbst herumeiern musste, um ihre eigenen, hochgeheimen Forschungsprojekte zu verschleiern, war natürlich der beste Boden bereitet für eine unglaublich UFO-Geschichte, die selbstverständlich von der Regierung geheimgehalten und unterdrückt wird. Alle Erklärungen und Veröffentlichungen von offizieller Seite sind - natürlich - Ablenkungsmanöver...

Ankunft der Aliens im UFO-Museum Roswell - die ratlosen Blicke sprechen für sich...

Nun gut. Alles in allem hat diese Geschichte dazu geführt, dass Roswell eine gewisse Bekanntheit erhalten hat und ein kleines Museum widmet sich der Alien-Geschichte. Aber das ernsthaft. Ich habe keine Ahnung, ob die Angestellten dort das alles selber glauben, aber die Hingabe, mit der das hier alles aufrechterhalten wird - selbstverständlich bekommt das Museum keine staatlichen Zuschüsse - lässt da einige Rückschlüsse zu. Leider ist das Museum etwas text-lastig und alles auf Englisch. Die Regierung wollte wohl auch keine Leihgaben bereitstellen. Aber der Phantasie sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt und so gibt es eine grosse Menge an Bildern, Modellen und viele Fotos von "archäologischen Expeditionen" an die Absturzstelle. Selbstverständlich wird auch über andere ausserirdische Aktivitäten auf diesem Planeten unterrichtet: das geht von Area 51 bis hin zu Kornkreisen. Die echten Aliens werden sich kaputtlachen, wenn sie irgendwann tatsächlich mal kommen sollten.
Im Gift Shop kann man dann noch Tassen kaufen, falls zu Hause im Schrank welche fehlen... Ich hab mich für ein T-Shirt entschieden.
Alles in allem eine etwas freakige Show, aber wenn man schonmal in Roswell absteigt, dann ist das Museum auf jeden Fall ein Besuch wert.
Am Ende dieses Tages bin ich dann in Big Spring in Texas angekommen. Texas begrüsst seine Besucher mit dem typischen Bild: Ölpumpen wohin man schaut.

Ölpumpe auf einem Feld in Texas

12 Mai 2012

Weisser Sand

Gestern gab es nicht so viel neues zu berichten, daher habe ich nichts geschrieben. Der Tag war mit dem Überwinden von Entferungen angefüllt, wieder einmal. In aller Ruhe bin ich von Phoenix Richtung Osten bis nach Lordsburg, New Mexico gefahren und hab dort im vorgebuchten Hotel übernachtet. Heute morgen dann ging es schon wieder um 7.30 Uhr weiter Richtung Osten. Ziel heute und seit einigen Jahren schon auf der Liste: White Sands. An der Stelle, an der sich heute weisse Dünen aus Gips türmen, befand sich vor Millionen Jahren ein urzeitliches Meer, in das die Kristalle aus den Bergen abgelagert wurden. Mangels Abfluss blieben sie dort und wurden nach dem Austrocknen des Meeres und Erosion zu sandartigen Körnern zu Dünen aufgetragen, zwischen denen hindurch heute der Loop, der Rundfahrtkurs befindet. Der ist ca. 12 Kilometer lang und erlaubt einen ersten Eindruck für den Besucher. Den meisten reicht das schon, viele sind auch nur hier, um im weissen Sand zu picknicken oder "Wintersport" zu betreiben: mit diesen runden Schalen wie im Schnee die Dünen hinunter rodeln. Das sieht tatsächlich wegen des fast strahlend weissen Sandes - oder besser Gips - winterlich aus, wenn die Leute nicht kurzärmlig bei 30 Grad herumlaufen würden.

Picknickers Traum: Unterstand gegen die Wüstensonne, Grill und Mülleimer.

Überhaupt ist das Gebiet, das durch den Loop erschlossen ist, recht lebhaft. Die Parkverwaltung hat Picknick-Plätze ausgewiesen mit Grillständen und vielen Klohäuschen und die Leute beschallen die Szene mit Musik aus ihren Autos. So richtig ruhig wird es erst, wenn man, so wie ich heute, an einem etwas ruhigeren Teil der Strasse das Auto abstellt und einfach mal in die Dünen reinmarschiert. Oder wenn die US Army hier Raketentests durchführt, denn das Monument liegt inmitten der White Sands Missile Range, einem riesigen Gebiet in der Wüste, das alle 6-8 Wochen mal komplett für 2-3 Stunden abgesperrt wird. Nämlich dann, wenn wieder mal Feuerwerk abgebrannt wird, leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die - und ich gehörte heute auch dazu - darf aber auf den Stützpunkt und das Museum anschauen. Nach Passkontrolle, Frage nach Waffen und Einweisung in die Regeln für die Benutzung von Fotoapparaten (in welche Richtung fotografiert werden darf und in welche lieber nicht...), konnte ich auf das Museumsgelände, wo eine Reihe von Raketen herumstehen. Das Museum bietet noch ein paar klimatisierte Räume, aber ich habe nicht reingeschaut. Ein kurzer lohnender Besuch, mehr heute nicht.
Zur White Sands Missile Range gehört ein gutes Stück nördlich auch noch die Trinity Site, wo die erste Atombombe gezündet wurde. Zweimal im Jahr ist sogar dieser Platz für die Öffentlichkeit geöffnet.

Soweit also mal zum heutigen Tag. Morgen geht es noch ein Stück weiter Richtung Osten, nach Roswell...

Die Parkverwaltung führt täglich einen Bummel - stroll - in den
Sonnenuntergang durch. Irgendjemand muss aber regelmässig die Tafel
mit der Uhrzeit wechseln...