16 Juli 2010

Die weggeschwommene Filmstadt Paria und noch mehr Erosionen

Flash flood (Sturzflut) ist wahrscheinlich das Haupt-Wort des diesjährigen USA-Ausfluges. Immer wieder, und vor allem in den Wüstengebieten taucht der Begriff auf, vor allem auf Warnschildern. In den hiesigen Wüstengebieten gibt es tatsächlich im Sommer auch heftige lokale Unwetter mit großen Regenmengen in einem begrenzten Gebiet. Der Boden kann diese Mengen aber gar nicht aufnehmen, also versammeln sich alle Wasser und machen sich in reissenden Strömen auf den Weg durch die Wüste. Manchmal kilometerweit vom eigentlichen Unwetter entfernt kann man so noch von einer Flut überrascht werden und es reichen bereits ein paar Zentimeter strömendes Wasser, um in echte Probleme zu kommen. Deshalb findet man oft und vor allem in Gebieten mit unpaved roads diese Warnungen.
In einem solchen Gebiet war ich im ersten Teil des heutigen Tages unterwegs. Auf der Fahrt von Page in Richtung Bryce Canyon kam igendwo ein Hinweis "Historical Marker" und ich wollte sowieso mal kurz vom Highway runter. So ein Marker weist in der Regel auf einen historisch interessanten Platz hin und wie es der Zufall wollte, landete ich am Beginn der Strasse in den Paria Canyon und in Richtung der ehemaligen Filmkulissenstadt Paria. Das wort steht im Deutschen in etwa für Aussenseiter oder Ausgestoßener und so kann man sich den Ort auch vorstellen. Vom Highway führen etwa 5 Meilen Schotterpiste, Sandstraße und/oder ausgewaschene Fahrrinne hinab zum Paria River, ganz unten im Canyon. 4WD und high clearance recommended - versteht sich. Anders geht es gar nicht und die Qualitäten meines Jeep Wrangler werden wieder mal gefordert. Ganz unten stellt sich leider heraus, dass von der Kulissenstadt Paria so gut wie nichts mehr übrig ist. Sie wurde bei einer dieser flash floods vor einigen Jahren völlig zerstört und weggespült. Nur - Ironie der Geschichte - der Friedhof ist unversehrt vorhanden... Dabei hätte ich mir so gerne eine Hilfe genommen bei der Vorstellung, wie John Wayne schwitzend auf der staubigen Straße steht, die Hand am Colt... high noon. Tatsächlich wurden hier einige Westernfilme gedreht und die Landschafts-Kulisse ist entsprechend atemberaubend. Die Canyon-Wände ragen steil in den Himmel, während sich die Straße dazwischen hinabschlängelt. Ein paar Kutschen und ein Saloon, schon ist der Wilde Westen fertig. Wirklich schade, dass die Stadt nicht mehr steht, aber die Landschaft für sich ist den Abstecher sehr wert gewesen. Wenn nicht gerade doch noch ein Touristenauto vorbeifährt, herrscht hier Totenstille. In der Hitze regt sich kein Strauch, kein Vogelgezwitscher, ab und zu mal eine Fliege, die vorbeikommt. Man hört das Blut in den Ohren rauschen...

Der Friedhof von Paria - der ist übrigens echt. Hier liegen die Siedler aus dem 19. Jahrhundert begraben.

Übrigens gehen die Informationen über die Zerstörung auch auseinander. Zuweilen ist auch von einer Brandstiftung die Rede. Aber immerhin gibt es inzwischen eine Vereinigung, die sich den Wiederaufbau zum Ziel gesetzt hat. Ansonsten ist die Gegend trotz ihrer wunderbaren Landschaft sehr einsam. Große Teile der Umgebung sind strengstes Naturschutzgebiet und pro Tag werden nicht mehr als 20 Leute reingelassen, 10 mit monatelanger vorheriger taggenauer Anmeldung per Internet, die anderen 10 am Vortag per Lotterie. Diese Leute sehen dann aber auch ein Stück Natur, die ihresgleichen sucht auf dieser Welt. Ich habe (heute) nicht zu diesen Leuten gehört.
Die Film-Stadt Paria wurde also durch eine Sturzflut weggeschwemmt, allerdings war am heutigen Tag nichts von Unwettern zu merken. Genau wie in Deutschland hat sich auch hier so eine Hitzewelle übers Land gelegt, wobei man wissen muss, dass Hitze hier eigentlich erst bei 38° Celsius losgeht.
Nach dem Ausflug in die Filmwelt bin ich weiter nach Norden gefahren, um den Bryce Canyon National Park zu besuchen. Das ist auch wieder so ein wunderbares Naturschauspiel über Geologie und Erosion. Der Begriff Canyon ist hier eigentlich nicht richtig, denn die Schlucht wird nicht durch einen Fluss eingeschnitten, sondern Wind und Wetter tragen das Material fort und es entsteht, wie es so schön heißt, ein natürliches Amphitheater. Ein faszinierendes Landschaftsschauspiel, das täglich von vielen tausenden Leuten bewundert wird (und das sich der US National Park Service fürstlich entlohnen läßt...). Für einen Tagesausflug ist der Park und die Wandermöglichkeiten viel zu groß, aber ich bin trotzdem weitergefahren bzw. wieder Richtung Süden, denn so langsam möchte ich mich wieder Kalifornien nähern und vorher noch einen 2-Tages-Abstecher nach Las Vegas und Umgebung machen.
Fazit des Tages: in der Wüste auf flash floods achten und mit diesen nicht spassen. Außerdem noch viel wichtiger: wenn ich mir so im Internet anschaue, was die Staaten Arizona und Utah noch im Verborgenen zu bieten haben und was bei etwas mehr Zeit, Mut und Vorbereitung möglich ist... ich merke, ich sollte künftig etwas mehr einplanen, als nur die Vista Points für Automobilisten.

Bryce Canyon National Park - ohne Worte

15 Juli 2010

Low clearance, high clearance und meine ewige Frage: in welcher Zeitzone bin ich und welche Zeit gilt dort...

Heute also von Gallup, New Mexico, wieder Richtung Norden ins Monument Valley. Wie in den Tagen zuvor bin ich früh raus, um den beginnenden Tag gleich gut auszunutzen und von meinem Hotel bis zum Ziel im Norden von Arizona sind etliche Meilen zu überwinden. Wie schon berichtet, hatte ich mir vorgenommen, das Monument Valley mit seinen berühmten Felsen nach 2009 nun ein zweites Mal zu besuchen. Manche Reiseführer schreiben ja, dass bestimmte Landschaften einen Menschen nach dessen Besuch verändert haben. Ich bin da zwar nicht sicher, aber immerhin hatte mich diese Landschaft sehr beeindruckt und bewegt. Ein zweiter Besuch ist dann zwar meistens nicht mehr so spektakulär, aber trotzdem hat der Platz etwas sehr Anziehendes für mich. Das hat mir auch die lange Anfahrt und die doch recht umständliche Routenplanung erleichtert.

Weils so schön ist: nochmal Monument Valley. Die Felsen erscheinen zu jeder Tageszeit in anderen Rot- und Brauntönen. Da ich zweimal durchgefahren bin, habe ich nun die Mittags- und die Spätnachmittagsfarben.

Anders als im letzten Jahr war ich diesmal schon gegen Mittag dort. Eintritt pro Person wie 2009 lächerliche 5 Dollar. Betrieben wird der Park inklusive Hotel von den Navajo-Indianern, gehört also nicht zum Beispiel zu den Nationalparks. Die Rundfahrt verläuft auf einer Piste, die die Bezeichnung Straße nicht verdient: staubig, sandig, holprig. Empfohlen wird Vierradantrieb und high clearance; also so "hochhackiche" Autos, wie meine Verkäuferin im Reisebüro sagen würde. Da bin ich natürlich bestens ausgerüstet und kann von meinem Auto herabblicken auf all die Leute, die viel zuviel Vertrauen in die Geländefähigkeit ihrer Limousinen, Vans und Kleinwagen (allesamt low clearance) setzen. Ich frage mich wirklich (wie bereits im Vorjahr), was sich Leute dabei denken, mit einem Ford Mustang so eine Piste abzufahren, aber immerhin ist noch jeder wieder aus dem Valley herausgekommen. Leute, wenn ihr nach Amerika kommt, einen Mietwagen nehmt und das Monument Valley einplant, dann investiert die paar mehr Euro in ein kleines SUV und habt Spaß hier. Denn dass, was ihr mit einem Chevrolet Cobalt (or similar - wie es im Autovermieter-Prospekt heißt) spart, zahlt ihr bei der Navajo-Rundfahrt mit deren Geländefahrzeugen drauf. Die kostet nämlich pro Person 45 Dollar (kurze Strecke) oder 75 Dollar (lange Strecke). Und jetzt ist auch klar, warum der "Grundeintritt" so billig ist: der Rest wird mit Zusatzleistungen hereingeholt. Zum Glück ist man auf diese nicht unbedingt angewiesen und ich konnte mit meinem Auto wunderbar, wenn auch ziemlich durchgeschüttelt, die Route gleich zweimal nehmen - weils so schön war.
Nach dem Monument Valley und meiner Fahrt zum nächsten Schlafplatz in Page, Arizona, habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass die Uhren hier nun doch wieder eine Stunde nachgehen als in New Mexico, was ja weiter östlich liegt. Ich komme vielleicht noch dahinter, was die Lösung ist. Jedenfalls wurde mir gestern beim Tanken (auch in Arizona), die gleiche Zeit ausgewiesen wie in New Mexico im Hotel. Und heute abend geht meine Uhr eine Stunde vor...

So "holperig" wie die Landschaft im Großen sind die Pisten im kleinen. Trotzdem sind die Touristen mit derartigen Autos hier unterwegs...

14 Juli 2010

Von Kalifornien nach Arizona und weiter nach New Mexico - an 2 Tagen

Wer sich ein wenig auf der USA-Karte auskennt, weiss, dass nahe zusammenliegende Ort nicht gerade eine amerikanische Sache sind, mal abgesehen von den Ballungsräumen, wie z.B. Los Angeles, wo alles eins ist. Dies entspricht auch genau dem Wahlspruch der Vereinigten Staaten e pluribus unum - aus vielen Eins. Die ländlichen Gebiete und besonders viele der Touristen-Highlights halten sich daran nicht. Letztere liegen regelmäßig mehrere hundert Meilen voneinander entfernt und diese Entfernungen sind durch lange Autofahrten zu überbrücken. Ich hatte mir schon im Vorfeld der Reise in den Kopf gesetzt, unbedingt zwei Sehenswürdigkeiten noch einmal zu besuchen: die Mojave-Wüste mit dem Death Valley und das Monument Valley. Und alles, was daziwschen an Parks und so liegt, gleich mit abzuhaken. Den Joshua Tree National Park habe ich nun schon beschrieben. Von dort, besser gesagt, von dem Örtchen Blythe in Kalifornien bin ich dann Richtung Arizona aufgebrochen, und zwar nicht über die Interstate, sondern über Land, um etwas zu sehen. Dieses Etwas bestand im Wesentlichen aus kargen Wüstenbergen und bewässtern Feldern in Kalifornien und Steppe und noch mehr Feldern in Arizona. Dort ging es allerdings auch hinauf in die Berge, und das immer schön in Serpetinen auf- und abwärts. Angehalten habe ich unterwegs mal für das eine oder andere Foto. Im Wesentlichen kann man aber die Landschaft auch aus dem Auto heraus bewundern. Selbst im Red Rock State Park mit seiner Hauptstadt Sedona, die ich dann endlich erreicht habe, gab es wenig Anhalte-Stellen. Das lag hauptsächlich an dem Gewitter, das sich gerade über dem Tal entladen wollte (und dann auch tat). Besonders verlustreich war das nicht, denn diese wunderbare Landschaft kenne ich ja schon vom Vorjahr. Also weiter Richtung Flagstaff. Im Hotel einchecken, Abendbrot organisieren und dann Fotos hochladen, war mein Plan. Alles funktionierte, bloss das Internet wollte nicht so richtig mit mir zusammenarbeiten. Nun gut, dann schlafe ich erstmal eine halbe Stunde und versuche es später nochmal. Als ich nach der gefühlten halben Stunde wieder aufwachte, war es inzwischen weit nach Mitternacht, so dass sich ein nochmal aufstehen nicht lohnte. Also weiterschlafen bis fünf Uhr morgens, wo ich dann nicht mehr schlafen konnte - besser gesagt, wunderbar ausgeschlafen war. Die Quittung dafür bekam ich allerdings umgehend: in Page, meinem nächsten anvisierten Ziel, war kein Hotelbett mehr aufzutreiben. Also hieß es, schnell die Pläne umstellen. Und das, so ist meine Erfahrung, geht nicht ohne Missgriffe, die natürlich auch hier passiert sind und mich den ganzen Tag begleiten sollten... und alles nur, wegen falscher Versprechungen des Hotel (wireless Internet in jedem Zimmer). Bevor ich also zum Frühstück um 6 Uhr schreiten konnte, habe ich in Gallup, New Mexico, die nächste Übernachtung gebucht. Auch hier waren die günstigen Zimmer weg, also musste ich teuerer buchen. Und vor allem liegt Gallup gar nicht in meiner geplanten Richtung. Okay, dass es nicht am Weg liegt, war mir klar, aber so weit abgeschlagen... aber es sollte noch besser kommen, später am Tag.

Nach dem Frühstück ging es ziemlich früh los zum nächsten Nationalpark, dem Petrified Forest Park. Da, wo heute eine karge, trockene Wüstenlandschaft über alle Horizonte reicht, befand sich vor 215 Millionen Jahren ein feuchtes Schwemmland mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Die Bäume, die damals im Wasser versanken, wurden durch Sedimente überlagert und deren pflanzliche Gewebe nach und nach durch Mineralien ersetzt wurde, die die pflanzlichen Strukturen verblüffend nachbilden. Später verschwand das Wasser und die oberen Schichten wurden von Wind und Wetter wieder weggetragen. Dadurch kamen die versteinerten Baumstämme an die Oberfläche und liegen heute sehr zahlreich verstreut im ganzen südlichen Parkteil. Manchmal sieht es gerade so aus, als ob dort ein gerade mal paar Jahre alter Baumstamm rumliegt, mitten in der Wüste.

Versteinerter Baumstamm, fein säuberlich zerteilt. Mitnehmen von Steinen und Versteinertem ist übrigens strengstens verboten und am Parkausgang werden Fahrzeugkontrollen durchgeführt. Strafe ab 350 Doller plus Gefängnis möglich.

Aus diesem Material werden übrigens auch die schönsten geschliffenen Sachen hergestellt und verkauft. Allerdings stammt der Rohstoff nicht aus dem Park, sondern aus der Umgebung. Manche Geschäfte bieten diese Baumstamm-Segmente als Sitzgelegenheiten an... Am schönsten (und teuersten) sind diese aufgebrochenen Steine mit Kristallen innen drin.

Unzählige View Points später habe ich mich dann auf den weiteren Weg gemacht und dachte, das Canyon De Chelly National Monument wäre noch der richtige Tagesabschluss. Das liegt zwar 80 Meilen weiter nördlich, aber ich wollte über Land dorthin und dann noch die letzten 60 Meilen Richtung Gallup (nächste Übernachtung) über eine andere Straße weiterfahren. Unterwegs kamen mir allerdings erhebliche Zweifel wegen der Zeit und dem Weg, so dass ich mich entschloss, den Park auszulassen und gleich nach Gallup weiterzufahren. Auch war mir noch die große Nachfrage nach Hotelzimmern im Hinterkopf und ich wollte unbedingt abends noch für den nächsten Tag sorgen. Und dann musste ich feststellen, dass
  • der Weg zu meinem Hotel fast genau der gleiche Weg war, den ich jetzt 80 Meilen gefahren bin, bloss rückwärts;
  • in Arizona und New Mexico die Uhren eine Stunde vorgehen, weil es eine andere Zeitzone ist und somit der Nachmittag vorbei war
  • der Weg morgen ins Monument Valley genau wieder die gleiche Straße sein wird, die ich nun schon zweimal gefahren bin...
Entsprechend frustiert bin ich dann irgendwann in Gallup angekommen, schimpfend über das Hotel in Flagstaff und deren nicht funktionierendem Internet - irgendwer muss ja Schuld sein. Und dann schaue ich hier aus meinem Hotelfenster auf all die Low Budget Hotels im Umkreis und denke an die vielen Dollars, für die ich jetzt ein wunderhübsches Zimmer bewohne... naja, wenigsten etwas angenehmes.
Was bleibt ausserdem noch in Erinnerung? Das kleine Denkmal für die Route 66, die parallel der heutigen Interstate 40 verlief und zu deren Erinnerung im Petrified Forest National Park eine kleine Gedenkstätte errichtet wurde. An einer Stelle, wo niemand niemals vermuten würde, dass hier mal die Lebensader für Kalifornien verlief. Bis auf die Telefonleitungmasten, die keine Leitungen mehr tragen, errinnert nichts Originales mehr an den Streckenverlauf hier. Selbst die ganze Straße ist verschwunden, von der Steppe wieder überwuchert. Wer die Route mal abfahren will - es geht gar nicht mehr auf der ursprünglichen Strecke, weil es die nicht mehr gibt.

Von der Route 66 sind hier nur noch nutzelose Telefonleitungsmasten übrig. Links daneben verlief die Straße. Die Steppe hat sich alles wieder zurückgeholt. Im hintersten Hintergrund verläuft die ziemlich anonyme Interstate 40.

12 Juli 2010

Eilenburg (Deutschland): 34 - Blythe (Kalifornien): 42

Die deutsche Hitzewelle schwappt nur nachrichtenmäßig hier zu mir herüber. Nötig wäre das nicht, denn dort, wo ich heute abend abgestiegen bin, werden regelmäßig höhere Temperaturen erreicht. Das ist aber auch kein Wunder, denn der Ort Blythe liegt inmitten der Colorado-Wüste, knapp an der Grenze zu Arizona. Bis dahin habe ich es heute geschafft, inklusive Besuch des Joshua Tree National Park. Aber der Reihe nach.
Von gestern war ja noch einiges offen. Angefangen mit den 10 Kilogramm Brotbackmischung, die ich für meinen Bruder Benjamin mit nach Amerika bringen wollte. Nach ausgiebigem Internet-Studium kam ich schließlich zu der Erkenntnis, dass das Einführen von Brotbackmischung erlaubt ist. Trotzdem blieb so ein gewisses Unwohlsein, ausgelöst durch die vorausschauende Phantasie, wie ich an der Zollkontrolle meine Tasche auspacken muss und mich für jeden Artikel zu rechtfertigen habe... und dann? Ja, mein Gepäck wurde einer strengen Sonderprüfung unterzogen. Allerdings nicht in Los Angeles, sondern in Berloin Tegel. Und auch ohne mein Beisein. Nach der Ankunft fand ich in meiner Tasche das "Durchsuchungsprotokoll" in der Art: bei der Röntgenkontrolle konnte die Ungefährlickeit nicht zweifelsfrei festgestellt werden, daher musste Ihr Gepäck geöffnet werden ... usw". Tatsächlich waren die Kontrolleure an dem Karton mit den Backmischungen interessiert, denn diesen hatte ich mit Klebestreifen zugemacht und aussen beschriftet, aber das TesaPack war aufgeschnitten und neu verklebt worden. Bei diesem Vorgang muss dann wohl auch die Lufttransportfähigkeit festgestellt worden sein, denn es wurde nichts entnommen. In Los Angeles angekommen wurde ich nur noch von einem gelangweilt dreinblickenden Officer gefragt, welche Art von Lebensmittel ich einführe und dann an- und abschließend durchgewinkt... und das wars. Dreißig Minuten für die ganze Einreiseprozedur, ich glaube, das ist Rekord. Nun musste ich nur noch zu meinem ersten Hotel in Banning kommen, um erstmal auszuschlafen. Dafür brauchte ich das Auto von Alamo, der Autovermietung. Der Agent am Schalter machte auch hier ruckzuck die Formulare klar, die üblichen Fragen nach Upgrades und zusätzlicher Versicherung usw. konnte ich schnell mit "No, thank you" beantworten. Dann sagte er noch sowas wie: "Vierte Reihe "Intermediate SUV", such dir ein Auto aus, der Schlüssel steckt." Ich war etwas verblüfft, denn so kannte ich das gar nicht. Aber gut. Also raus auf den Platz und Reihe vier suchen. Dort standen auch gar nicht so viele Kisten zu Auswahl. Ein paar Trucks (diese Lieferwagen mit offener Ladefläche - keine Ahnung, wer so ein Auto mietet), ein SUV, das gerade bezogen wurde, eines (Typ unbekannt) in gelb und vier gleiche Wagen in unterschiedlichen Farben, von denen ich den schwarzen gewählt habe. Und das ist nun mein diesjähriges Auto:

Jeep Wrangler. Das ganze Verdeck könnte man abbauen und das Ding als Cabrio fahren. Aber wohin dann damit??? Das Auto ist jedenfalls nicht schlecht, um die ganzen unpaved roads zu befahren; dazu sollte der Vierrad-Antrieb zugeschaltet werden.

Dass ich wohlbehalten in Banning angekommen bin, hatte ich ja schon geschrieben. Heute ging es dann also darum, die Qualitäten des Fahrzeugs auszutesten, und dazu bietet sich der nahegelegene Joshua Tree Park an. Der hat nämlich neben den normalen Parkstraßen auch unendliche Meilen unpaved road und davon sogar einige nicht gewartete, also völlig "wilde" Straßen. Benutzung auf eigene Gefahr, aber kann mit so einem Auto überhaupt was schiefgehen??? Also habe ich auf derartigen Straßen den Park erkundet. Der Joshua Tree - richtigerweise müßte es Josua-Palmlilie heißen - ist ein Agavengewächs, das nur hier, im Südwesten der USA zu finden ist. Der ganze Park steht voll davon, war mein Eindruck nach Einfahrt durch den Westeingang. Aber er hat noch mehr zu bieten, vor allem geologisches. Auf dem Hochplateau erlebt der Besucher eine sonderbare Welt der Felsen. Runde Steine, flache Steine, die man vielleicht vom Strand kennt, liegen hier säuberlich aufgestapelt mitten in der Landschaft. Und natürlich haben diese Steine nicht das übliche "Handschmeichler"-Format, sondern es sind ziemliche Brocken und man fragt sich unweigerlich, wie diese Stapeleien entstanden sind... Wie immer gibts dafür eine geologische Erklärung und anhand von sichtbaren Beispielen an unzähligen Tafeln kann sich der Tourist durch die Entstehungsgeschichte hangeln. Ich habe das heute auch getan, allerdings bei ziemlich trübem Wetter. Irgendwie paßte das nicht zur Wüste, in die ich ja eigentlich wollte. Himmel grau, Regen. Ich hatte mir schon überlegt, wie das wohl so ist, wenn man gerade auf so einer unbefestigten Straße von einem Wolkenbruch überrascht wird. Die Warnschilder jedenfalls machten keine großen Hoffnungen, ohne große Schäden davonzukommen ("wenn das Wasser kommt, nimmt es alles mit...").

Im Schlechtwetter-Teil des Joshua-Tree-Nationalparks: ca 25°, Regenschauer, viele Felsen...

Dann allerdings ging es in den zweiten, südlichen Teil des Parks. Von der Hochebene hinab in das Pinto Basin und hier beginnt wirklich ein anderer Teil der Welt. Mit einem Schlag wird der Himmel blauweiss, die Sonne brennt unbarmherzig nieder und die Temperatur steigt erstmal um 10 Grad von 25 auf 35. Das hat schon eher was von Wüste und auch der natürliche Kakteen-Garten mit 400m langem "Wander"-pfad paßte ganz gut ins Bild. Von hier aus ging es dann weiter bis nach Blythe, wo ich jetzt bin und wo es gerade, um 22 Uhr abends, immer noch um die 35 Grad hat. Ohne Klimatisierung geht da gar nichts. Kalifornien hat also zumindest auf der Temperaturskala noch einiges mehr zu bieten, als Deutschland...
Irgendwas wollte ich noch schreiben, aber es ist mir momentan entfallen. Vielleicht kommt es wieder, dann liefere ich nach. Für heute solls erstmal reichen.

11 Juli 2010

Wieder zurück

Es geht scheinbar nicht, unterhalb von 24 Stunden von Berlin nach Los Angeles zu kommen... Aber ich habe es auch mit mehr geschafft - und bin jetzt geschafft. Nachdem Bahn und Flüge alle nicht so ganz pünktlich waren, bin ich aber dennoch wohlbehalten in Banning, California, angekommen. An der Autovermietung habe ich mir erstmal eine Karre abgeholt, die muss sich der geneigte Leser unbedingt anschauen, wenn ich sie dann als Bild hinzufüge. Heute nicht mehr. Später gibts dann auch noch Nachträge zum Reisetag. Jetzt erstmal: Gute Nacht.

26 Juni 2010

Am Rande der Wüste

Das ist das Wüstenstädtchen Banning in Kalifornien und hier habe ich das erste Hotelzimmer für die Kalifornien-Arizona-Rundfahrt 2010 bereits gebucht.


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Der Tourist braucht ja bei jeder Einreise in die USA neben der gültigen ESTA-Anmeldung auch eine Adresse für die erste Übernachtung. Deshalb habe ich immer schon das erste Hotel vor der Abreise via Internet gebucht und konnte dann schön die Adresse angeben. Ausserdem erspart mir das den Stress der Hotelsuche nach der Ankunft. Banning liegt ca. 100 Meilen östlich des Flughafens von Los Angeles (LAX). Ganz in der Nähe liegt der Joshua Tree National Park und somit werde ich diesen meiner doch schon ganz hübschen "Besuchte-Nationalparks-Liste" hinzufügen können. Wenn es denn endlich soweit ist, denn ein paar Tage gehe ich noch arbeiten, dann bin ich aber wirklich urlaubsfertig...

18 März 2010

Ich muss die Wüste sehen...

Ozean, Urwälder, Hochgebirge, Vulkane und noch viel mehr habe auf meinen Touren durch die USA 2007, 2008 und 2009 gesehen, aber nichts hat mich so beeindruckt, wie die Wüstenlandschaften des Südwestens. Daraus kann es nur einen Schluß geben: ich muss wieder hin, wenn auch in etwas abgespeckter Form, wegen der geringeren Finanzkraft in diesem Jahr. Also habe ich das Reisebüro meines Vertrauens mit der Buchung beauftragt und werde nach Los Angeles aufbrechen und mich etwa 12 Tage dort im Südwesten herumtreiben, dann meinen Bruder in Palo Alto besuchen und dann noch für eine Woche Richtung New York aufbrechen.
Der Mensch braucht im Jahr so einige Fixpunkte. Einer davon ist für mich also der Abreisetag...!

01 Februar 2010

Paris ist auch schön...

... aber die Welthauptstadt ist und bleibt nun mal New York City. In der vorigen Woche war ich von Mittwoch bis Sonntag in Frankreich. Dann und wann muss man sich auch mal ein anderes Land anschauen und ich muss sagen, auch Frankreich ist ein wunderbares Land mit netten Leuten und ganz eigenen Landschaften und Städten. Paris habe ich leider nur im Schnelldurchlauf während einer zweieinhalb-stündigen Busdurchfahrt gesehene. All die Attraktionen, Eiffelturm, Notre Dame, Triumphbogen usw. im Vorbeifahren - das ist schon schade und fordert zu einem Zweitbesuch heraus. Ich bin mir sicher, dass der auch irgendwann stattfindet (zum Beispiel, wenn ich mal Französisch sprechen kann). Diesmal war die Fahrt quasi ehrenamtlich-dienstlich: ich war mit einem kleinen Chor unterwegs, der in Frankreich - genauer gesagt in Orleans, Vendôme und Paris jeweils ein Konzert gegeben hat. Also Fazit: Frankreich ist eine oder zwei bis drei Reisen wert, aber in Amerika gibt es auch noch so viel unentdecktes Land.