Ich habe keine Ahnung, was am Death Valley so anziehend ist für mich und viele viele Touristen. Aber schon bei der Reiseplanung für dieses Jahr stand fest, dass mindestens ein Tag für einen erneuten Besuch hier eingeplant wird. Nun hatte ich daraus kurzristig sogar zwei Tage gemacht, das werde ich aber so nicht umsetzen. Warum? Die Parkverwaltung möchte den Massentourismus zum Schutz der aussergewöhnlichsten Ort einschränken und davon bin nun auch ich betroffen. Wie das abläuft bzw. eingerichtet wird, dazu später mehr. Zunächst ging es also durch das Wüstengebirge westlich Las Vegas hinein in das Tal des Todes, das seinen Namen angeblich von einer Gruppe Reisender, die sich hier verirrt hatten. Als sie letztlich doch einen Ausweg fanden, verabschiedete sich eine der Frauen in der Gruppe mit den Worten "Goodbye Death Valley". So tot wie sein Name ist das Tal aber nicht. Einige hochspezialisierte Lebensformen, darunter der Mensch, sind im Stande, hier zu überleben, wo nicht viel anderes ohne ständige Bewässerung lange grün bleibt. Viel Regen kommt über das Jahr verteilt auch nicht an, die durchschnittliche Menge beträgt gerade mal 25 mm.
Ich bin heute also hier unterwegs und zuerst auf den Aussichtspunkt Dantes View hinaufgefahren, eine 13 Meilen lange Serpentinenstraße, die bis auf ca. 1600 m raufgeht. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick über große Teile dieses riesigen Tales. Untenin strahlendem Weiß des kristallisierten Salzes das Badwater Basin, auf der anderen Seite erheben sich die Berge der Panamint Range bis auf eine Höhe von 3.368 Metern und an klaren Wintertagen (nicht heute), kann man in etwa 150 Kilometern Entfernung den Mt. Whitney sehen und somit die tiefste Stelle Amerikas, Badwater, direkt unterhalb von Dantes View mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel und gleichzeitig den höchsten Berg der USA ausserhalb Alaskas mit 4.421 Metern Höhe.
Nach diesem Spektakel ging es erstmal ins angenehm klimatisierte Visitors Center mitten im Park. Hier wurde die übliche Entrittsgebühr fällig und es gibt bei solchen Gelegenheiten Karten und sonstige Hinweise. Ausserdem stehen die Park-Ranger für Fragen der eigenen Reiseplanung zur Verfügung. Ich hatte mir den Haupt-Besuchhöhepunkt für dieses Jahr schon zurechtgelegt: ich wollte die Race Track Playa besuchen, die weit abgelegen im Norden des Park liegt. Hier und nur hier gibt es die wandernden Steine, von denen niemand so richtig weiß, wie sie sich bewegen, aber die Spuren in der ausgetrockneten Playa sind eindeutig: hier findet ein Rennen der Felsbrocken statt, aber immer, wenn Zuschauer kommen, erstarrt alles zur Bewegungslosigkeit. Das ist natürlich so richtig nach dem Geschmack der Touristen und wahrscheinlich noch von Leuten, die irgendwelche übersinnlichen Phänomene vermuten. Jedenfalls hat der steigende Besucherstrom offenbar zu erheblichen Verletzungen an der Natur geführt: angefangen damit, dass irgendwelche Blödiane die Playa bei Nässe betreten bis dahin, dass Idioten die Felsbrocken mitnehmen, was natürtlich strengstens verboten und mit hohen Strafen belegt ist. Aber hier gibt es keine Ranger mehr und so bleibt nur, den Zugang zu erschweren: die Strasse wird nicht mehr gewartet und bei Nachfragen im Besucherzentrum wird der Interessent in schillernden Farben zum Phantasieren angeregt, was alles passieren könnte: mindestens 4WD erforderlich, heavy duty tires, mindestens zwei Ersatzreifen, kein Mobilfunkempfang, Abschleppen kosten soundsoviel Hundert Dollar und, ach ja, die Fahrt dauert von hier drei Stunden, anschließend eine Stunde Fussweg und das alles bei den heute vorhergesagten 120° Fahrenheit. Überlegen Sie es sich lieber nochmal. Und damit sind die Ranger erfolgreich. Die wenigsten machen sich nach dieser Ansage noch auf den Weg, obwohl die Kulisse einmalig sein muss. Ich habe denn auch Abstand davon genommen. Die Aussicht, irgendwo auf der Schotterpiste liegenzubleiben, fand ich nicht so toll. Ich bin dann lieber noch zum Badwater Basin gefahren, wo ich das ganz oben gezeigt Foto geschossen habe. Tatsächlich: 52,8° Celsius. Das ist aber immer noch nicht ganz der derzeit gültige der Rekord, aber immerhin eine Temperatur, die einem das Wasser aus allen Poren treibt, wenn man ein paar hundert Meter zu Fuß läuft. Zum Beispiel hinaus in die Salzwüste Badwater. Hier tritt Grundwasser von unten aus dem Boden und es entstehen kleine Tümpel, an denen das Salz auskristallisiert. Es sieht etwa so aus, wie schmutziger Schnee bei uns in Deutschland. Nach so einem kurzen Rundgang ist erstmal re-klimatisierung im Auto angesagt, wobei ich immer sehr achtgeben muss, mich nicht durch eine zu stark laufende Klimaanlage zu erkälten. Immerhin waren nachher alle Sachen schön nass von Schweiss und es dauert eine Weile, bis alles wieder getrocknet ist. Ein zu kalter Luftstrom kann da recht schnell unangenehme Folgen haben.
Zabriskie Point: auf die Bank setzt sich heute keiner. Alle Oberflächen sind so heiß, dass man sich Verbrennungen zuziehen kann.
Nach dem Verzicht auf den Racetrack und dem Entschluß, diesen auch an dem zweiten reservierten Tag nicht zu besuchen, bin ich ziemlich ausgelaugt in Richtung Hotel abgefahren. Dieses hatte ich nun schon für zwei Übernachtungen gebucht und wollte das auch nicht wieder rückgängig machen. Aber wie Amerika nun mal ist, bieten sich auch hier unendliche neue Möglichkeiten. Gleich drei weitere berühmte Nationalparks liegen gleich vor der Hotelzimmertür (für amerikanische Entfernungsverhältnisse nah): die Sequoia-&-Kings Canyon National Parks und der Yosemite-Nationalpark. Ich kann also wählen.
Somit habe ich nun also die Wüste verlassen und noch eine Erkenntnis gezogen: Noch mehr trinken! Warum aber nun gerade das Death Valley so anzieht? Vielleicht liegt es an den Extremen, vielleicht an den Herausforderungen, die die Landschaft an die Besucher stellt, vielleicht ist es auch das Verlangen, mal richtig warmes Wetter zu erleben. Es gibt nicht mehr viele weitere Orte auf dieser Welt, die soviel Wärme zu bieten haben und doch relativ leicht zu erreichen sind.
2 Kommentare:
Über 50°C, was für eine Affenhitze!
Pass bloß auf deinen Kreislauf auf!
Ich habe eben mal über Pahrump nachgelesen, wer hätte gedacht, dass ein Ort auch dafür berühmt sein kann.
In einem Buch über "Geheimnisvolle Phänomene" habe ich schon von diesen Steinen auf der Race Track Playa gelesen ... da wurde aber das Geheimnis auch nicht gelüftet.
Dank der recht strengen Regeln im Park ist offenbar auch das aufstellen von erhellender Technik (einer Webcam beispielsweise) nicht gestattet. Schade eigentlich, wo ich doch so neugierig bin.
Viel Spaß noch.
Gruß Mirko
Ich bin für die "Feuchte-Playa-Theorie". Was ich noch nicht herausgefunden habe ist, wie langsam die Steine sich bewegen.
Ich glaube, der Parkverwaltung ist es ziemlich egal, solange es nicht gestört wird. Das ist übrigens sowieso ein Grundsatz der Nationalparks: der Natur ihren Lauf lassen, es gehört alles dazu (z.B. Waldbrände werden nicht gelöscht usw.).
Kommentar veröffentlichen