Nach dem Abschluss der schönen Reise nach Nordchina,
Provinz Shanxi, bin ich nun mit dem Blogschreiben etwas in Rückstand geraten.
Seit Montag stand die Erkundung der Megacity auf dem Programm und wie das bei
so grossen Städten ist, muss man sich auf einzelne Punkte konzentrieren bzw.
beschränken. Andererseits bieten die chinesischen Städte, egal ob modern oder
nicht, auch immer eine Flut von Motiven, interessanten Ecken, Kontrasten.
So kann man auch mal irgendwo aus einer U-Bahn früher aussteigen und sich durch
ein Viertel treiben lassen. Auf meinem Programm stand als erstes am Montag die
- nach 2016 - erneute Besichtigung von The Bund, der langen Uferpromenade
gegenüber dem Wolkenkratzerviertel von Pudong – New Manhattan. Wann immer
Shanghai in den Medien auftaucht, diese Skyline wird als Foto verwendet und
sie ist ja auch beeindruckend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass vor 30 Jahren
hier nur ärmliche Hütten und qualmende Fabrikschlote standen.
Dummerweise ist genau in dem Moment meine Kamera
kaputtgegangen. Für die Experten unter den Lesern: Canon EOS 7D: Error 40.
Nichts geht mehr. Sehr schade, so mitten in den Ferien. Somit sind alle
folgenden Fotos vom Handy (was auch nicht ganz schlecht funktioniert) und von
den Reparaturbemühungen wird noch die Rede sein.
Der folgende Dienstag sollte der Beschaffung von Kitsch
gewidmet sein und eben dieser Kamera-Reparatur. In Shanghai gibt es einen
grossen Canon-Laden. Also da mal hin. Natürlich hat der Laden genau an diesem
Tag wegen Umbau geschlossen. «Gerne begrüssen wir Sie morgen wieder…» oder so
ähnlich stand es an der Tür und drinnen waren die Mitarbeiter damit
beschäftigt, rumzustehen und anderen zuzusehen, wie sie Regale und Lampen neu
aufstellten. Das war also der erste Reparatur-Versuch. Danach ging es
fussläufig zurück zum Peoples Square (…) und dem dort befindlichen «Urban
Planning Exhibition Center», einer Ausstellung über die
Stadtentwicklungsgeschichte Shanghais, der ein ganzes 6-stöckiges Gebäude für
ein riesiges Modell der Innenstadt gespendet wurde, zusätzlich angereichert mit
Einzelmodellen und vielen Vorher-Nachher-Fotografien. Das war wirklich
interessant und so ganz ohne die in China erwartbare Propaganda, wie weise die
Partei… und so weiter und so fort.
Beim anschliessenden Besuch im Tibetischen Kloster wollte
ich dann endlich für Ben und mich eine kitschige Plastik-Gebetsmühle mit
Solarantrieb erwerben, aber denkste. In Datong haben wir das irgendwie verpasst
und in Shanghai machen sich diese Sachen wirklich rar. Winkekatzen gibt es
fast überall, aber Gebetsmühlen - Fehlanzeige. Jedenfalls nicht an dem
nach-neu-gebauten Kloster des Jade-Buddhas mit seinen Mönchen, von denen ich
gerne mal die Arbeitsverträge sehen würde… Und dann, heute Mittwoch, bin ich
endlich in den Canon-Laden gekommen, nur um mir sagen zu lassen: Wir machen die
Reparaturen nicht selbst, aber du kannst in das Canon Quick Response and Repair
Center gehen, dort wird dir geholfen, 15 Minuten Fussweg von hier. Super gut
gelaufen. Das hätten sie auch an der Tür anschreiben können.
Gestern wäre es
noch gut gewesen, heute nämlich hat es praktisch den ganzen Tag geregnet, mal
mehr, mal weniger stark. Und bei diesem Repair Center konnten sie mir leider
auch nur anbieten, in den nächsten 2 Tagen den Fehler zu finden, dann könne man
eine Reparatur abschätzen…. Ehrlich gesagt, habe ich das schon geahnt (und
übrigens auch für unser schönes Mitteleuropa nicht anders erwartet). Mit
vielen «xièxie» - Danke - sowie meiner kaputten Kamera bin ich also wieder raus
in den Regen.
Gelbe Fahrräder werden verladen... Mietfahrräder, die die Leute irgendwo abstellen, meistens an U-Bahn-Haltestellen |
Und dann habe ich noch ein echtes Highlight besucht: Den Gründungsort der Kommunistischen Partei Chinas - quasi auch ein Tempel, ein kommunistischer: mit kommunistischen Buddhas in Form vom bronzenen Mao-Köpfen, Zhou-Enlai-Köpfen, dem heiligen Zimmer, wo die Sitzungen stattfanden, die heilige Küche und den nicht ganz so heiligen Andenkenladen. Im Foyer traf gerade auch eine Schulklasse ein, die gleich erstmal einen Fahnenappell durchgeführt hat. Kennen wir ja noch aus DDR-Zeiten. Positiv ist mir aufgefallen, dass die verbannten und ausgeschlossenen Mitglieder der Ur-KP auch benannt wurden. Nicht wie zu früheren Zeiten, wo man sie einfach aus den Fotos und dem Gedächtnis getilgt hat.
Der schöne Abschluss des Tages fand dann im
Cafeteria-Andenkenladen statt: hier gab es die diversen Partei-Devotionalien,
CDs von Bob Dylan, die legendären Emaille-Becher, die ich voriges Jahr so
vermisst habe. Cappucino und Kaffee war aus (entspricht noch ganz den früheren
Parteiprogrammen) und der Verkäufer Nr. 2 im Shop hat sich ganz sozialistisch
verhalten: er schlief an der Kasse…
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