Taiyuan wurde auch am heutigen Morgen bei unserer Abfahrt weder bunter noch heller. Wir hatte auch nicht vor, länger zu bleiben, nach dem Anreisetag sowie dem Besuch des Jinci Tempels. Neben dem Grau, von dem wir nicht ganz herausbekommen haben, ob es Nebel oder Smog gewesen ist, hielt auch der Regen von gestern noch an und begleitete uns auf der 90 Minuten langen Fahrt nach Pingyao. Genauer gesagt, legte der Regen zwischendurch eine Pause ein um uns dann mit neuer Kraft bei unserer Ankunft zu begrüssen.
Der erste Rundgang durch die jahrhunderte alte
Ancient Town von Pingyao fand somit auch im Regen bzw. unter Regenjacken und Schirmen statt. Inmitten von tausenden chinesischen Touristen bahnten wir uns einen Weg durch die Gassen und zwischen den Mittagessen-Ständen hindurch. Für die Chinesen und mittlerweile auch für mich nichts ungewöhnliches mehr, dass man sich einerseits ständig irgendwo anrempelt und andererseits auch mal konsequent einen weg freimachen muss. Sonst kommt man hier nicht weiter.
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Im Zentrum von Pingyao |
Nach einem ersten Rundgang und einer kleinen Kaffeepause im Hostel holte uns unser Guide Mister Lü ab und wir begannen die geführte Tour durch die Stadt, beginnend bei dem Museum der ersten chinesischen Bank. Wieder durchgeschoben mit und von tausenden anderer Menschen sahen wir Schalterräume, Geldzählräume, Büros des Mittelmanagements und die Verhandlungszimmer, in denen der Chef persönlich wichtige Kunden empfing. Und das alles vor ein paar Jahrhunderten. Richtig andächtiges Museumsfeeling kam ob der vielen Menschen nicht auf. Aber wir staunten. Zum Beispiel über den Tresor im Keller und die Klos in den Büros: Deckel auf usw... Im Büro!
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Der Zahlungsbeamte... |
Nach der Bank kam die Stadtmauer dran, quasi eine Kleinausgabe der Grossen Mauer. Von den 6 km der rundum erhaltenen Befestigung schafften wir etwa ein Viertel, und zwar ohne Gedränge, denn hier hoch steigen die wenigsten Touristen und die Einheimischen sitzen entweder in der inneren Stadt an ihren Verkaufsständen oder pflücken in den Hinterhöfen
Datteln Feigen von den Bäumen. Letzteres kann man von oben, also von der Mauer wunderbar sehen und überhaupt ist das die einzige Möglichkeit, die Hinterhofwelt von Pingyao (oder jeglicher anderer chinesischer Kleinstadt) zu sehen. Denn unten, in den Strassen sind die Türen versperrt oder man traut sich nicht, die Grundstücke zu betreten.
Inzwischen hatte sich auch der Regen verzogen und es wurde, vom grauen Himmel mal abgesehen, ein schöner Wandertag durch eine historische chinesische Stadt. Diese hat etwa 40'000 Einwohner und am Vortag, liess uns Herr Lü wissen, besuchten etwa 60'000 Touristen die Stadt. Wenn man auch für heute von dieser Zahl ausgeht, betrug die Ausländerquote 0.01 Prozent, nämlich wir sechs Besucher. Pingyao ist hauptsächlich eine innerchinesische Attraktion. Was aber nicht daran hindert, hier genau die gleichen Kitschläden zu installieren, wie überall auf der Welt. Der Unterschied ist nur: hier wird verkauft, was im Land selbst hergestellt wird. In unseren mitteleuropäischen "Andenkenläden" wird Importware aus China verkauft...
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Verkauf über die Gasse: über die Schnur werden Geld und Waren ausgetauscht... |
Unser Hostel ist übrigens sehr hübsch im traditionellen Stil gehalten: um einen Innenhof gruppieren sich die Zimmer, eingerichtet mit Teebank und grossem chinesischen Bett für die ganze Familie. Damit man nicht zu lange schläft, sind die Matrazen "steinhart".
Morgen geht es gegen Mittag weiter. Vorher haben wir noch einmal Zeit, die Altstadt zu durchstöbern und das gewisse Etwas einer Touristenattraktion in China zu geniessen.
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Hauptstrasse von Pingyao |
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Traditionelles Hostel |
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Unser ABV. Infotafel im Stadtviertel |
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Ein Gebäude der chinesischen "Staatskirche" |
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