Und mehr: Der Nachrichtensender CNN hat hier seinen Hauptsitz und 1996 fanden die 100. Olympischen Sommerspiele hier statt. Zudem ist Atlanta Hauptstadt des Bundesstaates Georgia und somit auch Sitz von Parlament und Gouverneur des Staates. Die Stadt selbst hat über 450'000 Einwohner und im gesamten Umland sind es etwa 4,5 Millionen Menschen.
Vor 200 Jahren sah es hier noch ganz anders aus: ein paar Hütten, unter dem Namen "Terminus" (Endstation) zusammengefasst, bezeichneten den Ort, an dem die Western and Atlantic Railroad eine Endstation hatte. Zuvor hiess der Ort auch schon klangvoller Pakanahuihli - in der Sprache der Cherokee und Muskogee-Indianer. Später wurde er benannt nach der Tochter des Gouverneurs: Marthasville und noch später, eigentlich zuletzt, Atlanta.
So genannt kennen die meisten von uns diese Stadt. Und die meisten USA-Reisenden kennen Atlanta vom Umsteigen auf dem Flughafen. Denn entsprechend einem nicht ganz so alten Sprichwort - "egal, ob Himmel oder Hölle: in Atlanta musst du auf jeden Fall umsteigen" - bedient der Airport als Drehkreuz ("hub") Verbindungsflüge in alle möglichen Himmelsrichtungen und nur "ein paar" direkt aussteigende Touristen bleiben hier. So, wie ich am Dienstag. Die Schlange bei der Einreisekontrolle war trotzdem sehr lang, denn jeder, der von Auswärts kommt, muss die Grenzformalitäten am ersten Einreiseflughafen erledigen und kann erst danach weiter. Somit warteten alle Passagiere meines Fluges und einiger anderer Flugzeuge brav in langen Reihen, bis das Prozedere abgeschlossen war. Etwa 50 Minuten hat das gedauert. Danach ging es für mich nur noch ins Hotel - mit dem Mietwagen - und erstmal direkt ins Bett, um etwas Schlaf nachzuholen.
Für den heutigen Tag war dann, anders als geplant, Sightseeing angesagt. Normalerweise ist mein jeweils erster Tag dem Einkaufen gewidmet, aber da ich in den nächsten Tagen in keine abgelegene Wüste fahre, kann ich die notwendigen Beschaffungen auch später noch erledigen.
Das erste Ziel, weil direkt am Weg in die Innenstadt gelegen, war heute das Georgia State Capitol, sozusagen der Landtag des Bundesstaates Georgia. Wie ich es schon früher erlebte, konnte ich auch hier direkt in das Gebäude hereinmarschieren und mich nach einer kurzen Sicherheitsüberprüfung frei im Gebäude bewegen. Ausser den Türen zu den Abgeordnetenbüros war alles offen und vor allem die beiden Parlamentssäle, das Repräsentantenhaus und der Senat, interessierten mich. Dabei sind das nichts weiter, als grosse Räume mit Stühlen und Tischen in Parlamentsanordnung. Aber man darf rein und nachsehen. Ohne Führung und ohne Begleitung. Die beiden Kammern tagen auch nicht ständig, sondern eigentlich nur in einer Session pro Jahr, von Januar bis April. Ein sogenanntes Feierabend-Parlament (ja, das ist ein Fachbegriff) bzw. wie in der Schweiz: ein Milizparlament.
Auch das Büro des Gouverneurs ist im Gebäude untergebracht, gleich im Erdgeschoss hinter grossen Fenstern zum Foyer. Theoretisch könnte man dem Gouverneur bei der täglichen Schreibarbeit zusehen, aber er war natürlich heute gerade nicht im Haus...
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Georgia State Capitol |
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Repräsentantenhaus |
Nach dem Capitol ging es durch die Downtown zum Centennial Olympic Park. Ein Nachlass der Sommerspiele von 1996, ist der Park heute eine kleine, 8 Hektar grosse Oase, um die herum sich im Laufe der Jahre nach den Spielen einige Highlights der Stadt angesiedelt haben. Besonders hervorzuheben ist hierbei wohl die Coca-Cola-World. Realität gewordener Traum jedes Marketing-Experten: ein eigener Campus, organisiert als Dauerwerbesendung für Millionen (eintritts-zahlungsbereiter) Besucher, denen geschickt immer wieder entweder klar gemacht wird, was sie sich schon immer gewünscht haben (Coca Cola), oder welchen wertvollen Schatz sie bereits erwerben können: Coca-Cola. Ich selbst war mir etwas unsicher, immerhin sind 17 Dollar nicht wenig für eine Verkaufsschau. Also erstmal in das gegenüberliegende "Georgia Aquarium" rein. Eigentlich bin ich ja nun so gar kein Zoobesucher, aber der Tag war noch jung und Fische sind ganz nett. Der Eintrittspreis hier lag dann auch bereits im Bereich nicht-kommerzieller Bildungsveranstaltungen: stolze 39 Dollar plus Steuer, was am Ende $43.51 bedeutete. Und im Gebäude wurde auch schnell klar: hier geht es eigentlich gar nicht vorrangig um Bildung. Nein, das hier ist ein reiner Vergnügungspark, der als kleine Alibis Wissensbrocken vermittelt. Aber im Wesentlichen geht es darum, mehr AAAAAH! und mehr OHHHH! und noch mehr WOOOW! herauszuholen, von den kassierten Dollars ganz zu schweigen. Schlecht gemacht ist es nicht. Man kann in verschiedene Bereiche "eintauchen" und Tropenfische, Kaltwasserfische, Haifischbecken (dürfen nicht fehlen) bestaunen, teilweise sogar von Acrylglas-Tunneln aus gesehen.
Höhepunkt des Ganzen ist die Delfin-Show im "Theater": Tausend Leute sitzen in einem Amphitheater, während unten die Delfine ihre Kunststücke vorführen. Das Komische daran ist, dass Delfine immer zu lächeln scheinen, dabei können sie gar nicht anders und in ihre Köpfe kann keiner reinschauen. Immerhin gab es viel Fisch für die Delfine von ihren Dresseuren und viel Applaus vom Publikum.
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Grosse und kleine Fische. |
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Derart gelangweilt erfüllen diese Piranhas nicht die Erwartungen der Besucher. |
Nachdem ich also $43.51 für die Fische bezahlt hatte, entschied ich mich, nun auch noch die 17 Dollar für Coca Cola auszugeben. Was für eine Show! Es beginnt in einem hörsaalartigen Raum mit unzähligen Devotionalien zur Brause, danach "müssen" alle Besucher einen 15-minütigen Werbefilm anschauen, bevor sie dann endlich in die Ausstellung dürfen. Und die ist auch nicht so schlecht gemacht, wenn man bedenkt, welchen kulturellen Stellenwert Coca Cola inzwischen erreicht hat. Man denke nur an das unverwechselbare Design der Glasflasche. Und an den Santa Claus. Alles kommt von hier!
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Begrüssung in der Coca-Cola-World... |
Unten im Erdgeschoss das Highlight: Werde Teil des geheimen Rezeptes! Keine Ahnung, was da passieren soll, aber man muss sich halt anstellen und dann darf man in einen tresorähnlichen Raum mit lauter Glasfläschchen, Labor-Atmo. Zum Schluss stehen die Leute in einem illuminierten Cola-Glas, dann eine Wand auf und da steht er: der Tresor, in dem das geheime Rezept sich befinden soll. Mit Handflächenscanner und Zahlencode. Und natürlich wird der Tresor auch heute nicht für die Besucher aufgemacht, aber dafür kann man sich weiterbegeben zur Degustation. Richtig: in einem grossen Verkostungsraum kann jeder Besucher die Produkte des Konzerns aus allen Erdteilen probieren: "Fanta Exotic" aus Uganda oder "Bonbon Anglais" aus Madagaskar oder "Fanta Apple Kiwi" aus Thailand oder "Inca Cola" aus Peru. Nach all diesen mehr oder weniger Geschmäckern muss man sich erstmal den Mund mit dem Original ausspülen...
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Marketing at it's best: Was die Flasche leisten muss. |
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Der Schriftzug ist auf der ganzen Welt zu finden - eine grosse Leistung! |
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Fanta Exotic aus Uganda... |
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Schnell wieder zum Original zurück! |
Das und noch einiges mehr war also Atlanta. Ich hatte von vornherein zu wenig Zeit eingeplant und nun werde ich morgen abreisen. Dann geht es Richtung Osten und an die Atlantikküste.
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