09 Mai 2012

Las Vegas und danach

Ich habe keine Ahnung, wie ich über Las Vegas schreiben soll, ohne nicht gleichzeitig glücklich, entsetzt, erstaunt, abgeschreckt und alles andere jeweils gegensätzliche zu sein. Ich beginne mal damit, dass ich ja schon einmal über die Stadt geschrieben habe und in diesem Jahr das dritte Mal hier war. Vielleicht ist tatsächlich eine sachliche Annährung angebracht: Die erste Siedlung wurde 1854 von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (!) gegründet, aber schon drei Jahre später wieder aufgegeben. Mitte der 1860er Jahre errichtete die US-Armee das Fort Baker. Durch seine Quellen wurde Las Vegas zu einem wichtigen Zwischenstopp für Wagentrecks und die Eisenbahn auf ihrem Weg zwischen Kalifornien im Westen und New Mexico im Osten. 1903 verkaufte die Rancherwitwe Helen Stewart für 55.000 US-Dollar einen Großteil ihres Farmgrundstücks an die Eisenbahngesellschaft, die es aufgrund der regen Nachfrage parzellierte und am 15. Mai 1905 für insgesamt 265.000 US-Dollar an Spekulanten und Investoren versteigerte. Die Stadt Las Vegas war damit offiziell gegründet. Soweit zur Stadtgeschichte aus der Wikipedia.
In den 30er Jahren hat der Bürgermeister im Rahmen der Verhandlungen um Stromlieferungen vom Hoover-Dam mitgeteilt, "Las Vegas wird nie mehr als 5.000 Einwohner haben." und deswegen den ganzen Strom gar nicht benötigen. Der fliesst also bis heute nach Los Angeles und anderswo hin, aber Las Vegas hat im Jahr 2008 knapp 560 Tausend Einwohner und in der Metropolregion mitten in der Wüste leben insgesamt 1,8 Millionen Menschen.
Das Zentrum der Region, insbesondere der Strip, der Las Vegas Boulevard ist heute umsäumt von glitzernden Hotel- und Casino-Anlagen. Sie bilden das Herzstück einer Tourismus-Industrie, zu der das ganze Land und viele Ausländer strömen. Jährlich lassen diese ca. 34 Milliarden US-Dollar hier, ob nun beim Glücksspiel, in Hotels oder Restaurants oder bei sonstigen Vergnügungen. Ein Riesengeschäft. Und weil es so ist, wurden hier im Laufe der Zeit die grössten Hotels der Welt überhaupt versammelt. Mein Luxor zum Beispiel steht mit etwas mehr als 4.400 Zimmern auf Platz 6 der Weltrangliste. Von den ersten 10 dieser Liste sind 8 in Las Vegas beheimatet und insgesamt bietet der Hotelsektor der Stadt ca. 150.000 Übernachtungsplätze. Hotels sind bei weitem nicht alles, auch alle Hersteller von Luxusartikeln haben sich am Strip in eigenen Geschäftsgebäuden versammelt. Manche haben zudem Aussenstellen in den Hotels selbst und einige verkaufen ihre Sachen auch an Ständen auf der Strasse nach dem Motto: "original Louis Vuitton Sonnenbrille für nur 10 Dollar!" Jeder will halt von dem grossen 34-Milliarden-Kuchen sein Stück abbekommen...

Am Las Vegas Bloulevard

Im Grunde genommen ist die Stadt heute eine grosse Ferien-Fabrik. Wie Mallorca, nur ohne Sangria, dafür mit Casinos. Die Leute kommen, um sich zu entspannen, Spass zu haben. Danach fahren sie wieder nach Hause, nach Peoria, und leben ihren ganz normalen amerikanischen Alltag. So, wie also Millionen Deutsche auf Mallorca urlauben, verleben Amerikaner (und viele internationale Touristen) ihre Ferien in Las Vegas.
Ich selbst habe aber in den Casinos wieder mal nicht einen einzigen Dollar verspielt. Irgendwie ist mir das total fremd und ich kann mir nicht vorstellen, mich an so eine Slot Machine zu setzen und für Geld Knöpfe zu drücken. Oder an einem der Black-Jack-Tische nett mit der Dealerin zu schwatzen, wobei doch alle Angestellten insgeheim nur an das denken, was bei mir im Geldbeutel steckt... Aber rumlaufen, die Gestalten an den Automaten oder nachher in den Bars anzuschauen oder beim Roulette zusehen, wie die Kugel rollt, das macht schon Spass.

Hoover-Dam von oben. Seit Herbst 2010 kann man von der Strassenbrücke
diesen Blick geniessen.

Um Las Vegas herum gibt es auch noch die eine oder andere Attraktion zu bestaunen. Viele Touristen lassen  sich etwa zum Grand Canyon fahren (oder fliegen) und eine Menge Leute, zu denen ich auch gehöre, besuchen den Hoover-Dam, Technik-Weltwunder ganz in der Nähe. Inzwischen ist die Brücke der Umgehungsstrasse fertiggestellt und für Fahrzeugerkehr wie für Fussgänger freigegeben. Aus fast 300 Metern Höhe hat man eine wunderbare Aussicht auf die Staumauer und den dahinter liegenden Teil des Sees. Was früher nur den zahlungskräftigen Kunden mit Hubschrauberrundflügen möglich war, kann heute jeder mit ein paar Minuten Fussweg sehen.
Vor dem Besuch des Hoover Dam war ich noch im Eldorado Canyon. Ein sinniger Name, denn der Ort gehört irgendwie zu den Keimzellen. Die ersten Goldschürfer kamen hierher und versuchten ihr Glück. Einige fanden es wohl auch. Aber es dürfte wohl ähnlich wie bei den Casinos gewesen sein. Das meiste Geld haben wahrscheinlich die Verkäufer von Schaufeln und Whiskey gemacht. Heute können sich die wenigen Besucher die alte Minenstation anschauen mit einer verrückten Ansammlung von Technik und Handwerkszeug aus zwei Jahrhunderten.

Ein Goldgräber-Truck? Im Eldorado-Canyon begann in Nevada die Goldsuche


Fazit nach drei Tagen in der Glitzerstadt Las Vegas und deren Umland: es lohnt sich immer noch.

Das Luxor bei Nacht. 39 Xenon-Strahler erzeugen diesen Lichtstrahl in den Himmel.


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