12 August 2009

Ganz nach oben

Leadville lag ja schon, wie ich gestern berichtet habe, auf ca. 3.000 Metern über dem Meeresspiegel, doch die umliegenden Berge gehen weit über die Viertausender-Marke und sind für Touristen, zumindest in diesem Teil der Rocky Mountains, gut erreichbar, nämlich mit dem Auto! Vor Abreise habe ich mich noch am Frühstück im Super-8-Motel versucht, aber es hat keinen Zweck: Super 8 hat im Vergleich zum vorigen Jahr ganz schön nachgelassen. Das Personal ist nett, okay, aber warum muß man den Frühstücksraum in einem fensterlosen Kellerraum unterbringen, warum sollen drei Tischlein für das ganze Hotel ausreichen und warum sind die Becher mit dem Waffelteig nur halb voll und die Waffel deshalb nicht vollständig. Alles Fragen, die man vor Ort beantwortet bekommt, aber die meisten Hotelketten hier in Amerika machen Umfragen unter den Besuchern, online natürlich. So wird mir auch Super 8 wieder emails senden und dann werde ich die entsprechende Bewertung abgeben. Gut machen sich auch die Hotelbeurteilungen, die man über Google abgeben kann und die dann anderen Leuten helfen können, ihre Entscheidungen zu treffen.
Also gab es eine unvollständige Waffel heute und dann bin ich abgefahren Richtung Mount Evans, einer der Viertausender-Berge Amerikas westlich von Denver. Erst ging es ein Stück über die Interstate 70, dann hinein in den Wald und auf etlichen Serpentinen nach oben. Nach Bezahlung einer Gebühr von $10 ging es dann immer weiter hinauf in die Bergwelt der Rocky Mountains. Der Park-Führer informiert, dass je 1000 Fuß Höhenunterschied vergleichbar eine Strecke von 600 Meilen nach Norden Richtung Arktis zurückgelegt wird, also man kommt in immer weiter arktisch geprägte Landschaften. Recht bald ist auch die Baumgrenze überschritten und es gibt nur noch Felsen und Gräser, dazwischen kristallklare Bergseen und vereinzelt noch einige Schneefelder an den Hängen. Die Straße wird schmaler auf beiden Seiten immer abenteuerlicher: auf der Bergseite ziemlich bröckelig aussehende Felswände, Überhänge, abgestürzte Steine, auf der Talseite geht es steil abwärts, Leitplanken gibt es schon lange nicht mehr und die Straße ist so schmal, dass das an der Abgrundseite fahrende Fahrzeug ganz vorsichtig balanciert. Eigentlich kann ja überhaupt nichts passieren, aber mir wurde doch etwas komisch in diesen Situationen.


Strasse zum Mount Evans

Oben öffnet sich plötzlich die Landschaft in einen großen Parkplatz (überfüllt) und das Hochplateau des Gipfels auf ca. 4.300 Metern Höhe. Auf den eigentlichen Gipfel kann man auch hochkraxeln, aber mir fehlt wie üblich die notwendige Ausrüstung und ausserdem war es doch schon recht frisch hier. Der Ausblick dagegen fantastisch. In Richtung Osten glitzern weit unten die Wolkenkratzer von Denver, zwischen den Bergen windet sich die Straße hoch. Im Westen liegen die Bergseen und die Rückseite der Rockies mit den anderen Viertausendern. Und das alles kann man sehen, ohne einen Schritt zu Fuß gehen zu müssen, einfach nur mit dem Auto fahren. Oder mit dem Fahrrad, denn natürlich gibt es auch hier die Extremsportler, die hochstrampeln und abwärts in abenteuerlichem Tempo zwischen den Autos durchkurven.


Knapp unter dem Gipfel liegt der Parkplatz, auf ca. 4.300m Höhe über NN.

Die Abreise gestaltete sich für mich ebenso unproblematisch wie die Anreise, nur die Entscheidung, was mit dem Rest des Tages zu tun sei, machte mir noch Gedanken. Ich entschied mich dann doch für das Hotel, denn nach den Erlebnissen der letzten anderthalb Wochen macht sich jetzt doch eine gewisse Müdigkeit bemerkbar und das Interesse an weiteren Nationalparks ist erstmal gedeckt und die Wüste liegt ja nun sowieso hinter den sieben Bergen. Also runter nach und durch Denver hindurch. Mein Hotel für die letzten zwei Nächte liegt in Aurora, nahem dem Airport, von dem es am Donnerstag für die letzte Woche nach New York geht.

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