Als ich gestern abend in meinem Hotelzimmer die Landkarten und Routenplaner studierte, bekam ich einen kleinen Angstanfall wegen meines derzeitigen Standortes und der Strecken, die noch vor mir lagen. Deshalb habe ich kurzerhand beschlossen, dass der nächste Tag auch einem erheblichen Stück Vorankommens gewidmet werden müßte. Der Besuch des Hells Canyon wird daher ein andermal stattfinden. Von La Grande aus ging es also auf der Interstate 84 Richtung Süden bzw. Richtung Osten nach Boise und von dort noch ein Stückchen weiter bis nach Bliss und hier kam der Abzweig zum Craters of the Moon National Monument. Ich hatte davon bis vor allerkürzester Zeit noch nie etwas gehört und dachte mir, das könnte wohl auch interessant werden und schließlich, nach einer Autofahrt von 6 Stunden wäre es ja ganz nett, noch ein paar Bilder zu machen und ein wenig Natur anzuschauen. So dachte ich. Zunächst ging die Fahrt durch Gebirge, dann durch Prärie wobei die Temperaturen kontinuierlich bis auf 36 Grad anstiegen. Schließlich wurde die karge Prärielandschaft durch etwas quasi durchbrochen, was ich normalerweise als "Schlacke" bezeichne, aber das auf Flächen, die bis zum Horizont reichen: das sind die Lavafelder des Crater of the Moon, eines 1.230 Quadratkilometer umfassenden Vulkangebietes.
Wie in jedem ordentlichen US-Park gibt es auch hier ein Visitors Information Center, in dem ich mir eine Karte für den Crater Loop, die Autofahrstrecke, abhole, dann bezahle ich meine 8 Dollar Rundfahrtgebühr und rein gehts in eine einmalig ehrfurchtgebietende Landschaft aus erstarrten Lavaflüssen, aus dem Boden brechenden Vulkankegeln, Halden aus Bimsstein und immer wieder erstarrte schwarze Lava. Für die Vegetation ist das eine sehr große Herausforderung. Manchmal können sich nur Flechten auf den Oberflächen halten. An anderen Stellen gibt es Büsche und Bäume, aber viele von denen haben dann doch irgendwann aufgegeben und liegen oder stehen noch nun nur als vertrocknete Stämme herum.
Nach dem Aufstieg auf den Inferno Cone - das ist so eine Bimssteinhalde - hat man einen gewaltigen Ausblick auf das ganze Areal das bis zu allen Horizonten reicht. Nur im Norden und Nordwesten erheben sich Idahos Berge vor dem blau-weißen Himmel. Im Süden und Osten erstreckt sich die schwarze Ebene. Der Ort ist so lebensunfreundlich, dass hier die Mondaustronauten kurze Zeit Übungen abhielten. Daher stammt nun auch der Name: Craters of the Moon. Nach eineinhalb Stunden Rundfahrt (lächerlich und eigentlich eine Schande, so schnell wieder abzufahren) und vielen Fotos bin ich dann weiter. Mittlerweile haben dicke Gewitterwolken die Schönwetterwolken abgelöst.
Die Fahrt geht weiter Richtung Idaho Falls. Das Hotelzimmer dort hatte ich wohlweislich bereits am Morgen per Internet gebucht, also bestand keine übertriebene Eile. Auf dem Highway Richtung Osten habe ich dann noch ein Sight abgeklappert, und zwar den EBR-1, den ersten Atomreaktor der Welt, der Strom produzierte. Und zwar anfangs ausreichend für genau 4 (in Worten: vier) Glühbirnen. Ich wußte zwar ansatzweise, dass es das hier zu sehen gibt, aber nun lag es eigentlich rein zufällig am Wegesrand. Seit 1947 wurden in diesem Gebiet in Idaho Kerntechnische Anlagen getestet. Auch heute sind diese Anlagen in Nutzung, man sieht sie links von der Straße, große abgesperrte Gebiete mit weißen Gebäuden und den typischen Kuppelbauten. Der EBR-1 aber liegt auf der anderen Seite und ist seit den 60er Jahren öffentlich zugänglich, wenn man sich an die Öffnungszeiten hält. Schließzeit ist 5 Uhr nachmittags, ich war halb sieben da. Pech gehabt. Dafür steht auf dem Gelände der Prototyp eines nuklearen Flugzeugtriebwerkes - verrücktes Zeug. In der Luft war das Teil nie. Aber ausprobiert wurde es schon, davon zeugen die Schilder, die vor Radioaktivität warnen und das man bitteschön nicht durch den Zaun die Installationen anfassen soll und auch nur auf den gekennzeichneten Wegen bleiben darf. Ich hatte auch nichts anderes vor. Schnell ein paar Bilder und weiter. Gut, dass mein Zimmer schon reserviert war, so entfällt der Streß des Hotelsuchens.
Für den Crater hat sich die lange lange Autofahrt gelohnt, zumal die Gegend etwas mir so völlig unbekanntes und neues war, und deshalb so erstaunlich.
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