07 August 2008

Das Johnston Ridge Observatory

Astoria und seinen Hafen, die blökenden Seelöwen (die ganze Nacht, war aber nicht so schlimm) und die am Hotelfenster auf dem Columbia River vorbeifahrenden Schiffe habe ich hinter mir gelassen, genauso wie nun endgültig auch den Ozean und den Highway 101. Heute zog ein anderes Ziel viel mehr, und zwar eines, was ich schon mindestens seit dem Jahr 2000 immer wieder besucht habe, allerdings nur über die Webcam im Internet. Heute bin ich zum Mount St. Helens gefahren, jenem Vulkan, der am 18. Mai 1980 recht überraschend ausbrach und einen ganzen Landstrich innerhalb von 24 Stunden vollständig verwandelte. Das wollte ich mir, 28 Jahre später selbst einmal anschauen. Etwa 50 Meilen vor dem Ziel kurz ein Abstecher ins Tourist Information Center, wo bereits viele Leute im Andenkenladen Bücher und Postkarten kauften. Dann ging es auf den Rest der Fahrt, vorbei an Farmen, durch kleine Dörfer und schließlich hinein in die blast zone und immer weiter hinauf auf die Berge.
Der Mount St. Helens ist ein Berg der Kaskadenkette, die sich von British Columbia (Kanada) über die Staaten Washington, Oregon bis hinein nach Kalifornien zieht und aus lauter Vulkanen besteht. Der höchste ist der Mount Rainier in der Nähe von Seattle, eine tickende Zeitbombe, wenn man sich anschaut, was der St. Helens geschafft hat. Das Magma steigt aus dem Erdinneren nach oben, wird aber vom Gestein am Austritt gehindert. Der Druck wird höher und höher bis alles in die Luft fliegt. Eine Schilderung der Vorgänge und Folgen des Ausbruchs des St. Helens empfehle ich unbedingt hier, bei Wikipedia nachzulesen. Besser kann man es gar nicht schreiben.

Der Abbruch der Nordflanke des Mount St. Helens

Das Wetter war leider nicht so schön, wie ich es mir gewünscht hatte, aber da kann man wohl nix machen. Aus dem Tal fegte ein strammer Wind auf die Besucherplattform des Johnston Ridge Observatory und brachte den Vulkansand mit, der mit und vielen anderen Leuten das Gesicht schmirgelte. Der Wind treibt endlose Schwaden Vulkansand auch in das Tal, und überall hin, zum Beispiel in die Socken, Taschen und in die Ohren...
Der Berg, oder besser, was von ihm übrig ist und die neuen Landschaften waren aber schön zu sehen, und auch, dass sich die Natur so nach und nach ihren Teil zurückholt. Zwischen den unzähligen umliegenden Baumstämmen von 1980 wuchern doch schon wieder sehr viele junge Bäume und Gebüsche. Die Mondlandschaft ist nur noch im unmittelbaren Umfeld des Berges und auf den Höhen zu erkennen.

Wie die geknickten Streichhölzer liegen ungezählte Baumstämme.

Im Krater selbst hat sich hinter dem neuen Lavadom auch wieder ein Gletscher gebildet, der jüngste Gletscher Amerikas.
Das ganze Drama des Berges ist ja auch eigentlich nichts weiter, als der Kreislauf der Natur, dem hier alles unterliegt. Während die Vegetation zurückkommt, staut sich unter dem Vulkan neues Magma und irgendwann, wenn der Druck zu groß wird, gibt es wieder einen Ausbruch.
Wie klein im Gegensatz zu den Urgewalten die Machwerke des Menschen sind, mag dieser Vergleich verdeutlichen: Hier noch einmal der Blick von den Hügeln Hollywoods auf die Downtown von Los Angeles. Bis hin zu den Wolkenkratzern sind es ungefähr 5,3 Meilen (8,4km).


Der Blick vom Johnston Ridge Observatory in den Krater des St. Helens geht über die gleiche Distanz. Beide Bilder sind mit der gleichen Brennweite (28mm) aufgenommen:

Wenn das Wetter mal schöner ist, ungefähr so wie auf den Postkarten, dann komme ich unbedingt nochmal wieder.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Mikel, da hattest du gestern ja doch noch einen spitzen Tag, trotz des Morgennebels und der Kälte.
Die Bilder und Infos über den Vulkan sind irre und sehr interessant.
Aber deine ganze Route ist für mich bisher sehr interessant und ich lese gerne, wie du alles beschreibst.
Vielen Dank für die Geburtstagswünsche.
Wir wünschen dir noch schöne Tage - hier bei uns ist es elendig heiß - stell dir deine Route bei 33- 35 Grad vor????
Liebe Grüße von allen - Geli

Anonym hat gesagt…

A&A