16 August 2018

Der Goldstandard

So einiges wurde bereits darüber gerätselt, wieviel Gold in Mandalay «verbaut» wurde. Gesicherte Zahlen gibt es sicher nicht, einige grobe Schätzungen müssen reichen. Und meine Schätzung ist: es dürften wohl mehrere Tonnen sein, obwohl das Gold quasi überall nur als Blattgold aufgetragen wird. Doch allein in der Mahamuni-Pagode wird das Auftragen von selbigem Blattgold auf dem Buddha seit etlichen Jahrzehnten als Opfergabe ausgeführt und die inzwischen anstehende Schicht soll 25 bis 30 cm dick sein. Die dortige Buddha-Statue ist so heilig, dass ihr jeden Morgen um 4.30 Uhr der Kopf gewaschen wird und dem Erwachten sogar die Zähne geputzt werden, bevor der unendliche Strom von Gläubigen und deren Blattgoldopfern erneut einsetzt.

Die Mahamuni-Pagode ist eines der wiederum unzähligen Heiligtümer des Buddhismus und folgende Legende rankt sich um den goldenen Buddha:

Es gibt fünf Buddha-Darstellungen, die zu seinen Lebzeiten entstanden sind; zwei sind in Indien, zwei im Paradies, und die fünfte ist das Mahamuni-Bildnis in Myanmar. Der Legende nach besuchte Buddha im Jahr 554 v. Chr. die Stadt Arakan. Der König bat darum, dass ein Bild von ihm, Buddha, gemacht würde. Nachdem Buddha das Bildnis gesehen hatte, atmete er über das Bild und danach wurde es zum genauen Abbild des Buddhas.

Später gelangte die Statue nach Mandalay und ist heute ein zentraler Pilgerort für ganz Myanmar, an dem ungezählte Gläubige ihr Blattgold darreichen. Allerdings nur Männer. Frauen sind auf dem Podest nicht zugelassen und müssen ihre Gebete mit etwas Abstand verrichten. Dafür können sie auf grossen Flachbildschirmen, die überall herumhängen, verfolgen, ob ihre Männer das Blattgold auch wirklich anbringen und nicht einfach nur in die Tasche stecken.

Viele goldene Orte in Mandalay und Umgebung sind sehenswert und stehen quasi in jedem Reiseführer. Doch wie kommt man von dem einen Ort zum anderen? In Myanmar, das gerade den Sprung von der dritten in die zweite Welt wagt, gibt es wenig öffentlichen Nahverkehr im westlichen Sinne. Alles ist viel individueller ausgeprägt und so bietet es sich dem Touristen an, einen eigenen Guide bzw. Fahrer zu engagieren. Entweder man lässt das vom Hotel organisieren, oder, wie in meinem Falle, lässt man sich einfach auf der Strasse von einem Fahrer ansprechen. Das hat den Vorteil, dass man gleich spürt, ob die Chemie stimmt und das Auto in einem guten Zustand ist. Bei den Verhandlungen ist mir immer mal wieder ein verstohlener Blick auf den etwas ältlichen - aber doch wieder nicht ganz so alten - Toyota gelungen, mit Rechtslenker, obwohl in Myanmar seit 1970 Rechtsverkehr gilt. Und wie wurde diese Entscheidung getroffen? Ganz buddhistisch: durch eine Erleuchtung des damaligen Staatschefs Ne Win, der dies in einem Traum anempfohlen bekam. So schnell kann man sich also vom Britischen Empire abwenden, welches immerhin bis 1948 Kolonialmacht war… Die Rechtslenker-Autos deuten dazu noch eine gewisse Nostalgie an, obwohl die praktisch alle aus Japan - ebenso Besatzungsmacht von 1942 bis 1945 - importiert sind. Andererseits: im hiesigen Strassenverkehr ist es sowieso egal, wo das Lenkrad sitzt, denn gefahren wird, wo gerade Platz ist.

Ganz wohl zumute war mir bei der Sache am Anfang nicht, aber zumindest für heute war der Entscheid so richtig, wie die Pagoden der Stadt goldig sind. Jo Jo Taxi hat mich für ca. 30 Euro kreuz und quer herumgefahren und für morgen habe ich gleich noch die Überland-Rundfahrt zu den Altertums-Städten rund um Mandalay gebucht. Die Verständigung auf Englisch ist hervorragend, die meisten der jungen Menschen sprechen passabel bis sehr gut die Weltsprache, vor allem natürlich im Hotel.

Mit den Fotos wird es im Blog leider nicht gut klappen, bis ich wieder in Bangkok bin. Die Verbindungen, selbst über das Telefonnetz sind recht mühsam. Also schaut bitte für mehr bei Facebook und Instagram nach, dort gibt es tatsächlich mehr Fotos (weil das Hochladen komfortabler ist).


Gold wohin man schaut...

Auch Buddha muss mal schlafen...


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