Jo Jo hatte mir die Route erklärt. Zuerst fahren
wir nach Monywa, zur Bodhi-Tataung-Pagode mit einem liegenden Buddha und dem
zweitgrössten stehenden Buddha der Welt. Das würde etwa 2.5 Stunden dauern.
Ziemlich genau nach dieser Zeit waren wir, die ganze internationale Familie,
tatsächlich vor Ort und ich staunte nicht schlecht. Eine 130 Meter hohe
Buddha-Statue glänzt in der stechenden Tropensonne. Jo Jo entlässt mich wie
üblich mit dem Hinweis, wo er warten wird. Ein kleines Stück laufe ich mit
seinen Eltern noch mit, die im übrigen sehr freundlich sind und sich via Herrn
Jo Jo sen. auch etwas auf Englisch verständigen können. Am Eingang zur Statue
bin ich dann auf mich gestellt. Schuhe abziehen, über die kochend heissen
Marmorplatten hüpfen und schnell rein in den Buddha. Die Frage war für mich
nur: mache ich den Aufstieg, ja (aber dann vollständig) oder nein?
Der hoffnungsvoll stimmende Aufzugsturm hinter der
Statue entpuppte sich als ewige Baustelle und auch die Angabe im Reiseführer,
wonach erst 16 Etagen begehbar sind, erwies sich als überholt. Das Bauvorhaben
befindet sich im Status dazwischen: alle 30 Etagen sind begehbar, aber nur über
die Treppe! Und keine Klimaanlage im Inneren…
Also was soll’s, ich beginne und beende meinen
Aufstieg durch den Buddha und erlebe eine Welt voller wundersamer
buddhistischer Werke aus aller Welt. Jede Etage hat offenbar einen
Hauptsponsor, viele aus den USA bzw. Europa und scheinbar ist jede Etage einem
Thema gewidmet. Manches ist gut erkennbar, zB. die Jungfrauengeburt Siddhartha
Gautamas: aus der Achselhöhle seiner Mutter Maya, die sich an einem Baum
festhält. Und der kleine macht gleich sieben Schritte.
Andere Darstellungen sind dagegen nicht so einfach
zu verstehen. Mehrere Etagen sind ausgesprochen bildhaften Gewalttätigkeiten
gewidmet, die so gar nicht zum Klischee des Buddhismus passen. Die Erklärungen
dazu leider nur in birmanischer Sprache und vielleicht findet sich an dieser
Stelle ein kundiger Leser, der dieses erklären kann. Ich würde mich freuen.
Auf zum nächsten Ziel - wohlgemerkt, an einem Tag,
an dem noch die Stadt Bagan erreicht werden muss: die Thanboddhay-Pagode in
Monywa. Erbaut erst in den vierziger und fünfziger Jahren, macht sie aber einen
ganz und gar historischen Eindruck. Mein Guide Jo Jo verweist mich noch auf den
Wachturm, ein lustiges Türmchen, auf das eine abenteuerliche Treppe aussenherum
hinaufführt. Asiatische Grössenverhältnisse und vorsorglich für Frauen gesperrt
(«Females are not climb» steht unten dran und das kann sich ja mal jeder selber
übersetzen…)
Danach weiter zum letzten Ziel des Tages, die
Grottenbuddhas in Pho Win Taung. Ein mehrteiliges und weitläufiges Areal mit unzähligen,
aus dem Sandstein geschlagenen Höhlen, in denen nur der Buddha sitzen geblieben
ist. Alles etwas verwittert und von der Natur in Beschlag genommen.
Dann war – endlich – Abreise und die eigentliche
Fahrt nach Bagan, ca. 100 km entfernt, begann. Verstohlen warf ich immer mal
wieder einen Blick auf Google Maps und die Route und die Zeit wurde und wurde
nicht kürzer, wohingegen der Himmel dunkler und dunkler wurde. Ein Monsunsturm
zog sich ziemlich konsequent über der Strasse zusammen und tatsächlich
pladderte bald der Regen so stark, dass keine 50 Meter Sicht
mehr möglich waren. In Kürze war die Strasse ein fast durchgängiges Wasserbett
und ich dachte: nur gut, dass dieser Kleinlaster mit seiner einen Rückleuchte
vor uns fährt. Soll doch der den Weg spuren. Dann liess der Regen nach und Jo
Jo liess den Laster ziehen. Irgendetwas stimmte am Auto nicht. Seine Frau
plapperte aufgeregt, Jo Jo zischte irgendwas (Übersetzung zweifelhaft, aber
vorstellbar) und erklärte mir dann, dass wir einen Platten hätten, aber das
würde in kurzer Zeit behoben sein und ich könne ruhig im Auto sitzen bleiben.
Letzteres kam mir dann doch etwas zu kolonial vor und ging auch gar nicht.
Schnell griff nämlich die ganze Familie zu – gut dass man sie dabei hat. Der
Kofferraum musste ausgeräumt werden, damit man an das Reserverad kommt. Alle
Koffer raus, aber damit sie nicht im Regen stehen, alles auf die Sitze packen.
Dann das Reserverad losschrauben, was die Ehefrau übernimmt. Der Vater sperrte
inzwischen die Strasse mit Steinen ab, also das, was bei uns das Warndreieck ist.
Radmuttern lösen, weggesprungene aus der Pfütze fischen und saubermachen,
plattes Rad weg, «neues» dran… Mir blieb am Ende nichts anderes zu helfen, als
den Regenschirm zu halten, wobei das bei Gewitter, welches inzwischen wieder
einsetzte, ein mir äusserst unangenehmer Job war. Aber was hilft es, das Rad
muss gewechselt werden und es wurde gewechselt. Binnen 20 Minuten war die Sache
erledigt, wobei es auch deswegen etwas schneller ging, da nicht alle Radmuttern
in Betrieb waren.
Auto einpacken, Steine von der Strasse wegräumen (!)
und abfahren. Inzwischen hatten Blitz, Donner und Regen wieder ein
beängstigendes Ausmass erreicht. Und es waren immer noch knappe 80 Kilometer zu
fahren. Welcher Mensch stellt sich in so einer Situation nicht auch die Frage
danach, was passiert eigentlich, wenn jetzt noch ein Rad plattgeht? Schliesslich wurde der
Vorrat an Reserverrädern gerade aufgebraucht…
In stockdunkler Nacht und bei strömendem Regen war
das Hotel dann schliesslich gegen 21.00 Uhr erreicht. Leider das falsche. Also
nochmal eine kleine Runde und dann aber richtig. Etwa 21.10 Uhr konnte ich Jo
Jo, meinen treuen und zuverlässigen Fahrer bezahlen, mich verabschieden, mein
Zimmer beziehen, schnell duschen und gerade noch vor Betriebsschluss etwas im
Restaurant essen und trinken. Die Tempelwelt von Bagan hatten wir schon
durchfahren, davon war aber in der Dunkelheit nichts zu sehen. Dazu werden dann
die kommenden zwei Tage genutzt.
Mandalay dagegen liegt hinter mir. Eine
interessante Stadt, voller goldener Pagoden und Tempel und mit recht netten
Menschen. Ich denke, Taxifahrer Jo Jo ist da repräsentativ für die überwiegende
Mehrheit der Myanmarer.
Die 130m hohe Statue des stehenden Buddhas. |
Liegender Buddha - Detail |
Nochmal der ganze liegende Buddha - ca. 90 Meter lang. |
Der Pilger muss sich - barfuss - zu Fuss auf den Berg bemühen. Hindurch durch die Händler. Das haben sie irgendwo abgeschaut... |
Die Buddhas bewachen ihre Pagode. |
Von überall her schauen die Buddhas herab. |
Ein lustiges Wachtürmchen |
Die Pagode vom Wachturm aus gesehen. |
Aus dem Sandstein gescharbeiteter Buddha (einer von vielen) |
Der goldene Frosch verabschiedet uns... |
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