20 August 2018

Ich sollte wohl...

... mal wieder was schreiben - das ist mir heute, gestern und auch vorgestern und auch an dem Tag davor in den Sinn gekommen. Der letzte Post ist vom 16. August und da hatte ich die Innenstadttour durch Mandalay besprochen. Inzwischen sind vier Tage vergangen und Mandalay liegt weit hinter mir. Trotzdem gerne noch die Zusammenfassung der Ereignisse.

Nach der bereits erwähnten Tour durch die Tempel und Klöster der Stadt mit ihren wunderbar-goldenen Stupas ging es am Freitag, den 17. August raus in das Umland. Mandalay selbst ist gar nicht so uralt, das zeigt allein der schachbrettartige Umriss der Stadt. Von 1857 an diente es als Hauptstadt des Königreiches. Davor hatte diesen Status die in der Nähe liegende Stadt Amarapura inne, die heute "nur" noch als Vorort von Mandalay gesehen werden kann. Ja, so läuft es manchmal, wenn astrologische Berechnungen die Grundlage für den Entscheid für oder gegen einen Königssitz herangezogen werden. Das war nämlich hier durchaus der Fall. Hingegen half alles nichts, denn auch die Königreiche zerfielen und 1885 kam Birma unter britische Kolonialherrschaft (Britisch-Indien). Ehrlicherweise muss bezüglich der Hauptstadt Mandalay und Amarapura gesagt werden, dass auch diese nicht die erste bzw. zweite Hauptstadt des Reiches war. Vorher waren dies Saigaing, Inwa und andere Orte der verschiedenen damaligen Reiche. Inwieweit astrologische Erwägungen oder Kriege oder anderes Gründe für einen Umzug waren, soll ein andermal geklärt werden. Geografisch befinden sich die Orte im Umland von Mandalay und bieten daher grossen Anreiz für eine geführte Tagestour.

Mein bewährter Fahrer Jo Jo kennt sich aus und steht mit dem Wagen, für den er monatlich eine Miete zu bezahlen hat, pünktlich um 9.30 Uhr vor dem Hotel und es geht los. Zuerst durch Mandalay, in deren Aussenbezirken eine Strasse der anderen gleicht. Dann durch den "Vorort" Amarapura, deren Strassen wiederum denen von Mandalay gleichen. Überall das ähnliche Bild: Strassenverkäufer, Handkarren, Hunde, die mit Kleinkindern direkt (!) an der Hauptverkehrsstrasse spielen. Und über allem ein elender Staub, vermischt mit dem Qualm der Niedertemperaturfeuer, die hier überall zum Kochen und/oder zum Verbrennen von Zeugs an der Strasse genutzt werden. Überhaupt, die Hauptausfallstrasse: die sollte wohl vierspurig entstehen, aber es fehlt die Bemalung. In Bezug auf Motorräder ist sie jetzt halt 10-spurig. Hingegen können Autos nur knapp überholen, weil das Bankett rechts in so schlechtem Zustand ist, dass die Autos lieber gleich in der Mitte bleiben. Das allerärgste aber sind die Bewohner aus den jetzt zur Regenzeit überfluteten Gebieten. Die haben sich auf dem Mittelstreifen "häuslich" eingerichtet. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht gesehen hat: direkt neben der Fahrspur befinden sich die Flechtmatten, die die Häuserwände darstellen und dahinter liegen die Menschen auf ihren Betten und schlafen... zwischen den Häusern wieder Feuerstellen, Kinder, Hunde und alles mögliche andere. Und rechts und links davon rollt der endlose Verkehr von Motorrädern, Tuk Tuks, abenteuerlichen Lastwagen, und Pkw der Ober- und Unterschicht.
Wenn jemand noch einmal von den sogenannten "schlechten Zuständen" in Mitteleuropa spricht, dann möge er bitte in einem Drittweltland nachschauen und dann überlegen, was gut und was schlecht ist...

Die Fahr übers Land führte schliesslich zu den alten Königsstädten am Irawadyfluss. Zerfallene Städte und goldglänzende Pagoden, soweit das Auge reicht. Die unendlich vorhanden Buddhas zeugen von der einstigen und heutigen religiösen Realität, die so gar nichts gespieltes hat. Zum Beispiel ist es selbstverständlich, am Eingang eines Tempels Schuhe und ggf. Socken abzuziehen. (alles was nicht der Selbstverständlichkeit unterliegt, wird mit umgerechnet 3 Dollar Strafe abgerechnet).

Ein ganzer Tag auf Pagoden-Tour, Einsteigen, Aussteigen, Einsteigen. Bei - trotz Regenzeit - recht scharfer Sonne barfuss über sehr heisse Steinplatten laufen... und dann immer wieder diese sehr imposanten Bauwerke zu bewundern - das alles kostet Zeit und Kraft. Und am Ende hatte ich nicht mehr richtig die Musse, der Welt längste Teakholzbrücke bei Sonnenuntergang zu bewundern (U-Bein-Brücke). Ich war zwar drauf, aber zu sehr damit beschäftigt, mich in der Mitte zu halten, denn einerseits wollten viele andere Leute das auch und andererseits fehlten die sonst üblichen Geländer. Für ein (unfreiwilliges) Bad war ich an dem Abend definitiv zu müde.

Immerhin  veranlasste mich die Müdigkeit, meinen Fahrer Jo Jo gleich noch für den nächsten Tag zun engagieren, denn dann stand der Sprung in die Ebene auf dem Programm und ich konnte mir somit die Suche nach einem neuen Fahrer ersparen. Ausserdem - und das sage und schreibe ich wirklich gerne - Jo Jo ist der perfekte Fahrer: zu allererst hat er faire Preise, die nicht verhandelt werden brauchen. Weiterhin kennt er seine Heimat und darüber hinaus ist er flexibel und spricht gut Englisch. Letzteres hat er sich selbst beigebracht, "um im Geschäft zu bestehen". Wenn jemals jemand von Euch Lesern nach Mandalay reist, dann bucht Jo Jo für eure Rundfahrten und ihr werdet es nicht bereuen.

Jo Jo, sein Vater und seine Ehefrau können auch prima einen Reifen während eines Monsun-Gewitters wechseln, während der Tourist nur staunend dabeisteht und den Regenschirm hält. Wie das geht, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

Eine koreanische Reisegruppe hat gerade ihr Gebet begonnen.

Tempelmarkt... nichts ungewöhnliches.





Die alte Königsstadt Inwa.

Zwei, die den Abend geniessen.

Und auch andere sind ganz entspannt.


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