Nach der etwas abenteuerlichen Fahrt von Mandalay
nach Bagan galt es nunmehr, diesen historischen Ort zu erkunden. Zunächst ging
es mir nur um die Hotelanlage, die direkt am Irrawaddyfluss liegt und mit
Annehmilichkeiten wie Frühstücksbuffet und Promenadenrestaurant für sich wirbt.
Im Internet sieht das immer alles etwas glattgebügelt aus, die tropische Realität
lässt sich dann aber eben doch nicht verbergen. Durch Regen, Feuchtigkeit und
Sonne sind alle Gebäude etwas angegriffen. Trotzdem: am Charme der Anlage und an
der Freundlichkeit des Personals hat das Tropenwetter noch nicht nagen können.
Und das Frühstücksbuffet ist tatsächlich eines: Auswahl von westlichen und
einheimischen Speisen und Getränken. Schon immer habe ich mir gewünscht, gebratenen
Reis, gebratene Nudeln und dazu Toast mit Rührei auch mal am Morgen serviert zu
bekommen. Hier in Myanmar ist es möglich. Viele Gäste sind zur jetzigen
Nebensaison auch nicht da, so dass es – wie angenehm – kein Gedränge gibt.
Alles ganz locker.
Nach dem Frühstück stellt sich die Frage, wie ich
jetzt zu den Tempelanlagen komme. Und die Antwort ist eigentlich in mehrerlei
Hinsicht ganz einfach: 1. ich bin schon mittendrin. Und 2. Auch hier gibt es
Fahrer, die ihre Dienste anbieten, oder die Velos oder E-Motorräder vermieten.
Mein Fahrer wartet schon vor dem Hotel und nach einer kurzen innerlichen
Überprüfung entscheide ich mich gegen Velo - zu warm - und auch gegen das
E-Motorrad - zu wenig Übung (die E-Bikes sind übrigens nur für die umweltbewussten Touristen da). Also bleibt noch das Tuk Tuk, welches ich für
einen halben Tag miete. Mein Fahrer heisst Naing Naing und das Tuk Tuk hat seinen
lautmalerischen Namen von dem Geräusch, welches der Einzylinder-Motor von sich
gibt. Im Prinzip ist es das, was früher mal ein Fahrrad-Rikscha war, bloss eben
inzwischen mit Motor.
Naing Naing verspricht mir eine Halbtagestour in
der südlich gelegenen Region um Neu-Bagan. Da fahren wir zuerst hin und
arbeiten uns dann vor. Gegen 15 Uhr sollten wir fertig sein.
Auch Naing Naing spricht beeindruckend passables
Englisch und erklärt mir, dass heute die Strassen etwas voller sind, weil
gerade ein Festival stattfindet. Inmitten diesem finden wir uns auch sogleich
wieder und man kann sich nicht vorstellen, wie eng es werden kann, wenn ein
paar tausend Leute sich eine Strasse entlang-schieben und dann auch noch
Motorräder und Autos da durchwollen. Mein Fahrer hat sich das natürlich nicht
angetan. Er wartet auf mich am Ende der Strasse und ich wollte ja – eigentlich –
Pagoden anschauen, platze aber jetzt mitten in ein Volksfest. Natürlich mal
wieder in der Minderzahl, 2 bis 3 andere Westler waren noch unterwegs…
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Alle müssen essen... |
Die Stadt Bagan ist seit langer ein Zentrum in
diesem Teil des Landes. Bereits vor über tausend Jahren war die günstige Lage
am Fluss bekannt und die im Folgenden herrschenden Könige Oberbirmas schätzten
die fruchtbare Ebene. Schliesslich wurde der örtliche Schlangenkult vom
Buddhismus abgelöst, der bereits seit längerem aus Indien nach Osten vordrang. Mit
ihm als Herrschaftssicherung begann die Blütezeit Bagans und damit die Zeit des
Pagodenbaus. 6000 religiöse Gebäude sollen insgesamt errichtet worden sein. Doch
so wie die Religion den Aufstieg sicherte, trug sie letztlich zum Niedergang
bei. Die Kosten für Neubauten, Unterhalt, Erhaltung der Gunst der Klöster und
Provinzen stiegen ins unermessliche Höhen während an den Grenzen feindliche
Völker das Land bedrängten und letztlich niederwarfen.
Geblieben sind ca. 2'000 Stupas und Tempel, die im
Laufe der folgenden Jahrhunderte den Kräften der Natur anheimfielen. In den
70er Jahren, nach einen grösseren fehlerhaften Sanierungen und vor allem einem
schweren Erdbeben war von einigen Gebäuden nicht mehr übrig, als ein Haufen
Steine und selbst diese wurden für andere Vorhaben verwendet. So begannen erst
in den Achtziger Jahren umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten, die nicht
immer – oder besser: eigentlich gar nicht – dem historischen Erbe gerecht
werden. Meistens handelt es sich um reine Neubauten, die sich an alten Plänen
und Fotos orientieren. Immerhin ist die Motivation historisch übernommen: die
Militärregierung konnte damit dem Volk zeigen, wie viel Wert ihr der Buddhismus
ist.
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Sieht doch ein bisschen wie eine Kirche aus. Jederzeit könnte Orgelklang ertönen... |
Das also ist das Gebiet, in dem ich unterwegs bin
und so geht es von einer Pagode, einem Tempel, einer Stupa zur nächsten. Viele
Fotos, viel Sonne, viel Schweiss, aber am Ende des Tages, in diesem Fall gegen
15.30 Uhr) bin ich sehr zufrieden am Hotel wieder angekommen und kann den Rest
des Nachmittags mit dem Ausblick auf den Fluss geniessen.
Direkt vor meinen Augen wird auch schon ein Teil
des Panorama-Restaurants hergerichtet: grosse runde Tische, überzogen mit
goldenen Tischdecken. Die Stühle ebenso bezogen und die Gedecke unter Aufsicht
des Managers fein hergerichtet. Da fragt man sich doch gleich, welcher
besondere Anlass dort geplant ist – und ob der normale Hotelgast an dem Abend
dort auch Zutritt hat. Er hatte. Und der Barkeeper raunte mir am späteren Abend,
als die Festgesellschaft am Speisen war noch zu, dass heute die
Eigentümerfamilie gekommen sei und sie dort ihren Abend verbringen. Aha…
Der zweite Tag in Bagan glich im Wesentlichen dem
ersten, bloss dass ich erst gegen Mittag mit einer Tour startete. Diesmal ging
es gen Norden und Fahrerin war die Schwester von Naing Naing, die mich nach der
Hälfte an ihren Cousin (???) übergab und meinte, er fährt genauso gut und
sicher wie sie selbst. Alles okay also.
Die Tour beinhaltete als erstes den Besuch des Marktes
von Nyaung, der nördlichen Nachbarstadt von Bagan. Ein traditioneller Dorfmarkt,
ganz ohne Touristen, dafür viel roher Fisch, rohes Fleisch, Plastikstühle und
Gummischuhe. Alles das, was die Leute hier brauchen und was kein Touri kaufen
würde. Ich bin also am richtigen Ort.
Danach geht es weiter zur Schwezigon-Pagode, die auch
bereits fast tausend Jahre alt ist, aber das Gold glänzt immer wie neu. An dem
Ort bin ich dann noch Opfer einer Touristenfalle geworden und fand mich
plötzlich inmitten einer Schar von bettelnden Frauen jeglichen Alters wieder. Die
Reiseberichte im Internet geben Auskunft: wenn der Tourist zum Lucky Buddha
geht, was nichts mehr ist als eine verwitterte steinerne Säule, als Buddha absolut nicht erkenbar, wird er ordentlich abgezogen. Es war schon schräg und nachher ärgert man
sich. Aber was solls, auch das gehört dazu und kostete am Ende ein paar Dollar
und das Gefühl, reingelegt worden zu sein. Dabei war das noch nicht mal das Ende.
Am Eingang (mein Fahrer hatte mir geraten, meine Schuhe im Tuk Tuk zu lassen,
auch darüber schreiben die Reiseführer) hatte mich gleich eine Frau abgegriffen
und mir ein Papierschmetterling ans Hemd gesteckt. Ein Geschenk, und ich sollte
doch auf dem Rückweg wieder bei ihr vorbeikommen. Schön doof, sage ich heute.
Der Schmetterling als Erkennungszeichen für einen nichtsahnenden Touristen.
Dann die Sache mit dem Lucky Buddha. Nicht mit mir, dachte ich und nahm auf dem
Rückweg einen anderen Ausgang. Doch meine künftige Geschäftspartnerin hatte das wohl geahnt, stand bei Fuss und liess mich nicht gehen. Geschickt wurde ich an meinem Taxi
vorbeigelotst und fand mich an ihrem Familienstand wieder. Auch ein Stuhl wurde
mir für die Verhandlungen angeboten, den ich dann aber dankend ablehnte. Nach
erbittertem Feilschen kamen wir schliesslich ins Geschäft. Ein Messing(?)-Figürchen
für 7'000 Kyat (ca. 5 Dollar), handgemacht von ihrer armen armen Familie, die
das Geld soooo glücklich macht. Handarbeit, versteht sich. Seltsam nur, dass auf
dem ganzen Tempelareal, im ganzen von mir besuchten Burma überhaupt diese
Figuren verdammt einheitlich aussehen… Nein, sowas passiert mir nicht nochmal.
Doch das Figürchen ist jetzt in der Hand ihrer Schwester (?), die an ihrem
Stand das Papier zum Einwickeln hat. Also da rüber und gleich beginnt das Spiel
von vorne, noch ehe ich mein 5-Dollar-Souvenir überhaupt in Händen halte,
beginnt der Verhandlungsmarathon vor neuem. Diesmal breche ich aber ab und
verlange die Herausgabe meiner Ware. Nichts wie weg hier. Aber lustig war es
trotzdem. Das Papier, in das die Figur letztlich eingepackt war, ist auch
hochinteressant (siehe Bild)…
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Ist das Mengenlehre? Profis bitte vor und erklären!
(Für mich und die Verkäuferin-Schwester war es Einwickelpapier) |
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Schreine überall - besonders hübsch mit Kabelkanal... |
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Noch ein Dom |
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Was die zwei wohl zu betratschen haben? |
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Die Schwezigon-Pagode |
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Ein bisschen italienische Gotik gefällig? |
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Endlose Pagodenlandschaft |
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